Es sind Hunderttausende, die das Land verlassen. Vor allem hochqualifizierte Fachkräfte suchen ihr Glück woanders – nur nicht in Deutschland.

Anzeige

Nach Daten des Statistischen Bundesamt (Destatis) wanderten 2022 insgesamt 1,2 Millionen Menschen aus Deutschland aus, 270.000 davon mit deutscher Staatsangehörigkeit. Karrierechancen suchen allen voran junge Menschen. Es soll sich vor allem um Personen unter 40 und besonders um junge Fachkräfte handeln, die ihre Heimat verlassen. Ihr Anteil liegt laut des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) bei 63 Prozent.

Damit verreisen und studieren junge Deutsche nicht nur immer häufiger außerhalb des Landes, sondern entscheiden sich auch, im Ausland sesshaft zu werden. Lediglich 2016 sowie 2019 sollen es noch mehr Menschen gewesen sein, die sich zur Auswanderung entschlossen haben. Besonders hoch seien die Wanderungsverluste im Süden, etwa in Baden-Württemberg sowie Bayern, wie Soziologe Karl Brenke (Institut für Wirtschaftsforschung) bestätigt.

Anzeige

Beweggründe: Warum wandern hochqualifizierte Fachkräfte aus?

Laut BiB ziehen die jungen Menschen in erster Linie aus Deutschland weg, weil berufliche Gründe vorliegen (58 Prozent). Danach folgt der Lebensstil im jeweiligen das Land, welches die Auswanderer als Wahlheimat wählen (46 Prozent). Aber auch, weil einige von ihnen einen Partner mit Job im Ausland haben (37 Prozent), zieht es sie ins Ausland.

Übrigens: Die meistern Menschen wandern in die Schweiz aus. Zu den beliebtesten Zielen gehören außerdem Österreich und auch die USA. Europäische Länder liegen ebenfalls in den Top 10. Hierzu zählen zum Beispiel Frankreich, die Niederlande, Spanien und Polen. Zudem wandern Deutsche gerne nach England oder in die Türkei aus.

Auch diese Bevölkerungsgruppe wandert gerne aus

Neben den jungen und qualifizierten Fachkräften, die ihr Heimatland verlassen, gibt es noch eine weitere Gruppe aus Deutschland, die sich ein Leben außerhalb der Bundesrepublik aufbaut: Es sind die Rentner, die gerne gehen – und die Zielländer sind hierbei oft die gleichen. Vor allem die Schweiz und Österreich sind ganz vorne mit dabei, was allen voran mit der kleineren Sprachbarriere zusammenhängen dürfte, aber auch mit der Nähe zu Deutschland.

Anzeige

Dass Rentner auswandern, ist jedoch nicht neu, zumal sie ihren Lebensabend häufig mit einer kleinen Rente bestreiten müssen und so eine Möglichkeit suchen, die Lebenshaltungskosten insgesamt zu reduzieren. Es kann aber auch der Wunsch nach Abwechslung und Genuss nach vielen Jahren des harten Arbeitens sein, der zur Auswanderung bewegt.

Auswandern: Wann und warum kann es sich lohnen?

Während einige Deutsche ihre Auswanderungspläne in die Tat umsetzen, dürften andere zumindest gedanklich mit der Idee spielen, das Land ebenfalls zu verlassen. Vor- und Nachteile sowie Machbarkeit sollten hierbei realistisch abgewogen werden. Folgende Gründe sprechen zum Beispiel dafür, diesen mutigen Schritt zu wagen.

1. Attraktivere Jobchancen im Ausland

Fachkräfte fehlen weltweit und in verschiedenen Branchen. Weil die Jobkonditionen im Ausland manchmal attraktiver als in Deutschland sein können, entschließen sich einige Fachkräfte dazu, ein solches Angebot wahrzunehmen. Benefits können eine bessere Bezahlung, mehr Flexibilität im Job sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sein.

Anzeige

2. Marktwert steigt durch Auslandserfahrung

Aufgrund der Globalisierung sind Fachkräfte mit Auslandserfahrung, die in einem internationalen Kontext gearbeitet haben, in einigen Branchen und Berufen besonders gefragt. Eine Auswanderung kann deshalb auch die Chancen auf den Traumjob erhöhen und den eigenen Marktwert erheblich steigern. Das kann sich vor allem lohnen, wenn eine Rückkehr nach Deutschland nicht ausgeschlossen wird.

3. Ein Leben im Ausland kann Abwechslung bedeuten

Wer etwas von der Welt sehen möchte und fest entschlossen ist, sein ganzes Leben nicht nur einem Beruf in Deutschland zu widmen, entscheidet sich ebenfalls häufig für das Ausland, um der Sehnsucht nach Abwechslung nachzukommen. Neue Menschen, eine andere Mentalität und Umgebung, vielleicht mehr Sonne oder ein Strand um die Ecke – auswandern kann viele Bedürfnisse stillen.

