Aus Mangel an Gesprächsstoff begeht man die gemeinsten Taktlosigkeiten und Indiskretionen. Peter Altenberg (1859 – 1919), eigentlich Richard Engländer, österreichischer Schriftsteller

„Habt Ihr schon gehört….? Ihr werdet es nicht glauben,,….. Du darfst es auf keinen Fall weitersagen, aber…“

Anzeige

So oder so ähnlich beginnen Tratsch, Klatsch, Gerüchte und Indiskretionen.

Klatsch und Tratsch gehören nicht erst seit der Regenbogenpresse und Social Media in unseren Alltag. Oft sind es einfach amüsante Geschichten, die erzählt werden, manches Mal werden absichtlich Gerüchte gestreut, um andere zu diskreditieren. Das kann vielfältige Auswirkungen haben und großen Schaden anrichten. Völlig inakzeptabel sind Indiskretionen, die Menschen zu Fall bringen und Unternehmen hochgradig schaden, sogar bis in die Insolvenz treiben können. Wer indiskret ist, disqualifiziert sich für seinen Job und meist für die Karriere.

Anzeige

Ursprung von Klatsch und Tratsch

Klatschen und tratschen sind kulturell in unserem Sozialleben fest verankert. Wir verstehen darunter allgemeines Geplänkel und Plaudereien, die zur Unterhaltung dienen. Verfehlung anderer, Fettnäpfchen und pikante Geschichten und Gerüchte gehören zu unserem Sozialleben dazu. Diese Angewohnheit ist Jahrtausende Jahre alt und diente dem Überleben des Einzelnen und später dem Zusammenhalt und der Stärkung sozialer Gruppen. Sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen ist ein urmenschliches Bedürfnis. Wer sich in die Mitte einer Gruppe – in den Mittelpunkt – stellt und etwas Unterhaltsames erzählen kann, ist begehrt. Das hat bis heute Bestand.

Folgenschwerer Flurfunk

Gerüchte können großen Schaden anrichten. Sie bringen manche Karriere zu Fall und sind Gift für das Betriebsklima.

Was können Sie als Betroffene:r tun, wenn über Sie Unwahrheiten erzählt werden? Bevor Sie reagieren, überlegen Sie erst einmal, wer davon welchen Nutzen haben könnte. Wer hat Interesse daran, Ihnen zu schaden? Wer könnte sich über das Gerücht versuchen, zu profilieren? Je nach Position und dem möglichen Schaden, der das Gerücht verursachen kann, sind verschiedene Maßnahmen nötig.

Anzeige

Wenn Sie durch eine/n Rival:in in ein schlechtes Licht gerückt werden, um selber glänzen zu können, bleiben Sie locker und souverän und entlarven den/die Nebenbuhler:din, indem Sie sich amüsiert geben und seiner/ihrer Aussage korrigieren. Dadurch zeigen Sie eine starke Persönlichkeit und erheben sich über die Niederträchtigkeit der/s Kolleg:in.

Anders sieht es aus, wenn Sie es mit einer Person auf der höchsten Ebene und mit hoher Reputation zu tun haben, die Ihnen effektiv schaden oder Sie aus dem Job drängen will. Wenn Sie selbst auf einer hohen oder der gleichen Ebene arbeiten, seien Sie sehr wachsam, denn jetzt wird es gefährlich. Sie sollten das Gerücht keinesfalls unkommentiert im Raum stehen lassen, sondern unbedingt reagieren und zwar sehr eindeutig. Empfehlenswert ist, zunächst mit der Person unter vier Augen zu sprechen, um die Beweggründe zu klären, ein Geraderücken des Gerüchtes zu verlangen und zur Not, juristische Schritte anzukündigen. Geschieht dennoch nichts, sollten Sie die Initiative ergreifen und je nach Möglichkeit, entweder öffentlich, mindestens jedoch in einem Meeting unter Ihresgleichen das Gerücht entkräften und den Übeltäter benennen. Auch hier hilft Gelassenheit. Tun sie amüsiert, aber seien Sie klar und eindeutig und an den Fakten orientiert.  

Nicht nur einzelne Betroffene geraten in bedrohliche Situationen, Unternehmen können ebenso gefährdet sein. Gerade in Umbruchzeiten oder in Krisenzeiten wie aktuell in der Corona-Pandemie, entstehen schnell Gerüchte, die großen Schaden anrichten können. Erst recht, wenn vertrauliche Informationen zu der aktuellen Situation, zu Veränderungsmaßnahmen, Pannen, drohender Insolvenz und auch zu neuen Produkten und Entwicklungen an Mitbewerber und//oder die Öffentlichkeit weitergeben werden. Das kann desaströse Auswirkungen haben. Geschieht dies, spielen die Unternehmen vielfach auf Zeit und versuchen, sich ruhig zu verhalten. Das ist keine gute Entscheidung, um Reputationsverluste zu vermeiden, im Gegenteil. Sollte es ein Gerücht sein, ist die beste Strategie, zunächst einzuräumen, dass jemand etwas Falsches nach außen gegeben hat und dann für Transparenz und Klarheit zu sorgen.  

Anzeige

Sind Sie der Flurfunkmagnet?

Dann stehen Sie sicher im Mittelpunkt, sind begehrt, immer für eine neue Story gut und sonnen sich in dem Wissensvorsprung. Seien Sie sich im Klaren über die Grenzen eines Amüsements. Alles was harmlos ist, ist kein Problem. In dem Moment, wo Sie andere schädigen, bekommen Sie ein großes Problem. Das kann zu vielen Konsequenzen führen, wie schon angesprochen bis hin zu juristischen Maßnahmen, die dann vermutlich auch Ihre Karriere beenden.

