Jung, wild, ausgabefreudig: In unseren besten Jahren greifen wir tief in die Tasche. Rentenexpertin Anne Lester macht auf 6 Geldfehler in unseren 30ern aufmerksam.

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In unseren 30ern haben wir in der Regel Berufserfahrung gesammelt, Beziehungen gehabt, manchmal Kinder bekommen und geben wahrscheinlich das meiste Geld aus. Unsere 30er sind auch die Jahre, in denen wir uns oft den Traum vom Eigenheim ermöglichen.

Es existiert eine Wahrscheinlichkeit, dass wir Fehler machen, wenn wir zum ersten Mal in unserem Leben viele größere Geldentscheidungen treffen. Die ehemalige Rentenexpertin von JPMorgen, Anne Lester, kennt sich mit diesen Themen bestens aus. Und sie weiß, zu welchen Geldfehlern junge Menschen unter 40 am häufigsten tendieren.

6 gravierende Geldfehler, die du vermeiden solltest

Fehler #1: „Bis zur Rente ist es eine halbe Ewigkeit.“

Als Millennial aus den 90ern oder als Angehöriger der Gen Z schon an den Ruhestand denken? Es stimmt, dass wir in unseren 30ern noch Zeit haben, bis wir das Rentenalter erreichen. Noch denken wir ans Verreisen, wollen das Leben genießen. Ruhestand passt nicht zu diesem Lebensentwurf, der im Hier und Jetzt stattfindet.

Fakt ist aber auch: Der Tag unseres Renteneintritts wird kommen. Viele junge Menschen machen den Fehler, diesen Lebensabschnitt komplett auszublenden und zu verdrängen, dass wir später Geld brauchen werden. Stehen wir mit beiden Beinen im Leben und haben ein regelmäßiges Einkommen, rückt der Gedanke an die Rente schnell in die Ferne.

Anstatt erst verspätet in den 40ern oder gar noch später mit der finanziellen Rentenplanung anzufangen, lohnt es sich durchaus, früh mit dem Sparen zu beginnen. Rentenexpertin Anne Lester weist darauf hin, dass wir für das Geld, welches wir bereits in den 30ern anlegen, mehr Zinseszinsen anhäufen können. Vorausschauend Sparen hilft zudem, den Spardruck zu senken, den wir fünf bis zehn Jahre vor Renteneintritt entwickeln, weil wir uns langsam unserem Lebensabend nähern.

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Fehler #2: „Ich brauche keinen Notfallfonds.“

Bekanntlich entwickeln sich viele Situationen anders als erwartet. In Notfallsituationen ist es hilfreich, finanzielle Rücklagen zu haben. Und doch unterschätzen wir die Bedeutung von Notfallfonds und wägen uns fälschlicherweise in Sicherheit. Was soll uns in jungen Jahren schon passieren?

Die Antwort: Du weißt es nicht. In folgende Notsituationen können wir geraten:

  • Wir kommen in eine Inflation, die sich zur Rezession entwickelt.
  • Wir müssen Geld für eine teure Reparatur aufbringen.
  • Wir verlieren unseren Arbeitsplatz.
  • Wir brauchen plötzlich Geld für unerwartete Ausgaben anderer Natur, etwa bei Pflegefällen.

Tipp: Wie viel Geld du als Notgroschen ansparst, ist dir überlassen. Grundsätzlich empfehlen sich mindestens vier bis sechs Monatsgehälter; es können jedoch auch mehr notwendig sein. Wenn du sichergehen willst, dass dein finanzielles Polster für Notsituationen ausreicht, kann es helfen, mögliche Szenarien vorab durchzurechnen und auf dieser Basis einen Plan zu erstellen.

Berücksichtige hierfür deine monatlichen Fixkosten und die zusätzlichen „Notkosten“, die fällig werden. Große Unterschiede gibt es oft bei Singles und Familien mit Kindern. Je mehr Personen im Haushalt leben, desto größer sollte der Notfallfonds ausfallen.

Fehler #3: „Eine Versicherung? Wozu?“

Dass wir in Deutschland eine Krankenversicherung benötigen, wissen wir. Viele anderen Versicherungen sind nicht Pflicht. Nur wenn wir ein Auto besitzen, schließen wir außerdem eine verpflichtende Kfz-Versicherung ab. Beide Versicherungen dienen dazu, uns vor existenziellen Risiken ausreichend zu schützen.

In unsern 30ern erachten wir die Einzahlung in eine Versicherung laut Lester wahrscheinlich als etwas, das unnötig ist. Weil wir in der Hoffnung leben, dass Ernstfälle, in denen wir private Versicherungen tatsächlich brauchen, nicht zur Realität werden. Ein weiterer Fehler, glaubt Expertin Lester. Zwar lohnt sich nicht jede Versicherung. Über eine Haftpflichtversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Hausratsversicherung kannst du jedoch nachdenken.

