Der Begriff Helikopter-Eltern ist geläufig. Dass es jedoch auch das sogenannte Helikopter-Management gibt, wissen eher wenige Menschen. Die Probleme sind nahezu dieselben wie bei überfürsorglichen Eltern. Chefs, die ihren Mitarbeitern nichts zutrauen und ungern mal die Kontrolle abgeben. Doch woher weißt du, ob du ein Helikopter-Chef bist und wie kannst du diese Eigenschaft wieder loswerden?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Wie es bei der Kindererziehung Helikopter-Eltern gibt, so gibt es auch in vielen Unternehmen das sogenannte Helikopter-Management.
  • Von Helikopter-Management spricht man, wenn die Chefs ihren Mitarbeitern nichts zutrauen, alles kontrollieren müssen und ihrem Team jeglichen Raum für eigenständiges Arbeiten nehmen.
  • Die Folgen sind, dass die Mitarbeiter schlechter und demotivierter arbeiten, die Kreativität lässt nach, da alles der Chef übernimmt und natürlich arbeiten viele Kollegen nicht mehr wirklich selbstständig.
  • Es gibt auch Folgen für den Chef aufgrund des Helikopter-Managements. Denn anstatt sich um die eigenen wichtigen Aufgaben zu kümmern, so hält sich der Chef mit vielen unnötigen Kleinigkeiten auf und verliert somit seinen Fokus aus den Augen.
  • Um das Helikoptern zu unterbinden, sollten sich Betroffene nach dem „WARUM“ fragen. Weitere Schritte sind, sich ein Worst-Case-Szenario auszudenken, was ohne die eigene Hilfe passieren kann und zu überprüfen, wie realistisch dies ist. Im Anschluss kann nun Schritt für Schritt die Kontrolle langsam abgegeben werden.

Diese Arten von Helikopter-Management gibt es

Helikopter-Chefs sind also ähnlich wie ihr Eltern-Pendant, welches du oft an den Schulhöfen und Kindergärten siehst. Auch sie kreisen wie ein Helikopter dauerhaft um ihre Mitarbeiter und möchten am liebsten jeden Schritt kontrollieren. Welche expliziten Probleme sich dabei auftun, dazu später mehr. Zunächst solltest du jedoch zwischen zwei Arten von Helikopter-Chefs unterscheiden:

  • Der übertrieben hilfsbereite Chef: Die erste Form von Helikopter-Management will eigentlich nur das beste von seinen Mitarbeitern und diesen einfach nur helfen. Leider ist diese Hilfe ziemlich extrem und der Helikopter-Chef traut seinen Mitarbeitern eigentlich so gut wie gar nichts wirklich selbst zu. Ein großer Fehler.
  • Der arrogante Chef: Die zweite Form ist nicht weniger anstrengend für die Mitarbeiter. Im Gegenteil, wo beim ersten Typ immerhin noch nette Intentionen hinter dem Fehlverhalten gesteckt haben, sind diese beim zweiten Typ in Gänze verschwunden. Beim arroganten Helikopter-Chef liegen die Hintergründe für das dauerhafte Kontrollieren der Arbeit eher darin, weil er seine Mitarbeiter für nicht schlau genug hält. Ganz nach dem Motto: „Alles muss man selber machen.“

Warum Helikopter-Management äußerst problematisch ist

Im ersten Moment sind die Verhaltensformen von Helikopter-Chefs für dich als Führungskraft natürlich erstmal positiv. Es kann helfen, dass du dich selbst besser fühlst und dein eigenes Ego gepusht wird. Doch für deine Mitarbeiter und dein Team ist diese Verhaltensart von Anfang an äußerst anstrengend und belastend.

Was sind die Folgen daraus?

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  • Deine Mitarbeiter arbeiten schlechter, weil deine überfürsorgliche Art sie demotiviert.
  • Die eigene Kreativität lässt nach, da du ständig Probleme auf deine Art löst und deinen Mitarbeitern keinen Raum für eigene Denkansätze gibst.
  • Aufgrund des ständigen Drucks kann es sein, dass deine Angestellten schlechter arbeiten und somit deine negative Erwartung, welche du ausstrahlst, direkt erfüllen.
  • Das größte und wichtigste Problem ist jedoch, du nimmst deinen Mitarbeitern jeglichen Raum für eigenverantwortliches Denken und Handeln und sorgst dafür, dass diese auch dich mit jeder Kleinigkeit behelligen. Also kann das Helikopter-Management sehr wohl auch für dich negative Erfahrungen haben.

