Kündigung, Jobverlust, Arbeitslosigkeit – zuckst Du bei diesen Worten auch zusammen? Es gibt handfeste Warnzeichen dafür, dass dir schon bald die Kündigung droht. Möchtest du wissen, welche das sind?

Industriebeamte sind „out“, Jobwechsel sind „in“

In den Zeiten des Bewerbermarktes und der Patchwork-Karrieren sollte der jobwechsel oder auch der Jobverlust Arbeitnehmer eigentlich weniger schrecken als noch zur Ära der „Industriebeamten“. Den Job zu wechseln ist in vielen Branchen nicht einmal mehr ein notwendiges Übel, sondern sogar von vielen Experten empfohlen.

Eine berufliche Veränderung im Sinne des Jobwechsels – egal ob freiwillig oder aufgrund eines Verlustes der Arbeitsstelle – könne für die Karriere durchaus förderlich sein, so die landläufige Meinung qualifizierter Karriereberater.

Sie raten zu einem regelmäßigen Wechsel der Arbeitsstelle nach spätestens fünf bis sieben Jahren. Laut Statista haben 66 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande bereits 1 bis 5 mal ihren Job gewechselt, Tendenz steigend.

Das Problem an der Sache ist: Nicht jeder dieser Jobwechsel findet freiwillig statt. Trotz des strengen Kündigungsschutzes, welchen wir hierzulande genießen, verlieren jedes Jahr zahlreiche Beschäftigte ihre Arbeitsstelle. Möglichkeiten hierfür gibt es viele: Das Auslaufen eines befristeten Arbeitsvertrages, die krankheitsbedingte Kündigung oder auch betriebsbedingte Umstrukturierungen. Wirklich „sicher“ ist in Deutschland kaum ein Arbeitsplatz. Dennoch scheinen die Arbeitnehmer hierzulande enorm unter dieser Angst vor dem Jobverlust zu leiden.

Eine Gelassenheit à la „dann suche ich mir eben einen neuen Job“ wäre zwar wünschenswert, scheint aber einfach nicht in unserer deutschen Angstkultur,  der German Angst, verankert zu sein. Stattdessen quälen sich bereits Kinder mit der Befürchtung des Jobverlustes ihrer Eltern, wie eine weitere bei Statista veröffentlichte Studie mit schockierenden Zahlen darlegt:
Statistik: Zustimmung zur Aussage
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Fazit klar: Die Angst vor einem Jobverlust ist in Deutschland in den meisten Fällen rein kulturell bedingt und alles andere als realitätsnah.

Wann aber musst du wirklich um deine Arbeitsstelle fürchten? Gibt es konkrete Warnzeichen für eine drohende Kündigung? Ja! Wir verraten folgend, wann bei dir die Alarmglocken läuten sollten und es tatsächlich Zeit für die ersten Bewerbungen wird.

Lese-Tipp: 4 Sätze, die dein Chef sagt, wenn er dich kündigen will

1. Warnzeichen: Boreout statt Burnout

Wenn du einst mit zahlreichen Projekten betraut warst oder eine Menge Verantwortung innehattest und sich langsam ein Wandel abzeichnet, könnte es sich durchaus um ein Warnzeichen für den bevorstehenden Jobverlust handeln. Werden dir keine neuen Projekte mehr zugeteilt, Verantwortungsbereiche entzogen oder du fühlst dich sogar durch eine bewusst herbeigeführte Langeweile im Job gemobbt, solltest du das Vieraugengespräch mit dem Verantwortlichen suchen.

Tatsächlich kann die Langeweile am Arbeitsplatz eine Form von Mobbing sein, in Fachkreisen „Straining“ genannt, welche dich entweder in die „freiwillige“ Kündigung treiben soll oder aber in das sogenannte „Boreout“.

Wenn du dich mittlerweile mehr vor diesem Boreout- als dem Burnout-Syndrom fürchtest, kann dies aber auch andere Gründe haben. Vielleicht ist im Unternehmen momentan schlichtweg zu wenig Arbeit vorhanden, aufgrund einer schlechten Auftragslage. Auch dann könnte daraus allerdings die betriebsbedingte Kündigung resultieren.

Merke dir also: Bleibt die Arbeit aus, bemühst du dich um eine Klärung der Situation und siehst dich schon einmal vorsorglich nach einer neuen Anstellung um. du möchtest ohnehin nicht in einer Arbeitsstelle verharren, welche dich zu Tode langweilt, oder?

2. Warnzeichen: Mikromanagement statt Selbstständigkeit

Du konntest bislang recht selbstständig arbeiten und deine Vorgesetzten hatten ein hohes Vertrauen in dich? Wenn diese nach und nach immer mehr zum Mikromanagement übergehen und dir jede Möglichkeit der Eigenverantwortung entziehen, stehst du vermutlich unter genauester Beobachtung. Dies kann Resultat eines Fehlers deinerseits sein, welcher die Vorgesetzten an Deiner Kompetenz zweifeln lässt.