Was tun Sie, wenn Sie als Gerüchtemacher entlarvt werden? Sie sind die undichte Stelle.

Um Schaden von Ihnen selbst abzuwenden, stehen Sie dazu und entschuldigen Sie sich umgehend. Je nach dem, wen Sie ins Visier genommen haben, kommen Sie nicht umhin, sich auch öffentlich zu entschuldigen. Bleiben Sie dabei freundlich, souverän und sachlich und geben Sie zu verstehen, dass Sie den Fehler erkennen und zukünftig nicht wiederholen werden. Märchen und lange Geschichten sind hier fehl am Platz.

Anzeige

Der Vorwurf, Sie seien die undichte Stelle, ist falsch. Wie können Sie Ihre Ehre und Reputation retten?

Reagieren Sie umgehend und weisen Sie die Vorwürfe entschieden zurück. Jedes Zögern zeigt Unsicherheit und schürt den Verdacht, es könnte an der Beschuldigung doch etwas dran sein. Auch hier sollte Ihre Kommunikation klar und ohne Emotionen sein. Erklären Sie, warum Sie keine Indiskretion begehen und keine Gerüchte in die Welt setzen.

Sie werden Zeuge von Gerüchten

Sie möchten nicht der Spaßverderber sein, sich nicht zugeknöpft geben und Teil der Gemeinschaft bleiben. Dennoch möchten Sie sich nicht an der Gerüchteküche beteiligen. Was können Sie tun?

Anzeige
  • Haken Sie kritisch nach mit skeptischen Anmerkungen, wie „Das kann ich mir gar nicht vorstellen!“
  • Äußern Sie Ihre Zweifel an der Nachricht.
  • Geben Sie Hinweise auf die Folgen eines üblen Gerüchtes.
  • Appellieren Sie an die Vernunft, Gerüchte nicht blind zu glauben und sie ungefiltert weiterzugeben.

Je weniger Grüchteköche mit Aufmerksamkeit und Gier nach Neuigkeiten gefüttert werden, desto weniger aktiv werden sie.

Indiskretion ist ein Karrierekiller

In den meisten Verträgen gibt es eine Klausel zum Umgang mit vertraulichen Informationen. Verschwiegenheit gehört zur Pflicht, auch ohne Beschreibung im Arbeitsvertrag. Insofern kann die Weitergabe informeller, bzw. inoffizieller Informationen schnell juristische Folgen haben. Nicht zu sprechen von dem persönlichen Schaden an Ansehen, Reputation, bis hin zum Ende Ihrer Karriere. Vielleicht haben Sie Glück, und Sie kommen mit einer Abmahnung davon. Unangenehm und imageschädigend ist es alle Male.

Sie sind sich unsicher, ob Sie die gerade neu gewonnene Nachrichten intern oder extern weitergeben dürfen und unter welchen Umständen das angebracht und in Ordnung ist? Dann sprechen Sie mit Ihrer/m Vorgesetzte:n drüber und klären es ab.

Anzeige

Fragen Sie sich zunächst aber selbst:

Was würde passieren, wenn Externe, Geschäftspartner, Kunden, Mitbewerber davon erführen? Welche Konsequenz hätte es? Wem nützen die Informationen, wem schaden sie?

Indiskretion in Unternehmen hat in den letzten Jahren Dank Social Media zugenommen – so die Unternehmensberatung Accenture. Der Grund dafür ist, dass die Sozialen Medien dazu verleiten, schnell und unbedacht Vertrauliches auszuplaudern und dem Ärger über das Unternehmen freien Lauf zu lassen. Um dem entgegenzuwirken hilft eine offene und transparente Kommunikation mit den Mitarbeitenden, um Gerüchten vorzubeugen.

Fazit

Klatsch, Tratsch und Gerüchte können amüsant und unterhaltsam sein und großen Schaden anrichten. Um das Bedürfnis nach Aktualität und Neuigkeiten in der Belegschaft möglichst klein zu halten, hilft eine gute Kommunikation und Informationspolitik. Gerade wenn es um Veränderungen oder einschneidende Maßnahmen geht, ist die sinnvollste Strategie, so früh wie möglich, klar und transparent zu kommunizieren. Das ist generell die beste Maßnahme, um Gerüchten und Indiskretionen vorzubeugen.

Britta Balogh mit ihrem Buch "Benimm ist in"
Foto: © David Sonntag

Britta Balogh ist seit über 20 Jahren selbstständig. Als Karrierecoach, Speakerin und Autorin unterstützt sie Führungskräfte, die auf ihrem beruflichen Weg vorankommen wollen. Ihr Label lautet ebenso wie der Titel ihres Ratgebers: „Benimm ist in!“ Darin beschreibt sie, wie Business-Etikette, Kommunikation und Soft Skills die Karriere beflügeln. In ihren Blogbeiträgen untersucht sie die Kommunikation in Unternehmen und gibt Hinweise für Führungskräfte und Personalentwickler. 

Bildnachweis: Foto von Yan Krukov von Pexels

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

Mach mit und diskutiere mit uns in unserer Skool Community!

Egal, ob du Fragen hast, Antworten suchst oder einfach nur deine Erfahrungen zu diesem oder anderen Themen teilen möchtest, du bist herzlich willkommen. Diskutiere mit, erweitere dein Wissen und werde Teil einer inspirierenden Gemeinschaft. Zur Arbeits-ABC Community