Die Polizei warnt vor Cyberkriminellen, die Jobsuchende anlocken und ausnehmen. Wie du dich vor unseriösen Stellenangeboten schützt.

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Was ist Job-Scamming?

Um ihre Opfer auszunehmen oder sensible Daten zu verkaufen, setzen immer mehr Online-Betrüger im Netz ausgeklügelte Betrugsmaschen ein. Die Täter werden als „Scammer“ bezeichnet. Neben dem weitverbreiteten „Romance-Scamming“, bei welchem Betrugsopfer zum Beispiel über Dating-Portale angelockt, umworben und schließlich um Geld betrogen werden, existiert auch das sogenannte „Job-Scamming“.

Beim Job-Scamming sind Jobsuchende die Zielgruppe von Betrügern. Job-Scammer geben sich hierbei zum Beispiel als echte Unternehmen aus, indem sie den Onlineauftritt eines bestehenden Unternehmens nachahmen und unechte Stelleninserate schalten, um ihre Opfer über ein angebliches Jobangebot in die Falle zu locken.

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Prognose: Job-Scamming wird zunehmen

Weil Remote-Jobs häufiger angeboten werden und wirtschaftlich unsichere Zeiten Arbeitnehmer und Jobsuchende zusetzen, haben Job-Scammer gute Karten. Sie nutzen die Digitalisierung einerseits und die finanziell schwierigen Zeiten andererseits, um ihr betrügerisches Business erfolgreich aufzubauen. So sieht es auch das Unternehmen Experian, welches prognostiziert, dass Scamming in Zukunft häufiger vorkommen wird. Man solle sich vor falschen Remote-Stellenangeboten schützen, heißt es.

Wie gehen Job-Scammer vor?

Die Polizei NRW warnt bereits. Betrüger, die sich als Arbeitgeber ausgeben, verlangten Bilder und sensible Daten von ihren Opfern, heißt es.

Ein besonderes Merkmal: Scammer versprechen dir das Blaue vom Himmel. Sie bieten dir einen attraktiven Arbeitsvertrag an, viel Geld mit wenig Arbeit, Homeoffice. Und das alles ohne selbst Ansprüche zu haben. Ein Abschluss wird häufig nicht vorausgesetzt, ganz zu schweigen von Arbeitserfahrung.

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Wer über die falsche Stellenanzeige auf der Seite der Betrüger landet, muss nun mit ernsthaften Folgen rechnen, wenn weitere Schritte unternommen werden. Häufig ist das Ziel ein Identitätsdiebstahl. So wirst du beispielsweise aufgefordert, deine Identität online zu bestätigen. Das sogenannte Video-Ident-Verfahren ist dir vielleicht bekannt, wenn du ein Geschäft oder einen Vertrag mit einer Bank schon online abgeschlossen hast. Auch wenn wir uns im digitalen Zeitalter befinden: Spätestens jetzt solltest du aufhorchen.

In Wahrheit wirst du ein Konto unter deinem Namen eröffnen, welches die Scammer für ihre kriminellen Machenschaften nutzen, zum Beispiel auch, damit sie Geld waschen können. Möglicherweise musst du selbst Geld überweisen, um angeblich in deinen neuen Job zu investieren. Doch es handelt sich um Abzocke.

Wie erkenne ich Angebote von Job-Scamming?

Professionelle Job-Scammer tummeln sich auch auf seriösen und renommierten Jobbörsen herum, sodass jeder Opfer werden kann. Folgende Warnzeichen solltest du nicht ignorieren:

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Warnzeichen #1: Unrealistisches Jobangebot

Am häufigsten fallen Jobsuchende auf Betrüger rein, wenn diese ein eigentlich unrealistisches Angebot für wahr halten und weitere Schritte unternehmen, um sich für die ausgeschriebene Stelle zu bewerben. Unseriöse Lockangebote können Folgendes beinhalten:

  • flexibles Arbeiten von zuhause aus
  • eine ungewöhnlich hohe Bezahlung
  • wenig bis gar keine Arbeitserfahrung gefordert
  • lukrative Benefits
  • attraktive Qualifikationsmöglichkeiten

Warnzeichen #2: Geldforderungen oder Frage nach Kreditkartennummer

Seriöse Unternehmen bezahlen Arbeitnehmer für ihre Arbeit und verlangen kein Geld von ihnen. Bei Scammern läuft die ganze Sache oft anders ab: Sie fordern finanzielle Investitionen oder eine Gebühr, etwa für spezielle Qualifikationen, die angeblich für den ausgeschriebenen Job notwendig sind. Das Geld aber fließt in die Taschen der Betrüger, die nicht vorhaben, dem Jobsuchenden tatsächlich eine Arbeitsstelle anzubieten.

Vor allem bei der Frage nach sensiblen Kreditkarteninformationen sollten Bewerber nicht länger zögern und den Kontakt abbrechen – denn höchstwahrscheinlich wird gerade ein Betrugsversuch durchgeführt.

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Warnzeichen #3: Rechtschreibfehler und grammatikalische Auffälligkeiten

Obwohl viele Job-Scammer alles daran setzen, möglichst professionell und unauffällig zu wirken, verraten sie sich manchmal durch auffällige Rechtschreibfehler. Auch grammatikalische Ungereimtheiten können auftreten.

