Die goldene Regel lautet eigentlich, dass Privates und Berufliches immer getrennt werden sollten. Nicht umsonst sind bereits im Vorstellungsgespräch Fragen nach politischen Interessen, sexueller Orientierung und sonstigen Punkten des Privatlebens nicht erlaubt. Doch tatsächlich gibt es viele gute Gründe, warum Vorgesetzte mehr über das Privatleben ihrer Mitarbeiter wissen sollte. Doch wie viel ist hier angebracht und wo ist hier eine klare Grenze zu ziehen?

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Warum das Privatleben für den Vorgesetzten wichtig sein kann

Berufliches und Privates zu trennen, ist selbstverständlich wichtig. Es ist äußerst unprofessionell, wenn Mitarbeiter ihre privaten Probleme mit auf die Arbeit nehmen. Doch leider sind wir alles auch nur Menschen und manchmal fällt es einem nicht leicht, bestimmte Probleme einfach von jetzt auf gleich auszublenden. Gewisse private Probleme spuken einem immer im Kopf herum und können die eigene Produktivität mindern.

Wenn ein Mitarbeiter mit schlechter Stimmung ins Büro kommt, weil die Person zum Beispiel gerade Ärger mit der Partnerin oder dem Partner hat, dann wirkt sich dieser Zustand nicht nur auf die Person selbst aus, sondern auch auf die Umgebung. Negative Stimmung kann andere Menschen mit beeinflussen und sich negativ auf die Produktivität auswirken.

Hier gilt es als vorbildliche Führungskraft zu intervenieren, und zwar nicht, indem du die Person bloßstellst und ihr sagst, dass sie ihre Gefühle nicht mit ins Büro bringen soll. Hier ist viel mehr eine einfühlsame und verständnisvolle Art und Weise gefragt. Anderenfalls riskierst du, dass sich die negative Grundstimmung sowie die Produktivität noch deutlich mehr verschlechtert, was die ganze Sache kontraproduktiv macht.

Wie kannst du als Vorgesetzter am besten reagieren?

Doch wie genau gehst du als Vorgesetzter in solchen Fällen am besten vor? Immerhin handelt es sich bei dem Erkundigen nach privaten Problemen der Mitarbeiter um eine sehr schmale Gratwanderung. Dazu gehören eine große Menge an Empathie und Einfühlungsvermögen, dass leider nicht sehr viele Führungskräfte besitzen. Dabei sind es genau diese Werte, welche mit zu den Kernkompetenzen von geeigneten Führungskräften gehören sollten.

Denn wenn du ein Team oder ein Unternehmen leitest, dann bist du für deine Mitarbeiter verantwortlich. Du bist für sie ein Ansprechpartner und du leitest sie durch ihren beruflichen Alltag. Dazu zählt auch, bei privaten Problemen entsprechend zu intervenieren und sich richtig zu verhalten. Es geht dabei nicht darum, dass du dich in das Privatleben deiner Mitarbeiter einmischst. Ständiges Nachfragen oder unangenehme private Fragen solltest du deshalb dringend vermeiden. Es geht viel mehr darum, dass du dich um deine Mitarbeiter kümmerst.

Wenn du siehst, dass einer Person in deinem Unternehmen offensichtlich nicht gut geht, dann solltest du diese Person ansprechen. Diese wird dir zeigen, ob sie über ihre Probleme reden möchte oder nicht. Manche Menschen trauen sich jedoch nicht, auf andere Personen zuzugehen. Erst recht nicht, wenn es sich um Autoritätspersonen handelt. Dein Ziel sollte es also sein, diesen Menschen diese Hürde zu nehmen, indem du den ersten Schritt machst.

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Reagiere einfühlsam, aber bleibe professionell

Ein gutes zwischenmenschliches Verhältnis ist nicht nur besser für die mentale Gesundheit, es fördert auch die Produktivität deines Teams. Deshalb solltest du dafür sorgen, dass ein transparentes, offenes und herzliches Klima in deinem Unternehmen herrscht. Dabei ist es jedoch wichtig, dass du dich immer noch professionell verhältst und deine Mitarbeiter nicht vergessen, dass du auch ihr Vorgesetzter bist.

Wie bereits erwähnt, sind penetrante Fragen nach dem Privatleben absolut tabu, ebenso wenig solltest du dich deinen Mitarbeitern aufdrängen und diese unter Druck setzen, damit sie über ihre privaten Probleme reden. Wahre alle persönlichen Grenzen und verhalte dich stets professionell, gib ihnen jedoch das Gefühl, dass du immer ein offenes Ohr für sie hast. Dabei spielt auch Verständnis oft eine Rolle.

Vor allem bei Todesfällen in der Familie oder auch bei einer Trennung nach einer langen Beziehung kannst du dich als einfühlsamer Gesprächspartner anbieten. Alternativ kannst du den betroffenen Mitarbeitern auch einen freien Tag gewähren, damit die Person sich wieder etwas sammeln kann. Es sind oftmals schon solche Gesten, welche dafür sorgen, dass es den betroffenen Personen etwas besser geht, da diese sich wertgeschätzt und verstanden fühlen.

Auch Vorgesetzte können private Probleme haben

Eine Atmosphäre, welche von gegenseitiger Wertschätzung und Verständnis geprägt ist, schließt dich als Führungskraft übrigens auch mit ein. Auch Vorgesetzte sind nur Menschen und können genau so mit privaten Problemen zu kämpfen haben. Hier ist Transparenz ebenfalls wichtig und du solltest deinen Mitarbeitern ebenfalls sagen, wenn etwas bei dir persönlich nicht stimmt. Das bedeutet auch, dass deine Mitarbeiter dich ansprechen sollten, wenn etwas im Argen ist, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen. Denn oftmals erkennt ein Mensch selbst gar nicht seine eigenen Probleme, sondern benötigt eine neutrale Sichtweise von Außen.

Hier kann dir dein Team ebenfalls helfen. Offenheit und Verständnis sind also keineswegs eine Einbahnstraße. Diese Werte sollten in einem gesunden Betriebsklima in beide Richtungen existieren. Die veraltete Denkweise, dass das Privatleben der Mitarbeiter tabu ist, sollte also etwas überarbeitet werden. Denn nur so kann eine entspannte und produktive Arbeitsatmosphäre gefördert und umgesetzt werden.

Bildnachweis: VioletaStoimenova/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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