Der Megatrend New Work lässt die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen. Vorteile, Potenziale und mögliche Gefahren des „Work-Life-Blendings“ für Arbeitnehmer und Unternehmen.

Anzeige

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Vorteile von Work-Life-Blending: Mehr Selbstbestimmung und Flexibilität, weniger unnötige Aufgaben, verbesserte Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben.
  • Nachteile und Gefahren: Risiko von Work-Family-Konflikten, negative Auswirkungen auf die Gesundheit durch fehlende Erholung, Gefahr der Mehrarbeit.
  • Tipps für einen gesunden Umgang: Achtsamkeit, klare Absprachen im Job und privat, Arbeit als solche erkennen und Freizeitausgleich schaffen.

Inhalt

1. Was ist Work-Life-Blending?
2. Was bedeutet der Trend Work-Life-Blending für Unternehmen?
3. Welche Vorteile bietet Work-Life-Blending?
4. Welche Nachteile und Gefahren birgt Work-Life-Blending?
5. Wie Arbeitnehmer von Work-Life-Blending profitieren, ohne sich zu schaden
6. Work-Life-Blending: Vielversprechend, aber mit Vorsicht zu genießen

Was ist Work-Life-Blending?

Durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt im Rahmen des Megatrends New Work tun sich neue Tendenzen auf. Spätestens seit der Pandemie, wenn nicht schon früher, ist zu beobachten, wie die Trennlinie zwischen Job und Privatleben aufweicht. Findet die Arbeit ortsunabhängig oder im Homeoffice statt, verlagert sich der Schwerpunkt des Jobs an andere Orte oder in die eigenen vier Wände. Der englische Begriff „Blending“ („to blend“: vermischen; verschmelzen) beschreibt eine solche Entwicklung gut: Arbeit und Privatleben gehen ineinander über.

Work-Life-Blending definiert deshalb auch einen fließenden Übergang unserer Arbeitsidentität in die Identität der „Privatperson“. Beides findet zusammen und nicht, wie beim Trend Work-Life-Balance, voneinander getrennt statt.

Anzeige

Zum Vergleich: Eine klare Linie zwischen Job und Privatleben zu ziehen, entspricht der häufig von Arbeitnehmern geforderten und auch für Führungskräfte notwendigen Work-Life-Balance. Eine gesunde Work-Life-Balance zeichnet sich im Idealfall durch ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit. Beides wird strikt voneinander getrennt: Die Arbeit bleibt auf der Arbeit, was aber auch den größten Unterschied zum Work-Life-Blending deutlich macht.

Was bedeutet der Trend Work-Life-Blending für Unternehmen?

Das Work-Life-Blending ist keine im klassischen Sinne „bewusste“ Entwicklung oder Bewegung, sondern vielmehr ein Produkt der neuen Arbeitswelt und der Art, wie Arbeit heute stattfindet. Seit der Job in die eigenen vier Wände Einzug gefunden hat, sorgen beispielsweise virtuelle Meetings, Vertrauensarbeitszeit und die ständige digitale Verfügbarkeit dafür, dass das schnelle Switchen zwischen Arbeitsaufgaben und Freizeit zur Gewohnheit wird oder gar Voraussetzung für einen solchen Lifestyle ist.

Für Unternehmen und Arbeitgeber bedeutet der Trend, sich ebenfalls flexibler zu zeigen und festgefahrene Arbeitsformen grundlegend zu überdenken. Die Offenheit gegenüber den Trends, die aus New Work resultieren, kann erst dazu verhelfen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung, Selbstständigkeit und Verantwortung sowie Vertrauen und Transparenz sind hier die wichtigsten Schlagworte.

Anzeige

Welche Vorteile bietet Work-Life-Blending?

1. Selbstbestimmung und Flexibilität

Obwohl die Generation Y (Millennials) häufig mit dem Trendbegriff Work-Life-Balance in Verbindung gebracht werden, sind viele Arbeitnehmer dieser Generation zugleich Befürworter des Work-Life-Blendings – wenn es gut umgesetzt werden kann. Denn sie sind bekannt für ihre Leistungsbereitschaft und arbeiten auch mal die eine oder andere Stunde in ihrer Freizeit ab, sehnen sich jedoch zeitgleich nach mehr Selbstbestimmung.

Ein gutes Work-Life-Blending bietet die Möglichkeit, Entscheidungen selbstständiger zu treffen und flexibel zu bleiben. So muss der Zahnarztbesuch nicht mit dem Chef abgeklärt werden und wer am Abend einige Stunden zusätzlich arbeitet, kann sich für den nächsten Tag Zeit für die Geburtstagsfeier der Freunde freischaufeln.

2. Weniger „Busy Work“

Stunden absitzen oder unnötige Aufgaben erledigen, die einem aufgebrummt werden, nur weil der Chef keinen Leerlauf sehen will? Wer selbst entscheidet, wann und wie gearbeitet wird, vermeidet überflüssige Busy-Work-Aufgaben. Es kann wesentlich produktiver sein, Jobaufgaben im eigenen Tempo zu erledigen und sich nicht mit ablenkenden Themen zu beschäftigen, die nicht zum eigentlichen Ziel beitragen. Getreu dem Motto: Nicht die Stunden, sondern die Endergebnisse zählen.

Anzeige

3. Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben

Vor allem Eltern mit jungen Kindern sehnen sich nach einer besseren Berufs- und Familienvereinbarkeit. Work-Life-Blending kann positiv dazu beitragen und entscheidend sein, um dies zu schaffen. Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie führt insgesamt zu mehr Zufriedenheit im Job und auch im Privatleben – und das steigert die Lebenszufriedenheit.