Dies soll keine pauschale Anschuldigung sein – denn auch echte Arbeitgeber können sich in einer Stellenanzeige mal vertun, sodass ein Flüchtigkeitsfehler nicht bedeuten muss, dass Job-Scammer dahinterstecken. Besteht jedoch ein Verdacht, sollten Jobsuchende sich das Angebot genauer anschauen, Kontaktdaten suchen und eine tiefere Recherche betreiben.

Warnzeichen #4: Kontaktaufnahme über ungewöhnliche Wege

Du sollst über Telegram oder WhatsApp kontaktiert werden, um Informationen zum Bewerbungsverfahren zu bekommen oder um ein Foto von deinem Ausweis weiterzuleiten?

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Junge Unternehmen sind durchaus nicht abgeneigt, moderne Kommunikationstools und Messenger zu nutzen, um sich mit Mitarbeitern und Kollegen auszutauschen. Dennoch kann es vorkommen, dass es sich bei solch „inoffiziellen“ Annäherungen um einen echten Betrugsversuch handelt. Wer ein mulmiges Gefühl bei solchen Verfahren hat, sollte lieber einen Schritt zurückgehen und die ganze Sache kritisch hinterfragen. Es könnte sich um Job-Scamming handeln.

Warnzeichen: #5: Das Unternehmen existiert nicht oder ist zumindest unbekannt

Ein eindeutiges Zeichen für Job-Scamming ist, dass das Unternehmen eigentlich gar nicht existiert, sondern nur vorgibt, eins zu sein. Fehlende Kontaktdaten deuten darauf hin, dass der angebliche Arbeitgeber versucht, dich hereinzulegen. Hierfür sollten zum Beispiel die Informationen im Impressum der Webseite auf Logikfehler überprüft werden.

Zudem werden Job-Scammer Fotos und Inhalte von echten Unternehmen klauen, um sie als ihre auszugeben. Auf diese Weise soll ein möglichst seriöser Internetauftritt vorgegaukelt werden, um potenziellen Opfern Sicherheit zu suggerieren.

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Warnzeichen #6: Verdächtige E-Mails

Du hast dich gar nicht beworben, erhältst aber ein Angebot für einen neuen Job in dein E-Mail-Postfach geliefert?

Vorsicht: Vor allem bei solchen E-Mails handelt es sich oft um Scamming. Sollte die Mail dir verdächtig vorkommen, kannst du diese melden und den Absender sperren. Öffne keine Links und gib vor allem keine sensiblen Informationen von dir weiter, wenn du dazu aufgefordert wirst.

Was sollte ich tun, wenn mich ein Job-Scammer erwischt hat?

Wenn du Opfer von Job-Scamming geworden bist, wirst du es vielleicht nicht direkt merken. Sobald du einen Verdacht hast, solltest du tätig werden:

Schritt #1: Erstatte Anzeige

Wichtig ist, dass du den mutmaßlichen Täter sofort meldest und im Ernstfall eine Anzeige bei der Polizei erstattest. Je eher dies geschieht und je mehr Informationen du liefern kannst, desto besser. Notiere dir alle Daten, speichere Gesprächsverläufe und E-Mails und sammle alle Informationen, die bei den Ermittlungen hilfreich sein können.

Schritt #2: Prüfe deine Konten

Wenn du den Verdacht hegst, betrogen worden zu sein, solltest du auch deine Bank darauf hinweisen und deine Konten prüfen. Möglicherweise werden ungewöhnliche Aktivitäten auffallen, die darauf hindeuten, dass du betrogen worden bist.

Schritt #3: Kümmere dich um die Aktualisierung deiner Zugangsdaten

Oft können Job-Scammer, wenn sie erfolgreich waren, auf sensible Inhalte zugreifen, zu denen auch Passwörter gehören. Ändere deshalb unbedingt deine Zugangsdaten, wenn du auf einen Job-Scammer hereingefallen bist.

Schritt #4: Brich den Kontakt ab

Bei einem Betrug im Netz solltest du den Tätern keine weiteren Möglichkeiten bieten, sensible Daten von dir abzugreifen. Brich deshalb den Kontakt ab, wenn du einen Betrugsverdacht hegst.

Schritt #5: Teile deine Informationen und Erfahrungen mit anderen

Damit die Betrüger ihr Spiel nicht weiterführen können, solltest du dein Umfeld vor ihren Machenschaften warnen und konkrete Hinweise zu ihrem Vorgehen liefern. So schützt du auch andere, bevor diese ebenfalls Opfer von Job-Scamming werden.

Das Wichtigste zusammengefasst:

  • Bleibe skeptisch bei Jobangeboten mit außergewöhnlich hoher Bezahlung, niedrigen Jobanforderungen und lukrativen Versprechungen.
  • Sperre Konten und ändere Passwörter, falls du auf Job-Scamming hereingefallen bist.
  • Melde dich bei der Polizei.
  • Mache auch dein Umfeld auf den Betrug aufmerksam.
  • Gehe bedacht mit deinen Daten und Informationen um – denn seriöse Arbeitgeber verlangen keine Kreditkarteninformationen oder ähnliche Daten von dir.

Bild: sonmez karakurt/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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