Führungskompetenzen sind wohl eines der am meisten gehypten Themen in der Unternehmenswelt. Überall liest man von den unerlässlichen „Leadership-Skills“, die jeder erfolgreiche Manager besitzen muss, um die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen. Doch wie viele von diesen vermeintlich goldenen Regeln und Fähigkeiten sind tatsächlich praxisrelevant, und welche gehören ins Reich der Mythen und Legenden?

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Der perfekte Leader – Ein unerreichbares Ideal?

Beginnen wir mit der schillernden Illusion des perfekten Leaders: Dieser moderne Held ist visionär, charismatisch, durchsetzungsstark, empathisch, entscheidungsfreudig und natürlich immer gut gelaunt. Mit anderen Worten, ein übermenschliches Wesen. Doch wenn wir ehrlich sind, ist diese Vorstellung nicht nur übertrieben, sondern schlichtweg unrealistisch. Niemand kann all diese Eigenschaften in perfekter Balance vereinen, und der Versuch, es dennoch zu tun, führt eher zu einem Burnout.

Unvollkommenheit als Führungsstärke

Die Wahrheit ist, dass gute Führungskräfte ihre Unvollkommenheiten kennen und damit arbeiten. Sie wissen, dass sie nicht in allem hervorragend sein können und müssen sich daher auf ihre Stärken konzentrieren und ihre Schwächen durch ein starkes Team ausgleichen.

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Ein Beispiel: Steve Jobs war bekanntlich kein einfacher Mensch im Umgang mit seinen Mitarbeitern, doch seine Vision und sein unermüdlicher Antrieb haben Apple zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Welt gemacht.

Stellen wir uns also die Frage: Muss eine Führungskraft wirklich perfekt sein, um erfolgreich zu sein? Oder reicht es, seine eigenen Stärken zu kennen und strategisch einzusetzen?

Die Kunst der Kommunikation: Mehr als nur Reden

Eine der oft zitierten Kernkompetenzen einer jeden Führungskraft ist die Kommunikation. Doch was bedeutet das wirklich? Geht es nur darum, Reden zu schwingen und Anweisungen zu geben? Sicherlich nicht. Effektive Kommunikation ist vielschichtig und umfasst das Zuhören, das Verstehen und das Vermitteln von Botschaften auf eine Weise, die Resonanz findet.

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Ein Beispiel: In einer Studie der Harvard Business Review wurde festgestellt, dass Unternehmen, deren Führungskräfte aktiv zuhören und wertschätzend kommunizieren, eine höhere Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit aufweisen. Dies zeigt einmal mehr, dass Kommunikation keine Einbahnstraße ist, sondern ein Dialog, der Vertrauen und Engagement fördert.

Die Entscheidungsmatrix: Intuition versus Analyse

Ein weiterer oft diskutiertes Punkt ist die Entscheidungsfindung. Sollten Führungskräfte auf ihre Intuition vertrauen oder lieber datenbasierte Analysen durchführen? Hier ist die Antwort nicht so ganz einfach, wie man vielleicht denken mag. Beide Ansätze haben ihre Daseinsberechtigung und sollten je nach Situation angewendet werden.

Beispielsweise kann in einer Krisensituation, in der schnelle Entscheidungen gefragt sind, die Intuition einer erfahrenen Führungskraft den Unterschied ausmachen. Hingegen sind bei strategischen Entscheidungen, die langfristige Konsequenzen nach sich ziehen können, gründliche Analysen unverzichtbar.

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Lese-Tipp: Führung in Krisenzeiten: Wie Leader aus Herausforderungen Chancen machen

Der schmale Grat: Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Flexibilität ist heutzutage eine der Schlüsselkompetenzen. Jeder und alles muss flexibler werden. Doch was bedeutet Flexibilität eigentlich? Es bedeutet nicht, dass man sich wie ein Fähnchen im Wind dreht, sondern dass man in der Lage ist, sich an neue Gegebenheiten z. B. veränderte Marktsituationen, Lieferengpässe etc. anzupassen, ohne den eigenen Kurs aus den Augen zu verlieren.

Ein treffendes Beispiel liefert uns die Pandemie. Unternehmen, deren Führungskräfte schnell auf die neuen Herausforderungen reagierten und innovative Lösungen fanden, konnten die Krise nicht nur überstehen, sondern gestärkt daraus hervorgehen. Anpassungsfähigkeit ist also nicht nur eine netter Benefit, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor.

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Die Macht der Empathie: Der oft unterschätzte Erfolgsfaktor

Empathie wird von vielen oft als weiche, weniger wichtige Fähigkeit abgetan. Doch gerade in Zeiten, in denen Mitarbeiterbindung und -motivation zentrale Themen sind, zeigt sich, dass empathische Führungskräfte klar im Vorteil sind. Sie verstehen die Bedürfnisse und Sorgen ihrer Mitarbeiter und können so ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich jeder Einzelne wertgeschätzt und auch verstanden fühlt.

Eine Studie des Beratungsunternehmens Gallup ergab, dass Mitarbeiter, die sich von ihren Vorgesetzten verstanden und geschätzt fühlen, signifikant produktiver und loyaler sind. Empathie ist also kein nettes Plus, sondern eine Notwendigkeit der modernen Führung.

Fazit: Der Weg zur authentischen Führungskraft

Am Ende des Tages geht es bei Führungskompetenzen nicht darum, einem idealisierten Bild zu entsprechen oder eine endlose Liste an Fähigkeiten zu meistern und abzuhaken. Es geht darum, authentisch zu sein, die eigenen Stärken zu kennen und einzusetzen und gleichzeitig die Fähigkeit zu haben, sich an Veränderungen anzupassen und empathisch auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen.

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Stellen wir uns also die abschließende Frage: Ist es nicht viel sinnvoller, eine authentische, unvollkommene Führungskraft zu sein, die durch ihre Echtheit und Anpassungsfähigkeit überzeugt, anstatt einem unerreichbaren Ideal nachzueifern? Die Antwort dürfte klar sein, oder?

In diesem Sinne: Sei du selbst, sei flexibel, sei empathisch – und du wirst mehr erreichen, als jede Liste an idealisierten Führungskompetenzen es je vermuten lässt.

Bild: Unsplash+/Getty Images

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