Motiviert zu sein und vor allem zu bleiben ist wohl zunehmend die größte Herausforderung in der fortwährenden Coronazeit. Führungskräfte sind massiv gefordert, immer wieder ein Ohr, Geduld, Verständnis und ein gutes Wort für die Mitarbeitenden zu haben. Empathie, Emotionale Intelligenz, eine transparente und wertschätzende Kommunikation sind an dieser Stelle die wichtigsten Kompetenzen, die eine Führungskraft mitbringen sollte. Jeder einzelne ist zudem gefordert, die eigene Stimmung und Motivation aufrecht und sich so gut wie möglich im Gleichgewicht zu halten. Wie kann das nach der langen Zeit im Homeoffice und dem zunehmenden Energieverlust noch gelingen?

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Wie entsteht Motivation?

Motivation entsteht, wenn wir Beweggründe haben, uns aufzuraffen, uns in Bewegung zu setzen, und Energie aufzubauen. Für viele Menschen ist das monatliche Gehalt der Hauptbeweggrund einer Tätigkeit nachzugehen. Ist das Gehalt durch Corona bereits gekürzt, der Beweggrund also beschnitten, schlägt sich das negativ auf die Motivation aus.

Generell sind Spaß und Leidenschaft, ein Ziel, Anerkennung, Wertschätzung, der nächste Karriereschritt, Gehaltserhöhung oder ein Bonus, wichtige Faktoren, um überhaupt in einen Zustand der Motivation zu kommen.

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Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eine hohe Mitarbeitermotivation viele Vorteile wie Zufriedenheit, geringe Fehlzeiten, Gesundheit, Innovation und Flexibilität mit sich bringen. Somit ist es für alle wichtig, in einen positiven, dynamischen Zustand zu kommen und zu bleiben.

Die eigene Motivation durch Selbstmanagement

Tag für Tag, Stunde für Stunde im Homeoffice. Keine Perspektive auf das Ende und keine auf eine „Normalität“ wie wir sie vor Corona kannten. Woher soll da noch die Motivation kommen?

Eines der wichtigsten Skills in dieser Situation ist das Selbstmanagement. Aus der Psychologie wissen wir: ohne Struktur fehlen Zwischenziele, Meilensteine und kleine Orientierungspunkte im Tagesverlauf. Eine klare Struktur hilft, mit Schwung und Freude durch den Tag zu kommen. Dazu gehören tägliche angenehme Rituale und Abläufe wie z.B. mit einem positiven, fröhlichen Gedanken oder Vorhaben den Tag zu begrüßen. Bewegung oder Meditation schließen sich an. Das gibt ein gutes Gefühl, der Blutdruck ist in Schwung gebracht, die Gedanken sind geordnet und der Tag wird bejaht begonnen. Die erste Disziplinhürde ist schon genommen.

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Hilfreich ist, die Struktur, sprich die To-Dos und Aktivitäten in einem Wochenplan zu visualisieren. Dies kannst du entweder digital in deinem Kalender vornehmen, oder groß ausgedruckt sichtbar an den Arbeitsplatz oder Kühlschrank hängen. In jedem Fall ist eine farbige Übersicht sehr hilfreich: z.B. rot für dringend mit Deadline, gelb für To-Dos, blau für Pause, Sport, Bewegung, frische Luft, grün für Abrundung des Tages, Kollegen-Austausch, Spaß etc.

Gemeinsam heißt nicht einsam

Wenn es sich noch nicht eingebürgert hat, so wäre es eine nette Idee, täglich fünf Minuten einen Videocall oder Chat mit allen Teammitgliedern zu vereinbaren, einfach um einen schönen Morgen und Tag zu wünschen. Kurz, ohne beruflichen Inhalt, einfach zur guten Laune. Das kann den einen oder anderen mitziehen, der gerade einen Durchhänger hat und noch nicht auf Betriebstemperatur ist. Der Vorteil des Videocalls ist, dass alle geordnet, frisiert, businessmäßig gekleidet vor der Kamera auftauchen (sollten). Auch dies ist ein kleiner Anschub, sich nicht gehen zu lassen und im Schlaf- oder Jogginganzug den Tag zu verbringen. Diese Outfits erschweren es nur, in eine Businesshaltung und -denke zu kommen. Ordentliche, formelle und attraktive Kleidung hebt die Stimmung und versetzt das Gehirn in den Arbeitsmodus. Jogginghose und Flip-Flops signalisieren dem Gehirn Freizeit. Damit wird es um so schwerer, sich zu motivieren.

Struktur einrichten

Pausen, Bewegungseinheiten, mindestens aber eine Frischluftzufuhr zur Mittagszeit sind weitere Motivationshilfen. Gute, frische Mahlzeiten, die den Magen nicht belasten und ausreichend Flüssigkeit über den Tag sorgen für ein angenehmes Gefühl. Wichtig ist es, für die Mahlzeiten den Standort zu wechseln und dem Schreibtisch den Rücken zu kehren.

