Gute Führung bedeutet, Privilegien und Macht zu haben sowie Autorität auszustrahlen – oder? Alles Quatsch. So zumindest die Erkenntnis des US-Unternehmensberaters und Speakers Simon Sinek. Empathie soll der Schlüssel einer guten Führung sein. Und diese wird von unserer Biologie beeinflusst. Warum empathische Führung das Herz eines jedes Unternehmens sein sollte – wir haben die Antwort.

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Emotionale Unterstützung von Führungskräften ist gefragter denn je

Machtgehabe war gestern. Empathie ist heute eine entscheidende Führungsqualität, mit der sich jedoch nicht jeder Vorgesetzte schmücken kann. Im Gegenteil – die meisten von uns werden beim Wort „Führung“ wahrscheinlich an Macht und Autorität denken.

Wie der BKK Gesundheitsreport 2020 zeigt, ist jeder sechste Fehltag von Mitarbeitern darauf zurückzuführen, dass diese unter psychischen Problemen litten. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte darauf reagieren. Die mentale Gesundheit von Mitarbeitern ist jedoch „nur“ einer von vielen Gründen, weshalb es Zeit wird, umzudenken. Denn: Empathische Führungskompetenz hilft dabei, zu erkennen, was Mitarbeiter antreibt und was sie demotiviert.

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Hat man Empathie oder erlernt man Empathie?

Schon in frühen Kindesjahren fangen Menschen an, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen. Laut Forschungen der Cambridge University wären wir bereit aus biologischer Sicht prädestiniert dazu, uns in andere einzufühlen. Die „Empathiegene“ würden aber nur einen geringen Teil unseres Gehirns ausmachen.

Die gute Nachricht: Prof. Dr. Tania Singer vom Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften ist für ihre Forschungen zum Thema Empathie international bekannt. Sie ist der Auffassung, dass es auch in späteren Jahren noch möglich ist, Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenzen zu erlernen. Dies sei beispielsweise durch mentale Trainings und Achtsamkeit möglich.

Aber: Was ist konkret mit Empathie gemeint?

Zunächst zur Begriffsdefinition:

  • Laut Definition des Dudens handelt es sich bei Empathie um die Fähigkeit sowie Bereitschaft, sich in die Einstellung von anderen Menschen einfühlen zu können.
  • Generell verstehen wir unter dem Begriff das Können, die Gedanken und Gefühle von unserem Gegenüber nachzuempfinden.
  • Wer empathisch ist, erkennt schnell, ob Kollegen, Freunde oder Menschen aus dem Umfeld beispielsweise Trauer, Wut, Erschöpfung oder Angst verspüren.

Sobald Empathie herrscht, ist es möglich, entsprechend zu reagieren: Je nach Gefühlslage des anderen ist zum Beispiel Trost, Beistand oder Schutz gefragt.

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Chefsache: Warum ist empathisches Führen der Schlüssel zum Erfolg?

Der bekannte Autor und Unternehmensberater Simon Sinek ist der Frage nachgegangen, was das Geheimnis einer guten Führung ist. Im Gespräch mit einem Generalleutnant der US-Marine kommt er zu überraschenden Erkenntnissen.

Denn: Laut der Aussage des Marines sei es wichtig, sich als Leader hinten anzustellen. Wer also Rang und Verantwortung besäße, würde sich demnach beim Essen zum Beispiel ganz hinten anstellen – damit alle Marines versorgt sind, bevor die Führungskraft selbst zum Zug kommt. Generell ginge es darum, das Wohl und den Schutz der anderen als wichtigste Aufgabe wahrzunehmen. Laut Sinek gelte diese Einstellung nicht nur für Armeen. Sie kann auch für Unternehmen funktionieren – und ist damit als „Chefsache“ auf Vorgesetzte des Unternehmens übertragbar.

Sinek erklärt die Biologie des Menschen: Diese Botenstoffe fördern Empathie

Dopamine, Endorphine, Oxytocin und Serotonin: Sie alle sind als sogenannte „Glückshormone“ bekannt und sollen entscheidenden Einfluss darauf nehmen, ob wir egoistisch oder einfühlsam handeln. Vor alle Dopamine und Endorphine bezeichnet er als die Hormone, welche uns dazu motivieren, zunächst an uns selbst zu denken.

