Das Thema Nachhaltigkeit spielt inzwischen in all unseren Lebensbereichen eine Rolle. Wir wollen nachhaltig essen, nachhaltige Kleidung und Möbelstücke kaufen und mittlerweile sogar nachhaltig arbeiten. Doch was genau bedeutet Nachhaltigkeit in der Berufswelt überhaupt? Ab wann gilt ein Unternehmen als nachhaltig? Welche Kriterien muss es erfüllen und gibt es vielleicht bestimmte Richtlinien, an denen sich Firmen orientieren können? Dieser Beitrag gibt Ihnen einen Einblick in eine überaus spannende Thematik.

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1. Was bedeutet Nachhaltigkeit im Allgemeinen?
2. Was bedeutet Nachhaltigkeit in Unternehmen?
3. Warum ist Nachhaltigkeit für Unternehmen so wichtig?
4. Die Rolle der Europäischen Union
5. Eine Frage des Images?
6. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis: Auszeichnung für besonders nachhaltige Unternehmen
7. Nachhaltige Unternehmensführung studieren
8. Wie finde ich einen nachhaltigen Job?

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Allgemeinen?

Nachhaltigkeit bezieht sich natürlich nicht ausschließlich auf die Berufswelt. Sie begegnet uns in nahezu jedem Lebensbereich und hat in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen. Oftmals wird Nachhaltigkeit in einem Atemzug mit Umweltschutz genannt – was prinzipiell auch nicht verkehrt ist, da beides eng miteinander verknüpft ist. Dennoch müssen Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch immer differenziert und getrennt voneinander beleuchtet werden. Es handelt sich hierbei schließlich um zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

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Ein weiterer wichtiger Aspekt, der im Zuge eines Definitionsversuchs genannt werden muss, ist folgender: Das Verständnis von Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren stark verändert und vollzieht auch jetzt noch einen stetigen Wandel. Mit anderen Worten: Es ist überaus schwierig, eine einheitliche Definition für diesen Begriff zu finden. Das Internet und andere Medien sind voll von Erklärungen, die sich in vielen Punkten einig sind, aber auch immer wieder voneinander abweichen. Eine der am häufigsten zitierten Definitionen wurde von den Vereinten Nationen im Jahr 1987 formuliert:

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“ (Quelle: Bundtland-Bericht, 1987)

Wichtig: Nachhaltigkeit bezieht sich längst nicht nur auf ökologische Aspekte. Auch in der Politik und Wirtschaft können die Ansätze dieses Denkens aufgegriffen werden – womit wir eine perfekte Überleitung zur Nachhaltigkeit in Unternehmen gefunden haben.

Was bedeutet Nachhaltigkeit in Unternehmen?

2007 brachte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit eine Studie zum Thema „Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen“ heraus. Darin ist folgender, einleitender Satz zu lesen:

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„Corporate Social Responsibility und unternehmerische Nachhaltigkeit (Corporate Sustainability) sind heute ein nicht wegzudenkendes Thema in der Agenda jeder fortschrittlichen Unternehmensführung.“ (Quelle: BMU)

Nachhaltigkeit kann also durchaus als anstrebenswertes Ziel verstanden werden. Es spielt seit Jahrzehnten eine aktive Rolle in den Unternehmenskulturen und wird auch immer mehr bewusst nach außen getragen. Damit ein Unternehmen als nachhaltig bezeichnet werden kann, muss es die folgenden Aspekte erfüllen:

  • Steigerung ökologischer Effektivität: Der ökologische Aspekt ist der Grund dafür, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz häufig synonym benutzt werden. Unternehmen, die nachhaltig agieren, tun aktiv etwas gegen diverse Umweltprobleme, beispielsweise Treibhauseffekt, Zerstörung der Ozonschicht und Übersäuerung von Böden.
  • Steigerung sozialer Effektivität: Dieser Punkt umfasst Themen wie Gleichberechtigung, faire Löhne, Leistungsgerechtigkeit, Arbeitsbedingungen, Betriebsklima, kulturelles Engagement, Korruptionsbekämpfung und Führungsstil.
  • Verbesserung von ökologischer und sozialer Effektivität: Unternehmerische Nachhaltigkeit bedeutet, dass die ökologische und soziale Effektivität so verbessert wird, dass die Firma möglichst wirtschaftlich (= ökonomisch) arbeitet.

