Kleine Ungeschicklichkeit oder großer Fauxpas: Auch du wirst im Beruf schon einmal einen Fehler gemacht haben. Doof nur, wenn das auf Kosten einer anderen Person geht, eines Kollegen vielleicht oder sogar deines Vorgesetzten. Wie verhältst du dich nach einem solchen Fehler am besten und wie entschuldigst du dich eigentlich richtig?

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Weshalb Entschuldigen gar nicht so einfach ist

Wer einen Fehler macht, entschuldigt sich und lernt daraus. In der Theorie klingt das ganz einfach. In der Praxis fällt vielen Menschen eine Entschuldigung aber äußerst schwer, nicht nur im Berufs-, sondern auch im Privatleben. Aber wieso eigentlich?

Das Grundproblem liegt häufig darin, dass du dir mit der Entschuldigung ja automatisch einen Fehler eingestehen und das auch noch öffentlich bekennen müssen. Das ist nicht selten ein schmerzhafter Prozess und nagt am Selbstbewusstsein. Da ist es doch einfacher, den Fehler einfach zu ignorieren oder, noch besser, die Schuld bei jemand anderem zu suchen. Hinzu kommt natürlich die Gefahr, dass die Person, bei welcher du dich entschuldigen möchtest, diese nicht annimmt und deine Entschuldigung dadurch ergebnislos bleibt – oder vielleicht sogar in einem neuen Streit mündet.

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Viele Menschen fürchten sich auch gerade im Beruf davor, dass sie durch Fehler ihr Ansehen bei den Kollegen und Kolleginnen oder dem Vorgesetzten verlieren könnten. Manch einer fürchtet vielleicht sogar um seinen Job, etwa dann, wenn es sich um einen Fehler handelt, welcher das Unternehmen viel Geld gekostet hat. In den meisten Fällen ist solch eine Angst aber völlig unbegründet. Wieso?

Wer Verantwortung übernimmt, gewinnt Respekt

Fehler sind menschlich, wenn auch unerfreulich. Natürlich wäre es am besten, dir würde nie ein Fehler unterlaufen. Das ist aber schlichtweg unmöglich. Ist es also doch einmal passiert, hinterlässt du einen besseren Eindruck, wenn du die Verantwortung dafür übernimmst und den Fehler wieder ausbügelst, anstatt dass du diesen zu vertuschen versuchst. Wer Verantwortung übernimmt, verdient sich den Respekt seiner Kollegen, geht als gutes Vorbild voran und beweist dadurch Führungsqualitäten. Merke dir also:

Egal, ob du dich bei deinem Vorgesetzten, einem Kollegen oder dem Kunden entschuldigen musst, eine Entschuldigung ist keine Schande und auch kein Gesichtsverlust. Sie steht stattdessen für innere Stärke, Ehrlichkeit, Mut und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen. So kannst du dir durch eine Entschuldigung Respekt verdienen, als kompetente Führungskraft beziehungsweise als Mitarbeiter mit echten Führungsqualitäten positionieren und so deiner Karriere vielleicht sogar noch einmal frischen Schwung verleihen.

Allerdings natürlich nur dann, wenn du dich „richtig“ entschuldigst. Aber wie geht das eigentlich? Mit dieser Frage haben sich Forscher der US-amerikanischen Ohio State University beschäftigt und so die „perfekte Entschuldigung“ entwickelt:

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Schritt 1: Sich den Fehler eingestehen

Der erste Schritt ist für viele Menschen der schwerste: Du musst dir selbst eingestehen, dass du einen Fehler begangen hast. Das kann durchaus schmerzhaft sein, wer gibt schließlich schon gerne zu nicht perfekt zu sein. Nun kannst du dir überlegen, wie du mit dem Fehler umgehen wirst, bei wem du dich entschuldigen musst und vielleicht auch direkt: Wie du die Situation rettest, also den Fehler wieder ausbügeln kannst. Zum besseren Verständnis hier ein kleines Beispiel:

Du hast den Reisepass für deinen Vorgesetzten nicht eingeschickt, wodurch er sein Visum zu spät erhält. Daraufhin muss dessen Geschäftsreise um eine Woche verschoben werden, die Umbuchung kostet das Unternehmen viel Geld und die Geschäftspartner im Ausland sind aufgrund des verschobenen Meetings verärgert.

