Besser als ihr Ruf: Videospiele sollen Intelligenz und Gesundheit fördern. Und sie können sogar ein Karriere-Booster sein. Wie das geht? Wir haben die Ergebnisse mehrerer Studien.

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Gamer müssen sich mit Vorurteilen herumschlagen. Energy-Drinks, nächtelang durchzocken, Leben in der virtuellen Welt. Zugegeben, einige Klischees klingen gar nicht so unrealistisch. Und ein suchthaftes Zocken hat Nachteile, weshalb es nicht unterschätzt werden sollte.

Wer sich für seine Videospielbegeisterung aber immer wieder verteidigen muss, kann jetzt aufatmen: Gaming-Skills helfen uns dabei, Erfolg im Beruf zu haben, unsere Gesundheit zu unterstützen und Skills zu trainieren, so Forscher. Mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, dass sogar Kinder, die bereits früh mit dem Spielen begonnen haben, später über ausgeprägte kognitive Fähigkeiten verfügen. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

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1. Verbesserte kognitive Fähigkeiten

Neurowissenschaftler konnten in einer Forschungsstudie den positiven Effekt des Gamings belegen. Vor allem Kinder, die sich schon vor ihrer Pubertät aktiv mit Videospielen beschäftigt haben, zeigten demnach später verbesserte kognitive Fähigkeiten in Tests, unter anderem nachdem sie über mehrere Stunden den Klassiker „Super Mario 64“ gezockt hatten. Die Wissenschaftler betonen zum Beispiel, dass Studienteilnehmer 3D-Objekte insgesamt besser verarbeiten und auch ihr Erinnerungsvermögen stärker ausgeprägt ist, weil sie in der Lage sind, sich Informationen zu merken.

Dass Spieler über ein gutes räumliches Denkvermögen verfügen, haben auch andere wissenschaftliche Tests ergeben. Die Neurowissenschaftler Jürgen Gallinat und Simone Kühn konnten unter anderem belegen, dass sich bei Gamern die graue Hirnsubstanz – auch „graue Masse“ genannt – mit zunehmender Gaming-Erfahrung vergrößert, was das räumliche Denkvermögen stärkt.

2. Hilfe bei Depressionen und Einsamkeit

Kühn und Gallinat kommen zu einem weiteren Ergebnis: Regelmäßiges Videospielen trainiert nicht nur unsere kognitiven Fähigkeiten, sondern kann gegen Depressionen und Einsamkeit wirken. Verantwortlich hierfür sei zum Beispiel das Gemeinschaftsgefühl, wenn Gamer Erlebnisse und Erfolge miteinander teilen. Das Hirn schütte Glückshormone aus, die für Verbundenheit und Zufriedenheit sorgten.

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Auch Themen wie Versagensängste, Zusammenhalt und Herausforderungen, die im Alltag bewältigt werden und vor allem bei psychischen Problemen eine Rolle spielten, seien präsent und könnten zu einem positiven Erlebnis beitragen. Die Forschung zeigt, dass regelmäßiges Spielen so auf vielerlei Weise helfen kann und der Effekt oft unterschätzt wird.

Wichtig: Bei ernsthaften psychischen Problemen ist Gaming dennoch kein Therapieersatz. Zwar kann das Spielen für eine Weile ablenken und Betroffene entfliehen den negativen Gefühlen. Zum Verdrängen sollten Videospiele trotzdem nicht genutzt werden, weil die bestehenden Probleme lediglich verschoben, aber nicht unbedingt aufgelöst werden.

3. Entscheidungsfreude

Das Berufsleben verläuft keineswegs geradlinig. Diese Erfahrung machen wir spätestens, wenn wir nach einer Ausbildung feststellen, doch im falschen Beruf gelandet zu sein. Oder wenn wir ein Studium abbrechen, den Job wechseln müssen, gekündigt werden.

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Wer zockt, kennt das Problem ebenfalls, hat jedoch die Möglichkeit, kreative Wege zu gehen. Scheitern bedeutet dann nicht, endgültig aufzugeben. Es beginnt ein neues Leben, eine neue Möglichkeit. Gamer müssen manchmal ungewöhnliche Wege gehen, bis sie den Endgegner besiegen – und das ist auch im echten Leben so. Eine Fehlentscheidung in der Karriereplanung bedeutet noch lange nicht das Aus. Kreativität und Entscheidungsfreude sind wichtige Gaming-Skills, die uns auch außerhalb der virtuellen Welt zu klugen Entschlüssen verhelfen können.

