Fehlende Berufserfahrung spiegelt nicht dein Potenzial wider, das du Unternehmen bieten könntest. Wir zeigen, wie und wo du als Bewerber glänzen kannst.

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Du beendest Studium oder Ausbildung und sollst „mindestens drei Jahre Joberfahrung“ nachweisen, um eine Stelle zu bekommen? No way. Berufseinsteiger oder Erwerbstätige aus fremden Branchen haben es nicht einfach. Sie müssen sich beweisen. Bei den Alteingesessenen. Bei skeptischen Personalentscheidern. Und bei etablierten Unternehmen.

In einigen Berufen ist Erfahrung Voraussetzung, etwa für Stellen, die mit einer verhältnismäßig hohen Verantwortung einhergehen. Dennoch gilt das starke Motto: Learning by doing.

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Die Berufserfahrung kommt also mit der Zeit. Bis du diesen Punkt erreichst, versorgen wir dich mit wertvollen Infos und Tipps, um dennoch an deine Traumstelle zu kommen oder potenzielle Arbeitgeber vor allem von deinem Potenzial zu überzeugen. Denn damit kannst du punkten.

Fundierte, einschlägige oder erste Berufserfahrung: So unterscheiden Unternehmen den Begriff

Wichtig ist, den in Stellenanzeigen oft auftauchenden Begriff „Berufserfahrung“ zu verstehen. Denn eine „fundierte Berufserfahrung“ unterscheidet sich von der „ersten Berufserfahrung“, die es in der Regel einfacher macht, eine Stelle zu bekommen, uns aber nicht für Positionen qualifiziert, die eine mehrjährige Tätigkeit (fundiert) voraussetzen.

  • Bedeutung der ersten Berufserfahrung: Dein potenzieller Arbeitgeber möchte, dass der Beruf zumindest kein unbekannter für dich ist. Du bist Einsteiger und konntest hier und da bereits Branchen- und Jobluft schnuppern, auch wenn du mehr Zeit für eine Einarbeitung benötigen wirst.
  • Bedeutung der einschlägigen Berufserfahrung: Dein potenzieller Arbeitgeber erwartet, dass du die Tätigkeit kennst und ausgeführt hast, etwa während eines Aushilfsjobs oder Praktikums. Du kannst dementsprechend schnell eingearbeitet werden.
  • Bedeutung der fundierten Berufserfahrung: Dein potenzieller Arbeitgeber setzt auf deine Expertise. Du bringst Fachwissen mit, hast schon einige Jahre in dem Beruf gearbeitet und kannst direkt loslegen. Ein Aushilfsjob genügt nicht, um die Stelle zu ergattern.

Job ohne Berufserfahrung bekommen: So geht’s

Tipp #1: Mache deinen Mehrwert in deiner Bewerbung deutlich

Deine Bewerbung ist die Eintrittskarte zum Jobinterview. Wenn du diesen ersten Schritt erfolgreich meisterst, kannst du dir sicher sein, dass du auch ohne Berufserfahrung mit deinen persönlichen Skills, deiner Selbstpräsentation und dem Aufzeigen deines Potenzials überzeugen kannst. Denn die Chancen für Quereinsteiger stehen heute besser. Auch das Konzept „Training on the job“ kann helfen, praktische Fähigkeiten, die dir fehlen, direkt am Arbeitsplatz zu erlernen.

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Zunächst aber muss deine Bewerbung überzeugen. Der inhaltlich hierarchische Aufbau von Stelleninseraten kann dir hierbei helfen. Die besonders wichtigen Voraussetzungen für eine Stelle wirst du immer an präsenter Stelle und zumeist zuerst in der Auflistung finden. Konzentriere dich auf die geforderten Fähigkeiten und Qualifikationen, wenn du diese – trotz fehlender Berufserfahrung – nachweisen kannst. Denn dann bietest du dem Unternehmen einen Mehrwert. Nimm die Angaben aber nicht nur in deine Bewerbung auf, sondern belege sie mit qualifizierten, konreten Nachweisen, die du im Bewerbungsgespräch vertiefen kannst.

Tipp #2: Bewirb dich bei „Hidden Champions“

Das Potenzial von sogenannten Hidden Champions ist groß. Die „heimlichen Gewinner“ sind mittelständische Unternehmen und Arbeitgeber, die Jobsuchenden nicht sofort auffallen, weil größere Marken und Unternehmen attraktiver wirken. Letztere werden dir aber vielleicht keine Chance geben, weil die Konkurrenz riesig ist.

Hidden Champions sind nicht allzu groß oder bekannt, in ihrem Bereich aber Marktführer. Ein weiteres Merkmal bildet die Inhaberführung sowie die Abwesenheit einer Börsenorientierung. Die Atmosphäre kann demnach vielleicht auch als etwas familiärer oder intimer bezeichnet werden. Auch ohne Berufserfahrung bekommst du bei solchen Unternehmen möglicherweise die Chance, Karriere zu machen.