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Das ist wichtig: Wenn wir Aufgaben abschließen wollen und dies auch schaffen, verspüren wir diese Glückshormone. Das Glückserlebnis motiviert uns immer wieder, am Erfolg anzuknüpfen. Ohne diese biologischen Anreize sei es kaum möglich, uns selbst anzutreiben.

Oxytocin und Serotonin sind die „Gegenspieler“: Der chemisch-biologische Befriedigungsrausch sei bei diesen Hormonen vor allem darauf zurückzuführen, dass andere uns wertschätzen würden sowie Stolz, Bindung und Vertrauen entstehe. Botenstoffe also, die beispielsweise das Gruppengefühl fördern.

Das bedeutet auch: Wer anderen hilft, bekommt einerseits Wertschätzung. Andererseits führt diese kooperative Chemikalie den „Herdentrieb“, sodass das Zusammengehörigkeitsgefühl wächst. So kann auch die Empathie gefördert werden – denn eine Gruppe funktioniert bekanntlich nur, wenn das Gruppengefühl vorhanden ist.

Zum Schluss: 3 Tipps, damit das empathische Führen gelingt

Zusammenfassend kann gesagt werden: Wer sich in andere Menschen hineinversetzen kann, hat die Fähigkeit, Großes zu erschaffen. Denn Empathie fördert das Team und signalisiert den anderen: „Ich bin für dich da“. Dies gilt vor allem für Vorgesetzte, die verstehen wollen, was ihre Angestellten antreibt, was ihnen Angst macht, was sie demotiviert und welche Art von Unterstützung förderlich ist.

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3 Tipps, die für einen empathischen Führungsstil wichtig sind:

1. Zuhören und Hinschauen:

Einfühlungsvermögen setzt Feingefühl voraus. Dies gilt beispielsweise für Mimik, Gestik, Stimmlage und Körperhaltung. Wer seine Mitarbeiter verstehen will, schaut deshalb genau hin und hört aufmerksam zu. Dies hilft einerseits dabei, das Gegenüber besser zu verstehen. Andererseits wird signalisiert: „Ich nehme dich wahr“.

2. Reagieren:

Während manchmal nur ein offenes Ohr notwendig ist, ist in anderen Situationen konkretes Handeln gefragt. Wer sich unsicher ist, welche Reaktion jetzt richtig und wichtig wäre, fragt nach. Denn empathisches Führen bedeutet auch, nach den Bedürfnissen des anderen zu fragen – und nicht unbedingt zu raten.

3. Balance zwischen Autorität und Empathie finden:

Wer als Führungskraft wahrgenommen werden will, sollte herausfinden, wie viel Nähe und Distanz zu seinen Angestellten zulässig ist. Chefs, die sich nur nach den Bedürfnissen der Mitarbeiter richten, laufen Gefahr, zum Spielball zu werden. Deshalb gilt: Autorität ist immer noch wichtig. Nicht zu allem „Ja“ und „Amen“ sagen.

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Wir fassen zusammen

Psychologische und neurobiologische Erkenntnisse der Neuzeit zeigen, dass es immer wichtiger wird, wie wir auf unsere Mitmenschen reagieren, um zum Beispiel das Gruppengefühl zu fördern. Wer ein Unternehmen leitet, sollte deshalb nicht nur Macht und Autorität ausstrahlen. Heute ist es fast noch wichtiger, die Mentalität und die Gedanken seiner Angestellten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ein verständnisvoller Chef wird schnell merken, dass Mitarbeiter motivierter sind und gerne zur Arbeit kommen – und so das Unternehmen unterstützen. Wichtig ist aber dennoch die Balance: Wer eine Führungsposition innehat, sollte dies auch ausstrahlen. Von Bedeutung ist deshalb das Nähe-Distanz-Verhältnis – also: Mitgefühl zeigen, auf andere eingehen, aber auch die eigene Position unterstreichen und klar kommunizieren. Ein Balanceakt, den es zu trainieren gilt.

Bildnachweis: VioletaStoimenova/istockphoto.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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