Hast du schon einmal vom sogenannten „Ferieneffekt“ gehört? Oder vielleicht bei dir selbst beobachtet, dass du dich die ersten Tage nach den Ferien beziehungsweise dem Urlaub irgendwie „doof“ fühlst? Dass das nicht am Jetlag oder zu vielen Cocktails im Urlaub liegt, konnten bereits zahlreiche Studien belegen. Es ist tatsächlich der Urlaub selbst, der uns dumm macht.

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Was ist der Ferieneffekt?

Bereits im Jahr 1996 beschäftigte sich erstmals ein Forscher mit dem Ferieneffekt: Harris Cooper konnte in einer Meta-Studie an der Universität von Missouri in Columbia nachweisen, dass Schüler, Arbeitnehmer und Studenten aus einem Urlaub dümmer zurückkehren als zuvor. Bei Schülern konnte der Grad der „Verdummung“ sogar genau definiert werden: Nach den Sommerferien seien diese wieder auf dem Stand des Frühjahres. Es fehlt also sage und schreibe ein halbes Jahr Lernstoff. Der Forscher kam außerdem zu dem Schluss, dass der Ferieneffekt mit der Länge der Auszeit korreliert und dass vor allem die Rechtschreib- und mathematischen Kenntnisse der Probanden darunter litten.

Und noch einen interessanten Fakt konnte der Cooper ausmachen: Mit steigendem Alter schlägt der Ferieneffekt stärker zu. Bei Schülern sei er deshalb gerade kurz vor dem Abschluss – und damit zur denkbar unpassendsten Zeit – am ausgeprägtesten.

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Gibt es den Ferieneffekt auch bei Arbeitnehmern?

Die vor allem auf Schüler spezialisierte Studie brachte auch andere Forscher zum Grübeln: Gibt es diesen Ferieneffekt auch bei Arbeitnehmern? Und wenn ja, wie lässt er sich messen? Die Antwort war einfach: mit dem Intelligenzquotienten. So entschied sich der deutsche Gedächtnisforscher Siegfried Lehrl zur einer weiteren Studie mit schockierendem Ergebnis: Nach einem dreiwöchigen Urlaub war der Intelligenzquotient der erwachsenen Probanden um durchschnittlich 20 Punkte gesunken.

Wie lange hält der Ferieneffekt an?

Es ist also bewiesen: Deutsche Arbeitnehmer kehren nach dem Urlaub dümmer zurück als sie gegangen sind. Doch keine Sorge: Der Ferieneffekt ist nur eine vorübergehende Erscheinung. Das Gehirn hat das Gelernte nicht vergessen, sondern durch die Auszeit nur in weite Ferne verschoben. Die grauen Zellen müssen nun also erst einmal wieder auf Hochtouren kommen, und das braucht nun einmal seine Zeit. Von rund zwei bis drei Tagen gehen die Forscher hierfür aus, dann solltest du wieder wie gewohnt arbeiten können. Nachteiligen Einfluss auf deine Karrierechancen sollte der Ferieneffekt deshalb auf lange Sicht nicht haben.

Den Ferieneffekt mindern? Ja, das geht…

Ähnlich einem Jetlag, musst du dich also nach dem Urlaub erst wieder akklimatisieren. Allerdings geistig und nicht (nur) körperlich. Tatsächlich gibt es aber eine ebenso simple wie effektive Methode, um den Ferieneffekt bereits im Urlaub deutlich zu mindern: Lesen! Wer hier und da zum Buch greift, hält auch an freien Tagen das Gehirn auf Trab und kann zurück auf der Arbeit den Ferieneffekt schneller überwinden. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob es sich um eine anspruchsvolle Lektüre oder einen unterhaltsamen Roman handelt. Greife also im nächsten Urlaub bewusst wieder einmal zum Buch.

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Umgang mit dem Ferieneffekt – Tipps und Tricks

Natürlich gibt es aber auch einfach Menschen, die nicht gerne lesen. Und der Urlaub soll ja schließlich der Entspannung dienen, frei von Zwängen und ungeliebten Tätigkeiten. Was also ist die Lösung für alle „Nicht-Leser“? Nicht mehr in den Urlaub gehen? Natürlich nicht! Wenn du dir den Ferieneffekt bewusst machst, kannst du dich die anschließende Akklimatisierung durch die richtige Planung selbst erleichtern. Bedenke also bereits vor deinem Urlaub, dass du die ersten zwei bis drei Tage nach deiner Rückkehr nicht gewohnt leistungsfähig sein wirst. Das bedeutet:

  • Lege wichtige Termine und Meetings nicht auf die ersten zwei bis drei Tage nach deinem Urlaub.
  • Dringende Aufgaben oder eilige Projekte solltest du vor deinem Urlaub erledigen.
  • Spare dir dafür einfache Tätigkeiten für die „Ferieneffekt-Zeit“ auf.
  • Lege dir vor dem Urlaub eine To-Do-Liste für deine Rückkehr an.
  • Beginne ein bis zwei Tage vor dem Ende deines Urlaubs damit, dich mental auf die Arbeit vorzubereiten.
  • Gehe in den Gedanken wichtige Projekte, Termine oder anstehende Aufgaben durch und stelle dich mental auf deine To-Do-Liste ein.
  • Lasse dich nicht stressen!

Die letzte ist die wohl wichtigste Regel für den Umgang mit dem Ferieneffekt. Nimm dir ausreichend Zeit, sodass er von selbst vorbeiziehen kann. Niemand startet schließlich nach dem Urlaub wieder mit 180 Prozent in den Job – wie die Studien belegen. Und eigentlich ist der Ferieneffekt doch als gutes Zeichen zu bewerten: Offensichtlich konntest du im Urlaub endlich einmal so richtig abschalten und dich erholen. Die kurzzeitige Verdummung ist da wohl ein ungeliebter Nebeneffekt, den wir in Kauf nehmen müssen.

Welche sind deine Tipps und Tricks für den Umgang mit dem Ferieneffekt?

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Bildnachweis: Bild von Ryan McGuire Pixabay

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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