Wenn wir in Deutschland weniger arbeiten wollen, ist eine hohe Produktivität wichtig. Vier Grundsätze, die besonders produktive Unternehmen verinnerlicht haben.

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Ein besseres Wohlstandsniveau sowie wachsende Reallöhne können nur realisiert werden, wenn ein Land von hoher Produktivität der gesamten Wirtschaft profitieren kann. Oder anders ausgedrückt: Wenn es uns gut gehen soll, müssen wir uns ins Zeug legen. Davon würde das Land vielfach profitieren:

  • Krisen könnten besser gemeistert werden.
  • Löhne und Gehälter würden ansteigen.
  • Wir müssten nicht so viel und nicht so lange arbeiten.
  • Der Wohlstand würde zunehmen.

Hierbei steht die Bundesrepublik aktuell vor massigen Herausforderungen. Denn bis zum Jahr 2045 sollen nicht nur Klimaziele realisiert werden. Auch die alternde Bevölkerung ist eine Mammutaufgabe für das deutsche System und für Arbeitgeber, die unter dem Personaldefizit leiden. Zudem arbeiten immer mehr Menschen, während die Arbeitsproduktivität pro Stunde in Deutschland etwas gesunken ist, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Auch das ist schlecht für das Wohlergehen der Volkswirtschaft.

Tipp: Was es mit „Produktivität“ eigentlich auf sich hat? Eine kurze Exkursion in die Betriebs- und Volkswirtschaftslehre am Ende des Artikels erklärt, wie der Begriff besser eingeordnet werden kann. In diesem Beitrag steht vorwiegend die Unternehmensproduktivität im Vordergrund.

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Besser als die Konkurrenz: Das machen produktive Unternehmen anders

Einige Unternehmen machen bereits vieles richtig, um das Produktivitätswachstum auf ein höheres Niveau zu bringen. Andere bleiben auf der Strecke, weil sie noch nicht erkannt haben, wie nachhaltiges Wachstum aussehen kann. Folgende Punkte müssen heute berücksichtigt werden, damit ein Unternehmen die eigene Produktivität erhöhen kann.

Grundsatz 1#: Immaterielle Vermögenswerte sind wichtig für erfolgreiche Unternehmen

Erfolgreiche, besonders produktive Unternehmen haben den Wert des Immateriellen zur Wachstumsförderung nicht unterschätzt und mehr in sie investiert. Das zeigen Daten eines Berichts des Unternehmens McKinsey.

Was sind immaterielle Werte? Es handelt sich um Werte, die keine „physische Substanz“ haben, also beispielsweise kein Kapital oder Eigentum. Einige Beispiele für immaterielle Werte, die aktuell wichtig sind, um Wachstum zu fördern:

  • Markenbildung
  • Humankapital
  • Forschung und Entwicklung (F&E)
  • Unternehmenskultur
  • Geschäftsbeziehungen
  • Image; Bekanntheit

Die Wichtigkeit von immateriellem Vermögen spricht dafür, dass spezielle Werte eine Renaissance erleben, weil beispielsweise zwischenmenschliche Beziehungen und Vertrauen zu Kunden wichtiger werden. Durch die Digitalisierung rücken auch Marken- und Imagebildung immer mehr in den Vordergrund. Laut McKinsey müsste eine höhere Investition in immaterielle Güter mit einer erfolgreicheren Faktorproduktivität eines Landes in Verbindung gebracht werden.

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Grundsatz #2: Auf dem Boden bleiben

Das Ziel, die Unternehmensproduktivität zu steigern, geht oft mit unrealistischen Vorstellungen einher. Erfolgreiche Unternehmen stecken sich zwar das Ziel, dass sie wachsen wollen – aber sie bleiben dabei auf dem Boden und heben vor lauter Euphorie nicht in gedankliche Sphären ab, die nie erreichbar sein werden.

Es muss nicht immer höher, besser und schneller sein. Bereits eine „kleine“ Produktivitätssteigerung kann Anlass geben, zu feiern. Dies dient allen voran der Motivation des Teams – und Führungskräfte nehmen hierbei eine entscheidende Rolle ein. Sie sind es, die der Belegschaft demonstrieren müssen, was die gemeinsamen Ziele sind, wie es um Verantwortlichkeiten steht und welche Erwartungen existieren. Realistische Erwartungen – so sollte die Devise lauten.

Grundsatz #3: Digitalisieren – aber richtig und mit Strategie

Ob KI, Cloud-Computing oder mobiles Internet: Das digitale Zeitalter hat neue Innovationen mitgebracht, von denen wir privat und im Job profitieren. Es gibt eine Verbindung zwischen Unternehmen, die in technologische Tools investieren und Produktivitätswachstum. Denn der Wert der Digitalisierung ist nicht zu unterschätzen.

