Soziale Netzwerke spielen nicht nur in unserer Freizeit, sondern auch im Beruf eine zentrale Rolle. Xing und LinkedIn, sogenannte Karriere-Netzwerke, sind Darstellungsplattform, digitaler Lebenslauf und Jobbörse in einem. Wer hier interessante Kontakte knüpfen oder eine neue Stelle finden will, darf jedoch nicht einfach auf sein Glück warten, sondern muss aktiv werden.

Xing und LinkedIn: Was ist der Unterschied?

Die beiden Karriere-Netzwerke Xing und LinkedIn werden häufig in einem Atemzug genannt. Das liegt daran, dass sie sich thematisch sehr ähnlich sind und sich somit klar von anderen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Instagram oder Snapchat abgrenzen. Doch trotz der thematischen Nähe (Beruf und Karriere) muss gesagt werden, dass sich beide Plattformen auch voneinander unterscheiden. Die folgende Übersicht zeigt dir die wichtigsten Unterschiede auf.

Xing   LinkedIn
deutschsprachiger Raum Verbreitung international (vorrangig im englischsprachigen Raum)
ca. 20 Millionen (Stand: Januar 2021) Nutzer-Zahlen 810 Millionen weltweit (Stand: 2021)
national / regional Ausrichtung international
Karriere-Menschen allgemein Zielgruppe vorrangig Führungskräfte
groß, da die Seite sehr übersichtlich aufgebaut ist Nutzerfreundlichkeit niedriger, da viele verschiedene Funktionen die Übersichtlichkeit beeinträchtigen
1 („Premium-Mitgliedschaft“) Anzahl der Bezahlversionen Linkedin Premium Essential und Linkedin Premium Business

Die Tabelle zeigt deutlich, worin der größte Unterschied zwischen Xing und LinkedIn besteht: Während das Hamburger Unternehmen Xing auf den deutschsprachigen Raum fokussiert ist, agiert LinkedIn international. Dementsprechend ergeben sich für dich als Nutzer auch ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Wer sein Profil bei Xing anmeldet, knüpft vorrangig deutschsprachige Kontakte und kann sich auf die Suche nach regionalen Jobausschreibungen machen. Bei LinkedIn geht alles viel internationaler zu. Natürlich findest du hier auch deutsche Kontakte, die Mehrheit der User kommt jedoch aus der ganzen Welt. Auch die Stellenanzeigen sind bei LinkedIn international.

Ziele und Aufgaben der Karriere-Netzwerke

Trotz diverser Unterschiede sind sich LinkedIn und Xing sehr ähnlich. Das wird vor allem dann deutlich, wenn man sich die Ziele und Aufgaben der beiden Karriere-Netzwerke einmal genauer anschaut:

  • Aufbau eines beruflichen Netzwerkes (virtuelles Knüpfen neuer und bereits bestehender Kontakte)
  • Direkte Kommunikation
  • Austausch (beispielsweise in Gruppen)
  • Informieren über Karriere- und Networking-Events
  • Suchen und Finden von Jobs
  • Präsentation für Headhunter
  • Ausschreiben von offenen Jobs
  • Bereitstellen von Referenzen und Arbeitsproben
  • Bereitstellen von Informationen, News, interessanten Links, etc.

An dieser Stelle wird deutlich, warum Xing und LinkedIn als Karriere-Netzwerke betitelt werden. Sie weisen typische Merkmale sozialer Netzwerke auf (Verknüpfen mit anderen Usern, Kommunikation, Teilen von Inhalten), hüllen jedoch jede Komponente in einen „Karriere-Mantel“. Während wir auf Facebook und Instagram Urlaubsbilder finden und es auf Twitter in der Regel meinungsstark und politisch zugeht, führt auf Xing und LinkedIn kein Weg um berufliche Aufstiege, neue Jobchancen und bewundernswerte Lebensläufe herum. Diese Fokussierung hat einen großen (positiven) Einfluss auf die Qualität der Karriere-Netzwerke.

Die „Grundregeln“ der Karriere-Netzwerke

Dass sich Xing und LinkedIn von Facebook, Twitter und Co. thematisch unterscheiden, bedeutet auch, dass hier generell andere „Verhaltensregeln“ herrschen. Diese zu kennen ist der erste Schritt hin zu einer ertragreichen Nutzung der Karriere-Netzwerke.

