Während jeder von uns hin und wieder Kopfschmerzen hat, leidet rund 10 % der Bevölkerung auch hin und wieder unter Migräne. Setzt die Migräne erst einmal ein, ist es nahezu unmöglich, seiner Arbeit weiter nachzugehen.

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Symptome – Wie erkenne ich Migräne?

Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft – ja, diese gibt es wirklich – kennt mehr als 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen, die wiederum in 13 Hauptgruppen aufgeteilt werden können. Doch auch ohne diese Zahlen weißt du sicherlich, dass Kopfschmerzen nicht gleich Kopfschmerzen sind. Es gibt latent-schwache und starke, die nach kurzer Zeit wieder verschwinden, Kopfschmerzen im Stirnbereich, auf Höhe der Schläfen oder auch oberhalb des Nackens. Und dann gibt es selbstverständlich die Migräne, die fast schon als die (böse) Königin der Kopfschmerzen bezeichnet werden kann.

Wenn man so will, dann ist Migräne Kopfschmerz mit Extras. Die Schmerzen treten meist plötzlich und sehr intensiv auf, weswegen man auch von Migräneanfällen oder -attacken spricht. Weiterhin unterscheidet sich der Schmerz in mehreren Punkten von herkömmlichen Kopfschmerzen. Während diese als dumpf, manchmal auch ziehend bezeichnet werden können, ist Migräne pochend und hämmernd. Bewegung und frische Luft – zwei Faktoren, die herkömmliche Kopfschmerzen häufig verschwinden lassen – bestärken eine Migräne oftmals zusätzlich. Was hier hilft, sind Ruhe, Dunkelheit, eine liegende Körperhaltung und im Extremfall Medikamente.

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Nicht zuletzt kommt eine echte Migräne meist auch mit weiteren Symptomen daher. Neben den Schmerzen leiden Betroffene häufig auch unter Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Ein sehr spezielles Migräne-Symptom ist die Aura, eine neurologische Störung, die in verschiedenen Ausprägungen daherkommt. Hierzu gehören:

  • Sprachstörungen
  • Lähmungen
  • veränderte Farbwahrnehmung
  • optische Störungen

Wenn eine Person unter Migräne mit Aura leidet, dann kündigt diese einen Anfall meist zuverlässig an. Patienten haben dann die Möglichkeit, sich entsprechend vorzubereiten. Allerdings kennen auch nur rund 10 bis 30 Prozent aller Migräne-Patienten das Aura-Phänomen in einer seiner Ausprägungen.

Wichtig: Es gibt nicht „die eine“ Migräne, sondern ebenso wie bei herkömmlichen Kopfschmerzen verschiedene Arten mit unterschiedlichen Symptomen und Intensität.

Was sind Ursachen für Migräne?

Was genau die Ursache für Migräneanfälle ist, können Mediziner noch nicht eindeutig sagen. Feststeht, dass jeder Patient andere Trigger hat. Trigger sind bestimmte Faktoren, die eine Migräne auslösen (und nicht ihre Ursache!). Wer häufig unter den Anfällen leidet, sollte unbedingt ein Migräne-Tagebuch führen und dort alle Besonderheiten, Störfaktoren usw. aufschreiben. Nach einer Weile kannst du dann genau bestimmen, was deine Trigger sind – und ihnen aus dem Weg gehen. Typische Trigger beziehungsweise Auslöser für Migräne sind:

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  • abrupter Wetterwechsel (egal ob von warm auf kalt oder kalt auf warm)
  • Reizüberflutung (sowohl Gerüche und Geräusche als auch visuelle Reize)
  • Stress (beruflicher aber auch privater)
  • Hormonschwankungen (weswegen mehr Frauen als Männer unter Migräne leiden)
  • Lebens- und Genussmittel
  • nicht ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Änderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus
  • andere Änderungen des Alltags und im Arbeitsleben
  • Konflikte (beispielsweise mit Kollegen oder dem Vorgesetzten)

Wichtig: Jeder Migräne-Patient ist anders. Während der eine einen Wetterwechsel gut wegsteckt, dafür aber umso empfindlicher auf bestimmte Gerüche reagiert, kann es beim anderen genau anders herum sein. Es gibt Menschen, die dem beruflichen Stress sehr gut standhalten und Menschen, die selbst bei kleinsten Auseinandersetzungen mit dem Kollegen zu einer Migräneattacke neigen. Umso wichtiger ist es, seine eigenen Trigger so genau und gut wie möglich zu kennen.

