Finanzierungsengpass, fehlende Nachfrage oder Pech? Die meisten Startups scheitern – und das zumeist aus folgenden fünf Gründen.

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Harte, ernüchternde Momente gab es in den vergangenen Jahren – und gibt es aktuell wegen der wachsenden wirtschaftlichen Schieflage – für Startups so einige. Auch wenn die Investitionen im Jahr 2021 Rekordhöhen erreichten, immer wieder die Rede von „Unicorns“ ist und riesige Investment-Deals abgeschlossen wurden. Es gibt genug Unternehmen, die dennoch scheiterten.

Ob Neufund, HelloFreshGO, Nuri oder eines der anderen unglücklichen Unternehmen: Sie alle haben am eigenen Leib zu spüren bekommen, was es bedeutet, als Startup einen Misserfolg zu haben. Einige schlitterten wegen Zahlungsunfähigkeit in die Insolvenz, sind vom Markt verschwunden oder wurden, wenn ihnen ein Angebot vorlag, aufgekauft.

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Nicht immer fehlt es an Ehrgeiz oder Erfindergeist. Laut „Deutscher Startup Monitor 2022“ ist auch nicht alles so schlecht gelaufen: Viele Gründerinnen und Gründer, das sind zwei Drittel der Befragten, schätzen das Start-up Ökosystem demnach als „gut“ oder sogar „sehr gut“ ein – obwohl Probleme und Herausforderungen nicht zu leugnen sind. Der Traum vom eigenen Business und einer Marke platzte vielerorts unter anderem unter dem Einfluss der Pandemie, aber unabhängig davon existieren weitere Gründe, die zum Misserfolg führen.

1. No Cash: Das Geld geht aus

Eine schlechte Finanzplanung und Hürden bei der Liquidität eines Startups zählen zu den wichtigsten Gründen, die es wahrscheinlich machen, dass junge und noch nicht am Markt etablierte Unternehmen bereits zu Beginn scheitern – und das gilt nicht nur in Deutschland: Eine Studie mit fast 500 Gründerinnen und Gründern aus den USA zeigt, dass 44 Prozent der Startups im Jahr 2022 deshalb gescheitert sind.

Gründe für den Geldmangel gibt es viele, etwa die erwähnte Finanzplanung. Die geopolitische Lage dürfte die Herausforderung noch größer machen: Pandemie, Inflation und hohe Zinsen führten und führen dazu, dass Startups mit dem Geld wirtschaften müssen, welches noch vorhanden ist, während Nachschub ausbleibt. Unternehmen haben keine Reserven und sind pleite.

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2. Fehlende Investoren und Finanzierungen

Im Jahr 2021 sind bis zum September ganze 12,4 Milliarden Euro an Investitionsgeldern in deutsche Jungunternehmen geflossen. Eine Summe, die ordentlich ist und sogar das Rekordjahr, welches zwei Jahre zuvor stattfand, übertrumpft. Externes Kapital ist für jedes Startup zumeist eine essenzielle Quelle, um den Motor überhaupt anspringen zu lassen.

Dennoch bergen Investitionen ein Risiko, häufig auch eine Wahrscheinlichkeit des Totalverlusts. Angesichts der sich eher ungünstig entwickelnden makroökonomischen Lage wollen Investorinnen und Investoren ihr Kapital schützen. Sie halten sich zurück. Laut skynova-Studie sollen 47 Prozent der US-Startups im Jahr 2022 nicht überlebt haben, weil sie keine Investorinnen und Investoren fanden – oder weil es schlicht und ergreifend nicht möglich war, die Startup-Träume finanziert zu bekommen.

Grundsätzlich können sich vor allem die Startups freuen, die noch vor dem Angriffskrieg von einer Finanzierungsrunde profitierten – denn danach wuchs die wirtschaftliche Verunsicherung auch bei Investoren.

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3. Kein Markt, keine Nachfrage

Während viele Gründerinnen und Gründer von ihrem ersten „Baby“, ihrer Innovation begeistert sind, fehlt es ihnen nicht selten auch an Weitblick: In einer Konsumgesellschaft steht das Problem der Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt. Unabhängig davon, wie begeistert wir selbst von unserer Idee, unserer Erfindung oder unserem Produkt sind. Löst das Baby kein Problem, oder nicht auf eine Weise, wie es die Konkurrenz nicht bieten kann, ist es kaum gefragt.

