Die Telearbeit ist einer dieser Begriffe, den wir alle schon einmal gehört haben, den aber nur die Wenigsten einzuordnen wissen. Was also genau verbirgt sich hinter der „Telearbeit“ und welche Vorzüge bringt sie als Arbeitsmodell mit sich?

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Telearbeit Definition

Telearbeit ist eine dezentralisierte Bürotätigkeit, welche mithilfe von Kommunikations- und Informationstechniken außerhalb des eigentlichen Büros stattfindet. Genau genommen ist sie also eine Home-Office-Regelung, nur dass du eben nicht zwingend zuhause sein musst, sondern ganz nach Belieben und Tätigkeit auch am Strand, bei Freunden, in einem Nachbarschaftsbüro, in einer anderen Zweigstelle oder auch im Hotel arbeiten kannst. Dies funktioniert in der Regel via Laptop, Internet, Tablet oder Smartphone. Die Telearbeit ist also immer dann möglich, wenn du auch ohne persönliche Anwesenheit deinem Job nachgehen kannst.

Das Problem: Für den Arbeitgeber bedeutet die Telearbeit ein hohes Maß an Vertrauen. Sie findet deshalb vor allem in jenen Berufen Anwendung, die messbare und eindeutig definierbare Ergebnisse hervorbringen. Durch die wachsenden digitalen Kommunikations- und Kontrollmöglichkeiten jedoch, wächst die Zahl der Telearbeitsverträge rasant.

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Viele Arbeitgeber trauen sich noch nicht. Wieso?

Viele Arbeitgeber sehen in der Telearbeit immer noch hauptsächlich Nachteile. Sie befürchten eine schlechtere Zusammenarbeit der Mitarbeiter im Team, ein nachlassendes „Wir-Gefühl“ und eine geringere Identifikation mit dem Unternehmen, wenn sich der Mitarbeiter nicht unmittelbar vor Ort aufhält. Eine weitere Angst liegt in der schlechteren Kommunikation zwischen den Angestellten im Büro und jenen mit dem Telearbeitsmodell. Dadurch könnten Prozesse verzögert und die Fehlerrate erhöht werden.

Beweise für diese Nachteile jedoch, konnten Studien bislang nicht ermitteln. Im Gegenteil: Gerade bei Vertrauensarbeitszeit verzeichnen Untersuchungen immer wieder eine erhöhte Produktivität und längere Arbeitszeiten als bei der Präsenzarbeit im Büro

Vorteile der Telearbeit aus Arbeitgebersicht

Ablenkung durch die Kinder? Schwindel bei den Arbeitszeiten? Sinkende Produktivität? Fehlanzeige! Studien beweisen: Mit der Telearbeit steigt die Produktivität und viele Angestellte arbeiten länger sowie effizienter als im Büro. In der Realität ist die Ablenkung im Home Office oder sogar im Garten in der Regel geringer als im Büro durch die Kollegen oder das ständig klingelnde Telefon und die eingehenden E-Mails. Nach einer solchen Unterbrechung braucht ein Mensch nämlich durchschnittlich 15 Minuten, um sich wieder voll und ganz auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren zu können.

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Durch diese bessere Vereinbarkeit von Familie und Arbeit, kehren zudem viele Mütter und Väter wieder früher aus der Elternzeit zurück. Das bedeutet für den Arbeitgeber eine große Kostenersparnis. Geld sparen kann er auch durch die wegfallenden Büros und die zugehörige Ausstattung aufgrund der Dezentralisierung der Arbeit. Erreichbar ist der Mitarbeiter via Telefonkonferenzen und E-Mail-Kommunikation ja dennoch jederzeit. Das Unternehmen profitiert zudem von glücklicheren, gesünderen und motivierteren Mitarbeitern aufgrund der besseren Work-Life-Balance.

Schlussendlich kommt noch ein weiterer wichtiger Vorteil zum Tragen: Die Verringerung der krankheitsbedingten Ausfallzeiten. Wer sich unwohl fühlt, arbeitet bei einem Telearbeitsvertrag dennoch häufig, würde aber bei dem Präsenzmodell nicht ins Büro kommen. Dadurch verringert sich gleichzeitig die Ansteckungsgefahr unter den Kollegen. Ob es nun für den Arbeitnehmer von Vorteil ist, krank zu arbeiten, mag dahingestellt sein. Für den Arbeitgeber ist es das allemal!