Regel #1: Der professionelle Auftritt

Beziehungsstatus? Hashtags? Anstupsen? In Netzwerken, die sich rund um das Thema Karriere drehen, haben Social Media-Trends wie diese nichts verloren. Die Menschen, die sich hier tummeln und miteinander vernetzen wollen, sind vor allem eines: professionell. Der professionelle Auftritt beginnt beim Profilfoto und endet beim lückenlosen Lebenslauf. Auch bei der Kommunikation gilt es immer, einen professionellen Ton anzustimmen. Mehr dazu weiter unten.

Regel #2: Die Kontaktaufnahme

In vielen anderen sozialen Netzwerken ist es vollkommen normal, völlig fremden Menschen zu folgen oder diese auch als Freunde hinzuzufügen. Die Kontaktaufnahme bei Xing und LinkedIn ist ähnlich wie bei Facebook, also wechselseitig. Zusätzlich kannst du bei LinkedIn auch bestimmten Gruppen und Unternehmen (so wie bei Twitter) folgen.

Wer sich in den Karriere-Netzwerken mit (noch) unbekannten Nutzern verknüpfen will, sollte hierfür immer eine gute Erklärung parat haben. Eine unkommentierte Kontaktanfrage wird in der Regel als unhöflich und wenig aussagekräftig aufgenommen und nicht selten auch entsprechend ignoriert.

Regel #3: Die Kommunikation

Besser ist es, wenn du deiner Anfrage gleich eine kurze, höflich formulierte Nachricht beifügst. Die Kommunikation bei Xing und LinkedIn ist – ähnlich wie der generelle Auftritt – professionell und rational. Es ist üblich, die Personen zu siezen und Wert auf Anfangs- und Schluss-Formeln zu legen. Diese Regeln entfallen natürlich, wenn du den Nutzer bereits persönlich kennst und eventuell auch per „du“ mit ihm bist. Dann kann die Kommunikation ruhig auch vertraut und locker sein.

Regel #4: Die Angaben zu deiner Person

In Karriere-Netzwerken gilt ein einfaches Prinzip: Wer hieraus einen Nutzen ziehen will, muss bereit sein, überdurchschnittlich viel von sich preiszugeben. Wenn du beispielsweise von einem Headhunter gefunden werden willst, solltest du dir die Zeit nehmen, detaillierte Angaben zu all deinen bisherigen beruflichen Stationen zu machen. Auch Informationen über ehrenamtliches Engagement, Hobbys und Organisationen, in denen du tätig bist, sind auf Xing und LinkedIn nicht unüblich. Auch hier solltest du stets auf Professionalität achten.

Regel #5: Die Wahrheit

Die Verlockung, sich in den Karriere-Netzwerken etwas besser oder erfolgreicher darzustellen, ist groß – schließlich will jeder aus der Masse hervor- und die Konkurrenz ausstechen. Doch Vorsicht! Der einzig richtige Weg zum (virtuellen) Erfolg ist der ehrliche. Lügen und selbst kleine Flunkereien fliegen schnell auf und sorgen dafür, dass der Schuss nach hinten losgeht. Machst du nur Angaben, die der Wahrheit entsprechen, auch wenn diese weniger glanzvoll wirken. Ehrlichkeit währt immer noch am längsten.

Regel #6: Die Absichten

Du hast dich bei Xing und/oder LinkedIn angemeldet und willst nun den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen? Dann solltest du dich zu aller erst fragen, was du von dem jeweiligen Netzwerk erwartest. Willst du neue Kontakte knüpfen oder bestehende vertiefen? Willst du dich auf die Suche nach einem neuen Job machen oder sogar von einem Headhunter entdeckt werden? Wenn du eine Antwort auf die Frage gefunden hast, solltest du diese in die Gestaltung deines Profils einfließen lassen. In Karriere-Netzwerken wird gern mit offenen Karten gespielt. Die Nutzer haben keine Zeit, zweideutige Aussagen zu interpretieren. Stattdessen wissen sie es zu schätzen, zu wissen, woran sie sind. Formuliere deine Absichten daher stets unmissverständlich.

Hinweis: Wenn du einen neuen Job suchst und weißt, dass auch dein bisheriger Chef in dem Karriere-Netzwerk angemeldet ist, ist Fingerspitzengefühl bei der Formulierung deines Anliegens gefragt – immerhin willst du nicht, dass dein Vorgesetzter (und auch die Kollegen) sofort Wind von deinen Wechselabsichten bekommt.

