Barack Obamas bedeutendster Karrieretipp ist unerwartet schlicht. Vor allem junge Menschen profitieren vom Ratschlag des ehemaligen US-Präsidenten.

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Macht- und Statussymbole in der Berufswelt treiben Jung und Alt an. Was beflügelt, ist die Vorstellung, wer wir einmal sein wollen. Ruhmreich soll der Job idealerweise sein, den man zum Beispiel als junger Akademiker wählt, um sich zu profilieren. Denn unsere extrinsische Motivation verstärkt den Durst nach Bestätigung.

Seinen wohl einfachsten und wichtigsten Rat hierzu gibt der ehemalige US-Präsident Barack Obama in einem Gespräch mit Daniel Roth (LinkedIn-Chefredakteur). Der Karrieretipp klingt fast schon ein wenig banal:

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Lernt, wie man Sachen anpackt und erledigt. Werdet zum optimalen Problemlöser.

Doch in der Bescheidenheit liegt auch die Kraft dieser Obama-Weisheit. Junge Menschen sollten wissen, wie sie Hürden überwinden und anpacken und nicht nur, wie sie auf andere wirken, so der Demokrat. Es reicht nicht, sich Sorgen um Status, Geld und Ansehen zu machen.

Weniger Schein, mehr Sein: Obama setzt auf Hands-on-Mentalität

In seinem Leben habe dieser genügend Menschen kennengelernt, die bestehende Probleme exzellent beschreiben könnten, so Obama. Sie wüssten, woran es haperte. Arbeitnehmer, die Herausforderungen fokussieren, analysieren und beschreiben, seien aber nicht immer auch echte Problemlöser, sondern versuchten mitunter, clever zu wirken, wenn sie sich herausreden.

Junge Menschen glänzen mit ihrem Wissen, denn Beschäftigte der Gen Z sind neben der Generation Y aufgrund der vielfältigen Bildungsmöglichkeiten besser ausgebildet als ältere Generationen. Und doch ist immer wieder die Rede von fehlendem Durchhaltevermögen, von oberflächlichen Berufswahlen, von Faulheit.

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Zweifelsohne wird die Generation der Digital Natives von Normativen ihrer Jahrgänge geprägt. Der Druck, sich online zeigen zu müssen, sich zu messen und zu konkurrieren, ist aber kein neuer, die Unzufriedenheit aber, unrealistischen Idealen nachzujagen und dann von der Realität eingeholt zu werden, wächst. Man solle sich weniger um das kümmern, was man einmal darstellen wolle und wirklich anpacken, damit man zu einem optimalen und fokussierten Problemlöser werde, sagt der Ex-Präsident. Eben weniger Schein und mehr Sein.

Zwei Kategorien: Die Macher – und die, die Ausreden finden

Hintergrund des Ratschlags könnte auch sein, dass der Mensch – Mitarbeiter und auch Führungskräfte – manchmal dazu tendiert, für Hürden, die unlösbar scheinen, eine Ausrede zu finden und sich aus der Verantwortung zu ziehen, weil der bequemere Weg vorgezogen wird. Auch neigen wir dazu, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn wir selbst keine Lösung finden, um Probleme gekonnt abzuwälzen.

Gerade in Zeiten, in denen Selbstverantwortung wichtiger wird und Arbeitnehmer mehr Flexibilität fordern, ist eine solche Denk- und Handlungsweise jedoch schädlich. Anstatt Lösungswege zu suchen, die vielleicht mehr Zeit und nervliche Ressourcen kosten, scheuen sich Verantwortliche davor, sich die Welt außerhalb der Komfortzone anzusehen. Deshalb suchen Unternehmen häufig die „Macher“, die abliefern, die in schwierigen Situationen ohne Drama ihren Job erledigen und die auch mal um die Ecke denken. Wer sich hingegen auf Ausreden ausruht, bleibt in der Komfortzone – ohne jegliches Wachstum.

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Übrigens: Bei Führungskräften wird ein problemlösendes Denken und Handeln oft als wichtige Fähigkeit vorausgesetzt, um überhaupt in der Lage zu sein, ein Team zu lenken. Doch auch – oder gerade – auf Führungsebene wird die Verantwortung für etwas, was nicht nach Plan läuft, gerne auf Mitarbeitende abgewälzt, um sich elegant aus der Sache zu ziehen. Umso bedeutender ist es für alteingesessene und moderne Führungskräfte, kontinuierlich an ihrem Führungsstil zu arbeiten.