Leider nehmen zahlreiche Unternehmen eine solche Beobachtung aber auch vor, wenn sie Arbeitsplätze abbauen möchten und gezielt nach Möglichkeiten suchen, Mitarbeiter rechtmäßig zu kündigen. Jedes noch so kleine Fehlverhalten kann dann den Jobverlust bedeuten. Wenn du dich also mehr und mehr „mikrogemanagt“ fühlst, wird es Zeit für die Jobsuche.

3. Warnzeichen: Ausladung statt Einladung

Hierzulande werden gerne viel zu viele und absolut unnötige Meetings abgehalten. Gerade in höheren hierarchischen Positionen hagelt es im Postfach eine Meeting-Einladung nach der anderen, selbst zu für Deinen Fachbereich eigentlich völlig irrelevanten Belangen. Sollte diese Einladungsflut plötzlich aufhören, fühlst du dich daher gewiss im ersten Moment erleichtert. Doch auf den zweiten Blick sollten Deine Alarmglocken schrillen: Wenn du in Meetings plötzlich nur noch ausgeladen oder nicht einmal mehr über wichtige Sitzungen informiert bist, könnte dies ein dringendes Warnzeichen für die drohende Kündigung sein.

4. Warnzeichen: Rechtfertigung statt Anerkennung

Steht das jährliche Feedbackgespräch an oder du suchst das Mitarbeitergespräch in der Hoffnung auf eine Gehaltserhöhung und anstelle von Anerkennung oder Wertschätzung findest du dich hier plötzlich in der Verteidigungsposition wieder?

Sobald du dich für deinen Job rechtfertigen musst, könnte das Unternehmen bereits über dessen Wegrationalisierung nachdenken. In einigen Unternehmen werden Arbeitsplätze in regelmäßigen Perioden auf den Prüfstand gestellt. Wer als Arbeitskraft nicht ausreichend „gerechtfertigt“ werden kann – also unverzichtbar ist – wird kurzerhand gegangen.

Klingt drastisch? Ist aber so! Selbst das US-amerikanische Unternehmen Netflix, welches als einer der besten Arbeitgeber der Welt gilt und zum Beispiel das Modell des unbegrenzten Urlaubs vertritt, handelt strikt nach der Devise: Die internen Manager müssen mindestens einmal jährlich den Wert ihrer Mitarbeiter für das Unternehmen hinterfragen. Wer nicht gebraucht wird, „darf“ gehen. Eine Mentalität, die trotz strengem Kündigungsschutz leider auch in Deutschland immer mehr um sich greift. Die Rechtfertigung Deiner Arbeitsstelle rechtfertigt daher für dich die Suche nach einem neuen Arbeitgeber – lieber zu früh als zu spät. Ohne Anerkennung und Wertschätzung ist ein erfülltes Berufsleben ohnehin unmöglich.

5. Warnzeichen: Abmahnung statt Unterstützung

Ein klareres Warnzeichen für den drohenden Jobverlust als eine Abmahnung gibt es wohl kaum. Für eine Abmahnung musst du dir allerdings etwas zu Schulden kommen lassen. Zwar gibt es Unternehmen, die für Fehler Verständnis zeigen und dich dabei unterstützen, dass eben jener Fauxpas kein zweites Mal auftritt, sodass du Deine Arbeitsstelle dennoch (vorerst) behalten kannst.

Häufig sehen Arbeitgeber in einem Fehler aber leider auch die willkommene Gelegenheit zur Kündigung. Dieser muss laut Kündigungsschutzgesetz aber in den meisten Fällen eine Abmahnung vorausgehen. Sie stellt daher den ersten großen Schritt auf dem Weg zur arbeitgeberseitigen Kündigung dar und dient dir als Warnzeichen, dass du bereits auf der Abschussliste und daher unter Beobachtung stehst.

Also Achtung: Vorsorge ist besser als Nachsorge

Auch, wenn die Angst vor dem Jobverlust im Großteil der Fälle absolut unbegründet ist, gibt es konkrete Warnzeichen für eine bevorstehende Kündigung. Und dann gilt das Motto: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Gehe proaktiv mit der Situation um, anstatt sich von Deinen Ängsten lähmen zu lassen und in Selbstmitleid zu versinken.

Werde dir bewusst, dass es in der Regel nicht die Angst vor dem Jobverlust selbst ist, welche dich quält, sondern vor dessen möglichen Konsequenzen. Die meisten Menschen haben nicht Angst vor einer Kündigung, sondern vor einer drohenden Armut.

Bild: Paolo Cordoni/istockphoto.com