Regel #7: Das Verhalten in Gruppen

Wie bei Facebook kannst du auch bei Xing und LinkedIn verschiedenen Gruppen beitreten. Diese sind häufig regional ausgerichtet oder bieten den Mitgliedern andere, sehr konkrete Schnittstellen. So unterschiedlich die Gruppen auch sind (es gibt beispielsweise auch Fußball-Tippgemeinschaften und Stammtische), sie alle haben eines gemeinsam: Bestimmte Verhaltensregeln. Studiere diese gut, ehe du in der entsprechenden Gruppe aktiv wirst. Es kann schnell passieren, dass dein Posting nicht so gut wie erhofft aufgenommen wird. Das gilt vor allem, wenn es um „Eigenwerbung“ geht.

Es gibt durchaus ein paar Stolperfallen bei der Nutzung von Karriere-Netzwerken – angefangen bei der richtigen Kontaktaufnahme über das Verhalten in Gruppen bis hin zur optimalen (und wahrheitsgetreuen) Gestaltung des persönlichen Profils. Wer sich jedoch erst einmal durch diesen Dschungel gekämpft und den Dreh heraus hat, wird schnell merken, wie profitabel Xing und LinkedIn sein können – und zwar sowohl für Selbstständige als auch Angestellte.

Regel #8: Die aktive Nutzung

Wenn du Karriere-Netzwerke zur Steigerung deines Erfolgs nutzen willst, ist es das A und O, wenn du aktiv bist. Einfach nur ein Profil anlegen und danach abwarten, reicht hier definitiv nicht aus. Achte stattdessen darauf, dass dein Profil stets aktuell ist und teile relevante Inhalte mit deinen Kontakten. Auch Aktivitäten in Gruppen und das Interessieren für Events können dabei helfen, die Netzwerke optimal zu nutzen.

Qualitatives Networking

Die Bezeichnung „Karriere-Netzwerk“ macht sehr deutlich, worum es hier vorrangig geht – nämlich um das Vernetzen. Der große Vorteil von Xing und LinkedIn im Gegensatz zu Facebook und anderen Plattformen ist, dass du hier sehr gezielt netzwerken kannst. Um diesen Punkt zu verdeutlichen, ist es sinnvoll, wenn du einmal einen Blick in deine Facebook-Kontaktliste wirfst. Wer gern den Überblick bewahren und qualitativ hochwertig netzwerken will, tut gut daran, sich ein Xing- oder LinkedIn-Profil anzulegen und dort alle relevanten Kontakte an einem Ort zu „sammeln“.

Der Unterschied zwischen LinkedIn und Xing: Während die Wahrscheinlichkeit, bekannte Gesichter zu finden, bei Xing ziemlich groß ist, wirst du bei LinkedIn von der schieren Masse an fremden Kontakten „überrollt“. Hier findet Networking auf einer wesentlich anonymeren (und internationalen) Ebene statt. Wenn du im Ausland arbeitest oder beabsichtigst, diesen Schritt zu gehen, bietet dir LinkedIn weitaus bessere Chancen der Vernetzung. In den meisten anderen Fällen kann Xing als ausreichend eingestuft werden.

Karriere-Netzwerke als Jobbörsen

Es wurde bereits mehrmals angesprochen: Karriere-Netzwerke sind gute Orte, um entweder aktiv nach einem neuen Job zu suchen oder aber von diesem (beziehungsweise einem Personalmitarbeiter) gefunden zu werden. Eines ist Fakt: In diesem Punkt kann es keines der anderen social networks – nicht einmal der Riese Facebook – mit den Karriere-Netzwerken aufnehmen.

Die digitale Visitenkarte

Du willst nicht (übermäßig viel) netzwerken und bist auch nicht auf der Suche nach einem neuen Job? Karriere-Netzwerke könnten trotzdem sehr interessant für dich sein, denn sie können als eine Art digitale (und generell kostenfreie) Visitenkarte verstanden werden. An dieser Stelle kommen wir wieder zur Regel #4 (in Kombination mit Regel #5): Mache wahrheitsgemäße Angaben zu deiner Person und deinem beruflichen Werdegang, um anderen einen umfassenden Einblick zu gewähren. Es ist auch üblich, bei Xing und LinkedIn (berufliche) Kontaktdaten zu hinterlegen. Wenn jemand Informationen zu dir im Internet sucht, hat er dann gleich die Möglichkeit, mit dir in Kontakt zu treten.

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