Du hast bestimmt schon einmal von dem Sprichwort gehört, dass bei Geld die Freundschaft aufhört. Falls es dir noch nicht selbst so ergangen ist, so hast du mit Sicherheit schon von langjährigen Freundschaften gehört, welche aufgrund von finanziellen Problemen zerbrochen sind. Doch warum ist das so und lässt sich dieser Ratschlag pauschal auf alle Menschen anwenden?

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Menschen versuchen Kredite bei Banken aufgrund der hohen Zinsen zu vermeiden und leihen sich große Summe bei Freunden.
  • Große Geldsummen verleihen kann unter Freunden schnell zu Komplikationen führen.
  • Anwälte empfehlen sich auch oder insbesondere bei guten Freunden, schriftliche Verträge aufzusetzen und sich somit abzusichern. Vor allem bei hohen Geldsummen.
  • Große Geldsummen können schnell für Streit sorgen und Freundschaften zerstören.
  • Im Zweifelsfall besser kein Geld verleihen.
  • Falls doch Geld verliehen wird, gehört in einen guten Vertrag, die Anschrift der beiden Parteien, der Grund und die Höhe des Darlehens sowie entsprechende Tilgungsmodalitäten und das Datum der Auszahlung.
  • Rechtlich gibt es zwar eine Vertragsfreiheit, jedoch sollten vor allem Dinge, wie die Schenkungssteuer beachtet werden.

Große Geldsummen borgen oder an Freunde verleihen

Die große Problematik bei einem Kredit sind meistens die horrenden Zinsen. Das ist jedoch nachvollziehbar, denn die Bank möchte natürlich auch etwas verdienen, wenn sie dir Geld leiht. Die deutliche sparsamere Methode ist daher, sich das Geld bei einem guten Freund zu leihen. Der wird in der Regel keine Zinsen nehmen.

Doch genau hier liegt der Knackpunkt. Egal ob du die Person bist, die einem Freund Geld leiht oder andersherum. Je nach Größe der Summe gilt es hier einiges zu beachten. Um so größer die Summe ist, die du dir geliehen oder an einen Freund verliehen hast, um so mehr Vorsichtsmaßnahmen solltest du treffen. Diese Maßnahmen sind im Interesse beider Parteien. Dass hier nicht die Rede von 10 Euro ist, sollte klar sein. Für solche Summen musst du natürlich keinen schriftlichen Vertrag aufsetzten.

Schriftlichen Vertrag festsetzen

Und damit zum ersten und wichtigsten Punkt. Denn viele Rechtsanwälte, wie beispielsweise Medienanwalt Christian Solmecke oder der Hamburger Rechtsanwalt Constantin von Piechowski, raten dazu, beim Verleihen größerer Geldbeträge alle nötigen Informationen schriftlich zu fixieren. Die Gründe dafür sind eindeutig:

  • Sollte es zu Unstimmigkeiten kommen, hast du einen hieb- und stichfesten Beweis.
  • Gibt es bestimmte Sonderkonditionen, wie beispielsweise Zinsen, eine Frist, bis wann du das Geld spätestens zurückhaben möchtest usw. so kannst du diese Punkte in einem Vertrag schriftlich fixieren.
  • Es kann natürlich auch sein, dass du schlichtweg vergessen hast, wie viel Geld du verliehen hast, auch in diesem Fall kann ein schriftlicher Vertrag auf jeden Fall helfen.

So oder so bist du mit einem seriösen Schriftstück über die geliehene Geldsumme definitiv auf der sicheren Seite.

Doch was gehört eigentlich alles in einen solchen Vertrag? Folgende Punkte solltest du auf jeden Fall mit aufnehmen:

  • Name und Anschrift von beiden Parteien.
  • Die Höhe des Darlehens sowie der Zweck, für welches dieses benutzt werden soll.
  • Das Datum der Auszahlung.
  • Bestätigung des Erhalts, falls dieser bereits feststeht.
  • Art und Zeitpunkt der Tilgungsmodalitäten.
  • Wird die Darlehenssumme verzinst? Dann sollten auch hier alle nötigen Informationen vermerkt werden.
  • Zum Schluss gehören beide Unterschriften, der Ort sowie das Datum auf den Vertrag. Erst dann gilt das Schriftstück als rechtlich verbindend.

Musterbeispiel für einen Vertrag

Darlehensvertrag zwischen Privatleuten.