4. Kommunikative Skills und Selbstsicherheit wächst

Dem Gewohnten den Rücken zukehren – das kann beängstigend sein. Gleichzeitig heißt es, die eigene Komfortzone endlich zu verlassen und sich etwas zu trauen. Auswanderer sind zum Beispiel darauf angewiesen, etwa wegen sprachlicher Barrieren, ihre kommunikativen Skills zu verbessern. So wächst nicht nur die Offenheit, sondern auch die Selbstsicherheit, die uns auch im Job einige Vorteile bringt und persönliches Wachstum beschert.

Anzeige

5. Die Lebenshaltungskosten sind insgesamt niedriger

Das Leben in Deutschland wird teurer. Auch andere Länder sind von Inflation und Krisen betroffen. Wer jedoch die Chance bekommt, in ein Land auszuwandern, welches in puncto Lebenshaltungskosten insgesamt attraktiver als Deutschland erscheint, wird die Chance vermutlich nutzen, um auch mit weniger gut auskommen zu können. So bleibt möglicherweise mehr übrig, um genießen zu können: mehr Urlaub, etwas mehr Geld für Ausflüge mit den Kindern, Restaurantbesuche, Kino, spezielle Lebensmittel, private Interessen. Auch für die Rente kann vorgesorgt werden.

Risiken: Was sind mögliche Folgen, wenn Fachkräfte auswandern?

So schön die Auslandspläne auch klingen mögen: Es gibt einige Risiken und auch die Umsetzbarkeit ist nicht immer so möglich, wie wir es uns vielleicht vorstellen. Beachte deshalb folgende Punkte.

1. Umstellung für die Familie

Die Familie bleibt in Deutschland zurück oder soll mit ins Ausland kommen? Beide Punkte bedeuten eine Umstellung, vor allem für junge Kinder, die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden. Was für einige eine Chance sein kann, etwa um die eigene Resilienz zu stärken, kann für andere eine äußerst schmerzhafte Erfahrung werden, die zu Ängsten und Selbstunsicherheit führt. Deshalb sollten vor allem junge Familien gut darüber nachdenken, ob sie diesen Schritt gehen möchten.

Anzeige

2. Der Job im Ausland ist anders als gedacht

Es klang alles so schön: Arbeiten in einem Urlaubsland, mehr Geld, mehr Freizeit. Entpuppt sich der Job im Ausland aber als Reinfall, ist das besonders bitter – vor allem in Fällen, in denen Betroffene bereits komplett in das jeweilige Land gezogen sind und ihre Wohnung sowie das Leben in Deutschland aufgegeben haben. Dann fällt es unter Umständen schwer, sich einen anderen Weg zu suchen.

Tipp: Sofern die Möglichkeit besteht, einige Monate im Ausland zu leben, ohne den Wohnsitz in Deutschland aufgegeben zu müssen, ist dies eine realistische Option, sich ein besseres Gesamtbild vom Alltag machen zu können. Oft scheitert diese Idee jedoch wegen finanzieller Schwierigkeiten, wenn nicht nur hierzulande Miete gezahlt werden muss, sondern auch im Ausland. Sollte eine solche Chance jedoch bestehen, empfiehlt es sich, sie zu nutzen, um keine Fehlentscheidung zu treffen.

3. Kultureller Schock

Manchmal ist es ein wahrer „Kulturschock“, wenn wir verreisen und andere Mentalitäten, Normen und Praktiken kennenlernen. Für Menschen mit kosmopolitischer Ader kein Problem – eher im Gegenteil: Sie suchen das Abenteuer und sind besonders anpassungsfähig, sodass sie das Leben in einem anderen Land bewusst suchen und genießen.

Anzeige

Auch wenn wir uns bereits eine Weile im Ausland aufgehalten haben, verträgt jeder das „Neue“ und „Fremde“ etwas anders. Deshalb könnte auch die Einstellung und die Art des Lebens der Menschen in einem Land außerhalb Deutschlands ein mögliches Problem darstellen. Dies passiert im Regelfall aber nur, wenn wir ausschließlich wegen eines Jobs ins Ausland ziehen und uns mit der jeweiligen Kultur noch nicht auseinandergesetzt haben.

Bild: FG Trade
Sao Paulo, Brazil/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

Mach mit und diskutiere mit uns in unserer Skool Community!

Egal, ob du Fragen hast, Antworten suchst oder einfach nur deine Erfahrungen zu diesem oder anderen Themen teilen möchtest, du bist herzlich willkommen. Diskutiere mit, erweitere dein Wissen und werde Teil einer inspirierenden Gemeinschaft. Zur Arbeits-ABC Community