4. Ausgeprägte Lernfähigkeit

Eine weitere Forschungsstudie kommt zum Ergebnis, dass Gamer in der Lage sind, besonders schnell zu lernen. Dass eine schnelle Auffassungsgabe in vielen Berufen gefordert wird, ist nicht neu. Auch hier profitieren leidenschaftliche Zocker, weil sie ihr Wissen, so die Studie, im Vergleich zu Nicht-Zockern wesentlich besser einordnen können. Die Autoren betonen ihre Überzeugung, dass Videospielen spezielle Gehirnregionen aktiv fördert und so zum Lernen beiträgt.

Die sich schnell verändernde Arbeitswelt setzt in vielen Berufen eine ausgeprägte Lernfähigkeit voraus. Videospieler sind deshalb bedeutend im Vorteil, wenn wir nach der aktuellen Studienlage gehen. Generell wird ein Growth Mindset und die Einstellung, aus Fehlern zu lernen, und auch die Bereitschaft, immer wieder mutig neue Schritte zu wagen, wichtiger.

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5. Ziele setzen und verfolgen

Gamer haben immer ein Ziel vor Augen: sich verbessern, ein Team aufbauen, ein Level erreichen. Deshalb verbinden Menschen, die sich aktiv mit Gaming beschäftigen, ihr Hobby mit Sinnhaftigkeit. Auch die Karriereplanung sowie der tägliche Joballtag erfordern, dass wir uns mit unseren Zielen beschäftigen, sie setzen und sie verfolgen. Denn ohne ein konkretes Ziel geht das „Warum“ verloren, geht der Sinn verloren.

Vor allem immer mehr junge Arbeitnehmer und Nachwuchstalente priorisieren Berufe, die mit ihren Wertvorstellungen übereinstimmen und die vor allem einen Sinn bieten – denn ohne sind sie oft nicht bereit, sich zu binden. Die Gaming-Fähigkeit, deine Ziele zu priorisieren und zu verfolgen, kann dir deshalb auch dabei helfen, standhaft und deinen Prinzipien treu zu bleiben.

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6. Taktisches Denken intensivieren

Videospiele erfordern nicht nur Kreativität, sondern dass du taktisch denkst und handelst. Im Berufsalltag und in der Karriere, die du anstrebst, ist es wichtig, diese Fähigkeit immer wieder unter Beweis zu stellen. Ob analytisch vorgehen oder Abstraktes vorstellen: Taktisches Denken beschreibt, wie du deine Ziele erreichst, indem du konkrete Pläne entwickelst und diese umsetzt – vor allem auch situativ angepasst.

Kurz: Es geht um die Schritte, die du unternimmst, um eine spezifische Strategie zu verfolgen. Beim Gaming stehst du häufiger vor dieser Herausforderung. Und du lernst, wie du vorgehen kannst, wenn ein Plan nicht aufgeht, indem du flexible Handlungspläne entwickelst.

7. Englischkenntnisse optimieren

Die Arbeitswelt wird internationaler und Unternehmen zunehmend kosmopolitischer. Kein Wunder also, dass Englischkenntnisse nicht nur gefragt, sondern in vielen Branchen sogar ein Vorteil sind. Online-Gamingspiele bieten die Möglichkeit, seine eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern. Der Lerneffekt basiert vor allem auf Freiwilligkeit: Du sprichst und schreibst nicht in einer Fremdsprache, weil du es musst – sondern, weil du es unbedingt möchtest, um Teil einer Community zu sein. Die Englischkenntnisse lassen sich demnach spielerisch verbessern.

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8. Teamfähigkeit verbessern

Gaming kann das Wir-Gefühl verbessern. Vor allem Menschen, die Schwierigkeiten damit haben, kommunikative Skills zu zeigen, auf andere zuzugehen oder auch Feedback und Kritik mitzuteilen, bietet das gemeinsame Zocken eine Art Lernmöglichkeit, um ein Gespür für ein besseres Teamgefühl zu entwickeln. Es kann also nicht schaden, sich anderen anzuschließen, sich zu öffnen und Erfolge sowie Misserfolge gemeinsam zu feiern – denn das alles erwartet uns auch in unserer Karriere.

9. Kritisch und eigenständig denken

Ob du in der Gaming-Welt alleine unterwegs bist oder nicht, kritisches Denken wird für viele Spieler zu einem wichtigen Instrument bei der Entscheidungsfindung. Bereits in jüngeren Jahren entwickeln leidenschaftliche Gamer deshalb ein Feingefühl für Details, hinterfragen das, was sie sehen und erleben. Das eigenständige Denken hilft auch im Job: Entscheidungen werden nicht dogmatisch getroffen, sondern selbstreflektiert. Auch deshalb hat Gaming, wie oft angenommen, nicht ausschließlich negative Seiten, wie etwa den Suchtfaktor. Insgesamt kann es so zu einem echten Karriere-Booster werden – und uns aufs nächste Level befördern.

Bild: Arbeits-ABC/Midjourney

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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