Macht, was Freude bereitet – und nicht nur Prestige bringt

Ein weiterer Tipp von Obama: Junge Menschen sollten lernen, geduldig zu sein und sie sollten ihre wahre innere Passion finden. Auf Netflix begleitet Obama Arbeitnehmer aus den Staaten in ihrem Arbeitsalltag. Die Serie „Working: What We Do All Day“ zeigt, wie der Demokrat wichtige Themen behandelt, die Jung und Alt beschäftigen, etwa Arbeitslohn und Sinnhaftigkeit im Job. Es sei wichtig, einem Beruf nachzugehen, der eben jene Sinnhaftigkeit biete, die erfüllend sei, um nicht nur Statussymbolen nachzujagen. Vor allem seien Leidenschaft und Freude bedeutend, um erfolgreich zu sein.

Dies wiederum schließt an seinen ersten Tipp an: Um zum Problemlöser zu werden, wird eine gewisse Freude an der Tätigkeit und Materie sowie Leidenschaft für das, was wir machen, vorausgesetzt. Auch Herausforderungen fallen leichter, wenn wir intrinsisch motiviert handeln – anstatt uns vom Neid und von der Anerkennung anderer abhängig zu machen.

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Was zeichnet Problemlöser im Unternehmen aus?

Sich im Anschreiben als Problemlöser zu bezeichnet, wird vielen potenziellen Arbeitgebern nicht genügen. Üblicherweise ist hierfür mindestens ein konkretes Beispiel erforderlich. Generell zeichnen sich aktive Problemlöser vor allem durch Folgendes aus:

  • Sie probieren verschiedene Lösungswege aus, um auch aus Fehlern ihre Erkenntnisse zu ziehen.
  • Sie bleiben beharrlich.
  • Sie sind analytisch, ohne sich auf Details zu versteifen.
  • Sie passen sich an, wenn sich die Situation ändert.

Getting stuff done: Wie werde ich zum Problemlöser?

1. Faule Ausreden waren gestern

Wer anpacken will und sich mehr von seinem Beruf erhofft, sollte sich den Herausforderungen im Job stellen. Obwohl es manchmal bequemer ist, das Telefonat nicht zu führen, einen Konfliktpunkt zu verschweigen oder Dinge aufzuschieben, ist es kontraproduktiv für die eigene Karriere. Wer Probleme lösen will, sollte auf Ausreden verzichten und den Mut aufbringen, die bequeme Position, in der man sich befindet, zu verlassen.

2. Nicht warten, sondern Probleme zum Lösen aktiv suchen

Um eine Hands-on-Mentalität zu entwickeln, gilt vor allem, Verantwortung zu übernehmen. Sie kommt nicht zu uns – wir gehen zu ihr, und zwar aktiv, um nicht nur zu warten, sondern Probleme tatsächlich zu lösen. Positivbeispiele:

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  • einen Fehler im Projekt nicht verschweigen, sondern auf den Tisch bringen
  • Kollegen Hilfe anbieten, wenn Not am Mann ist
  • proaktiv auf Vorgesetzte zugehen
  • sich der Kritik stellen, die Kollegen oder Führungskräfte äußern
  • eigene Ideen und Verbesserungsvorschläge offen mitteilen
  • neue Aufgaben nicht aufschieben, sondern anpacken

3. Action: Zeigen durch Umsetzen

Lange Reden schwingen und Versprechungen im Jobinterview machen, das können viele. Deshalb zählen die Ergebnisse, die kontinuierlich abgeliefert werden. Herausforderungen werden nur gemeistert, wenn wir uns trauen, uns ihnen immer wieder zu stellen, obwohl ein Scheitern nicht ausgeschlossen werden kann.

Übrigens: Es lohnt sich zwar, beim Bewerbungsgespräch selbstbewusst aufzutreten. Dennoch ist es wichtig, nur die Fähigkeiten zu erwähnen, die uns tatsächlich auszeichnen. Wer mit einer ausgeprägten Hands-on-Mentalität und seinem problemlösenden Denken wirbt, muss in der Lage sein, diese Skills im Berufsalltag zu zeigen. Andernfalls wird das Vertrauen des Arbeitgebers riskiert, der dein Potenzial aufgrund deiner Aussagen falsch eingeschätzt hat.

4. Vertrauen haben

Selbstzweifel sind natürlich. Echte Problemlöser haben jedoch Vertrauen in die Sache, auch wenn sie nicht zu 100 Prozent ausschließen können, dass etwas nicht nach Plan verläuft. Sie vertrauen auf Verstand und Instinkt und wägen ab, um die beste Entscheidung zu treffen.

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Auch wenn im Kopf bereits das Worst-Case-Szenario abläuft: Ohne etwas ausprobiert, riskiert und angepackt zu haben, werden wir nie erfahren, ob wir ein bestehendes Problem hätten lösen können.

Bild: IMAGO / ZUMA Wire

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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