Fake Work schadet nicht nur Unternehmen, sondern auch den Mitarbeitern. Was also können Führungskräfte und Angestellte tun, um Scheinarbeit zu erkennen und zu reduzieren.

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Fake Work – Die Illusion der Beschäftigung 

Fake Work beschreibt Arbeitsaufgaben, die zwar wie echte Arbeit aussehen und sich auch so anfühlen, aber letztendlich keinen wirklichen Fortschritt für das Unternehmen bieten. Vom endlosen E-Mail-Austausch bis hin zu stundenlangen Meetings ohne Ergebnisse – all diese Aktivitäten erschaffen die Illusion von Beschäftigung, ohne jedoch echten wirklichen Mehrwert zu bieten. Diese Scheinarbeit macht, laut Schätzungen, bis zu zwei Drittel des Arbeitsalltags aus und führt zu einer erheblichen Arbeitszeit- und Ressourcenverschwendung.

Das Phänomen der Fake Work ist nicht neu. Schon vor Jahren hat der Soziologe Roland Paulsen in seinem Buch „Empty Labor“ Menschen interviewt, die fürs Nichtstun bezahlt werden. Seine Erkenntnis: Eineinhalb bis drei Stunden verbringt der durchschnittliche Angestellte pro Tag mit privaten Angelegenheiten. Einige gaben sogar an, die Hälfte der Zeit etwas anderes zu tun, als zu arbeiten. Der Abschied von der Präsenzkultur und die damit verbundene Zunahme von Home-Office-Tagen haben das Thema Fake Work wieder an Brisanz gewinnen lassen.

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Eine Studie von McKinsey ergab, dass Wissensarbeiter im Durchschnitt nur 39% ihrer Arbeitszeit für tatsächliche Aufgaben verwenden, die ihrem Fachgebiet und ihrer Position entsprechen. Der Rest wird für Koordination, Kommunikation und andere weniger produktive Aktivitäten aufgewendet.

Laut einer weiteren Studie von Harvard Business Review verbringen Manager bis zu 50% ihrer Zeit in Meetings, von denen viele als unproduktiv und Machtspielchen angesehen werden. Dies führt zu erheblichen Kosten für Unternehmen. Es wird geschätzt, dass ineffiziente Meetings die US-Wirtschaft jährlich bis zu 37 Milliarden Dollar kosten.

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Ist das Home-Office der Nährboden für Fake Work?

Laut einer Studie der Universität Stanford sind Mitarbeiter der Ansicht, sie seien zu Hause produktiver, weil es dort weniger Ablenkung durch Kollegen gibt und man sich seine Zeit frei einteilen kann. Führungskräfte hingegen sind der Ansicht, die Mitarbeiter seien weniger produktiv. Einige Studien ergaben sogar, dass das Arbeiten im Home-Office einen Produktivitätsrückgang von 10 bis 20 Prozent mit sich bringt. Als Gründe wurden Schwierigkeiten bei Kommunikation und Koordination, geringere Kreativität sowie das Fehlen von Mentoring und Feedback genannt.

Die Frage, wie produktiv Menschen im Home-Office wirklich sind, ist jedoch nach wie vor unklar. Eine Untersuchung in einem Callcenter ergab beispielsweise, dass die Telefonisten im Home-Office weniger Anrufe entgegennehmen konnten, da sie ihre Kollegen nicht eben um Rat bitten konnten, sondern erst einen Chat oder einen Videoanruf starten mussten. In vielen anderen Berufen ist die Produktivität schwer zu messen, insbesondere für sogenannte Knowledge-Workers, hochqualifizierte Fachkräfte, deren Hauptkapital ihre Expertise ist.

Fake Work und Auswirkungen auf Unternehmen und Mitarbeiter

Die Auswirkungen von Fake Work sind vielfältig und reichen von finanziellen Einbußen für das Unternehmen bis hin zu Demotivation und Frustration unter den Mitarbeitern. Wenn Arbeitnehmer ständig mit Aufgaben beschäftigt sind, die keinen wirklichen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten, kann dies zu einem Rückgang der Arbeitsmoral und letztlich zu einem Verlust von Talenten führen. Laut dem Personalmanagement-Experten Marcus Hein kostet eine einzige Kündigung dem Unternehmen bis zu 43.000 Euro.

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Unternehmen, die Fake Work nicht erkennen und bekämpfen, laufen Gefahr, Ressourcen in nichtssagende Aufgaben zu investieren, anstatt sich auf diejenigen zu konzentrieren, die tatsächlich zum Wachstum und Erfolg des Unternehmens beitragen.

