Der Chef brüllt mit hochrotem Kopf, der Kollege stellt dich mit einem sarkastischen Spruch bloß. Und du Schweigst! In solchen Momenten will dir einfach nichts einfallen? Für alle, denen die Sache mit der Schlagfertigkeit nicht ganz so leicht fällt, sind wir auf die Suche nach rettenden Lösungsansätzen gegangen und haben dabei interessante Strategien für mehr Schlagfertigkeit entdeckt.

Jeder Satz ein Treffer – diese Kommunikationsfähigkeit wünschen sich viele von uns. Und tatsächlich scheint es als würde es eine Gruppe von Menschen geben, denen das Talent der Schlagfertigkeit einfach in die Wiege gelegt wurde. Dafür ernten sie jede Menge Bewunderung. Anderen fällt das Kontern richtig schwer. Sie haben keinen lockeren Spruch auf den Lippen, wenn es darauf ankommt.

Die Folge: Sie bleiben sprachlos zurück und ärgern sich später. Zu denen gehörst auch du? Keine Sorge, Schlagfertigkeit ist nicht angeboren – man kann sie erlernen. Aber: Wer die Kunst der Schlagfertigkeit perfekt beherrschen will, braucht ein bisschen Übung.

Warum Schlagfertigkeit im Job so wichtig ist

Wer im Arbeitsalltag nicht kontern kann, ist frustriert. Sich von seinem Vorgesetzten anschreien zu lassen, ohne darauf angemessen reagieren zu können, gibt einem das Gefühl der Machtlosigkeit. Und auch, wer sich immer wieder den blöden Sprüchen von Chef und Kollegen aussetzen muss, fühlt sich gedemütigt und ist unzufrieden. Schlagfertigkeit strahlt Selbstbewusstsein aus und lässt dich stets souverän wirken. Vorausgesetzt du weißt, wie du die Waffe der Schlagfertigkeit richtig einsetzt.

Selbstverteidigungskurs „Schlagfertigkeit“

Dr. Matthias Nöllke ist Experte für Management und Kommunikation. Der gefragte Keynote Speaker hält Vorträge und Seminare und arbeitet für den Bayerischen Rundfunk. Als Autor von mehreren Fachbüchern hat er sich dem Thema Schlagfertigkeit gewidmet. Wir haben uns für dich angeschaut, welche Tipps der Profi auf Lager hat.

Schlagfertigkeit: Wenn der Chef tobt

Der Chef kocht vor Wut? Jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren, ist gar nicht so einfach. Schließlich möchte niemand angeschrien oder gar beleidigt werden – selbst, wenn er wirklich einen Fehler begangen hat. Zwar sollten Chefs das Schreien theoretisch nicht als Instrument nutzen, um Kritik zu äußern, in der Praxis kommt genau das aber öfter vor. Im eBook „Schlagfertig reagieren bei Wutausbrüchen“ stellt Dr. Matthias Nöllke vor, wie du mit so einer Situation souverän umgehst.

  • Schweigen ist Gold
    Warte erst einmal ab: „Sage so wenig wie möglich, am besten erst einmal gar nichts“, empfiehlt der Experte in seinem Buch. Solange das Gegenüber tobt, solltest du dich mit schlagfertigen Äußerungen noch zurückhalten. Sonst droht die Gefahr, dass der Chef wirklich explodiert. Lasse ihn durch dein Schweigen ruhig eine Weile zappeln.
  • Stottern verboten
    Fange nicht an, zu stammeln und nach Erklärungen für dein mögliches Fehlverhalten zu suchen.
  • Fehler eingestehen
    Wenn du einen Fehler gemacht hast, gestehe diesen unumwunden ein: „Die Betonung liegt auf ‚unumwunden’! Gebe sachlich darüber Auskunft, was du ‚verbockt’ hast. Spare dir Rechtfertigungen und Ausflüchte“, so Nöllke. Der Grund: Muss der Chef einem nicht erst noch alles aus der Nase ziehen, gibst du keine Grundlage dafür, weiter angeschrien zu werden. Das Eingestehen des Fehlers hat eine entwaffnende Wirkung.
  • Spieglein, Spieglein
    Verraucht die Wut nicht von alleine? Dann halte deinem Chef den Spiegel vor. Mache dazu sachliche Feststellungen und keine provozierenden Äußerungen: „Die Feststellung ‚Sie schreien’ wirkt viel stärker als die mitleidsheischende Frage ‚Warum schreien Sie mich eigentlich so an?’“. Bleibe sachlich und diplomatisch.
  • Jetzt reicht’s!
    Deine Grenze ist erreicht? Wenn du von deinem Chef beleidigt wirst und deine persönliche Würde schützen musst, diskutiere nicht über diese Beleidigungen. Bleibe ruhig, rede laut und mit fester Stimme. Trete selbstbewusst auf, statt als Opfer zu einem Häufchen Elend zusammenzusinken.

