Viele Bewerber sind bei ihrer Jobsuche nur wenig kreativ. Sie suchen nach Stellenausschreibungen, senden ihre Bewerbungsunterlagen ein und warten auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch – meistens vergeblich. Was sie dabei vergessen ist, dass es noch zahlreiche weitere, einfallsreichere und vor allem erfolgversprechendere Varianten der Jobsuche gibt. Wie also könnte deine Strategie aussehen, um dir viele Enttäuschungen, Nerven und auch Zeit zu sparen?

Strategie #1: Nur fünf Prozent der Bewerber nutzen den verdeckten Stellenmarkt

Ist dir bewusst, dass rund zwei Drittel aller vakanten Stellen in Deutschland niemals öffentlich ausgeschrieben werden? Wenn nicht, bist du nicht alleine: Rund 95 Prozent aller Bewerber nutzen lediglich den öffentlichen Stellenmarkt für ihre Suche und damit nur die Chance auf 33,3 Prozent aller offenen Stellen. Die anderen 66,6 Prozent werden unter der Hand vergeben, über Kontakte beispielsweise oder eine Initiativbewerbung. Nur rund fünf Prozent der Bewerber nutzen diese Möglichkeit aber für ihre Jobsuche. Zusammenfassend bedeutet das:

Fünf Prozent der Jobsuchenden bewerben sich auf 66,6 Prozent der vakanten Stellen auf dem verdeckten Stellenmarkt, während sich 95 Prozent der Bewerber auf die 33,3 Prozent der Stellen auf dem öffentlichen Arbeitsmarkt stürzen.

Wie also sieht die Schlussfolgerung aus? Deine Chancen sind deutlich (!) höher, wenn du zu den fünf Prozent der Bewerber gehörst, die sich ab sofort auf den verdeckten Stellenmarkt konzentrieren.

Strategie #2: Initiativbewerbungen sind erfolgreicher, als du vielleicht denkst

Eine Möglichkeit, auf diesen verdeckten Stellenmarkt zuzugreifen, ist die bereits erwähnte Initiativbewerbung. Viel Bewerber schrecken vor dieser Variante zurück. Zu groß sei das Risiko, viel Zeit sowie Mühe in die Bewerbungsunterlagen zu investieren, um niemals eine Rückmeldung zu erhalten. Tatsächlich führen Initiativbewerbungen in der Realität aber viel öfter zum Erfolg, als du vermutlich annimmst.

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Natürlich gehört stets auch ein Funken Glück dazu, doch kann eine Initiativbewerbung eine gute Möglichkeit für den Erstkontakt mit dem Unternehmen darstellen – auf welchem du später aufbauen kannst. Auch, wenn deine Initiativbewerbung also nicht sofort zum gewünschten Erfolg führt, so kommt doch manchmal nach einigen Wochen bis Monaten die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch herein oder du hast zumindest dein Netzwerk erweitert.

Strategie #3: Bewerber machen den Fehler, die Macht des „Vitamin B“ zu unterschätzen

Netzwerk ist ein wichtiges Stichwort, wenn es um den verdeckten Stellenmarkt geht. Je mehr Kontakte du hast – seien sie privater oder beruflicher Art – umso höher ist die Chance, dass diese von vakanten Stellen wissen und dich darauf aufmerksam machen. Vielleicht schlagen sie dich direkt als potenziellen Kandidaten vor oder reichen dir die Kontaktdaten weiter, an welche du deine Bewerbung senden kannst. Wenn du noch mehr Glück hast, erhältst du sogar direkt ein attraktives Jobangebot.

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Mit Glück hat das jedoch nur teilweise zu tun. Wichtig ist, dass du dein Netzwerk stetig ausbaust und im Fall der Fälle – sprich bei der Jobsuche – auch richtig zu nutzen weißt. Mache deine Kontakte darauf aufmerksam, dass du dich aktuell auf Jobsuche befindest und was du dir in etwa vorstellst. Trete direkt an deine beruflichen sowie privaten Connections heran, um diese zu fragen, ob sie von etwas wissen…oder jemanden kennen, der jemanden kennt, der jemanden kennt…manchmal verläuft die Jobsuche mittels Netzwerk über die verrücktesten Ecken und plötzlich ist dein Traumjob zum Greifen nahe.