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Die Mittagspause bietet sich für einen kleinen Spaziergang an. Falls dies nicht geht oder du es so gar nicht magst, funktioniert auch Büro-Gymnastik bei geöffnetem Fenster. Von aller Art von Gymnastik und Meditation bis hin zu meditativen Sportarten wie Qi-Gong und Yoga findest du jede Menge Anregung auf YouTube. Darüber hinaus ist regelmäßiger Sport, der dir Spaß macht, wichtig und sollte als fester Termin in deinem Kalender vermerkt sein. Je besser das Wetter wird, desto eher kannst du für Erledigungen und kleine Einkäufe auch aufs Fahrrad umsteigen. Anstatt das Auto zu bewegen, bewege  dich und bringe deinen Kreislauf wieder in Schwung, verscheuche die Müdigkeit und tanke neue Energie.

Du kannst dir selbst kleine „Leckerlies“ auf deinen Weg durch den Alltag legen, in dem du dich für bestimmte erreichte Etappen belohnst. Hier ist deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es sollte nur nicht zu zeitraubend, nicht mit großen Ausgaben verbunden sein und nicht deiner Gesundheit schadend.

Der Tag sollte mit etwas positiven abgeschlossen werden. Bringe eine Aufgabe zu Ende, verabschiede dich von deinen Teammitgliedern aus dem Tag, schreibe eine Dankes-E-Mail an jemanden oder munter deinerseits jemanden auf. Das gibt ein gutes und zufriedenes Gefühl und mit diesem Gefühl beschließt du deinen Arbeitstag.

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Lache laut und herzhaft – so oft du kannst. Videos, Fotos, Posts, die durch deine Freunde und Familie geschickt werden, helfen dabei.

Die Negativ-Motivation

Es gibt allerdings auch eine andere Variante der Selbstmotivation hat die Forschung herausgefunden: die negative. Dabei bist du zwar nicht sonderlich nett zu dir selbst, aber sie ist wirksam. Du hast eine Aufgabe vor dir, zu der du so gar keine Meinung und Lust hast? Dann stelle dir vor, dass die Konkurrenz oder dein Nebenbuhler schon daran sitzt und womöglich schneller ist als du. Dir entgehen möglicherweise wertvolle Lorbeeren. Das fuchst dich und setzt dein schlechtes Gewissen und damit deine Motivation in Gang. Aber nicht vergessen, sich nach der absolvierten Arbeitseinheit selbst zu loben, denn wer sich nur selbst in den Allerwertesten tritt und sich nur im Konkurrenzmodus befindet, der erlahmt nicht nur, es leidet auf die Dauer auch das Selbstvertrauen.

Motivation durch Führungskräfte

Führungskräfte werden jetzt sagen: „Ich mache seit Corona nichts anderes, als zu motivieren“. Das gelingt manchen sicherlich sehr gut, anderen wiederum nicht. Die meisten ermatten einfach über diese lange Zeit. Wichtig ist, Tools und Möglichkeiten der Motivation immer wieder zu überprüfen und der Situation anzupassen. Mehr von dem, was nicht funktioniert ist kontraproduktiv. Vielleicht ist der oben erwähnte morgendliche Chat oder Call erlahmt. Vielleicht bedarf es anderer Ideen. Dem sind keine Grenzen gesetzt. Sei innovativ.

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Erfolgsfaktoren für Motivation

Wichtige Erfolgsfaktoren für die Motivation von Teams im Homeoffice sind nach wie vor:

  • Vertrauen in das Team

  • Gemeinsame Ziele auszuloten und zu verfolgen

  • Offene, transparente, wertschätzende Kommunikation zu pflegen

  • Interesse an der einzelnen Person und ihrer Situationen zu zeigen

  • Das Team zu überraschen

  • Nicht nur Ratgeber zu sein, sondern auch Rat einzufordern und anzunehmen

  • Wertschätzung den Teammitgliedern entgegenzubringen

  • Dankbarkeit zu zeigen

  • Sich zu revanchieren

  • Sich selbst treu und authentisch zu bleiben

Dies sind eine Menge Anforderungen, die viel Zeit beanspruchen. Der Einsatz der Zeit in die Teammitglieder ist die Voraussetzung für Zufriedenheit und Motivation selbiger. Sowohl methodische Soft Skills wie Organisationsfähigkeit, Problemlösungskompetenz, Zielorientierung, Zuverlässigkeit und Selbstmanagement sind ebenso gefragt wie personale Kompetenzen wie Belastbarkeit, Eigeninitiative, Engagement, Flexibilität, um nur einige zu nennen.

Eine der zahlreichen Umfrage unterstreicht, dass Soft Skills eine besonders große Bedeutung haben. Befragte Führungskräfte gaben an, dass Mitarbeiterentwicklung (53,8 Prozent), Stressprävention (33,6 Prozent) und Delegieren und Loslassen (32,6 Prozent) zu den wichtigsten Kompetenzerweiterungen gehören. Diese Einschätzung teilen vor allem große Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden und mittlere Unternehmen.