Welche Nachteile und Gefahren birgt Work-Life-Blending?

1. Work-Family-Conflict

„Papa, wann hast du endlich Zeit?“

Verschmelzen die Grenzen zwischen Job und Privatleben, besteht auch die Gefahr, dass die Rollenidentität zu Problemen im Beruf und auch in der Familie führen. Angesichts der Tatsache, dass das Work-Life-Blending als Lösung für die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit gilt, klingt dies paradox. Aber Mütter und Väter bleiben für ihre Kinder beispielsweise weiterhin Mütter und Väter und nicht Arbeitnehmer, die an einen Vertrag gebunden sind und einen Job zu erledigen haben.

Die Gefahr, dass es zu Rollenkonflikten kommen kann, weil die Erwartungen der Familienmitglieder und auch die des Arbeitgebers und Arbeitnehmers auseinandergehen, wird als „Work-Familiy-Conflict“ bezeichnet. Möglicher Nachteil: Das Familienleben nimmt negativen Einfluss auf den Job und umgekehrt.

Anzeige

2. Negativer Einfluss auf die Gesundheit

Nicht abschalten können, ständig wachsam und erreichbar sein, fehlende Erholung: Die gesundheitlichen Gefahrenpotenziale des Work-Life-Blendings dürfen nicht unterschätzt werden. Arbeitnehmer und auch Eltern tendieren dazu, auszubrennen, wenn sie keine klaren Grenzen zwischen ihrem privaten Leben und dem Beruf ziehen. Wer beispielsweise ganz nebenbei eine Jobaufgabe erledigt, obwohl Zeit für Erholung eingeplant war, kommt selten zur Ruhe.

3. Gefahr der Mehrarbeit steigt

„Ups, ich habe die Zeit ganz vergessen!“

Eigentlich wünschen Berufstätige sich, dass sie weniger arbeiten müssen. Zahlreiche Studien belegen, dass Angestellte in einen Teilzeitjob wechseln würden oder auch eine 4-Tage-Woche befürworten. Work-Life-Blending kann aber Arbeitsüberlastung fördern. Wenn die Grenzen fließend ineinander übergehen, neigen Arbeitnehmer manchmal auch dazu, mehr zu machen, als sie eigentlich sollten – oder als der Arbeitsvertrag vorsieht. Dies führt zu einem Dilemma, das bereits besteht: Überstunden und Mehrarbeit sind wegen des riesigen Fachkräftemangels ohnehin ein Problem in Deutschland.

Wie Arbeitnehmer von Work-Life-Blending profitieren, ohne sich zu schaden

Der Lifestyle Work-Life-Blending klingt vielversprechend und verlockend, aber in der Praxis hat er entscheidende Nachteile. Ein guter Umgang kann gelingen, wenn Berufstätige folgende Punkte berücksichtigen.

Anzeige
  • Achtsamkeit im Alltag: Wer achtsam mit sich umgeht, lernt seine psychischen und physischen Grenzen besser kennen und verstehen. So kann die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben deutlich besser gelingen.
  • Klare Absprachen im Job und privat: Ein flexibler Lifestyle gelingt nur, wenn Kommunikation trotz der sich auflösenden Grenzen nicht verlorengeht. Deshalb gehören klare Absprachen zum Work-Life-Blending dazu, um Missverständnisse in Bezug auf die Erwartungen aller Beteiligten vorzubeugen.
  • Arbeit auch Arbeit sein lassen: Obwohl der Job ein wichtiger Teil unseres Lebens ist, darf er nicht – zumindest nicht im negativen Sinne – zum Lebensinhalt werden, weil auch soziale Kontakte und private Beziehungen darunter leiden können. Diese brauchen wir jedoch, wenn unser Job uns nicht auffangen kann. Trotz Work-Life-Blendings ist das Verständnis für den Wert der eigenen Freizeit besonders wichtig.
  • Ausgleich finden: Work-Life-Blending ist nicht nur ein lapidarer Lifestyle-Trend, sondern erfordert viel Disziplin. Dennoch hilft es nicht, überhart mit sich ins Gericht zu gehen. Freizeitausgleich ist wichtig und sollte ebenfalls Priorität haben.

Work-Life-Blending: Vielversprechend, aber mit Vorsicht zu genießen

Schlussendlich kommt es auf die Umsetzung der Idee an, Arbeit und Privatleben verschmelzen zu lassen. Dass dieser „Trend“ im Grunde schon Einzug in unser aller Leben gefunden hat, wird deutlich. Sind Grenzen jedoch nicht mehr sichtbar, ist es umso wichtiger, achtsamer mit dem eigenen Lebensstil umzugehen. Denn jeder vielversprechende Trend hat seine Schattenseiten, die dazu führen, dass Vorstellung und Realität voneinander abweichen.

Auch Unternehmen sind an dieser Stelle gefragt. Transparenz und ein vertrauensvolles Miteinander können zu mehr Zufriedenheit und Produktivität auf Arbeitnehmerseite führen. Gesundheitsangebote sind ein weiterer wichtiger Punkt, den es zu fokussieren gilt.

Bild: Unsplash+/Getty images

Anzeige
Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

Mach mit und diskutiere mit uns in unserer Skool Community!

Egal, ob du Fragen hast, Antworten suchst oder einfach nur deine Erfahrungen zu diesem oder anderen Themen teilen möchtest, du bist herzlich willkommen. Diskutiere mit, erweitere dein Wissen und werde Teil einer inspirierenden Gemeinschaft. Zur Arbeits-ABC Community