Dein Arbeitgeber hat dich nach deiner Kündigung zum Austrittsgespräch gebeten. Wie verhältst du dich im Gespräch? Hier kommen 6 Punkte als Anregungen für dein Exit-Interview.

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Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer profitieren von einem Exit-Interview. Das Austrittsgespräch ist die Gelegenheit,

Vor allem ist es eine Chance für Unternehmen, Rückmeldung zur Arbeits- und Führungskultur zu bekommen, um strukturelle Verbesserungen anzustreben. Wenn dein Arbeitgeber dich zu einem Austrittsgespräch einlädt, leistest du deshalb einen wertvollen Beitrag und findest zugleich einen souveränen Abschluss für dich.

Ob nun ein Leitfaden-Interview erfolgt oder ein eher offenes Gespräch: Verinnerliche folgende Anregungen und Tipps, damit das Gespräch für beide Seiten einen besonderen Mehrwert bietet.

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Punkt 1: Ein Exit-Interview ist keine persönliche „Abrechnung“

Häufig ist ein Abschied ein emotionaler Moment, welcher sowohl positiv als auch negativ aufgeladen sein kann. Deshalb ist es nicht selten, dass Beschäftigte das Austrittsgespräch als eine Gelegenheit nutzen, mit Vorgesetzten oder Kollegen abzurechnen. Verständlich – denn persönliche Angriffe, schlechte Erfahrungen oder eine Arbeitskultur ohne Wertschätzung treffen uns innerlich.

Genau das ist ein Exit-Interview aber nicht: eine Abrechnung.

Dein Austrittsgespräch mit einem Personalverantwortlichen aus der Firma sollte stets professionell ablaufen. Auch wenn es Kritik zu äußern gibt, erfolgt diese idealerweise konstruktiv. Nicht selten kommt es zu rachsüchtigen Gedanken, um bestimmten Kollegen endlich eins reinwürgen zu können oder gar Chef-Bashing zu betreiben.

Werde dir deshalb über deine Gefühle klar, um dich in Ruhe auf dein letztes Gespräch vorbereiten zu können.

Es hilft, wenn du bereits vor dem Abschlussgespräch eine persönliche Bilanz ziehst.
Eine Bilanz gibt dir Struktur sowie Orientierung für dein Gespräch und bildet das Resultat aus positiven und negativen Aspekten deines Jobs. Wenn du diese aufschreibst oder laut aussprichst, etwa im Gespräch mit einer vertrauen Person, einem Freund oder dem Partner, kannst du deine Gedanken sortieren.

Punkt 2: Erläutere deine Gründe für die Kündigung

Eine Frage, die im Austrittsgespräch garantiert auf dich zukommt, ist die nach deinem persönlichen Grund für die Kündigung. Möglicherweise nimmst du einen besser bezahlten Job an. Du sehnst dich einfach nach einer beruflichen Auszeit. Vielleicht möchtest du dich aber auch umorientieren oder mehr Zeit für deine Liebsten finden. Bereite dich darauf vor, deine Kündigungsgründe gut verständlich und professionell darzulegen.

Übrigens: Du hast schlechte Erfahrungen gemacht? Manchmal ist es schwer, den Kündigungsgrund zu erläutern. Es gibt jedoch keinen Grund, sich für spezielle Kündigungsmotive zu schämen und auch nicht, sich für eine Kündigung rechtfertigen zu müssen. Es ist deine persönliche Entscheidung.

Vielleicht ist das Vertrauensverhältnis so weit zerstört, dass wir dem baldigen Ex-Arbeitgeber keine Details mitteilen möchten. Du musst nicht ausholen: Teile das Wichtigste in solchen Fällen kurz und bündig mit.

Punkt 3: Teile konstruktiv mit, was dir negativ aufgefallen ist

Dieser Punkt knüpft am letzten an: Möglicherweise hast du schlechte Erfahrungen im Unternehmen gemacht – etwa mit Kollegen, dem Chef, bestimmten Vorgehensweisen oder den Arbeitsbedingungen. Nutze jetzt die Gelegenheit für ein nachvollziehbares Feedback, damit dein bald ehemaliger Arbeitgeber sich dieses zu Herzen nehmen kann.

