Der Begriff Helikopter-Eltern ist vielen bekannt, doch kaum jemand kennt Helikopter-Management. Die Probleme sind dabei ähnlich: Chefs, die ihren Mitarbeitern nichts zutrauen und ungern die Kontrolle abgeben. Bist du ein Helikopter-Chef? Und wie wirst du diese Eigenschaft los?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Wie bei Helikopter-Eltern gibt es auch Helikopter-Management in Unternehmen.
  • Helikopter-Management bedeutet, dass Chefs ihren Mitarbeitern nichts zutrauen und alles kontrollieren.
  • Die Folgen: demotivierte Mitarbeiter, nachlassende Kreativität und fehlende Selbstständigkeit.
  • Auch Chefs leiden unter Helikopter-Management, da sie sich in unwichtigen Details verlieren und den Fokus verlieren.
  • Um dies zu ändern, sollten Betroffene die Ursachen hinterfragen, Worst-Case-Szenarien durchspielen und schrittweise Kontrolle abgeben.

Helikopter-Management: Die zwei Cheftypen

Helikopter-Chefs ähneln überfürsorglichen Eltern, die z. B. auf Schulhöfen und in Kindergärten zu finden sind. Sie kreisen wie Helikopter ständig um ihre Kids und wollen jeden Schritt kontrollieren. Genauso agieren einige Vorgesetzte bei ihren Mitarbeitern. Es gibt zwei Haupttypen von Helikopter-Chefs:

  1. Der übertrieben hilfsbereite Chef: Will eigentlich nur das Beste für seine Mitarbeiter, traut ihnen aber kaum etwas zu. Diese Führungskräfte meinen es in der Regel gut, schaden jedoch durch ihre Überfürsorglichkeit.
  2. Der arrogante Chef: Hält seine Mitarbeiter für nicht intelligent genug und meint, alles selbst machen zu müssen. Dieser Typ Chef misstraut den Fähigkeiten seines Teams und glaubt, nur er könne die Aufgaben korrekt erledigen.

Warum Helikopter-Management problematisch ist

Im ersten Moment mag Helikopter-Management recht positiv wirken, da es das Ego stärkt und Führungskräfte alles im Blick haben. Doch für Mitarbeiter ist es dagegen belastend. Ständige Überwachung und mangelndes Vertrauen führen zu Frustration und einem Rückgang der Arbeitsmoral. Die Mitarbeiter haben keinen Raum, eigene Lösungsansätze zu entwickeln, da der Chef immer vorgibt, wie alles zu laufen hat.

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Der ständige Druck führt auch dazu, dass Mitarbeiter tatsächlich schlechter arbeiten, weil sie ständig das Gefühl haben, die Aufgaben nicht gut genug zu erledigen, zumindest nicht nach den Vorstellungen des Chefs. Sie gewöhnen sich daran, ständig Rücksprache zu halten und trauen sich keine eigenen Entscheidungen mehr zu. Jeder noch so kleine Schritt wird hinterfragt und muss abgesegnet werden.

Eigentor: Gravierende Folgen für Chefs

Auch für die Chefs hat Helikopter-Management negative Folgen. Durch das Mikromanagement von Kleinigkeiten verlieren sie den Blick für das große Ganze und ihre eigentlichen Aufgaben. Die ständige Kontrolle und das Gefühl, alles selbst machen zu müssen, führt zu erhöhter Belastung und Stress.

Letztendlich erreichen sie ihre eigenen Ziele nicht, weil sie sich ständig mit den Mikroproblemen ihrer Mitarbeiter beschäftigen. Die wirklichen Probleme, um die sich als Vorgesetzte kümmern sollten, geraten dagegen aus dem Blickfeld.

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Die zwei Hauptursachen für Helikopter-Management

1. Psychologische Hintergründe

Helikopter-Management kann tiefere psychologische Ursachen haben, die es zu erkennen und zu auch verstehen gilt:

  1. Angst vor Kontrollverlust: Manche Chefs haben eine tief verwurzelte Angst vor Kontrollverlust und glauben, dass sie die Kontrolle behalten müssen, um Fehler zu vermeiden.
  2. Perfektionismus: Ein hoher Anspruch an Perfektion kann dazu führen, dass Chefs alles selbst machen wollen, um sicherzustellen, dass es auch „richtig“ gemacht wird.
  3. Mangelndes Vertrauen: Ein generelles Misstrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter kann dazu führen, dass Chefs ihre Teams ständig überwachen.

2. Unternehmensstruktur und Kultur

Auch die Struktur und Kultur eines Unternehmens können Helikopter-Management begünstigen:

  1. Starre Hierarchien: In Unternehmen mit starren Hierarchien und wenig Delegation ist Helikopter-Management häufiger zu finden.
  2. Fehlende Feedback-Kultur: Wenn es keine Kultur des offenen und konstruktiven Feedbacks gibt, fühlen sich Chefs oft gezwungen, alles selbst zu kontrollieren.
  3. Überlastung der Führungskräfte: Die Chefs sind überlastet, weil sie alles selbst machen wollen und deshalb keine Zeit haben, ihre Mitarbeiter richtig einzuarbeiten. So entsteht ein Teufelskreis.

