Es ist ein alljährliches Szenario: Schnee und Eis verwandeln Straßen in Rutschbahnen, öffentliche Verkehrsmittel verspäten sich oder fallen ganz aus. Du schaust auf die Uhr und realisierst, dass du definitiv zu spät zur Arbeit kommen wirst. Aber was bedeutet das für dich? Welche Rechte und Pflichten hast du als Arbeitnehmer in solchen Situationen?

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1. Rechtliche Grundlagen bei Verspätungen durch Wetterbedingungen

Laut Arbeitsrecht trägt grundsätzlich der Arbeitnehmer das sogenannte Wegerisiko. Das bedeutet, dass du für deinen Weg zur Arbeit verantwortlich bist und dafür Sorge tragen musst, pünktlich zu erscheinen, auch wenn schlechtes Wetter oder andere Umstände dies erschweren. Jedoch gibt es bei extremen Wetterbedingungen, wie starkem Schneefall oder Eisglätte, gewisse Ausnahmen. Beispielsweise, wenn Meteorologen offiziell vor Gefahren wie umgefallenen Bäumen, abgedeckten Dächern oder umherfliegenden Gegenständen warnen, kann von einer begründeten Arbeitsverhinderung ausgegangen werden.

2. Kulanz des Arbeitgebers

Viele Arbeitgeber zeigen sich in solchen Fällen kulant. Es ist aber immer ratsam, den Arbeitgeber so früh wie möglich zu informieren, dass du verspätet bist. Dies zeigt deinen guten Willen und deine Verantwortungsbewusstsein. In vielen Fällen wird der Arbeitgeber Verständnis zeigen, vor allem, wenn es sich um außergewöhnliche Wetterbedingungen handelt, die nicht alltäglich sind.

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3. Umgang mit wiederholten Verspätungen

Regelmäßige Verspätungen, auch aufgrund von Wetterbedingungen, können jedoch problematisch sein. Hier ist es wichtig, proaktiv Lösungen zu suchen. Vielleicht gibt es alternative Routen, Mitfahrgelegenheiten oder Verkehrsmittel, die zuverlässiger sind. Es könnte auch eine Option sein, mit dem Arbeitgeber über flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit von Homeoffice an solchen Tagen zu sprechen.

4. Lohnkürzungen bei Verspätungen

Grundsätzlich kann der Arbeitgeber bei unentschuldigten Fehlzeiten oder Verspätungen den Lohn kürzen. Es ist jedoch wichtig, dass dies im Einklang mit dem Arbeitsrecht geschieht. In der Praxis wird oft eine gewisse Toleranzgrenze berücksichtigt, bevor es zu Lohnkürzungen kommt. Außerdem kann in vielen Fällen die Arbeit nachgeholt werden, sodass es zu keiner Lohnkürzung kommen muss.

5. Kündigungsrisiko bei ständigen Verspätungen wegen schlechten Wetters

Häufige Verspätungen durch schlechtes Wetter können in extremen Fällen eine Kündigung rechtfertigen. Arbeitgeber dürfen arbeitsrechtliche Schritte, einschließlich einer verhaltensbedingten Kündigung, einleiten, wenn sich Verspätungen häufen. Um es nochmal deutlich zu sagen: Sprich mit deinem Arbeitgeber, um eine Lösung zu finden. 

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6. Interessanter Fakt dazu

Eine Studie von Statista aus dem Jahr 2022 zeigt, dass etwa 15% der Arbeitskräfte in Deutschland mindestens einmal im Jahr aufgrund von Wetterbedingungen zu spät zur Arbeit kommen. Dies verdeutlicht, dass es sich um ein verbreitetes Problem handelt, mit dem viele Arbeitnehmer konfrontiert sind.

Fragen/Antworten kurz und knapp

Frage: Muss ich Urlaub nehmen, wenn ich wegen Schnee und Eis nicht zur Arbeit kommen kann?
Antwort: Nein, du musst keinen Urlaub nehmen. Es ist jedoch ratsam, deinen Arbeitgeber umgehend zu informieren und die Situation zu klären.

Frage: Kann ich bei extremem Wetter von zu Hause arbeiten?
Antwort: Dies hängt von deinem Arbeitsvertrag und der Firmenpolitik ab. Es ist möglich, aber du solltest dies im Vorfeld mit deinem Arbeitgeber klären.

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Frage: Was passiert, wenn ich einen Unfall auf dem Weg zur Arbeit habe?
Antwort: Bei einem Unfall auf dem direkten Weg zur Arbeit greift in der Regel die gesetzliche Unfallversicherung. Informiere deinen Arbeitgeber und die Berufsgenossenschaft sofort.

Bei Unsicherheit empfiehlt es sich, einen Anwalt für Arbeitsrecht zu kontaktieren.

Bild: gremlin/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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