Wichtig ist nun, dass du den Vorgesetzten erst einmal über deinen Fehler aufklärst – falls dieser noch nicht davon weiß – und dich aufrichtig bei ihm entschuldigst. Verwende hierfür auf keinen Fall „Aber“-Sätze, versuche also nicht die Schuld von dir zu weisen oder sogar auf jemand anderen zu schieben. Sage also zum Beispiel niemals:

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„Ich weiß, dass es mein Fehler war, aber Sie haben mich so mit Arbeit zugeschüttet, da habe ich es einfach vergessen.“

„Es tut mir leid, aber Sie kennen das ja: Sie haben doch selbst erst letzte Woche bei dem Projekt XXX einen Fehler gemacht.“

„Ich möchte mich entschuldigen, aber es war ja schließlich mein erster Fehler. Sehen Sie mal, wie viele Fehler Herrn XXX und Frau XXX allein im letzten Jahr unterlaufen sind.“

Schritt 2: Sofort das Gespräch suchen

Sobald du dir deines Fehlers bewusst geworden bist, solltest du das Gespräch mit der betroffenen Person suchen, in diesem Fall mit deinem Vorgesetzten. Obwohl du ohnehin schon mit Reue, einem schlechten Gewissen oder angeknacksten Selbstbewusstsein durch die Tür trittst, musst du dennoch mit einer unangenehmen Reaktion rechnen. Auch dein Vorgesetzter ist schließlich nur ein Mensch und es ist durchaus verständlich, dass er auf die schlechte Nachricht im ersten Moment erbost, genervt oder auch vorwurfsvoll reagiert.

Suche deshalb das Vieraugengespräch in einer ruhigen Minute, schließe die Tür hinter dir und achte darauf, dass dein Gesprächspartner auch ausreichend Zeit für das Gespräch hat. Es sollte nicht „zwischen Tür und Angel“ stattfinden.

Schritt 3: Eine Lösung vorschlagen

Mit einer aufrichtigen Entschuldigung hast du bereits den ersten Schritt zur Wiedergutmachung getan. Mache deutlich, dass du die vollständige Verantwortung für das Geschehene übernimmst. Nun solltest du umgehend anbieten, bei der Lösung des aus dem Fehler entstandenen Problems zu helfen, am besten hast du bereits einen konkreten Vorschlag.

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In unserem Beispiel könnte das wie folgt aussehen: Du bietest an, am nächsten Arbeitstag persönlich zur Botschaft zu fahren, um das Visum so vielleicht doch noch rechtzeitig zu erhalten. Ist das nicht möglich, könntest du deinem Vorgesetzten offerieren, bei den nun verärgerten Geschäftspartnern im Ausland anzurufen, dich noch einmal persönlich zu entschuldigen, die Situation zu erklären und die Verantwortung zu übernehmen. Zudem könntest du ein kleines Präsent organisieren, das den betroffenen Personen als Zeichen der Höflichkeit und des Respekts zugestellt oder dann beim verspäteten Besuch von deinem Vorgesetzten persönlich überreicht wird. So zeigst du deinen guten Willen sowie strategisches Denkvermögen und kannst die Situation vielleicht direkt entschärfen, gemäß dem Motto „Gerade noch einmal gut gegangen“.

Schritt 4: Eine Entschuldigung reicht

Egal, ob deine Entschuldigung sowie deine Lösungsvorschläge angenommen wurden oder nicht: Wenn du das Gefühl hast, dass deine Entschuldigung aufrichtig war, dass du die Verantwortung übernommen, Wiedergutmachung angeboten und das Beste aus der Situation gemacht hast, dann hast du das Schlimmste hinter dir. Eine „richtige“ Entschuldigung reicht nämlich völlig aus. Du musst dich nun nicht wieder und wieder für deinen Fehler entschuldigen. Auch dann nicht, wenn der oder die Betroffene dir noch nicht (vollständig) verziehen hat.

Wenn du dich nämlich fortan bei jedem Aufeinandertreffen und auch lange Zeit nach dem eigentlichen Vorfall immer und immer wieder dafür entschuldigst, geht deinem Gegenüber das irgendwann gehörig auf die Nerven. Zudem machst du dich unnötig klein und begibst dich in die Bittsteller-Rolle. Das musst du nicht: Bleibe selbstbewusst und begegne dem oder der Betroffenen auf Augenhöhe. Ein Fehler macht dich schließlich nicht gleich zu einem schlechten Menschen beziehungsweise zu einer schlechten Arbeitskraft. Zumindest dann nicht, wenn es bei dem einen Mal bleibt.

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Schritt 5: Aus Fehlern lernen

Das führt uns zum letzten Punkt einer „perfekten“ Entschuldigung: Lerne aus deinem Fehler. Auf keinen Fall darfst du diesen ein zweites Mal begehen. Natürlich kann dir früher oder später wieder ein anderer Fehler passieren, es darf nur eben nicht derselbe sein. Nun weißt du es ja schließlich besser und beantragst – in unserem Beispiel – in Zukunft das Visum rechtzeitig. Kennst du das Sprichwort „Ein Fehler ist erst dann ein Fehler, wenn man in zweimal macht“?

Ist dir auch schon einmal ein Fehler unterlaufen? Waren dein Vorgesetzter, eine Kollegin, die Geschäftspartner oder Kunden so richtig wütend auf dich? Wie hast du dich verhalten? Oder hat sich umgekehrt schon einmal jemand bei dir richtig oder falsch entschuldigt? Wir freuen uns auf deine Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren.

Bildnachweis: ClarkandCompany/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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