Strategie #4: Social Media ist nicht nur zur passiven Jobsuche geeignet

Eine tragende Rolle für das Networking spielt in den heutigen Zeiten der Digitalisierung natürlich das Internet. Viele Bewerber verfallen aber dem Irrtum, Social Media eigne sich nur zur passiven Jobsuche. Sie senden ihre Bewerbungsunterlagen auf dem klassischen Postweg oder via E-Mail ein und rechnen anschließend damit, auf Facebook, Twitter, XING & Co „gescannt“ zu werden. Vielleicht durchforsten sie die beruflichen Netzwerke XING und LinkedIn zudem nach Stellenanzeigen – womit sie sich aber wieder auf dem öffentlichen Stellenmarkt bewegen.

Soziale Netzwerke dienen längst nicht mehr nur dem Hintergrundcheck von Bewerbern. Recruiter begeben sich stattdessen bewusst in die digitale Welt, um dort nach geeigneten Kandidaten für vakante Stellen auf dem verdeckten Arbeitsmarkt zu suchen. Bewerber können und sollten Social Media Plattformen also auch für die aktive Stellensuche nutzen. Aber wie?

  • Pflege deine bestehenden Kontakte auch über soziale Netzwerke. Stelle deinen Bekannten also Freundschaftsanfragen und veröffentliche auf deinem Profil die Meldung, dass du dich aktuell auf Stellensuche befindest.
  • Knüpfe zudem neue Kontakte, indem du Personen aus deiner Branche addest, relevante Beiträge aus deinem Fachbereich kommentierst oder direkt Headhunter, Personaler & Co anschreibst, um auf deine Jobsuche aufmerksam zu machen. Hierbei ist allerdings ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt, denn vor allem Entscheider in wichtigen Positionen erhalten Tag für Tag solche Nachrichten. Komme also direkt auf den Punkt, sage, weshalb du gerade diese Person anschreibst, wonach du suchst und was du zu „bieten“ hast.
  • Bringe dein Profil auf den neuesten Stand und mache auch für fremde Besucher auf den ersten Blick ersichtlich, dass du aktuell eine neuen Job suchst. Achte hierbei auf die Einheitlichkeit all deiner Profile in sozialen Netzwerken. Weitere nützliche Tipps findest im Artikel:

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Strategie #5: Positioniere dich als Experte auf deinem Fachgebiet

Du kannst die sozialen Netzwerke zudem nutzen, um Beiträge zu deinem Fachgebiet zu veröffentlichen und dich dadurch als Experte zu positionieren – oder, um auf einen entsprechenden Fachblog zu verweisen. Es ist mittlerweile nicht mehr unüblich, als Bewerber einen eigenen Blog ins Leben zu rufen und dadurch potenzielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam zu machen.

Strategie #6: Ein Lebenslauf ist nicht in Stein gemeißelt

Doch weder ein Lebenslauf noch ein Bewerberblog & Co sind in Stein gemeißelt. Du musst diese also in regelmäßigen Abständen überarbeiten und an deine aktuelle Situation sowie die Jobsuche anpassen. Suche dir zum Beispiel ein Unternehmen aus, bei welchem du gerne arbeiten würdest. Schreibe eine Initiativbewerbung, knüpfe mittels Social Media Kontakte zu internen Mitarbeitern oder besser noch Führungskräften und passe zugleich dein Wording sowie deinen Lebenslauf auf das Wunschunternehmen beziehungsweise die Wunschstelle an.

Lese-Tipp: Personaler überzeugen: 5 simple Schritte für die perfekte Bewerbung

Das Stichwort ist hierbei der berühmte rote Faden. Es kommt also nicht nur darauf an, auf welchen Kanälen du nach einem neuen Job suchst und auf welchem Stellenmarkt du dich dabei bewegst, sondern auch auf das „Wie“ – sprich deine individuelle Strategie, um den Arbeitgeber von dir zu überzeugen und dich dadurch von der Konkurrenz abzuheben.