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Tipp #3: Fokussiere dich auf Unternehmen, die Erfahrung als Nice-to-have ansehen

Wenn du in einem Inserat auf folgende Formulierung stößt, kannst du dir die Stelle gerne abspeichern: „Berufserfahrung wünschenswert“.

In der Regel bedeutet „wünschenswert“, dass es sich nicht um ein Must-have handelt, sondern um ein Nice-to-have. Vor allem sollte die Formulierung dich aber nicht abschrecken, sondern in erster Linie motivieren, wenn du andere geforderte Skills und Qualifikationen nachweisen kannst.

Heißt es hingegen: „XY Jahre Berufserfahrung werden vorausgesetzt“, ist die Zielgruppe des Unternehmens tatsächlich eine andere.

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Bei Unsicherheiten gilt: Rufe einmal zu viel an und frage konkret nach – anstatt eine echte Chance zu verpassen. So klärst du direkt, ob eine Bewerbung sich lohnt.

Tipp #4: Bitte dein Netzwerk/deine Kontakte um Hilfe – es kann sich lohnen

Andere offen darum zu bitten, ein gutes Wort bei einem potenziellen Arbeitgeber für dich einzulegen, mag zwar Überwindung kosten. Und nicht immer sollte Vitamin B die Lösung sein. Aber manchmal, wenn spezifische Erfahrungen fehlen, kann dein Netzwerk dir möglicherweise doch helfen. Und diese Chance solltest du nutzen, um wichtige Berufserfahrungen sammeln zu können, dich weiterzubilden und deine Karrierechancen zu steigern. Ohnehin ist Netzwerken früher wie heute eine gute Sache, um sich beruflich verwirklichen zu können. Denn dafür sollten wir alle Wege gehen, die im Bereich des Machbaren liegen.

Tipp #5: Werde flexibler in Sachen Ortsabhängigkeit

Es kostet Überwindung, die Heimatstadt zu verlassen. Im wahrsten Sinne des Wortes ist sie oft unsere Komfortzone. Wenn du Flexibilität beweist, steigen deine Jobchancen aber erheblich. Schränke dich bei der Suche deshalb nicht auf einen bestimmten Radius ein. Je größer dieser ist, desto besser.

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Wenn du deinem potenziellen Arbeitgeber zeigst, dass du ortsunabhängig arbeiten kannst, hast du einen großen Vorteil, weil du dank deiner Mobilität eine hohe Bereitschaft beweist, dich für deine Karriere ins Zeug zu legen. Besonders bei einem potenziellen Traumjob solltest du nicht zögern und den Sprung wagen.

Lass dich trotzdem nicht von Versprechungen blenden. Wenn die Berufserfahrung fehlt, fehlt zugleich oft auch die Erfahrung im Umgang mit Unternehmen, die leichtgläubige Arbeitnehmer lediglich unter prekären Bedingungen einstellen. Achte daher auf die Rahmenbedingungen. Unseriös klingende Jobangebote à la „schnelles Geld – keine Berufserfahrung notwendig“ sind in der Regel eher eine Täuschung.

Tipp #6: Konzentriere dich bei wenig Erfahrung auf die Details deiner bisherigen Tätigkeit

Du kannst in deinem Lebenslauf und Anschreiben nicht viel Erfahrung nachweisen, hast aber ein Praktikum oder eine Studententätigkeit ausgeführt, die vielleicht gut ankommen könnte? Ein legitimer Trick ist, diese Erfahrung detailliert darzustellen, ohne jedoch ausschweifend zu werden. Der Inhalt soll nicht „Lückenfüller“ schreien, sondern das Interesse von Personalern wecken, damit du zum Bewerbungsgespräch eingeladen wirst. Was du aufführen kannst:

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  • Projekte, an denen du teilgenommen hast
  • spezifische Qualifikationen und Skills, die du während dieser einen Tätigkeit erworben hast
  • Herausforderungen und die dazugehörige Lösung, die du erarbeiten konntest (bzw. Wege, die du zur Problemlösung erarbeitet hast)

Tipp #7: Nimm auch Jobs an, die auf den ersten Blick weniger attraktiv erscheinen

Gemeint sind keine Stellen, für die du dich unter deinem Wert verkaufst, sondern Jobs, die dir helfen, in der Berufswelt Fuß zu fassen. So sammelst du erste Berufserfahrungen oder Erfahrungen in einer Branche, die dir fremd ist. Von dort aus kannst du immer noch entscheiden: Bleibst du und nimmst du Aufstiegschancen wahr? Oder möchtest du dich mit der gesammelten Berufserfahrung aus einer Anstellung heraus bei deinem Traumarbeitgeber bewerben? Jetzt hast du die Wahl.

Bild: AzmanJaka/istockphoto.com
Dieser Artikel erschien ursprünglich im Juli 2023 und wurde nun erneut aktualisiert.

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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