Vertragliche Vereinbarung zwischen:
Darlehensnehmer
Name: _________
Vorname: ___________
Adresse:____________

Darlehensgeber
Name: _________
Vorname: ___________
Adresse:____________

1.) Summe des Darlehens

_________
(in Zahlen

_________
(in Worten)

Für welchen Zweck wird das Darlehen benutzt?

_______________________________________________

2.) Auszahlung (Zutreffendes bitte ankreuzen)

__ Das Darlehen wird bar bis zum ______________ ausgezahlt.

__Das Darlehen wird bis zum ________________ auf folgendes Konto überwiesen:

Kontoinhaber _______________________
IBAN _______________________
BIC _______________________

3.)Rückzahlung (Zutreffendes bitte ankreuzen)
__ Es fallen keine Zinsen für das Darlehen an.
__ Pro Jahr wird das Darlehen mit einem Zinssatz von __ % verzinst.

Die Darlehenssumme wird bis spätestens ___________ zurückgezahlt.

Die Rückzahlung erfolgt in monatlichen Raten von _______ auf folgende Bankverbindung:

Kontoinhaber _______________________
IBAN _______________________
BIC _______________________

Insgesamt werden _____ Raten fällig.

__________________________________________
Ort, Darum, Unterschrift Darlehensnehmer

__________________________________________
Ort, Darum, Unterschrift Darlehensgeber

Rechtliche Dinge, die es zu beachten gilt

Solltest du dich doch dazu entschieden haben, jemanden aus deinem Freundeskreis eine größere Summe Geld zu leihen, gilt es also den Vertrag festzusetzen. Grundlegend gibt es bei der Gestaltung des Vertrages juristisch gesehen die sogenannte Vertragsfreiheit. Beide Parteien können den Inhalt des Vertrages also ganz nach Belieben gestalten. Jedoch sollte natürlich klar sein, dass beide Vertragsparteien mit dem Inhalt gleichermaßen einverstanden sind.

Steuerlich müssen Darlehensgeber vor allem auf Dinge wie die Schenkungssteuer achten. Ist die Darlehenssumme, welche du an deinen Freund oder deine Freundin verleihst, höher als 20.000 Euro, dann liegt diese über dem Schenkungsfreibetrag. Damit hier unnötiger Ärger mit dem Finanzamt vermieden wird, sollten sich beide Parteien daher auf einen marktüblichen Zinssatz von 5 % einigen. Ansonsten kann es sein, dass das Finanzamt sich rührt und die Schenkungssteuer einfordert.

Verlangst du Zinsen mit deinem Darlehen, müssen diese natürlich auch in deiner Steuererklärung auftauchen. Im zweifelsfrei solltest du dich hier von einem Finanzberater entsprechend beraten lassen.

Manchmal ist es besser „Nein“ zu sagen

Der nächste Punkt, den du beim Verleihen von Geld beachten solltest, ist, dass du mit dem schlimmsten rechnen musst. Nicht, dass deine Freunde sich mit deinem Geld aus dem Staub machen würden, doch es gibt noch eine ganze Menge anderer Probleme:

  • Die Gefahr, dass dein Freund oder deine Freundin insolvent wird.
  • Es kann sein, dass die Person einen Unfall hat
  • Viele weitere Punkte, weswegen die Person dir dein Geld nicht zurückzahlen kann.

Nicht immer kann die Person also etwas dafür und vorausahnen kannst du solche Einflüsse sowieso nicht. Deshalb ist der nächste Tipp bei großen Geldsummen recht simpel. Überlege dir gut, ob du das Geld verleihen möchtest und sage eventuell auch mal nein. Im Notfall ist da auch immer noch die Bank und von den paar Euros an Zinsen werden deine Freunde auch nicht bankrottgehen.

Prinzipiell sind größere Summen Geld immer ein störender Faktor in einer Freundschaft. Es kann zu Missgunst oder Neid kommen, aber auch dazu, dass Menschen aufgrund ihres Geldes ausgenutzt werden. Egal wie gut ihr euch versteht, es kann immer zu Problemen zwischen euch kommen. Das ist nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil, das ist sogar ganz normal und menschlich. Am besten ist es also, wenn du niemand aus deinem engeren Freundeskreis große Summen Geld verleihst.

Bild: Unsplash+/Alexander Mils