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Ein feines Ohr für Signale

In der Führung auf Distanz ist es besonders wichtig, gerade schwache Signale, wie Unzufriedenheit, Konzentrationsabfall, Unstimmigkeiten, und Persönlichkeitsveränderungen wahrzunehmen, nachzufragen und zuzuhören. Zuhören allein reicht allerdings nicht aus. Gerade in entbehrungsreichen Zeiten darf eine Belohnung nicht vergessen werden. Daher ist Dank, gerade in Krisenzeiten, wenn Kurzarbeit und wirtschaftliche Einbrüche Gehaltserhöhungen vereiteln, so wichtig. Insbesondere wenn Mitarbeitende Schichten oder Aufgaben für krank gewordene KollegInnen übernehmen und Extraaufgaben schultern kann nicht genügend gelobt und gedankt werden. Dank und Anerkennung von KundInnen sollten ebenfalls unbedingt an die Betreffenden weitergegeben werden. Das streichelt die Seele.

Es ist gut möglich, dass inzwischen der Speicher des Teamspirits aufgebraucht ist und es an der Zeit wäre, das soziale Konto wieder aufzuladen. Hier sind Führungskräfte gefordert, innovativ zu sein, Lösungen zu finden, die am besten eine offline Begegnung ermöglichen, um neue Kraft und Energie zu tanken und ein Gemeinschaftsgefühl aufleben lassen zu können.

Falsche Annahme

Werfe deine Skepsis und deine Annahme über Bord, dass deine Mitarbeitenden sich im Homeoffice auf die faule Haut legen würden. Etliche Studien und Berichterstattungen von Führungskräften haben gezeigt, dass Unternehmen nicht enttäuscht wurden und langfristig auf das Vertrauen der Mitarbeitenden in sie aufbauen können.

Eine Erhebung von McKinsey&Company untermauert, dass Unternehmen Vertrauen schaffen durch

  • ein offenes Ohr für berufliche und private Aspekte

  • Empathie und Lösungskompetenz

  • Veränderungsprozesse begründen, begleiten, unterstützen, vereinfachen

  • Strukturen und Veränderungen verankern

Damit kein Motivationsabfall in deinem Team entsteht, braucht es also im Wesentlichen dein Vertrauen in die Mitarbeitenden, ein offenes, feines Ohr für Signale und Veränderungen, eine offene, transparente und wertschätzende Kommunikation, Lob und Anerkennung.

Fazit

Corona hat Führungskräfte und Mitarbeitende gefordert, Flexibilität, Innovation, Teamspirit und Vertrauen geweckt. Die Zeit hat ermüdet, den Blick wieder auf das eigene Ich gelenkt, Ungeduld, Unverständnis, Ablehnung und Protest bis hin zu mentaler und körperlicher Erschöpfung hervorgebracht.

Motivation, den eigene Energielevel aufrecht zu halten und zudem andere zu beflügeln ist eine der schwierigsten Aufgaben in einer Krisenzeit. Damit dies gelingt, wird eine Vielzahl von Soft Skills, der Wille und die Zuversicht, erfolgreich durch diese Zeit zu kommen, benötigt. Disziplin, Struktur und ein positives Mindset sind Grundvoraussetzungen für den Erfolg.

Aus der Psychologie wissen wir, dass Lob und Anerkennung eine Quelle der Motivation sind. Sie führen zu der Aussicht auf wachsenden Einfluss und mehr Macht und das ist für viele Menschen ein wichtiger Motivationsfaktor.

Alles in allem haben Führungskräfte und Mitarbeitende ziemlich viel ziemlich gut und mit vereinten Kräften und Anstrengungen gemeistert. Du kannst und solltest stolz darauf sein. Denn das gibt Kraft und Zuversicht, Mut und Energie, Motivation und Inspiration weiterzumachen und durchzuhalten.

„Manche Leute wollen, dass es passiert, manche wünschen, es würde passieren, andere sorgen dafür, dass es passiert.“ – Michael Jordan

 

Britta Balogh mit ihrem Buch "Benimm ist in"
Foto: © David Sonntag
Britta Balogh ist seit über 20 Jahren selbstständig. Als Karrierecoach, Speakerin und Autorin unterstützt sie Führungskräfte, die auf ihrem beruflichen Weg vorankommen wollen. Ihr Label lautet ebenso wie der Titel ihres Ratgebers: „Benimm ist in!“ Darin beschreibt sie, wie Business-Etikette, Kommunikation und Soft Skills die Karriere beflügeln. In ihren Blogbeiträgen untersucht sie die Kommunikation in Unternehmen und gibt Hinweise für Führungskräfte und Personalentwickler. 

Bildnachweis: Foto von Tim Douglas von Pexels

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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