Unser Tipp: Hole dir die Expertise eines unabhängigen Beraters/einer unabhängigen Beraterin, bevor du Versicherungen abschließt. Welche du benötigst, hängt in der Regel von deiner individuellen Familien-, Berufs- und Lebenssituation ab.

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Fehler #4: „Ich spare nur für meine Kinder.“

… was aber ist mit Ersparnissen für dich selbst? Rentenexpertin Lester weist darauf hin, dass es ganz natürlich ist, dass wir zuerst an unseren Nachwuchs denken. Verständlich: Es soll ihnen an nichts fehlen. Das wichtigste Anliegen vieler Eltern ist es, ihnen einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen und dass Kinder davor eine entsprechende Bildung genießen können.

Dennoch ist es laut Lester ein Problem und ein Fehler, nicht an die Ersparnisse für sich selbst zu denken. Sobald unsere Kinder ihr sicheres Nest verlassen und erwachsen werden, nähern wir uns langsam, aber stetig dem Rentenalter an. Auch wenn dann noch Zeit ist: Es ist wichtig, den Geldfehler, für sich selbst nichts zurückzulegen, zu vermeiden.

Fehler #5: „Ich zahle erst einmal die kleineren Raten ab.“

Je kleiner einer Kreditrate, desto höher üblicherweise die Zinsen. In unseren 30ern haben wir oft andere Pläne, als nur darüber nachzudenken, wie wir unsere Kredite so schnell wie möglich loswerden. Also entscheiden wir uns oft dafür, die Mindestrate zu zahlen und Kredite zu strecken, um weniger zu zahlen. Das bedeutet: hohe Zinsen. Rentenprofi Lester empfiehlt, Kreditkartenschulden so schnell wie möglich loszuwerden und das so „aggressiv wie möglich.“ Mindestzahlungen sind zwar angenehmer, weil unsere monatliche Gesamtbelastung sinkt. Dabei sollten wir uns jedoch eher auf günstige Kredite konzentrieren und teure Kredite so schnell wie möglich tilgen, etwa auch mit Sondertilgungen.

Fehler #6: „Ich kaufe eine Immobilie, auch wenn sie teuer ist.“

Eigentum ist grundsätzlich ein sinnvolles Investment: Oft werden Immobilien als „inflationssichere Geldanlage“ beschrieben und können bei Bedarf gewinnbringend verkauft werden. Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass wir oft nicht nur einen teuren Immobilienkredit aufnehmen müssen, sondern auch sicherzustellen haben, laufende Eigentumskosten zu decken. Und hier liegt ein häufiger Fehler. Wir kaufen in jungen Jahren zu viel „Haus“, obwohl wir zu wenig Geld für diese wichtigen Ausgaben einplanen, die wiederkehrend sind. Wichtig ist deshalb, eine langfristige Budgetkalkulation aufzustellen, bevor wir uns für diesen großen Schritt entscheiden und uns den Traum vom Eigenheim erfüllen.

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Schon gewusst?

Die meisten Menschen, die heute über 30 Jahre alt sind, werden sich noch an die Deutsche Mark (DM) erinnern. Damals waren Kredite, Immobilien, Geldfehler und natürlich auch der Gedanke, Geld für die Rente zu sparen, wirklich in weiter Ferne für die früher noch „kleinen“ Millennials. Mini-Ausgaben, beispielsweise Stickerhefte, Süßkram, Klamotten oder Ausflüge mit Schulfreunden, waren interessanter. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank sind jedenfalls bis heute reichlich D-Mark-Scheine im Umlauf. Im November 2022 sollen es 12,3 Milliarden Mark gewesen sein, die nicht eingetauscht worden sind.

Fazit

Obwohl wir in den 30ern oft das erste Mal so richtig großzügig mit unserem Geld umgehen, – und das ist verständlich, haben wir es uns doch durch harte Arbeit verdient – ist es wichtig, nicht maßlos zu werden. Zwar bringt es nichts, das ganze Einkommen zu hamstern. Wohl aber, sich einen durchdachten Plan zu überlegen, wie wir schon heute unsere Zukunft zumindest finanziell absichern wollen, um weniger Zeit mit Sorgen zu verbringen. Geld ist nicht alles. Aber es ist gut zu wissen, dass wir es haben werden, wenn wir es am dringendsten benötigen.

Bildnachweis: Foto von Karolina Grabowska/Pexels.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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