Das Büro: Spießrutenlauf für viele Migräne-Patienten

So verschieden die Auslöser einer Migräne auch sind, viele Patienten müssen besonders im beruflichen Alltag aufpassen, nicht von einem Anfall überrascht zu werden. Kein Wunder, denn im Büro lauern unzählige Migräne-Trigger.

Das beißende Parfüm der Kollegin, ein veralteter, flackernder Monitor, das unglaublich laute Tastatur-Klimpern des Praktikanten, eine lautstarke Auseinandersetzung zwischen zwei Streithähnen, grelles Neonlicht im Großraumbüro – allein die unzähligen Reize, die am Arbeitsplatz auf uns niederprasseln, sind die „besten“ Voraussetzungen für eine Migräne. Hinzu kommen Termindruck, unzufriedene Kunden, meckernde Vorgesetzte, neue Mitarbeiter, die ihre Aufgaben auch nach der hundertsten Erklärung nicht verstehen und und und. Wer besonders anfällig ist und mehrere Migräne-Trigger hat, wird im Arbeitsalltag häufig zu den pulsierenden Kopfschmerzen neigen. Wenn eine Migräne eintritt, gilt es, schnell zu handeln. Von allein wird sie nämlich nicht verschwinden.

Welche Rolle spielt die Haltung am Schreibtisch?

Kopfschmerzen gehören für viele genauso zum Arbeitsalltag wie das Meeting mit Kollegen und das Kundentelefonat. Grund hierfür sind nicht nur Geräusche und andere Reize, sondern auch die (fehlerhafte) Haltung am Schreibtisch. Das wohl am häufigsten auftretende Problem: Der Arbeitsplatz ist nicht ergonomisch eingerichtet. Die Folgen:

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  • eine fehlerhafte Haltung
  • Spannungen im Schulter- und Nackenbereich, die in den Kopf ziehen und Schmerzen bzw. Migräne auslösen können

Krankschreibung wegen Migräne?

Es ist unumstritten, dass eine Migräne nicht „bloß einfache Kopfschmerzen“ sind. Wer von einem Anfall überrollt wird, ist in aller Regel nicht mehr in der Lage, weiterzuarbeiten. Nicht nur die Kopfschmerzen an sich, sondern auch Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit beeinträchtigen die Konzentration des Betroffenen stark und sorgen auch dafür, dass häufiger Fehler gemacht werden. Es ist daher alles andere als sinnvoll, weiter im Büro zu bleiben und seine Aufgaben abzuarbeiten.

Wenn du während des Arbeitstages eine Migräneattacke hast, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Verständnis deines Vorgesetzten setzen können. Gerade, wenn Medikamente allein nicht helfen, ist es unverzichtbar, dass du dich an einen ruhigen und dunklen Ort zurückziehen kannst.

Wird eine Krankschreibung für die versäumten Arbeitsstunden verlangt, ist das auch kein Problem. Hausärzte werden dir den entsprechenden Schein ohne Murren ausstellen – wenn die Migräne diagnostiziert wurde. Es kann sein, dass du hierfür zusätzlich einen Neurologen aufsuchen musst. Dieser Gang ist jedoch in der Regel einmalig.

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Wer hofft, vom Arzt gleich für eine ganze Woche krankgeschrieben zu werden, muss leider enttäuscht werden. Eine Migräne kommt plötzlich und geht auch meist wieder schnell. Häufig ist sie nach 24 Stunden wieder verschwunden. Das bedeutet, dass du nach einem, maximal drei Tagen wieder bereit sein wirst, zu arbeiten.

