Im Zeitalter der Kartenzahlung und anderer digitaler Transaktionsmethoden sehen die Bürger das klassische Bargeld häufig als altmodisch an. Warum du dennoch Barmittel zur Verfügung haben solltest, erklärt dieser Artikel.

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Ganz ohne Bargeld geht es nicht

In der heutigen digitalisierten Welt erledigst du die meisten Transaktionen mit wenigen Klicks auf dem Smartphone. Beim Einkaufen bezahlst du wie selbstverständlich mit deiner EC-Karte. Bargeld erscheint unpraktisch: Mit der Zeit sammelt sich eine Menge Wechselgeld an, Diebe können deine Brieftasche entwenden und in der Coronapandemie gerieten Geldscheine in den Verdacht, für die Übertragung von Viren verantwortlich zu sein. Die Statistiken belegen, dass die Deutschen das Bargeld zunehmend meiden:

Weniger als 40 % ihrer Einkäufe zahlen Kunden in bar, Transaktionen per Karte machen hingegen beinahe 60 % aus. Aus drei Gründen solltest du dennoch Bargeld vorrätig halten:

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  • großflächige technische Probleme
  • Naturkatastrophen und andere Krisensituationen
  • Banken unplanmäßig geschlossen

Deutschland ist ein Staat mit einer gut ausgebauten öffentlichen Infrastruktur.
Versorgungsengpässe aufgrund von Krisen, wie sie in anderen Ländern häufig vorkommen, erscheinen zwar unwahrscheinlich, doch sie lassen sich nicht gänzlich ausschließen. Du musst nicht den Weltuntergang herannahen sehen, um angemessene Vorkehrungen zu treffen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät der Bevölkerung, eine „ausreichende Bargeldmenge“ vorrätig zu halten.

Presseberichte aus den vergangenen Jahren zeigen, dass es mehrfach zu regional begrenzten Ausfällen der digitalen Zahlungstechniken kam. Wer sich auf die Kartenzahlung verließ, war aufgeschmissen und konnte notwendige Güter nicht erwerben. Besteht ein Vertrauensverhältnis zum Verkäufer, ist es zwar möglich, die fälligen Beträge anschreiben zu lassen, einen Rechtsanspruch auf diese Vorgehensweise hast du allerdings im Notfall nicht.

In Bezug auf Naturkatastrophen mögen einige argumentieren, dass gravierende Ereignisse wie Vulkanausbrüche oder Erdbeben in Deutschland nicht vorkommen. Dies ist richtig, allerdings drohen Katastrophen mit gravierenden Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr, an die kaum ein Bürger denkt: Sonnenstürme zum Beispiel. Im Jahr 1989 verursachte ein solcher Sturm einen zwölfstündigen Stromausfall in der kanadischen Provinz Quebec. Die Techniker konnten die Schäden zwar schnell beheben, der Sonnensturm war historisch betrachtet jedoch eher schwach. Wissenschaftler nehmen an, dass stärkere Eruptionen Stromausfälle mit einer Dauer von bis zu einem Jahr verursachen könnten.

Zwar ist es möglich, Barmittel im Schließfach bei der Bank aufzubewahren. Im Fall einer ernsten Krise besteht jedoch die Gefahr, dass du keinen Zugang zu den Geldhäusern hast.

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Wie viel Bargeld benötigst du für den Notfall?

Zunächst zu den gesetzlichen Regelungen: Obwohl die Politik regelmäßig die Einführung einer Bargeldobergrenze diskutiert, existiert eine solche bislang nicht. Das BBK empfiehlt Privathaushalten zwar, Bargeld vorzuhalten, gibt jedoch keinen spezifischen Betrag an. Konkreter äußert sich der für Oberösterreich zuständige Zivilschutz: 500 Euro Bargeld pro Haushalt in kleinen Scheinen sollten es sein, um vorübergehende Krisensituationen zu überbrücken. Das Preisniveau in Österreich ist mit dem in Deutschland vergleichbar, sodass die Empfehlung als Richtwert dienen kann.

Der Nachteil solcher Pauschalaussagen besteht darin, dass sie den persönlichen Lebensumständen unzureichend Rechnung tragen und zudem die erwartete Schwere und Dauer einer Krise unberücksichtigt lassen.

Eine Bargeldreserve in Höhe von 500 Euro pro Haushalt ist ausreichend, wenn du lediglich kurzfristige Probleme im Zahlungsverkehr erwartest. Bei großflächigen und längerfristigen Krisensituationen dürften die Reserven jedoch schnell zur Neige gehen. Allerdings setzen die ökonomischen Realitäten dem Willen zum Ansparen einer Bargeldreserve Grenzen. Wenn du dich in der Ausbildung oder im Studium befindest oder auf staatliche Leistungen angewiesen bist, ist es schwierig, genügend Barmittel zur Seite zu legen. Problematisch ist, dass vor allem die Empfänger von Transferleistungen unter einem vorübergehenden Zusammenbruch der digitalen Zahlungssysteme leiden würden.

Gemäß einer Faustregel solltest du genügend Bargeld vorrätig halten, um dich eine Woche lang mit dem Nötigsten versorgen zu können. Wenn du planst, eine Reserve anzulegen, ermittelst du, wie hoch dein wöchentlicher Finanzbedarf ist. Notiere dir über einen längeren Zeitraum hinweg, auf welche Waren du nicht verzichten kannst, sodass du nach einigen Wochen zu einem verlässlichen Ergebnis gelangst. Ein Singlehaushalt ohne eigenes Kraftfahrzeug benötigt zwischen 100 und 200 Euro wöchentlich. Der Finanzbedarf einer mehrköpfigen Familie, die im Besitz einer Immobilie ist, kann 1.000 Euro pro Woche und mehr betragen.

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Bargeld daheim aufbewahren – darauf achtest du

Wenngleich du jederzeit Zugriff auf Barmittel haben solltest, ist aus zwei Gründen von einer überdimensionierten Reserve abzuraten:

  • Einbrecher könnten in dein Haus oder deine Wohnung gelangen und das Bargeld stehlen.
  • Im Falle eines Brandes oder eines Wasserschadens ersetzen Versicherungen nur bis zu 2.000 Euro Bargeld, das durch den Unglücksfall verloren geht. Wenn du höhere Beträge zu Hause aufbewahren möchtest, ist der kostspielige Einbau eines Tresors erforderlich, um den Versicherungsschutz zu gewährleisten.

Bewahre dein Bargeld an einem sicheren Ort auf, um es vor Kriminellen und Unglücksfällen zu schützen. Lose Abdeckleisten oder Lampen, die keine große Hitze verursachen, eignen sich als Verstecke. In der Küche versteckst du deine Geldscheine unauffällig zwischen Lebensmitteln wie Nudeln oder Reis. Ein Versteck im Garten ist ebenfalls eine Option: Lege dein Bargeld in einen wasserdichten Beutel und vergrabe diesen im Inneren eines großen Übertopfes. Erledige diese Vorbereitungsarbeit in deiner Wohnung, um neugierige Blicke zu vermeiden.

Vergewissere dich, dass du deine Reserve an einem Ort versteckst, an den du dich später erinnerst. Nicht ohne Grund finden Entrümpelungsfirmen im Rahmen von Wohnungsauflösungen immer wieder beträchtliche Mengen Bargeld, die die Eigentümer längst vergessen haben.

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Bild: alfexe/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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