Geduld – wie passt diese Fähigkeit noch in unsere heutige Zeit?

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Alles muss schnell gehen, der Zeitdruck ist allgegenwärtig und fordert uns heraus. Glücklicherweise haben wir jede Menge Unterstützung, um möglichst schnell zum Ziel zu kommen. Die Digitalisierung verhilft uns zu schnellen Abläufen, KI zu Texten auf Knopfdruck, der Lieferservice tut etwas gegen den knurrenden Magen, Amazon liefert uns alles und sofort und die kurze Kommunikation sorgt für eine Verständigung, die oftmals aufs Notwendigste beschränkt ist. In diesen unseren Zeiten hat Geduld kaum eine Chance und dennoch benötigen wir sie täglich und wenn wir sie pflegen, ist sie ein Erfolgsfaktor.

Sind wir in Geduld geübt, dann hilft sie uns, am Ball zu bleiben und kontinuierlich unser Ziel zu verfolgen, Rückschläge zu überwinden und Herausforderungen anzunehmen. Wir benötigen diese Fähigkeit

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  • im Umgang mit uns selbst, was wohl die größte Challenge ist,
  • in unseren Beziehungen seien sie privat
  • seien sie am Arbeitsplatz mit Kolleg:innen, Vorgesetzten und Kund:innen,

insbesondere wenn Konflikte und Meinungsverschiedenheiten auftauchen. Denn jede Person bringt Eigenarten mit, die uns zwischenmenschlich und in der Zusammenarbeit herausfordern können. Manches Mal gilt es den richtigen Zeitpunkt für die Klärung abzuwarten, die eigene Stimmung und Gefühlslage in den Griff zu bekommen, um mit Toleranz und Gelassenheit dem Gegenüber begegnen zu können.

Geduld und Empathie ermöglichen es uns, dem anderen zuzuhören, die Bedürfnisse zu verstehen und darauf angemessen zu reagieren.

„Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern.“ (Konfuzius)

Geduld – eine Stärke

Geduld bedeutet keinesfalls Untätigkeit. Es ist kein passiver Zustand, in dem wir abwarten, dass sich die Dinge von allein fügen, sondern eine Fähigkeit, an der man arbeiten und sich üben kann, beharrlich Schritt für Schritt voran zu gehen, fokussiert zu bleiben und sich von den Unwägbarkeiten nicht ablenken zu lassen.

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Ist Geduld einer unserer Stärken, dann ermöglicht sie uns,

einen klaren Blick auf die Situation zu richten, nach Lösungen zu suchen, anstatt impulsiv zu handeln oder gar aufzugeben. Nehmen wir uns die Zeit, unsere Ziele zu planen, sie auf Machbarkeit abzuklopfen, sie in Einzelschritten zu definieren und auch kleine Fortschritte anzuerkennen, dann haben wir gute Chancen, unseren Erfolg und den gemeinsamen Erfolg mit dem Team einzufahren.

Ausdauer zu entwickeln, um langfristige Ziele zu erreichen. Meist erfordern wichtige Aufgaben und Projekte Zeit, um erfolgreich abgeschlossen werden zu können. Geduld erleichtert es uns, Rückschläge zu akzeptieren und uns durch Hindernisse nicht vom Weg abbringen zu lassen.

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mit Stress und Frustration umzugehen, indem wir in schwierigen Situationen ruhig bleiben und unsere Emotionen kontrollieren. Dadurch können wir Konflikte auf konstruktive Weise lösen und kluge Wege einschlagen.

zu einer besseren Entscheidungsfindung zu kommen. Geduld gibt uns die Möglichkeit, Informationen zu sammeln, zu analysieren und abzuwägen, bevor wir eine Entscheidung treffen. Indem wir uns Zeit nehmen, um alle relevanten Fakten und Perspektiven zu betrachten, minimieren wir das Risiko impulsiv und überhastet zu reagieren. Stattdessen können wir fundierte Entscheidungen treffen und langfristig positive Ergebnisse erzielen.

zu besseren zwischenmenschlichen Beziehungen zu kommen durch Respekt, Empathie und Höflichkeit. Nehmen wir uns geduldig Zeit für Anliegen und Vorschläge der Mitarbeitenden, bringen Verständnis auf und gehen konstruktiv in den Austausch, fördert dies das Miteinander und stärkt die Beziehung zu unseren Teammitgliedern und zu unserem Umfeld.

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Selbstkontrolle auszuüben, Impulse zu kontrollieren und falls notwendig, geduldig zu warten. Wir üben Disziplin. Dies kann uns dabei behilflich sein, schlechte Angewohnheiten zu überwinden, unsere Reaktionsfähigkeit zu verbessern und eine höhere emotionale Intelligenz zu entwickeln.

den Zustand der Gelassenheit zu erreichen. Anstatt uns über Dinge aufzuregen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, können wir uns darauf konzentrieren, was wir beeinflussen können. Gelassenheit verhindert, impulsiv, spontan und oftmals unüberlegt zu reagieren und damit Schaden anzurichten, anstatt Lösungen zu finden.

den Teamgeist zu fördern, indem wir geduldig auf die Bedürfnisse und Fragen der Mitarbeitenden eingehen. Damit zeigen wir unser Interesse an den Teammitglieder und üben Fürsorge aus. Dies trägt zu einem positiven Arbeitsklima bei, was für den gemeinsamen Erfolg wesentlich ist.  Geduldig zu sein bedeutet nicht, niedrige Standards zu akzeptieren oder fehlende Verantwortung zu tolerieren.  Es geht vielmehr darum, den Mitarbeitenden Raum für Wachstum und Entwicklung zu geben, während sie weiterhin gefordert und gefördert werden.