Sieben wirksame Strategien gegen Fake Work

Um Fake Work effektiv zu bekämpfen, müssen sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter aktiv werden. Der Schlüssel liegt in der Schaffung einer Arbeitskultur, die echte Produktivität fördert und klar zwischen sinnvoller und sinnloser Arbeit unterscheidet. Hier sind sieben Strategien, die helfen:

1. Bewusstsein schaffen

Sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter müssen sich des Phänomens bewusst sein und lernen, Fake Work zu erkennen. Dazu gehört, die Aufgaben kritisch zu hinterfragen und zu prüfen, ob sie einen wirklichen Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele leisten oder nur eine Art „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“ sind.

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2. Ziele und Prioritäten setzen

Unternehmen sollten ihre Ziele klar definieren und sicherstellen, dass alle Aufgaben und Projekte auf diese Ziele ausgerichtet sind. Eine transparente und offene Kommunikation über die Unternehmensziele hilft Mitarbeitern, ihre Arbeit entsprechend zu bewerten und zu priorisieren. 

Wer nicht weiß, wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt. Mark Twain

3. Meetings und Kommunikation optimieren

Meetings und Besprechungen sollten nur dann angesetzt bzw. angefordert werden, wenn sie einen klaren Zweck haben. Wichtig ist, kreative und effiziente Formate für Meetings zu finden, um Zeitverschwendung so gut es eben geht zu vermeiden. Oftmals reicht schon ein Anruf, um gewisse Sachverhalte schnell abzuklären.

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4. Aufgaben sinnvoll delegieren

Aufgaben sollten effektiv und sinnvoll delegiert werden. Eine klare Aufgabenverteilung vermeidet doppelte Arbeit und stellt sicher, dass jeder im Team seine Stärken ausspielen kann. Voraussetzung ist hierbei, dass auch die richtigen Mitarbeiter an der entsprechenden Position im Unternehmen sitzen. Fehler im Recruiting machen sich spätestens jetzt bemerkbar.

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5. Arbeitsumgebung und Tools optimieren

Eine förderliche Arbeitsumgebung und der Einsatz moderner Projektmanagement-Software können dazu beitragen, Fake Work zu reduzieren. Durch Automatisierung von Arbeitsprozessen und zentralisierte Informationsverwaltung können die Produktivität und Effizienz der Mitarbeiter kontrolliert, bewertet und gesteigert werden.

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6. Feedback- und Vertrauenskultur etablieren

Mitarbeiter sollten ermutigt werden, Feedback zu geben und zu erhalten, um kontinuierlich an der Verbesserung von Arbeitsprozessen zu arbeiten. Eine Feedbackkultur lässt sich aber nur etablieren, wenn ein von Vertrauen geprägtes Arbeitsklima im Unternehmen vorherrscht. Eine sogenannte Vertrauenskultur führt zu zufriedenen und motivierten Mitarbeitern, die ihr volles Potenzial ausschöpfen und entfalten können.

7. Kontinuierliche Verbesserung und Anpassung

Nur allzu oft verharren Unternehmen in starren und völlig veralteten Strukturen, getreu dem Motto: „Warum etwas ändern, was bisher immer funktioniert hat?“ Das ist jedoch ein Trugschluss. In einer sich ständig wandelnden Geschäftswelt ist es entscheidend, Arbeitsabläufe regelmäßig zu überprüfen und anzupassen. Offenheit für Veränderungen und die Bereitschaft, Strategien zu aktualisieren, sind unerlässlich, um „Fake Work“ zu vermeiden und langfristig erfolgreich zu bleiben.

Denn wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Effizienzsteigerung und Zukunftssicherung: Gemeinsam gegen Fake Work

Fake Work führt zu Ressourcenverschwendung, Demotivation und ineffizienten Arbeitskulturen. Um Fake Work zu bekämpfen, müssen Unternehmen und Mitarbeiter gemeinsam aktiv werden und eine Arbeitskultur schaffen, die echte Produktivität fördert.

Klare Ziele zu formulieren, Aufgaben sinnvoll delegieren, eine tolle Arbeitsumgebung schaffen sowie Feedback zuzulassen und zu fördern, sind entscheidende Schritte, um Fake Work zu reduzieren. Nur so können Unternehmen ihre Effizienz steigern und auch in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen.

Bild: redhumv/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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