3 Anzeichen dafür, dass du ein Helikopter-Chef bist

Doch woran erkennst du nun, dass du aktives Helikopter-Management betreibst? Die folgenden drei Punkte sind gute Anzeichen dafür.

1. Zeichen: Deine Mitarbeiter wirken immer leichter reizbar

Wie du bereits erfahren hast, kann das Helikoptern für deine Mitarbeiter eine starke emotionale Belastung darstellen. Dementsprechend werden diese sich auch verhalten. Fällt dir auf, dass deine Angestellten plötzlich immer gereizter auf einfache Fragen von dir reagieren, dann solltest du dich selbst fragen, woran dies liegen könnte und was du verbessern kannst.

2. Zeichen: Deine Mitarbeiter machen keine Fehler

Ein merkwürdiges Anzeichen, oder? Daran ist doch nichts verkehrt? Das stimmt so nicht ganz. Denn Fehler machen gehört dazu, immerhin lernen wir Menschen aus unseren Fehlern. Sie helfen uns dabei, in Zukunft Dinge besser zu machen. Wenn du jedoch ein Helikopter-Chef bist, dann nimmst du deinem Team diese Fähigkeit. Es ist logisch, dass dieses keine Fehler mehr macht, da du jeden Schritt kontrollierst und alles ausbesserst. Das führt uns wieder zu den bereits angesprochenen negativen Auswirkungen auf deine Mitarbeiter.

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3. Zeichen: Du verlierst den Überblick

Wenn du ein Helikopter-Chef bist, dann kommt früher oder später der Moment, an dem du den Überblick verloren hast. Du erreichst deine eigenen Ziele nicht mehr, was auch nicht verwunderlich ist, da du dich ständig mit den Mikroproblemen deiner Mitarbeiter aufhältst. Die wirklichen Probleme, um die du dich als Vorgesetzter kümmern solltest, geraten somit aus deinem Blickfeld und du bewegst dich nur noch auf der Stelle.

Probleme mit Helikopter-Management – das sind die Schritte, damit du dich ändern kannst

Du hast also festgestellt, dass du ein ganz klares Problem mit Helikopter-Management hast? Dann solltest du keine Zeit verschwenden und schleunigst etwas an dir ändern, bevor du deinem Team weiter schadest. Die folgenden 3 Schritte helfen dir dabei, dass du das Helikoptern ein für alle Mal ablegen kannst.

Schritt 1: Versuche, die Gründe für das Warum nachzuvollziehen

Um das Problem des Helikopter-Chefs wirklich anzugehen, solltest du dich zunächst nach den Hintergründen fragen. Warum bist du zu einem Helikopter-Chef geworden? Welche Auslöser gab es dafür? Wenn du das verstehst, kannst du das Problem an der sprichwörtlichen Wurzel packen und von vornherein richtig angehen.

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Schritt 2: Gehe einmal vom schlimmsten Fall aus

Überlege dir einmal, was das schlimmste wäre, was ohne deine Kontrolle passieren würde. Spiele dafür irgendein beliebiges Szenario in deinem Unternehmen gedanklich durch und versuche zu erkennen, was ohne deine Kontrolle alles schieflaufen könnte und das im allerschlimmsten Fall.

Da dieser allerschlimmste Fall wohl kaum eintreten wird, wirst du sehr schnell begreifen, dass deine dauerhafte Kontrolle gar nicht so stark benötigt wird, wie du das eventuell gedacht hast. Dafür solltest du dein gedankliches Szenario einigen Realität-Checks unterziehen, also überprüfen, ob es wirklich realistisch ist, was du dir in Gedanken gerade zusammenreimst. Das ist es nämlich höchstwahrscheinlich nicht.

Schritt 3: Gib die Kontrolle langsam ab

Im 3. und letzten Schritt solltest du damit beginnen, Schritt für Schritt die Kontrolle abzugeben. Fange damit an, kleinere Aufgaben nicht mehr zu kontrollieren und gib deinem Team mehr Freiheiten. Du kannst deine Mitarbeiter beispielsweise auf Kleinigkeiten hinweisen, welche unbedingt erfüllt sein müssen und sie die restlichen Aufgaben nach ihren Vorstellungen erledigen lassen. Auch wenn es schwerfällt loszulassen, wenn du es Schritt für Schritt tust, dann hat dies nur positive Effekte, und zwar für beide Seiten. Denn du kannst dich wieder mehr auf deine eigentlichen Aufgaben konzentrieren und dein Team lernt wieder selbstständig und kreativ zu arbeiten und wird deutlich motivierter sein.

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Bildnachweis: skynesher/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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