Und doch: Es wird in diesem Zusammengang immer wieder vom sogenannten „Produktivitätsparadoxon“ gesprochen. Das bedeutet, dass uns beispielsweise mehr Tools und Techniken zur Verfügung stehen, um schneller und produktiver arbeiten zu können, generell aber eher ein Rückgang der Produktivität zu beobachten ist. Um zu den wirklich erfolgreichen Unternehmen zu gehören, gilt es, das eigene Geschäftsmodell zu überarbeiten – und quasi ein „Update“ der eigenen Strategien durchzuführen. Denn auch die neueste Technik macht uns nicht produktiver und der Einsatz neuer Computer macht uns nicht erfolgreicher, wenn wir nicht wissen, wie wir das Potenzial richtig nutzen können.

Grundsatz #4: Die produktivsten Unternehmen investieren in ihre Mitarbeiter

Es mag wenig überraschen, aber es ist immer wieder zu betonen: Zukunftsfähige Unternehmen, die schnell wachsen, sparen nicht am falschen Ende. Fachkräfte und Top-Talente entscheiden sich für die Arbeitgeber, die logischerweise attraktiv für sie sind – und die Attraktivität eines Unternehmens steigt mit dem Mehrwert für die Belegschaft.

Das bedeutet beispielsweise, dass in Weiterbildung investiert wird. So können Führungskräfte und Mitarbeiter sich stetig entwickeln, sich neuen Trends am Arbeitsmarkt anpassen und profitieren. Zudem ist es vielen Mitarbeitern von heute wichtig, ihren Beruf so mit ihrem Privatleben vereinen können, dass sie Leistung erbringen und den Unternehmenserfolg gemeinsam vorantreiben, ohne auf Freizeit, Familie und ein Leben außerhalb des Jobs verzichten zu müssen.

Moderne, erfolgreiche und produktive Unternehmen bauen Arbeitnehmer auf und fördern zudem speziell die Stärken des Individuums in jeder Belegschaft. Eine Frage, die dabei beantwortet werden muss, ist beispielsweise, wie ältere Mitarbeiter mit ihrer Expertise so lange und produktiv wie möglich erhalten bleiben können, ohne ihre Gesundheit zu gefährden. Oder die Frage, was es braucht, um Nachwuchsführungskräfte zu starken, kompetenten und für die Zukunft gerüsteten Talente auszubilden.

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Definition: Was bedeutet Produktivität (Output/Input)?

Viele von uns werden sich bei der Begriffsdefinition des Wortes Produktivität an ihre Schulzeit erinnern. Der einzige Unterschied zu damals: Jetzt verstehen wir ihn – in der beruflichen Praxis erlebend – vielleicht etwas besser.

Produktivität meint im Grundsatz der betriebs- und volkswirtschaftlichen Lehre eine Größe oder eine Kennzahl, die wir in Relation setzen, um zu beurteilen, wie es um die Gesamtwirtschaftslage steht, beispielsweise von Deutschland. Je höher unsere Produktivität ist, desto besser für Wirtschaft und Wohlstand. In Beziehung gesetzt werden eine Ausbringung („Output“) und der Einsatz („Input“). Anwendungsbereiche gibt es viele, wie etwa bei der Unternehmensproduktivität.

Klingt kompliziert? Wir halten es kurz mit einem einfachen Beispiel: Ein Arbeitnehmer stellt an seinem Arbeitstag eine bestimmte Anzahl an Ware her. Er arbeitet zum Beispiel 6 Stunden (Einsatz; Input) und kann während dieser Arbeitsstunden 60 Produkte (Ausbringung; Output) herstellen. Um seine Arbeitsproduktivität zu berechnen, teilen wir Output durch Input. Ergebnis: Die Arbeitsproduktivität beträgt „10 Stück pro Stunde“.

Übrigens: Nur weil die Produktivität gesteigert wird, bedeutet es für einen Betrieb nicht unbedingt, dass gleichzeitig der Gewinn explodierende Höhen erreicht oder die Wirtschaftlichkeit automatisch zunimmt. Zuletzt können diese beiden Komponenten beispielsweise von der Entwicklung des Verkaufspreises abhängen.

Fazit: Entscheidungsträger müssen festlegen, wie sie nachhaltig investieren wollen

Um zum eigentlichen Thema zurückzukehren: Damit Unternehmen und Wirtschaft wachsen, ist eine Produktivitätssteigerung wichtig. So kann der Wohlstand gesichert werden. Es kommen jedoch große Herausforderungen auf Arbeitgeber, Politik und Wirtschaft zu. Diese Entscheidungsträger spielen eine wichtige Rolle. Denn sie müssen überlegen, worin sie künftig investieren. Die Gesundheit der Mitarbeiter in einer alternden Bevölkerung, Nachhaltigkeit und immaterielle Werte wie Forschung und Innovation gewinnen an Bedeutung – und hier sollte auch unbedingt der Fokus liegen.

Bildnachweis: pixelfit/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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