Führungskräfte mit Breiten- und Tiefenwissen sind unverzichtbar. Deshalb ist das Hybridmodell der „T-Shaped Professionals“ zukunftsweisend.

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Generalist, Spezialist – oder doch beides?

Unternehmen sind auf „T-Shaped Professionals“ angewiesen. Gerade bei der Personalbeschaffung auf Führungsebene gehört die bewusste Auswahl von qualifizierten Mitarbeitern, die über Breiten- und Tiefenwissen als Führungskraft verfügen, künftig zu den wichtigsten Aufgaben.

Einerseits, weil die Pandemiesituation dies auf eher drastische Weise bewiesen hat. Und andererseits, weil agiles Arbeiten ohne Fähigkeiten aus beiden Bereichen in Zeiten von New Work selten funktioniert. Denn Fachexperten, die den Faktor Mensch unberücksichtigt lassen, können heute nicht punkten und benötigen Soft Skills, zu denen etwa Kommunikation und Einfühlungsvermögen gehören, was wiederum dem Kompetenzprofil der Generalisten zugeschrieben wird.

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Hinter dem T-förmigen Kompetenzprofil (T-Shaped) verbirgt sich das Hybridmodell, welches die Kombination aus Generalist und Spezialist beschreibt:

  • Spezialist: Das „I“ im T symbolisiert hierbei als Vertikale das Tiefenwissen.
  • Generalist: Das horizontale Dach des Buchstabens „T“ steht für das Breitenwissen.

T-Modell: Keine neue Erfindung, sondern eine Renaissance

Das T-Profil-Modell erlebt nicht seine Erstgeburt, sondern seine Wiedergeburt. Verschiedene Einflüsse aus den 80ern, unter anderem von CEO und Industriedesigner Tim Brown (IDEO), haben T-förmige Mitarbeiter zum Thema gemacht. Dass der Fachexpertise und der Faktor Mensch Hand in Hand gehen müssen und sich nicht zwangsläufig ausschließen, soll das Unternehmen McKinsey and Company während der Zeit der vielen gesellschaftlichen Umbrüche thematisiert haben. Vor allem im Bereich des Tech-Recruitings sind T-Shaped Fähigkeiten heute zum Beispiel wichtige Voraussetzung, um sich für Kandidaten zu entscheiden, weil Beratung und Technologie nicht mehr voneinander zu trennen sind.

Was ist der wesentliche Unterschied zwischen Generalisten und Spezialisten?

Um ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, warum sowohl die Stärken der Generalisten als auch der Spezialisten als Hybridmodell gefragt sind, ist es wichtig, den Unterschied zu kennen.

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Generalisten: Breitenwissen ist ihre Stärke

Der Generalist steht für die Breitenkenntnisse und das breitgefächerte Wissen, welches sich nicht auf ein Gebiet beschränkt und sowohl Wissen als auch „weiche Fähigkeiten“ vereint. Denn es geht zentral um abteilungsübergreifendes Arbeiten, welches gewissermaßen das Gegenteil vom Silodenken repräsentiert. Der Faktor Mensch kann hierbei grundsätzlich stärker berücksichtigt werden, zumal Kommunikation und Kollaboration im Vordergrund stehen.

Generalisten ist auch der Vorteil vergönnt, grundsätzlich flexibler agieren zu können und so auf unerwartete Situationen gut zu reagieren, weil sie häufiger in der Lage sind und dafür genutzt werden, zwischen unterschiedlichen Bereichen hin und her zu switchen.

Spezialisten: Sie sind gefragte Experten

Fachexperten sind für Unternehmen besonders wichtig, weil sie über Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, die fachlich richtungsweisend und unverzichtbar sind. Ihr häufig vorhandenes Nischenwissen macht sie in vielen Fällen zu einem Teil des Teams, welches nicht so einfach ausgetauscht werden kann.

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Am Arbeitsmarkt haben Spezialisten in aller Regel sehr gute Chancen, weil ihre Konkurrenz, vor allem im Vergleich zu Generalisten, kleiner ausfällt, weshalb sie eine attraktive Ressource für Arbeitgeber sind, die entsprechend schwierig zu bekommen und zu halten ist. Stimmt die Bezahlung zum Beispiel nicht, können Spezialisten ihrem Marktwert entsprechend eine neue Stelle aufsuchen. Spezialisierte Führungskräfte stellen auch eine große Unterstützung für Mitarbeiter dar, die nicht nur auf weiche Faktoren, sondern auch auf Expertise ihrer Chefs angewiesen sind.