Strategie #7: Zu überzeugen heißt niemals, um einen Job zu betteln

Es geht darum, den Personaler sowohl auf digitaler als auch auf persönlicher Ebene davon zu überzeugen, dass er auf dich als Mitarbeiter quasi nicht verzichten kann. Nachdem du über die bereits aufgeführten Wege einen Erstkontakt hergestellt hast, musst du dich anschließend optimal „vermarkten“. Finde die Argumente, welche für dich sprechen und deinen individuellen Mehrwert für das Unternehmen bedeuten, mit welchem andere Jobsuchende nicht dienen können. Trete selbstbewusst und als Experte in deinem Fachbereich auf. Den Personaler von dir zu überzeugen, bedeutet niemals, in die Position des Bettlers zu gehen. Schreibe keine Nachrichten à la

Sehr geehrter Herr Mustermann,

ich habe gesehen, dass Sie Führungskraft im Musterfachbereich bei der Musterfirma sind. Ich schreibe Ihnen, da ich mich ganz dringend auf Jobsuche befinde. Ich würde mich daher sehr über eine Antwort und eventuell eine Einladung zum Vorstellungsgespräch freuen – für welchen Job ist völlig egal.

Du merkst gewiss selbst, wie verzweifelt und inkompetent eine solche Nachricht wirkt und kannst dir daher ausrechnen, wie hoch deine Chancen mit dieser Strategie sind – in etwa null Prozent. Schreibe stattdessen zum Beispiel:

Sehr geehrter Herr Mustermann,

als Experte im Musterfachbereich trete ich heute an Sie heran, da mir aufgefallen ist, dass Ihre Musterfirma noch Nachholbedarf im Musterproblem hat. Ich verfüge über viel Erfahrung mit der Entwicklung passgenauer Lösungen für diese Problematik und hätte diesbezüglich einige konkrete Ideen für Ihr Musterunternehmen. Ich freue mich daher auf Ihre Rückmeldung und eventuell die Chance auf ein persönliches Gespräch mit der Option auf eine Anstellung im Musterfachbereich.

Nenne der Person also einen Grund, dir zumindest zu antworten oder besser noch direkt zum Vorstellungsgespräch einzuladen, dem sie nicht widerstehen kann. Biete einen konkreten Mehrwert im Gegenzug für eine Antwort, eine Einladung oder sogar einen Job. Mache dem Unternehmen bewusst, inwiefern sich die „Investition“ in dich lohnen würde. Du musst dein Gegenüber also neugierig machen, anstatt um einen Job zu betteln oder es zu Tode zu langweilen.

Strategie #8: Ein höfliches „Danke“ hat noch nie geschadet

Zuletzt kommt es auf dein Image an: Möchtest du Bettler, Langweiler oder lieber Experte sein? Siehst du dich als Visionär, als Leistungsträger oder als Führungskraft? Mache dir bewusst, wer du bist, wo du auf deinem beruflichen Weg hin möchtest und welches Image dich sowie deine Ziele am besten beschreibt. Pflege dieses Image anschließend und behandel es wie ein rohes Ei. Schon ein falscher Satz auf deinem Social Media Profil oder eine unhöfliche E-Mail können in Unternehmenskreisen nämlich hohe Wellen schlagen und dein Image zerstören.

Lese-Tipp: Karriere: Nicht wer leistet, wird befördert. Sondern…?

Achte daher auf ein höfliches sowie professionelles Auftreten. So langweilig es klingt: Ein simples „Danke“ hat auf der Jobsuche schon so manches Wunder bewirkt!

Welche weiteren Tipps hast du für ungewöhnliche Strategien bei der Jobsuche? Welche sind deiner Erfahrung nach besonders erfolgreich – und welche nicht? Was möchtest du sonst noch zum Thema beitragen? Wir bedanken uns für deine Kommentare!

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