Ironie, Sarkasmus oder Häme? So klappt es mit der Schlagfertigkeit

Statt sachlich und konstruktiv Kritik zu äußern, kommt es vor, dass Chefs oder Kollegen ironische oder sarkastische Bemerkungen fallen lassen. Darauf schlagfertig zu reagieren, ist gar nicht so leicht. Schließlich findet die Auseinandersetzung nicht auf der sachlichen Ebene statt, sondern du als Person stehst im Mittelpunkt des Angriffs. Durch Ironie oder Sarkasmus wirst du nicht direkt beleidigt und so kannst du auch nicht einfach sagen „Bezeichnen Sie mich nicht als Vollidiot“. Kommunikationsexperte Dr. Matthias Nöllke hat für dieses Problem eine Schlagfertigkeits-Strategie parat. Im eBook „Schläge unter die Gürtellinie parieren“ verrät er, wie es geht:

  • Halb so wild
    Auf eine kleine ironische Bemerkung, die nicht verletzend ist, kannst du dich entweder einlassen oder darüber hinweg sehen und den Spruch ignorieren.
  • Nur ein dummer Spruch?
    Handelt es sich um eine sarkastische Bemerkung, die zwar die Absicht hatte dich zu verletzen, aber für dich nicht kränkend ist, hast du die Möglichkeit, einfach darüber zu lachen. Tue die Äußerung als dummen Spruch ab.
  • Immer die gleiche Leier
    Ärgert dich jemand öfter mit solchen Sprüchen, kannst du so tun als würdest du die Bemerkung gar nicht ironisch verstehen: „Wenn dein Gegenüber bemerkt, was das wieder für ein ‚grandioser Vorschlag’ von dir war, dann verstehe das als dickes Lob. Und du weißt mit dem Ausdruck echter Bescheidenheit darauf hin, dass diese Huldigung dann doch wohl ‚etwas übertrieben’ sei. (…) Wenn du konsequent bei dieser Vorgehensweise bleibst, ja, eine gewisse Penetranz entwickelst, dann kannst du deinem Gegenüber seinen Sarkasmus vielleicht sogar austreiben,“ rät der Kommunikations-Profi.
  • Wenn es ernst wird
    Schwieriger wird das Ganze, wenn es sich um richtige Häme handelt, die dich erniedrigt und das Ziel hat, dich fertigzumachen. In solchen Fällen fühlt man sich meist sehr hilflos. Es wird also allerhöchste Zeit, darauf zu reagieren. Hier lautet das Motto: Zurückweisung ist angesagt! Antworte: „Ich möchte, dass Sie diesen hämischen Tonfall ablegen“, empfiehlt Nöllke. „Sage einfach: Ich. Dem kann dein Gegenüber nämlich nicht viel entgegensetzen.“ Damit nimmst du dem Angreifer den Wind aus den Segeln und den Spaß an seiner Attacke.

