Immer mehr Unternehmen setzen auf flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice, Coworking-Spaces oder Remote-Arbeit. Diese Veränderungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir arbeiten, sondern auch auf die Büroflächen, die Unternehmen benötigen.

Anzeige

Büroflächen waren traditionell einer der größten Ausgabenposten von Unternehmen, aber mit der Entwicklung neuer Arbeitsmodelle hat sich auch das Verständnis von Arbeitsplatz und -umgebung geändert. Immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten heute nicht mehr ausschließlich von einem Büro aus, sondern nutzen verschiedene Arbeitsorte, je nachdem welche Tätigkeit ansteht. Dadurch ist die Nachfrage nach traditionellen Büroflächen deutlich gesunken.

Starker Rückgang von Büroflächen

Einige Firmen haben bereits auf diese Entwicklung reagiert und ihre Büroflächen reduziert. Die Deutsche Bank beispielsweise wollte bis 2022 ihre Büroflächen um 30 Prozent zu reduzieren. Auch die Deutsche Telekom und die Allianz haben ähnliche Pläne verfolgt. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens KPMG haben bislang rund 40 Prozent der Dax-Unternehmen ihre Büroflächen reduziert oder planen dies.

Anzeige

Weitere Beispiele

  • Google: Der Technologie-Konzern plant, bis 2025 rund 60 Prozent seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit flexibler arbeiten zu lassen. Dadurch will das Unternehmen auch seine Büroflächen reduzieren und sich auf kleinere Standorte in Vororten konzentrieren.
  • Siemens: Der deutsche Technologie-Konzern hat angekündigt, bis 2025 seine Büroflächen um 10 bis 15 Prozent zu reduzieren. Auch Siemens setzt dabei auf flexiblere Arbeitsmodelle wie Homeoffice und Coworking-Spaces.
  • Adidas: Der Sportartikel-Hersteller hat 2021 angekündigt, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland künftig flexibler arbeiten können. Dadurch will das Unternehmen auch seine Büroflächen reduzieren und sich auf kleinere Standorte konzentrieren.
  • Twitter: Der Social-Media-Konzern hat im Jahr 2020 angekündigt, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft von zu Hause arbeiten können. Dadurch will das Unternehmen auch seine Büroflächen reduzieren und langfristig auf ein dezentrales Arbeitsmodell setzen.
  • Dropbox: Der Cloud-Speicher-Dienstleister hat angekündigt, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft flexibler arbeiten können. Dadurch will das Unternehmen auch seine Büroflächen reduzieren und sich auf kleinere Standorte konzentrieren.

Gesunke Nachfrage von Büroimmobilien in Deutschland

In Deutschland werden immer weniger Büroflächen vermietet, insbesondere in den Innenstädten. Im Jahr 2020 wurden in Berlin, Frankfurt, Hamburg und München insgesamt nur etwa 620.000 Quadratmeter Bürofläche vermietet – ein Rückgang um rund 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies geht aus einer Studie von JLL, einem internationalen Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen für Immobilien, hervor.

Vorteile von reduzierten Büroflächen

Die Reduzierung der Büroflächen hat jedoch nicht nur finanzielle Vorteile. Sie kann auch dazu beitragen, dass Unternehmen nachhaltiger wirtschaften und Ressourcen schonen. Durch weniger Büroflächen wird auch der Energiebedarf reduziert und die CO2-Bilanz verbessert. Ein weiterer Vorteil der Reduzierung von Büroflächen ist, dass sie dazu beitragen kann, die Attraktivität eines Unternehmens für potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu steigern, da es Flexibilität und zeitgemäße Arbeitsbedingungen bietet.

Familienunternehmen halten oft an Büroflächen fest

Im Gegensatz zu den Dax-Firmen halten viele Familienunternehmen noch an ihren Büroflächen fest. Dies hat oft Gründe, die über ihre Kontrolle hinausgehen. Familienunternehmen sind oft regional verankert und haben enge Bindungen zu ihren Standorten. Sie sind Teil der Gemeinschaft und möchten dies auch durch ihre Präsenz zeigen. Zudem haben sie oft eine lange Geschichte und Tradition, die sie mit ihren Bürogebäuden verbinden.