Dagegen: Die Vorteile von vertrauensbasierter Führung

  1. Mitarbeiter, die Vertrauen von ihren Chefs erfahren, sind motivierter und engagierter. Vertrauen und Freiraum führen zu mehr Kreativität und Innovation, da Mitarbeiter eigene Ideen einbringen und ausprobieren können.
  2. Teams, die eigenverantwortlich arbeiten können, entwickeln zudem eine bessere Teamdynamik und Zusammenarbeit.
  3. Unternehmen mit einer auf Vertrauen basierenden Führungskultur sind langfristig erfolgreicher, da sie ein positives Arbeitsumfeld schaffen, das Talente anzieht und bindet. Wenn das mal keine Pluspunkte sind.

3 Anzeichen dafür, dass du ein Helikopter-Chef bist

Doch woran erkennst du nun, dass du aktives Helikopter-Management betreibst? Die folgenden drei Punkte sind gute Anzeichen dafür.

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  1. Deine Mitarbeiter reagieren gereizt auf einfache Fragen, was ein Zeichen für emotionale Belastung durch dein Verhalten sein kann. Sie fühlen sich ständig beobachtet und kritisiert.
  2. Ein weiteres Anzeichen ist, dass deine Mitarbeiter keine Fehler machen. Fehler sind jedoch wichtig für das Lernen und die Weiterentwicklung. Wenn Fehler ausbleiben, deutet dies auf übermäßige Kontrolle hin.
  3. Schließlich verlierst du den Überblick, wenn du ein Helikopter-Chef bist. Du erreichst deine eigenen Ziele nicht mehr, da du dich ständig mit Mikroproblemen deiner Mitarbeiter beschäftigst. Die wirklichen Probleme, um die du dich als Vorgesetzter kümmern solltest, geraten somit aus deinem Blickfeld und du bewegst dich nur noch auf der Stelle.

Schritte, um das Helikopter-Management abzulegen

Du hast also festgestellt, dass du ein ganz klares Problem mit Helikopter-Management hast? Dann solltest du keine Zeit verschwenden und schleunigst etwas an dir ändern, bevor du deinem Team weiter schadest. Die folgenden drei Schritte helfen dir dabei, das Helikoptern ein für alle Mal abzulegen.

  1. Gründe hinterfragen: Frage dich, warum du ein Helikopter-Chef geworden bist und welche Auslöser es dafür gab. Das Verständnis der Ursachen ist der erste Schritt zur Änderung. Möglicherweise hast du Angst vor Fehlern oder möchtest deinem Team zeigen, dass du jederzeit alles im Griff hast.
  2. Worst-Case-Szenarien durchspielen: Überlege dir, was im schlimmsten Fall ohne deine Kontrolle passieren könnte. Realitätschecks zeigen oft, dass deine ständige Kontrolle unnötig ist. Analysiere, wie realistisch diese Szenarien sind und erkenne, dass viele deiner Befürchtungen unbegründet sind.
  3. Kontrolle schrittweise abgeben: Beginne damit, kleinere Aufgaben nicht mehr zu kontrollieren. Gib deinem Team mehr Freiheiten und fokussiere dich auf deine eigentlichen Aufgaben. Vertrauensvolle Kommunikation und regelmäßiges Feedback können helfen, diesen Prozess zu erleichtern.

Praktische Tipps zur Umsetzung von Veränderungen

Neben den bereits genannten Schritten könnten weitere Punkte umgesetzt werden:.

  1. Investiere in Schulungen und Weiterbildungen, um die Fähigkeiten deiner Mitarbeiter zu fördern und ihr Selbstvertrauen zu stärken.
  2. Definiere klare Ziele aber auch Erwartungen, damit deine Mitarbeiter wissen, was von ihnen erwartet wird und in welchem Rahmen sie sich bewegen können.
  3. Übe dich in der Kunst der Delegation, indem du schrittweise Aufgaben abgibst und deinen Mitarbeitern zutraust, diese selbstständig zu erledigen.
  4. Fördere eine offene Feedback-Kultur, in der sowohl positives als auch konstruktives Feedback gegeben und empfangen wird.
  5. Schaffe eine Umgebung, in der offene und ehrliche Kommunikation gefördert wird, damit sich deine Mitarbeiter sicher fühlen, ihre Meinungen und Ideen zu äußern.

Fazit: Helikopter-Management schadet Mitarbeitern und Unternehmen

Helikopter-Management schadet nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch den Chefs selbst. Indem du schrittweise Kontrolle abgibst und deinen Mitarbeitern Freiräume und Vertrauen schenkst, förderst du ihre Kreativität und Motivation. Gleichzeitig kannst du dich wieder auf deine Kernaufgaben konzentrieren und so zum Erfolg deines Teams und deines Unternehmens beitragen.

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Bildnachweis: skynesher/istockphoto.com