Sie wünschen sich Sicherheit, Flexibilität und Sinn: Talente, die sich zunehmend für den Staatsdienst entscheiden.

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Etwa 11 Prozent aller Erwerbstätigen haben 2022 für den Staat gearbeitet, so das Statistische Bundesamt (Destatis). Was bescheiden klingt, täuscht. Der Staatsdienst wird nun zunehmend beliebter. Im Jahr 2021 soll der Personalzuwachs eine neue Rekordhöhe erreicht haben. Die Destatis-Daten belegen eine Zunahme von 125.600 Beschäftigten. Es handle sich mit +2,5 Prozent um den wohl kräftigsten Zuwachs „seit der deutschen Vereinigung“.

Warum entscheiden sich Top-Talente für den Staatsdienst?

Ob in der Verwaltung, im Gesundheitswesen oder im sozialen Sektor: Laut Tobias Zimmermann (Arbeitsmarktexperte), der für Stepstone tätig ist, sei die Beliebtheit des öffentlichen Dienstes vor allem der Tatsache geschuldet, dass dieser für Sinnhaftigkeit und Sicherheit stehe. Wirft man einen Blick auf die Krisen der vergangenen Monate und Jahre, sei die Entwicklung natürlich. Denn nach beidem – nach Sinn und nach Arbeitsplatzsicherheit – sehnen sich viele Erwerbstätigen.

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Zudem haben Talente, vor allem Top-Talente, zunehmend die Wahl, sich freier zu entscheiden. Die Stellenangebote nehmen zu und der Personalbedarf steigt. Nach Stepstone-Daten hätten die Treffer, wenn man gezielt nach „öffentlichem Dienst“ suchte, deutlich zugenommen. High Potentials wenden sich so nicht mehr nur der freien Wirtschaft zu, sondern geben dem Staat als Arbeitgeber eine Chance. Man könnte auch behaupten, dass die verstaubten Klischees, unter denen Beamtenberufe leiden, langsam entstaubt werden.

Öffentlicher Dienst wird attraktiver – das sind die Gründe

In so einigen Bereichen hat der Staat reagiert – mit flexibleren Optionen für Familie und Beruf, mit modernen Arbeitszeitmodellen. Zimmermann betont dennoch, dass es auch im öffentlichen Dienst Entwicklungspotenzial gibt und der Staat auf die neue Arbeitswelt und die veränderten Bedürfnisse von Erwerbstätigen reagieren müsse. Dennoch wird der Staatsdienst wieder attraktiver. Wichtige Faktoren, welche die Wahl von Nachwuchstalenten beeinflussen, auf einen Blick:

1. Arbeitsplatzsicherheit – auch angesichts der vielen Krisen und im Alter

Die Pension, mit der Staatsbedienstete rechnen können, klingt verlockend. Wer schon heute an den Lebensabend denkt, muss aber nicht unbedingt spießig sein, sondern reagiert auch auf die generelle Entwicklung der Rentensituation in Deutschland. Denn die Bezüge, die höhere Summen als die gesetzliche Rente erreichen, sind vor allem für Beamte in aller Regel ansehnlicher.

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Angesichts der aktuellen und vergangenen Krisen, global und mit Auswirkung auf die Wirtschaft, etwa aufgrund von betriebsbedingten Entlassungen von „normalen“ Arbeitnehmern, steigt die Sehnsucht nach Arbeitsplatzsicherheit. Als Beweis dient die Pandemie, die trotz der abnehmenden Loyalität von Arbeitnehmern Arbeitgebern gegenüber – Stichwort „Jobhopping“ – dazu geführt hat, dass Erwerbstätige sich beruflich umorientieren und verhältnismäßig sichere Wege für ihre berufliche Zukunft suchen.

Der Staatsdienst kann üblicherweise das Fundament für eine höhere Arbeitsplatzsicherheit bilden, wenn ein direkter Vergleich mit einer Anstellung in einem Unternehmen in der Privatwirtschaft erfolgt.

2. Geregelte Bezahlung: Besoldung spielt eine Rolle

Fast noch interessanter als die Beamtenpension dürfte die aktuelle Besoldungssicherheit im Dienst sein, denn auch diese zeichnet sich durch klare Regelungen und Aufstiegsmöglichkeiten aus. Wer nicht nur im öffentlichen Dienst angestellt ist, sondern eine Verbeamtung genossen hat, kann mit einer ansprechender Besoldung rechnen. Der Vorteil ergibt sich aus dem automatischen Anstieg der Besoldung mit zunehmender Erfahrung.

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Mit „klassischen Gehaltsverhandlungen“, wie es bei Angestellten für nicht-staatliche Unternehmen der Fall ist, müssen Staatsbedienstete sich nicht herumschlagen. Das kann ein Benefit sein – und eine Menge Nerven und Kraft sparen, auch wenn es dennoch möglich ist, mit der Hilfe von Gewerkschaften auf spezifische Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen oder in Verhandlung zu gehen.

3. Sinnhaftigkeit: Persönlicher Mehrwert und soziale Komponente werden wichtiger

Weil immer mehr junge Menschen auf der Suche nach einem Beruf sind, der ihnen in erster Linie Sinnhaftigkeit verspricht, kommt der öffentliche Dienst in die engere Auswahl vieler Talente, die gerade in die Berufswelt einsteigen möchten. Eine Karriere im Staatsdienst kann sinnstiftend sein und das Bedürfnis nach einem persönlichen und sozialen Mehrwert erfüllen. Auch deshalb schlagen Talente diesen Weg ein.

4. Flexibilität: Verbesserte Arbeitszeitmodelle und Zeit für das Privatleben

So verstaubt die Klischees von faulen Bürobeamten auch klingen mögen: Auch der Staat geht mit der Zeit, so zumindest zeigen es die Zahlen und Entwicklungen. Tarifbeschäftigte können genauso wie Beamte von diversen Arbeitszeitmodellen profitieren, in Teilzeit arbeiten oder Gleitzeit für sich beanspruchen. Auch mobiles Arbeiten wird zunehmend wichtiger und ist, nicht zuletzt aufgrund der Pandemie, ein allgegenwärtiges Thema im öffentlichen Dienst.

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Gen Z: Sicherheit zieht an

Gerade die junge Generation, die auf den Arbeitsmarkt strömt, sieht sich zunehmend nach einer Karriere im öffentlichen Dienst um. Denn die Digital Natives wurden in Sachen Beruf besonders von den Krisenzeiten und größeren Unsicherheiten geprägt.

Hinzu kommt, dass das Sabbatical im Staatsdienst zunehmend Anklang findet. Das Sabbatjahr bietet die Möglichkeit, sich eine längere Auszeit vom Berufsleben zu gönnen – ein attraktives Modell, das bei jungen Menschen, die gerne verreisen oder sich Me-Time gönnen, besonders gut ankommt. Sich zurückziehen können, trotzdem Arbeitsplatzsicherheit genießen und sich keine Sorgen um die Altersvorsorge machen?

Zusammenfassend lässt sich sagen: Entwicklungsbedarf gibt es auch im Staatsdienst. Das Konzept kommt krisenbedingt und insgesamt jedoch immer besser an.

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Bild: XiXinXing/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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