Vorteile Telearbeit für Arbeitnehmer

Doch der Arbeitnehmer geht bei der Telearbeit natürlich auch nicht leer aus. Gerade für ihn bringt sie zahlreiche Vorteile mit sich:

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  • bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eltern können schneller wieder aus der Elternzeit in den Job zurückkehren, die Kinderbetreuung ist gesichert und sie fallen nicht zwangsweise aus, wenn das Kind einmal krank ist.
  • Zudem kann der Wohnort freier gewählt werden. Das erhöht die Zufriedenheit der Arbeitnehmer und dadurch auch ihre Motivation sowie Produktivität. Dieses hohe Maß an Flexibilität ist in Zeiten der Patchwork-Familien und Fernbeziehungen häufig eine große Entlastung.
  • Eine halbe Stunde Fahrtzeit, endlose Staus und nervenzerreißende Parkplatzsuche: Dank der Telearbeit gehört all das der Vergangenheit an. Wer flexibel von Zuhause aus arbeiten kann, spart damit nicht nur eine Menge Nerven und Zeit, auch die Benzinkosten sinken und die Umwelt wird geschont.
  • Mehr Zeit haben Arbeitnehmer bei der Telearbeit nicht nur durch die wegfallenden Fahrtwege, sondern auch durch die flexiblere Zeiteinteilung. Je nach Vertrag, kannst du in einem festgelegten Zeitrahmen deine Kapazitäten frei einteilen oder sogar völlig nach Belieben arbeiten, solange das Ergebnis stimmt.
  • erhöhte Work-Life-Balance. Du kannst den Tag so gestalten, dass du Hobbys, Familie, Privat- und Berufsleben problemlos unter einen Hut bringst – all das wird durch die Telearbeit möglich.
  • höhere Motivation. Wenn du von einem solch hohen Maß an Freiraum, Flexibilität und selbstverantwortlichem Arbeiten profitierst, möchtest du deinen Job gewiss behalten. Die Arbeitnehmer sind durch die Telearbeit daher motivierter und treuer als die Angestellten im klassischen Bürojob.
  • höhere Produktivität. Im Home Office beziehungsweise bei der Telearbeit gibt es weniger Ablenkung als im Büro, wodurch die Produktivität der Mitarbeiter steigt.
  • geringerer Stresslevel, die beste Burnout-Prävention. Vor allem die psychische Belastung sinkt mit der Telearbeit rapide und stressbedingten Erkrankungen wird vorgebeugt. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Telearbeit für dich nicht die ständige Erreichbarkeit bedeutet.

Auch die Telearbeit birgt Risiken

Ständige Erreichbarkeit? Das ist nicht der einzige Nachteil, der bei der falschen Organisation mit der Telearbeit einhergehen kann. Stimmen die Rahmenbedingungen für das flexible Arbeitsmodell nicht, leiden viele Telearbeiter unter dem fehlenden Kontakt zu den Kollegen, zähen Kommunikationsketten oder der Einsamkeit im heimischen Büro. Das kann auf Dauer am Selbstbewusstsein nagen, da sich viele Angestellte mit Telearbeitsvertrag früher oder später nicht mehr als vollständiges Teammitglied fühlen.

Ein weiteres Problem kann darin liegen, dass Telearbeiter unter Umständen vom Radar der Führungskräfte verschwinden und daher bei Beförderungen übergangen werden. Die Telearbeit ist bislang zwar als Teilzeit- oder flexibles Arbeitszeitmodell akzeptiert, nicht aber als vollwertiger Arbeitsplatz für Mitarbeiter, welche die Karriereleiter erklimmen möchten. Für diese ist die Präsenz im Büro in den meisten Unternehmen immer noch sehr wichtig.

Telearbeit Fazit

Ob die Telearbeit sinnvoll ist oder nicht, muss daher jeweils im Einzelfall entschieden werden. Fest steht: Die Telearbeit ist ein modernes, flexibles Arbeitszeitmodell mit großem Zukunftspotenzial und zahlreichen Vorteilen für die Arbeitnehmer und -geber. Allerdings birgt sie bei mangelhafter Umsetzung oder fehlenden Rahmenbedingungen auch Risiken, zum Beispiel durch die ständige Erreichbarkeit. Abhilfe kann da eine sinnvolle Kombination aus Telearbeit und der Präsenz im Büro schaffen.

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Bildnachweis: Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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