Warum ist Nachhaltigkeit für Unternehmen so wichtig?

Wir haben nur diese eine Erde. Deswegen sollten wir vorsichtig mit ihr umgehen und sie nicht systematisch zerstören. Hierzu kann jeder Einzelne seinen Beitrag leisten. Weitaus größer ist jedoch der Einfluss von Unternehmen, die oftmals global agieren. Ihre zentrale Aufgabe ist es, Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen und der Natur das zurückzugeben, was ihr genommen wurde. Auch der Schutz der Umwelt und der Arbeiter spielt im Zuge der Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle.

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Die zentralen Probleme der Thematik, denen sich die Unternehmen im besonders großen Maße widmen müssen, sind:

  • Ressourcenknappheit
  • Trinkwasserknappheit
  • Klimawandel
  • Demografischer Wandel
  • Armut und Hunger
  • Rückgang der biologischen Vielfalt

Da Unternehmen das Konsumverhalten (insbesondere in den Industriestaaten) maßgeblich beeinflussen, haben sie auch einen direkten Einfluss auf die oben genannten Probleme und stehen in der Pflicht, diese zu bekämpfen. Im Umkehrschluss muss allerdings auch gesagt werden, dass Aspekte wie Klimawandel und Ressourcenknappheit einen direkten (und negativen) Einfluss auf die Unternehmen haben. Sie müssen sich auf erschwerte Arbeitsbedingungen, Preisexplosionen und andere Probleme einstellen und diese kompensieren. Auch hier wird deutlich, wie sehr es im Interesse der Firmen sein sollte, nachhaltig zu agieren.

Die Rolle der Europäischen Union

Dass gehandelt werden muss, ist schon lange klar. Doch wie? Die Europäische Union rief Unternehmen erstmals im Jahr 2005 dazu auf, ihre Corporate Social Responsibility, sprich: ihre gesellschaftliche Unternehmensverantwortung, ernst zu nehmen und aktiv zu werden. Konkrete Strategien, Richtlinien oder Anforderungen blieben jedoch aus. Stattdessen setzte die EU auf Freiwilligkeit – bis 2011. In diesem Jahr kündigte die Union erstmals rechtliche Konsequenzen an, wenn sich Unternehmen ihrer Pflicht entzogen. Außerdem wird gerade daran gearbeitet, dass immer mehr Unternehmen freiwillig Meldung über ihre nachhaltigen Bestrebungen abgeben und entsprechende Zahlen offenlegen.

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Unternehmen, die mehr als 500 Menschen beschäftigen, sind ab 2017 verpflichtet, transparent über ihre Nachhaltigkeits-Bestrebungen zu berichten. Der Haken an der Sache ist, dass die EU nirgendwo genau bestimmt hat, in welcher Form diese Berichterstattung erfolgen muss. Auch große Unternehmen haben also auch weiterhin viele Frei- und Spielräume.

Info: Eine Möglichkeit der EU-Berichtspflicht ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex. Die Standards dieses Kodex‘ können Sie hier nachlesen.

Eine Frage des Images?

Eines ist Fakt: Wer derzeit nachhaltig handelt, liegt im Trend und wird als positiv wahrgenommen. Das gilt für Einzelperson genauso wie für Unternehmen. Ist Nachhaltigkeit letztendlich also nur eine Frage des Images?

Ganz klar: Nein. Unternehmen sollten nicht nur aus Image-Gründen nachhaltig agieren. Diese Form der Unternehmensführung hat auch einen direkten Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg. Eine Studie, die 2006 von der Universität Hamburg in Kooperation mit der Deutschen Bank durchgeführt wurde, ergab: Nachhaltig agierende Unternehmen wirtschaften vorrausschauend und sind sich verschiedener Risiken bewusst. Sie können also im Ernstfall schneller und effizienter reagieren.