Eine weitere Schlagfertigkeits-Taktik zu der Nöllke rät: die Umarmungstechnik. Es ist nämlich ein Irrglaube davon auszugehen, dass man sich bei jedem Spruch zur Wehr setzen muss. Schlagfertig ist es auch, wenn du deinem Angreifer ein überraschendes Kompliment machst: „’Ich schätze Sie sonst als klugen Gesprächspartner und hätte mich gerne mit Ihnen darüber unterhalten, wie man das Problem angehen könnte.’“, nennt Nöllke als Beispiel. „Es genügt ein kleines, nicht völlig unglaubwürdiges Kompliment, um die Situation regelrecht umzukippen“, verrät der Experte. Eine Strategie, die gut geübt werden muss. Denn: Obwohl man selbst gerade angegriffen wurde, muss man dem anderen ein ehrliches Kompliment machen, ohne dabei einen ironischen Ton mitschwingen zu lassen. Das kostet Überwindung, kann aber wahre Wunder bewirken.

Achtung: Du darfst diese Taktik nur dosiert anwenden, sonst wirkt es, als sei das deine Masche. Was sonst noch hilft? Gute Laune! Lasse dich von der Miesepeterstimmung deines Gegenübers nicht anstecken, sondern bleibe selbst immer freundlich und gut gelaunt – auch das entkräftet.

Lachen ist die beste Medizin: Schlagfertigkeit durch Humor

Apropos gute Laune: In machen Situationen hilft es, wenn du mit Humor reagierst. Denn auch Lachen ist ein Zeichen der Souveränität – das stellt Nöllke in seinem eBook „Humor als Schlagfertigkeitstechnik“ klar:

  • Upps, wie peinlich!
    Wenn du im Job in eine peinliche Situation gerätst, kann es helfen, einen kleinen Scherz zu machen. „Für eine scherzhafte Bemerkung musst du kein Komiker sein. Es genügt, wenn du den anderen merken lässt, dass du es nicht ganz ernst meinst, was du da sagst. Das allein sorgt schon für eine gewisse Entspannung,“ erklärt Nöllke.
  • Wirklich witzig sein
    Wirst du angegriffen oder wird dir etwas vorgeworfen, reichen scherzhafte Bemerkungen nicht mehr. Nun musst du dein Gegenüber schon zum Lachen bringen. Aber wie funktioniert das, wenn dem Angreifer gerade anscheinend gar nicht nach Lachen zumute ist? Du musst es schaffen, die Erwartungen des anderen zu durchbrechen, indem du auf den Überraschungseffekt setzt. Mache keinen Unsinn und sei sicher, dass dein Gegenüber den Witz versteht. Nutze außerdem die Ansteckungskraft des Lachens: Wenn wir jemanden anlachen, lacht er meistens zurück.
  • Angriffslustig?
    Sich über seinen Angreifer lustig zu machen, ist eine scharfe Waffe und sollte nur in schweren Fällen eingesetzt werden – zum Beispiel, wenn es sich um einen schwerwiegenden, unbegründeten Angriff handelt.

Greift dich jemand an, drehe den Spieß um. Nöllke bezeichnet das als klassischen Gegen Konter: „Schlagfertigkeit in Reinkultur“. Das klassische Beispiel aus Nöllkes Buch: „Bei einer Abendgesellschaft bekam der britische Premierminister Winston Churchill von einer gewissen Lady Astor ein höchst zweifelhaftes Kompliment: ‚Wenn ich mit Ihnen verheiratet wäre, würde ich Ihnen Gift geben.’ Churchill konterte: ‚Und wenn ich mit Ihnen verheiratet wäre, würde ich es nehmen.’ Hier kommt es auf die Formulierung an, weiß Nöllke: „Schlagfertig wird die Sache erst, weil trotz ähnlicher Formulierung eine neue überraschende Aussage hinzukommt. (…) Ein gelungener Gegen Konter lehnt sich formal sehr eng an den Angriff an“ und verkehrt Aussagen in ihr Gegenteil und ersetzt Begriffe. „Das Wichtigste ist natürlich, dass du keine plumpe Retourkutsche formulierst, sondern dass bei deiner Antwort etwas Neues herauskommt. Erst dadurch hebelst du den Angriff aus und landest einen Treffer.“

Die Bücher von Dr. Matthias Nöllke sind als Short e-Books im Haufe Verlag erschienen und unter http://shop.haufe.de/ erhältlich. In den Büchern findest du noch weitere Tipps und Übungen zum Thema Schlagfertigkeit.

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