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Wie steht es um Ihre Ungeduld?

Hetzen Sie häufig durchs Leben, sind unzufrieden, frustriert und wütend? Dann gehören Sie eher zu den ungeduldigen Menschen. Wenig kann diese Gattung Mensch zufriedenstellen und so sind sie Getriebene ihrer Emotionen und Ängste. Kaum ist etwas erreicht, möchten sie im nächsten Augenblick schon wieder mehr. Glückliche Momente und Zufriedenheit kommen eher selten vor. Meist begleiten sie negative Emotionen, was den Umgang mit ihnen für ihre Mitmenschen schwierig macht. Denn die Ungeduldigen wirken auf Ihr Umfeld arrogant und verärgert, was die Gefahr birgt, dass man sich in ihrer Nähe unwohl fühlt und sich von ihnen distanziert. Sie sind nicht für einen nächsten Karriereschritt prädestiniert.

Ungeduld ist per se jedoch nichts Schlechtes, was es zu unterdrücken gilt, denn sie kann auch die nötige Energie liefern, die Dinge, die ins Stocken geraten sind, weiter voranzutreiben. Wichtig dabei ist nur, nicht in wilden Aktionismus zu verfallen und sich blind von ihr leiten zu lassen.

Ungeduld kann helfen, sich zu fokussieren und klar und unmissverständlich zu kommunizieren. Dabei ist Vorsicht geboten, die Gesprächspartner nicht zu überfahren und in der Formulierung zu kurz und unhöflich zu werden und verärgert zu wirken. Unreflektierte Ungeduld führt sonst schnell zu Stress und Frust bei den Mitarbeitenden als auch bei der Führungskraft selbst. Dann kann sie schnell zu Wut werden, insbesondere wenn es sich um eine wiederkehrende Situation oder ein wiederkehrendes Handlungsmuster handelt. 

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Gute Gründe für Geduld

Geduld mit Mitarbeitenden zu haben, ist eine wichtige Eigenschaft für Führungskräfte und Vorgesetzte. Es ist normal, dass Menschen unterschiedliche Fähigkeiten, Erfahrungen und Lerngeschwindigkeiten haben. Indem wir Geduld zeigen, können wir den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln und ihr volles Potenzial zu entfalten. Unterstützend wirken:

  • realistische Erwartungen zu formulieren
  • kleine Schritte auf dem Weg zum Ziel anzuerkennen und wertzuschätzen
  • eigene Impulse zu erkennen, einzuordnen und zu steuern
  • Perspektivwechsel, um die eigene Ungeduld zu hinterfragen und einzuordnen
  • Mechanismen zu finden im Umgang mit Stress und Frust
  • Sich mit Rückschlägen auseinanderzusetzen und daraus zu lernen
  • Entspannungstechniken zu finden und anzuwenden, um geduldig zu bleiben

Geduld kann man lernen – zumindest ein Stück weit. Und zwar durch positive Erfahrungen.

Verhaltensökonom Gerhard Fehr erklärt dazu: „Geduldige Menschen haben bessere Jobs, verdienen mehr Geld und sind insgesamt glücklicher. Man kann Geduld lernen. Man muss aber dazu sagen, dass der Grundstein für Geduld in den ersten Lebensjahren gelegt wird. Der amerikanische Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckman hat einmal gesagt, es gehe in der gesellschaftlichen Umverteilung viel weniger um „Redistribution“, also der Verteilung von Reich zu Arm, sondern um „Predistribution“, also der Verteilung von alt zu sehr jung. Er konnte zeigen, dass es langfristig viel effizienter, also wirtschaftlich erheblich sinnvoller ist, Geduld in der frühen Kindheit zu trainieren, als dies bei geringfügig älteren Menschen zu korrigieren“.

Fazit

Geduld ist eine wertvolle Eigenschaft auf dem Weg zum Erfolg und sie ist trainierbar.  Sie ermöglicht es uns, klarer zu denken, bessere Entscheidungen zu treffen, in dem wir ruhig und bedacht bleiben, auch wenn sich die Dinge nicht wie gewünscht entwickeln. Mit kontinuierlichen Übungen und bewusster Anstrengung können wir unsere Geduld verbessern.

Sie lehrt uns Ausdauer und Beharrlichkeit, um unser Ziel zu erreichen. Sie ist zudem gut für das Gemüt und hilft ausgeglichen zu sein und gesund zu bleiben. Der Gegenpol, die innere Unruhe, gehört ebenso zu uns. Sie hat ebenfalls ihre guten Seiten, wenn man sich nicht von ihr vereinnahmen lässt. 

brand eins schreibt dazu: „Die Langstrecke ist mühsam, aber komplexe Probleme löst man nicht im Sprint.“

Führungskräfte, die Geduld zeigen, können das Potenzial ihrer Mitarbeitenden freisetzen und fördern und eine produktive, innovative Arbeitsatmosphäre schaffen.

Geduld gepaart mit innerer Ruhe ist der Schlüssel zu einem Alltag mit mehr Entspannung und Erfolg.

Britta Balogh ist seit über 20 Jahren selbstständig. Sie ist Karrierecoach, Speakerin, Autorin und Wegbereiterin für Führungskräfte auf ihrem Karrierweg. In Ihren Artikeln, Seminaren und Coachings behandelt sie Themen wie Soft Skills, Kommunikation, Business-Etikette und Führung und erklärt, wie diese Fähigkeiten die Karriere beflügeln können.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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