T-Shaped Leaders: Deshalb sind sie die Zukunft

Abteilungs- und fachübergreifendes Arbeiten mit agilen Methoden erfordert, dass Wissen und der Faktor Mensch so zusammenkommen, dass Unternehmen wachsen, ihre Mitarbeiter erfolgreich halten und die Produktivität sowie Zufriedenheit erhöht und gefördert wird. Aus folgenden Gründen sind Führungskräfte mit T-förmigen Eigenschaften so wichtig:

1. Gemeinschaft und gegenseitiges Verständnis

Teamarbeit erfordert, dass Führungskräfte entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Nicht nur jungen Arbeitnehmern der Gen Z ist Gemeinschaft und das soziale Miteinander so wichtig, dass dieser Faktor darüber entscheiden kann, ob ein Unternehmen in die engere Auswahl als Arbeitgeber kommt oder nicht. Auch ältere Mitarbeiter, die während der Pandemie soziale Isolation erfahren haben, legen Wert auf Gemeinschaft. Führungskräfte, die über T-förmige Fähigkeiten verfügen, können sowohl Wissen vermitteln als auch Teams zusammenbringen.

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2. Innovation

Das Hybridmodell fördert Innovation, indem es ermöglicht, sowohl Generalisten als auch Spezialisten mit ihren jeweiligen Stärken zu vereinen. Führungskräfte, die fachlich besonders versiert sind und beispielsweise auf Soft-Skill-Ebene gezielt gefördert werden, sind für viele Unternehmen die Zukunft, um Mitarbeiter zu motivieren – denn diese setzen auf moderne Leader, die sowohl fachlich qualifiziert als auch in der Lage sind, den Faktor Mensch am Arbeitsplatz vollumfänglich zu berücksichtigen. Eine Innovationskultur ist auf diese Weise in Unternehmen besonders gut umsetzbar, zumal sie Wissen als auch Zwischenmenschlichkeit erfordert.

3. Kommunikation und Kollaboration

Der Austausch von Führungskräften untereinander, die für das gleiche Unternehmen arbeiten, verbessert die Kommunikation und auch das Teamgefühl als Ganzes. Während einzelne leitende Angestellte für ihr jeweiliges Team zuständig sind, sind sie im Rahmen des T-Shaped-Konzeptes unbedingt auf Austausch angewiesen, indem sie auch die Erfahrung und Fähigkeiten der jeweils anderen nutzen. Die Kommunikationskultur wird dank Fachexperten, die gleichzeitig über Breitenwissen verfügen und Generalisten, die auch in der Lage sind, Tiefenwissen auf mindestens einem Gebiet vorzuweisen, nachhaltig gestärkt, indem Raum für unterschiedliche Perspektiven geschaffen und Offenheit gefördert wird.

Summa summarum: Abteilungsübergreifendes Miteinander, welches mit der Hilfe von T-Shaped Professionals auf Führungsebene umgesetzt wird, hilft Unternehmen dabei, in dessen Interesse zusammenzuarbeiten und Kollaboration zu ermöglichen.

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4. Mitarbeiterbindung

Für Unternehmen gehört die Führungskraft zu den wichtigsten Kriterien, die über eine starke oder schwache Mitarbeiterbindung entscheidet. Doch häufig wird der Faktor in einigen Betrieben immer noch unterschätzt. Dabei kann die Förderung von T-Kräften gezielt dabei helfen, dass Mitarbeiter eines Unternehmens sich wohlfühlen, gefördert und gefordert werden und zugleich vorgelebt bekommen, wie die moderne Arbeitswelt im Rahmen des agilen Miteinanders funktionieren kann.

Fachkenntnisse sind, das ist mittlerweile unumstritten, eben nicht alles – sondern eine gute Basis, um sich stetig weiterzuentwickeln und auch den menschlichen Faktor in der Arbeitswelt zu berücksichtigen.

Was müssen T-Shaped Führungskräfte mindestens können?

  • Wissen auf einem Fachgebiet nachweisen: Zumeist handelt es sich bei T-Shaped Führungskräften um Fachexperten, die sich auf ihrem Gebiet dank eines entsprechenden Abschlusses bestens auskennen, die aber nicht auf ihr Wissen beschränkt sind, sondern in der Regel über gute Soft Skills verfügen.
  • Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren: Wer sich als T-Shaped Leader bezeichnen will, muss in der Lage sein, einerseits das eigene Team zu führen – und andererseits zugleich eine Hilfe für andere Teams zu sein, ohne das eigene jedoch gänzlich aus den Augen zu verlieren. Freiwilligkeit ist hierbei gewissermaßen eine Grundvoraussetzung und ist damit verknüpft, schnell, flexibel und niedrigschwellig einsatzbereit zu sein. Die klassische Rolle der Führungskraft wird quasi reformiert.
  • Kollaborationsfähigkeit: Kreativer Austausch, Führung auf Augenhöhe, ein vielleicht vorhandenes Kriegsbeil begraben, das dem Konkurrenzdenken mit anderen Chefkollegen entsprungen ist – auch diese Punkte sind wichtig für Menschen, die sich als T-Shaped Leader bezeichnen. Führungskräfte, die in der Lage sind, mit anderen zu kollaborieren, während sie über Fachexpertise verfügen, gehören häufig ebenfalls zu den T-Shaped Personen.

Bild: monkeybusinessimages/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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