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Dass sich Nachhaltigkeit auch ganz gezielt auf den Erfolg eines Unternehmens auswirken kann, beweist unter anderem der Tiefkühlkost-Hersteller Frosta. Dieser hat sich vor einer Weile darauf spezialisiert nur noch nachhaltige Produkte für die Gerichte zu verwenden. Diese Veränderung kam so gut beim Konsumenten an, dass sich das Marken-Unternehmen gegen Billig-Anbieter behaupten und durchsetzen konnte. Auch zahlreiche andere traditionelle Firmen und neue Startups haben die Nachhaltigkeit zu ihrem Kerngeschäft gemacht und sind damit außerordentlich erfolgreich.

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis: Auszeichnung für besonders nachhaltige Unternehmen

Dass Nachhaltigkeit längst in unserer Gesellschaft angekommen ist, beweist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis. Dieser kürt jedes Jahr die nachhaltigsten Unternehmen, Marken und Produkte und ist somit zur Schaubühne dieser Thematik geworden.

Wer ausgezeichnet werden will, muss sich zuvor anmelden und einer strengen Jury stellen. Für die Anmeldung werden je nach Unternehmensgröße Anmeldegebühren fällig. Das große Ziel des Deutschen Nachhaltigkeitspreises ist es, den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu unterstützen. Das Konzept geht auf: Der Preis animiert nicht nur Unternehmen, sondern auch andere Akteure aus Wirtschaft und Forschung sowie Kommunen dazu, nachhaltiger zu handeln.

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Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird jedoch nicht nur gelobt. In der Kritik stand beispielsweise die Nominierung des Lebensmittelkonzerns Unilever im Jahr 2012. Das Unternehmen ist dafür bekannt, große Mengen Palmöl zu nutzen, um diverse Produkte herzustellen. Um diese Ressource zu gewinnen, muss Regenwald – und damit der Lebensraum vieler Tiere – zerstört werden. Man muss kein Experte sein, um zu begreifen, dass das nicht viel mit Nachhaltigkeit zu tun hat.

Nachhaltige Unternehmensführung studieren

Auch in Zukunft wird uns die unternehmerische Nachhaltigkeit weiter beschäftigen. Es überrascht daher kaum, dass man inzwischen an verschiedenen Universitäten nachhaltige Unternehmensführung studieren kann. Hochschulen, die dieses Studienfach anbieten, sind zum Beispiel:

  • Technische Universität Dresden
  • Universität Ulm
  • Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Wie finde ich einen nachhaltigen Job?

Während es bis hierher vorrangig um die Unternehmen an sich ging, soll die Sichtweise nun auf den einzelnen Mitarbeiter schwenken. Die wachsende Popularität der Nachhaltigkeit sorgt nämlich dafür, dass sich immer mehr Arbeitnehmer ganz gezielt auf die Suche nach sogenannten „grünen Jobs“ machen. Diese Suche kann sich als recht schwierig herausstellen – nämlich dann, wenn man gar nicht genau weiß, welche Unternehmen nachhaltig wirtschaften und welche nicht.

Um Ihnen den Prozess zu erleichtern, gibt es inzwischen unzählige Spezial-Jobbörsen, die ihren Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt haben. Einige davon sollen an dieser Stelle genannt werden:

Die Jobbörsen sind alle branchenübergreifend und bieten eine große Vielfalt offener Stellen sowie Studiengänge und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Außerdem geben die meisten auch einen umfassenden Einblick in verschiedene nachhaltige Themen und können deswegen auch als zusätzliche Informationsquelle verstanden werden.

Nachhaltigkeit in der Berufswelt: Was fällt Ihnen zu diesem vielfältigen Thema ein? Welche Erfahrungen haben Sie bereits gemacht? Arbeiten Sie vielleicht in einem Betrieb, der sich die Nachhaltigkeit als oberstes Ziel auf die Fahne geschrieben hat oder streben Sie einen solchen Karriereweg an? Wir sind gespannt, was Sie zu sagen haben.

Bildnachweis: Rawpixel.com/Shutterstock.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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