Was hilft gegen Migräne?

Egal, wie gut du deine Trigger kennst und ihnen aus dem Weg gehst, früher oder später erwischt dich sicherlich die nächste Migräne-Attacke. Wenn es soweit ist, solltest du ganz genau wissen, wie du dich verhalten musst. Im Folgenden erklären wir dir genauer, was gegen Migräne hilft.

  • Ruhe und Dunkelheit: Wenn sich eine Attacke ankündigt, ist es unverzichtbar, sich als Betroffener in einen ruhigen und dunklen Raum zurückzuziehen. Lege dich hin und schalte alle Geräte wie Fernseher, Radio und Smartphone aus. Versuche, zur Ruhe zu kommen und eventuell auch zu schlafen. Die liegende Position kann den Druck auf den Kopf eventuell verringern.
  • Medikamente: Auch wenn Tabletten, die vom Arzt verschrieben werden, die Migräne nicht dauerhaft heilen, helfen sie doch sehr gut bei einem akuten Anfall. Als Migräne-Patient solltest du die entsprechenden Medikamente stets bei dir haben – schließlich kann dich die Attacke auch im Büro oder unterwegs ereilen. Weiterhin ist es wichtig, die Tablette so früh wie möglich einzunehmen. Im Frühstadium der Migräne kann sie einen Anfall sogar verhindern. Achte daher genau auf die Anzeichen einer sich ankündigenden Migräne.
  • Pflanzliche Mittel: Immer mehr Betroffene, die unter Migräne leiden, wollen weg von der Chemie und hin zur Natur. Tatsächlich gibt es einige Heilkräuter, die die Symptome der Attacken nachweislich verringern. Hierzu gehören in erster Linie Pestwurz und Mutterkraut.
  • Kognitive Verhaltenstherapie: Du selbst kennst deinen Körper am besten und weißt daher genau, was gut (und schlecht) für ihn ist. Ehe Medikamente gegen Migräne eingesetzt werden, wird dir dein Arzt zu einer kognitiven Verhaltenstherapie raten. Hierbei geht es (allgemein formuliert) darum, deinen Lebensstil so zu beeinflussen, dass die Migräne-Trigger möglichst komplett umgangen werden. Wenn du beispielsweise anfällig für Migräne durch Stress bist, lernst du, besser mit diesem umzugehen und ihn auf verschiedene Weisen wie Sport oder Entspannungsübungen zu kompensieren.
  • Homöopathie: Homöopathische Behandlungen als Gegenpol zur Schulmedizin polarisieren. Während die einen davon überzeugt sind, sind sich andere sicher, dass es sich hierbei um Hokuspokus handelt. Fakt ist: Homöopathie „funktioniert“ nur, wenn man daran glaubt. Zahlreiche Heilpraktiker und auch homöopathisch orientierte Mediziner sind davon überzeugt, dass diverse Behandlungsmethoden gegen Migräne helfen. Was genau die Symptome verringert, hängt von der Art und Ausprägung der Migräne ab.
  • Akupunktur: Ganz ähnlich verhält es sich auch bei der alternativen Heilmethode Akupunktur. Auch ihr wird nachgesagt, dass sie präventiv gegen Migräne eingesetzt werden kann. Im akuten Fall ist sie jedoch unbrauchbar.
  • Gesunder Lebensstil: Sport, eine ausgewogene Ernährung, ausreichend frische Luft – ein gesunder Lebensstil hilft zwar nicht bei akuter Migräne, kann jedoch Anzahl und Dauer der Anfälle merklich reduzieren. Menschen, die zu extrem starken Kopfschmerzen neigen, sollten ihren Lebensstil einmal gründlich überdenken und schauen, wo eventuell noch Optimierungsbedarf besteht.
  • Hausmittel gegen Migräne: Wer das Abklingen einer Migräne durch Hausmittel beschleunigen will, kann beispielsweise eine warme oder kalte Kompresse auf den Kopf legen. Was besser für dich ist und mehr Linderung der Beschwerden bringt, muss im Einzelfall getestet werden. Ein weiteres Hausmittel gegen Migräne, das häufig angewendet wird, sind ätherische Öle wie beispielsweise Pfefferminzöl. Einige Patienten beschreiben weiterhin, dass ihnen warme Fußbäder mit Kamille während einer Migräne guttun.