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Negativ auffallen können viele Punkte, die vor allem struktureller Natur sind und unbedingt bearbeitet werden sollten. Zum Beispiel:

  • mangelnde Toleranz Fehlern gegenüber
  • Gruppchenbildung
  • Diskriminierung
  • wenig bis gar keine Wertschätzung
  • veraltete Arbeitsausstattung oder fehlende (technische) Ausrüstung
  • wenig Pausenzeiten
  • unfaire Bezahlung
  • Bevorzugung von bestimmten Mitarbeitern
  • harscher Ton von Vorgesetzten
  • Sparmaßnahmen an falschen Ecken und Enden, die das Personal ausbadet
  • keine Aufstiegsmöglichkeiten

Mitzuteilen, was dir negativ auffällt, hat einen wirkungsvollen Effekt. Äußern sich mehrere Arbeitnehmer ähnlich wie du zu bestimmten Themen, kann ein Unternehmen diese Punkte nicht länger ignorieren. Sie stehen jetzt in der Verantwortung, etwas zu verändern – oder sie riskieren, Mitarbeiter nicht mehr langfristig binden zu können.

Punkt 4: Was konntest du für deine zukünftigen Positionen mitnehmen?

Neben den eher wenig erfreulichen Erfahrungen gibt es sicherlich einige Punkte zu erwähnen, die dir zu beruflichem oder persönlichem Wachstum verholfen haben. Was hat dein Arbeitgeber besonders gut hinbekommen? Was hat dazu beigetragen, dir den Arbeitsalltag zu vereinfachen? Was schätzt du am Unternehmen?

Um sich über die positiven Aspekte klarzuwerden, kannst du überlegen, was dir fehlen wird. Welche Gründe kannst du zum Beispiel benennen, die eher dafür gesprochen hätten, im Unternehmen zu bleiben? Welche Skills und Erfahrungen kannst du mitnehmen – für deinen weiteren beruflichen Weg?

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Punkt 5: Wo siehst du Potenzial für Verbesserung?

Teile nicht nur mit, was dir negativ aufgefallen ist. Sondern nutze die Chance auch, wenn du bereits konkrete Lösungsvorschläge hast. Die meisten Arbeitgeber sind zwar etwas geknickt, wenn sie Kritik einstecken müssen. Deine Vorschläge aus Mitarbeitersicht können jedoch besonders wertvoll sein, um jetzt eine Lösung zu erarbeiten. So bekommen Unternehmen die Gelegenheit, es in der Zukunft besser zu machen.

Wichtig: Es geht nicht darum, dass du einen vollständig ausgearbeiteten Plan mitbringst. Sondern darum, Anregungen weiterzugeben. Denn die Verantwortung für Veränderungen liegt beim Unternehmen.

Punkt 6: Das gehört in KEIN Exit-Interview

Dass persönliche Angriffe auf Chef und Kollegen in kein Austrittsgespräch gehören, ist zwar deutlich geworden. Denke aber auch daran, dass subtile Andeutungen und passiv-aggressives Verhalten dir und deinem Gegenüber nicht dabei helfen, einen guten Abschluss zu finden sowie echte strukturelle Veränderungen anzustreben.

Dont’s:

  • Streue keine Gerüchte.
  • Versuche nicht, jemanden im Exit-Interview „anzuschwärzen“, sondern suche hierfür gegebenenfalls das persönliche Gespräch mit Kollegen oder Vorgesetzten.
  • „Kein Kommentar“ klingt manchmal eher nach Wut oder Geheimniskrämerei. Äußere dich deshalb professionell und ehrlich, anstatt zu schweigen.

Beachte: Es ist kein Bewerbungsgespräch, sondern ein Austrittsgespräch. Deshalb ist es wichtig, dass du darauf verzichtest, argumentativ für deine Unersetzbarkeit zu werben. Auch wenn du deinen Wert und deine Fähigkeiten gut kennst: Eigenwerbung gehört eher in ein Bewerbungsinterview und bietet keinen Mehrwert für ein Unternehmen, welches du verlässt.

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Wir fassen zusammen

Auch wenn du aus guten Gründen das Unternehmen verlässt, ist es nicht ausgeschlossen, dass du später einmal Unterstützung oder Referenzen für dein weiteres Berufsleben brauchen wirst. Aus einem Exit-Interview sollte also kein vernichtendes Gespräch werden, welches lediglich die negativen Aspekte deines bisherigen Jobs erwähnt.

Oft ist es deshalb hilfreich, ehrlich, professionell und fair zu bleiben. Vermeide es, zu persönlich zu werden: Um auf strukturelle Probleme aufmerksam zu machen, müssen nicht unbedingt Namen genannt oder Kollegen in eins schlechtes Licht gerückt werden. Solltest du dich vor einem solchen Gespräch emotional aufgeladen fühlen, hilft es, deinen Gedanken Raum zu geben – etwa im Gespräch mit einer vertrauen Person.

Last but not least: Lege deine Gründe für deine Kündigung dar, um deinem Arbeitgeber dabei zu helfen, die Situation zu bewerten. Es macht einen großen Unterschied für diesen, ob du gehst, um dir eine Auszeit zu nehmen – oder aus Gründen, die sich auf strukturelle Probleme im Unternehmen beziehen.

Bildnachweis: fizkes/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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