Anzeige

Ein Beispiel hierfür ist die Firma Hansgrohe aus Schiltach im Schwarzwald. Der Hersteller von Sanitärprodukten hat 2017 ein neues Gebäude für 15 Millionen Euro errichtet, obwohl es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch die Möglichkeit des Homeoffice gibt.

Wie Unternehmen von der Reduzierung der Büroflächen profitieren

Ein weiterer Vorteil der Reduzierung von Büroflächen ist die Möglichkeit, die Immobilienkosten zu senken. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die hohe Miet- oder Immobilienkosten haben. Die Einsparungen können in anderen Bereichen eingesetzt werden, wie zum Beispiel in die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder in die Forschung und Entwicklung neuer Produkte.

Ein Beispiel für ein Unternehmen, das von der Reduzierung seiner Büroflächen profitiert hat, ist der Softwarehersteller SAP. Das Unternehmen hat angekündigt, seine Büroflächen um 10 bis 15 Prozent zu reduzieren und gleichzeitig die Zusammenarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern. Durch die Einführung von flexiblen Arbeitsmodellen und den Einsatz von Technologien wie Video- und Telekonferenzen konnte das Unternehmen seine Immobilienkosten um rund 43 Millionen Euro pro Jahr senken.

Anzeige

Coworking-Spaces als neuer Mitarbeiter Hotspot

Ein weiterer Trend, der die Entwicklung von Büroflächen beeinflusst, ist die Zunahme von Coworking-Spaces. Coworking-Spaces sind gemeinschaftliche Arbeitsräume, in denen Freiberufler, Start-ups und Unternehmen gemeinsam arbeiten können. Diese Spaces bieten nicht nur flexible Arbeitsplätze, sondern auch die Möglichkeit, sich mit anderen Fachleuten auszutauschen und zu vernetzen.

Coworking-Spaces sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden und haben das traditionelle Bürokonzept in Frage gestellt. Die Vorteile von Coworking-Spaces liegen auf der Hand: Sie sind flexibler, kostengünstiger und bieten eine inspirierende Arbeitsumgebung. Unternehmen können sich die Räumlichkeiten teilen und somit die Kosten senken, während Freiberufler und Start-ups von der Möglichkeit profitieren, sich in einer kreativen und innovativen Umgebung auszutauschen und zu vernetzen.

Ein Beispiel für ein Unternehmen, das Coworking-Spaces nutzt, ist das schwedische Möbelhaus Ikea. Ikea hat im Jahr 2018 in Stockholm einen Coworking-Space eröffnet, der sich an Start-ups und Unternehmen richtet, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Der Coworking-Space bietet nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Möglichkeit, sich mit anderen Unternehmen zu vernetzen und an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.

Anzeige

Jede Medaillie hat zwei Seiten

Trotz der Vorteile von Coworking-Spaces gibt es jedoch auch Kritik. Einige Expertinnen und Experten argumentieren, dass Coworking-Spaces die Privatsphäre der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beeinträchtigen und somit zu einer schlechteren Arbeitsleistung führen können. Außerdem können Coworking-Spaces für Unternehmen, die sensiblen Daten verarbeiten, ein Sicherheitsrisiko darstellen.

Fazit

Insgesamt zeigt sich jedoch, dass die Arbeitsweise von Unternehmen sich in den letzten Jahren grundlegend verändert hat und dass sich diese Veränderungen auch auf die Büroflächen auswirken. Die Reduzierung von Büroflächen, die Nutzung von Coworking-Spaces und die Einführung flexibler Arbeitsmodelle sind nur einige Beispiele für die Veränderungen, die sich in der Arbeitswelt vollziehen. Unternehmen, die sich diesen Veränderungen anpassen, können von den Vorteilen profitieren und somit wettbewerbsfähig bleiben.

Bildnachweis: PeopleImages/istockphoto.com

Anzeige
Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

Mach mit und diskutiere mit uns in unserer Skool Community!

Egal, ob du Fragen hast, Antworten suchst oder einfach nur deine Erfahrungen zu diesem oder anderen Themen teilen möchtest, du bist herzlich willkommen. Diskutiere mit, erweitere dein Wissen und werde Teil einer inspirierenden Gemeinschaft. Zur Arbeits-ABC Community