Das gilt es bei Migräne zu vermeiden

Nachdem du nun weißt, was gegen Migräne hilft, soll der Vollständigkeit halber auch noch auf diverse Punkte hingewiesen werden, auf die du während eines Anfalls besser verzichtest.

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  • Arbeit: Egal ob Erzieherin, Bauarbeiter oder Büro-Angestellter – während einer Migräne weiterzuarbeiten, ist nicht nur eine Qual, sondern auch absoluter Nonsens. Du wirst dich nämlich keinesfalls konzentrieren können und stattdessen zu Fehlern neigen.
  • Auto fahren: Hierbei handelt es sich um ein No-Go, das deine eigene Gesundheit, aber auch die von anderen gefährdet. Wer unter starke Migräne leidet, hat große Probleme, sich auf den Straßenverkehr zu fokussieren. Nach Einnahme von (starken) Schmerzmitteln steigt das Unfallrisiko zusätzlich.
  • Bewegung und frische Luft: Was im Fall von klassischen Kopfschmerzen oftmals hilft, ist bei Migräne pures Gift. Gerade dann, wenn du sehr lichtempfindlich bist, kann ein Spaziergang im Freien zur Tortur werden.
  • Smartphone, Laptop und Co.: Elektronische Geräte mit grell leuchtenden Displays und schrillen Signaltönen können Migräne nicht nur auslösen, sondern sie auch verstärken. Lege daher alles beiseite und gönne dir Ruhe.
  • Telefonieren: Ein face-to-Face-Gespräch während eines Migräneanfalls zu führen ist schwierig – ein Telefonat nahezu unmöglich. Der Grund: Die Stimme des Gesprächspartners geht über das Telefon direkt ins Ohr und damit auch unmittelbar in den Kopf.

Der Umgang mit Kollegen, die unter Migräne leiden

Auch wenn „nur“ rund 10 Prozent der Bevölkerung unter Migräne leiden, kennt wahrscheinlich jeder von uns einen Betroffenen. Wenn dieser zu deinen Kollegen gehört, solltest du bestimmte Verhaltensregeln kennen. Der Umgang mit Migräne-Patienten kann nämlich recht heikel sein.

Verhaltensregel #1 Migräne ist nicht gleich „normaler Kopfschmerz“: Sätze wie „Ach das kenne ich, ich hab auch hin und wieder starke Kopfschmerzen“ sollten dringlichst vermieden werden. Migräne sind keine starken Kopfschmerzen. Migräne ist Migräne – also etwas anderes. Wer nicht selbst davon betroffen ist, sollte keine Vergleiche anstellen.

Verhaltensregel #2 Nichts unterstellen: Oft sieht man es Migränepatienten nicht sofort an, wenn sie unter einem Anfall leiden. Voreilige Schlüsse, der Kollege wolle einfach lieber krank feiern, sind also zu vermeiden.

Verhaltensregel #3 Keine Ratschläge geben: Mehr Sport, weniger Stress, gesündere Ernährung – wenn es um das angebliche Fehlverhalten anderer geht, kommen viele schnell mit „gutgemeinten“ Ratschlägen um die Ecke. An dieser Stelle sei noch einmal gesagt, dass Faktoren wie Stress nicht die Ursache für Migräne sind, sondern lediglich die Auslöser (Trigger).

Besser: Rate deinem Kollegen, nach Hause zu gehen, anstatt sich weiter zu quälen. Zeige Verständnis und bestätige dem Vorgesetzten, dass ein Weiterarbeiten nicht möglich ist.

Bildnachweis: PeopleImages/iStock.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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