Überraschende Erkenntnis: Laut den Ergebnissen einer IW-Studie gelten Menschen mit einem Netto-Einkommen von knapp 3.500 Euro als reich. Was das konkret bedeutet und welche Signale unser Gehirn uns sendet, wenn wir viel Geld verdienen – wir haben die Antworten.

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Analysen zeigen, wer zu den Reichen gehört

Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat berechnet, dass Menschen, die einen Nettoverdienst von etwa 3.500 Euro haben, zu den Reichen gehören. Demnach zählen eben jene Menschen zu den reichsten 12 Prozent des Landes. Die Zahlen gelten für Single-Haushalte ohne Kinder. Wer gemeinsam mit einer weiteren Person in einem Haushalt lebt, also einen Zwei-Personen-Haushalt führt, erreicht diese Spitze sogar schon etwas früher. Jeder Partner muss dafür alleine mindestens 2.500 Euro netto verdienen.

Wie viel wir im Schnitt verdienen – und wie es uns emotional beeinflusst

Gut zu wissen: Laut einer GfK-Studie verdienen Deutsche im Vergleich zu Beschäftigten in anderen europäischen Ländern mehr. Das durchschnittliche Nettogehalt in Deutschland fällt jedes Jahr etwas anders aus. Im Jahr 2020 lag der Schnitt beispielsweise bei einem Nettoverdienst in Höhe von 2.088 Euro.

Was aber bedeutet es, zu den „Reichen“ zu zählen? Und bedeutet ein höherer Verdienst auch, dass wir glücklicher werden? Ökonomen und Wissenschaftler Daniel Kahneman und Angus Deaton sind dieser Frage auf den Grund gegangen. Das Ergebnis dürfte wenig überraschen – denn die Forscher sind sich einig, dass Geld alleine, wie allseits bekannt, uns nicht ganz glücklich machen kann.

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Aber: Vor allem Menschen, die mehr als 60.000 Euro im Jahr verdienen, sind von „weniger Glück“ betroffen. Das bedeutet, sie verdienen zwar mehr, aber auch das allgemeine Glücks- und Zufriedenheitsgefühl soll den Forschern zufolge abnehmen.

Umgekehrt bedeutet das: Wer zuvor nur 20.000 Euro verdient hat und später einen Sprung auf 60.000 Euro schafft, gehört zu den besonders glücklichen Menschen. Die emotionale Zufriedenheit und das Glücksgefühl nehmen ab, wenn wir die Schwelle dieser „magischen Zahl“ überschreiten – und noch mehr verdienen.

Wichtig: Zu viel Gewicht sollte die Zahlengrenze nicht erhalten. Denn es handelt sich lediglich um eine Orientierung, weshalb einige Forscher den Ergebnissen widersprechen.

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Je mehr wir verdienen, desto weniger freuen wir uns über Steigerungen – so die allgemeine Vermutung

Steigern wir uns von 60.000 Euro auf beispielsweise 80.000 Euro, freuen wir uns nicht so sehr, wie Menschen, die unter der 60.000-Euro-Marke liegen. Was zunächst paradox klingt, ist schnell erklärt. Denn aus psychologischer Sicht schätzen Menschen das, was selten ist. So kann die höhere Verfügbarkeit von Geld dazu führen, dass unsere finanziellen Mittel zu einer Selbstverständlichkeit werden. Sehen wir anschließend, wie höhere Beträge auf dem Gehaltszettel stehen oder auf unser Konto eingehen, reagieren wir von Jahr zu Jahr immer weniger euphorisch.

Wie das neuronale Belohnungssystem uns einen Strich durch die Rechnung macht

Ab welcher Zahl auch immer wir uns glücklich fühlen und auch wenn wir mit einem Netto-Einkommen in Höhe von etwa 3.500 Euro zu den seltenen Reichen des Landes gehören: Wie wir auf unseren Verdienst und die Verfügbarkeit von Geld reagieren, hängt stark mit dem sogenannten neuronalen Belohnungssystem zusammen. US-Forscher haben schon im Jahr 1954 herausgefunden, dass das Glückshormon Dopamin eine wichtige Rolle spielt, wenn der Mensch sich gut fühlen will.

Mehr noch: Wir gieren nach diesem Hormon, denn es versetzt uns bei Ausschüttung in einen Glücksrausch, welcher süchtig macht. Schaffen wir also einen heldenhaften Sprung und verdienen plötzlich viel Geld, wollen wir immer mehr davon.

Das Problem hierbei ist der Gewöhnungseffekt: Je schneller wir uns an diesen Zustand gewöhnen, desto weniger Dopamin schüttet das Gehirn aus. Verglichen werden kann dieser Zustand mit dem Verliebtsein – denn auch jede Phase der Verliebtheit kann mit der Zeit an Intensität abnehmen.

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Lerne, das Geld zu schätzen – auch bei einem guten Verdienst

Ob Manager, Angestellter oder selbstständig – Tatsache ist: Nur wenige Menschen in Deutschland können sich Topverdiener nennen. Für die meisten von uns dürfte es umso aufregender sein, durch eine Beförderung, einen Jobwechsel oder den Schritt in die Selbstständigkeit mehr Geld als bisher zu verdienen. Um sich trotz des höheren Verdienstes langfristig am Geld und den damit verbundenen Freiheiten freuen zu können, bedarf es ein wenig Übung. Wir haben einige Tipps zum Verinnerlichen – und diese gelten übrigens auch für alle Beschäftigen, die finanziell noch nicht dort stehen, wo sie gerne wären:

1. Konsum macht nicht immer glücklich – zumindest nicht langfristig

Autos, das neue Kleid, der teure Urlaub. Wer sich etwas Schickes gönnt, dem sei dies auch gegönnt. Schließlich haben wir uns unser Geld erarbeitet. Aber genau damit aktivieren wir das Belohnungssystem in unserem Gehirn. Der Gewöhnungseffekt könnte uns deshalb aus der Bahn werfen. Wer sich an den materiellen Konsum gewöhnt, fühlt sich innerlich manchmal etwas leer. Besser: Materiellen Konsum zu einer Rarität machen – und sich später noch mehr über das nächste Shopping-Erlebnis freuen.

2. Dankbar sein für das, was wir haben

Um dem Gewöhnungseffekt entgegenzuwirken, lohnt es sich, sich in Dankbarkeit zu üben. So führen wir uns regelmäßig das vor Augen, was nicht selbstverständlich ist: Geld und finanzielle Sorglosigkeit – denn beides ist ein Luxus.

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3. Viel Geld ist schön, aber manchmal auch belastend

Jeder hat das Recht darauf, den Lohn einzufordern, den man – gemessen an der Leistung, die man erbringt – verdient. Das ist wichtig für das eigene Selbstbewusstsein und den eigenen Wert. Letzteres darf aber nicht einzig und allein vom Geld abhängen. Denn unser letzter Tipp lautet: Wer beginnt, sich über Geld zu definieren, spürt schon bald, wie belastend dieses Thema sein kann – und sollte deshalb umdenken. Psychologe Matthew Killingsworth fand in einer aktuellen Untersuchung heraus, dass wir zufriedener sind, wenn wir Erfolg nicht mit Geld gleichsetzen.

Besser ist es, Lebenserfolg und Zufriedenheit unabhängig von der Zahl auf unserem Bankkonto oder auf dem Gehaltszettel zu betrachten. Ganz einfach ist es nicht und auch nicht kurzfristig machbar – aber umzudenken, um langfristig glücklicher zu sein, kann sich durchaus lohnen.

Bildnachweis: Foto von cottonbro von Pexels

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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