Ist der Markt nicht vorhanden oder der Wettbewerb mit ähnlichen Dienstleistungen und Produkten überfüllt, ist ein Scheitern wahrscheinlich. Möglicherweise gibt es auch ein Problem mit der gewählten Zielgruppe, wenn diese zu nischig und damit nicht groß genug ist, um ein profitables Geschäft zu ermöglichen.

Übrigens: Eine gründliche Marktforschung sowie eine Konkurrenzanalyse sollten die Basis für die Entwicklung des Geschäfts darstellen. Wer Kundenbedürfnisse und Wettbewerb nicht berücksichtigt, läuft häufig geradewegs und gemeinsam mit der Truppe ins Verderben.

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4. Die Pandemie hat sich negativ ausgewirkt

Auch wenn Probleme mit den Finanzen generell zu den häufigsten Gründen für das Scheitern gehören, wurde laut Umfrage speziell die COVID-19 Pandemie genannt, die es 2021 so schwer gemacht hat, sich am Markt zu etablieren. Während im genannten Jahr 59 Prozent der Startups deshalb scheiterten, waren es im Jahr 2022 den Studienergebnissen nach 33 Prozent der Unternehmen, die ihr Aus bekannt gaben.

Immerhin: Die Verbesserung von 59 auf 33 Prozent macht Hoffnung. Zu berücksichtigen ist aber weiterhin die gesamtwirtschaftliche Lage – und diese sieht angesichts der drohenden Rezession nicht so rosig aus.

Die Pandemie hat einige Geschäfte zwar ausgebremst. Dennoch konnten spezielle Startups aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung während der Pandemiejahre doch wesentlich vom Schub profitieren. Dies gilt insbesondere für junge Unternehmen im Bereich Onlineshopping oder auch Food Delivery. Hinzu kommen Startups aus dem Finanzbereich.

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5. Es ist das falsche Team

Besonders bitter, aber wahr: Manchmal ist die wirtschaftliche Lage wunderbar, es mangelt nicht an Geld und das Produkt ist eine Innovation und trotzdem kann es zum Misserfolg kommen. Das liegt ganz einfach daran, dass es im Team ordentliche Spannungen gibt. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage, die ohnehin viele Startups zittern lässt, könnten sich Konflikte im Team, die ohnehin bestehen, jedoch zusätzlich verschlimmern.

Was auffällt: Geschäftspartnerinnen und -partner werden nicht immer nach den „richtigen“ Kriterien ausgewählt. Wer ein Startup gründen möchte, tut dies möglicherweise gemeinsam mit dem besten Freund oder gar mit einem Familienmitglied. Grundsätzlich eine naheliegende Idee. Aber das Risiko des zu hohen emotionalen Involvements ist riesig, wenn zuvor eine private Beziehung bestand. Eine geschäftliche Beziehung kommt nun hinzu und vielleicht fehlt es aufgrund der Wahl zusätzlich an fachlicher Expertise.

Keine guten Voraussetzungen und häufig Gründe, die ein Scheitern begünstigen, wenn sich die ersten Probleme verschärfen. Neben dem Management können interne Kommunikationsprobleme, die sich zwischen anderen Teammitgliedern ergeben, ebenfalls ein Problem darstellen.

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Zukunft: Unsichere Zeiten für Startups, viele Fragen bleiben offen

Schauen wir uns die aktuellen Zahlen an, ist die Hochphase für Startups zunächst abgeebbt. Gerade junge Unternehmen mussten Personal entlassen und Gründerinnen sowie Gründer aus dem Finanzbereich, die besonders auf Investitionen angewiesen sind, müssen bangen: Wie wird sich die wirtschaftliche Lage entwickeln?

Übrigens: Was Startups sich wünschen, ist eine engere Zusammenarbeit, die sich mit dem öffentlichen Sektor ergibt. Das geben mehr als 75 Prozent der jungen Unternehmen im Startup Monitor an. Denn so bestünde eine reale Chance, von öffentlichen Arbeitsaufträgen zu profitieren.

Wer 2023 und 2024 mit einem Startup durchstarten will, sollte aber nicht nur auf die dunkel aufziehenden Wolken am Wirtschaftsmarkt schauen: Es gab in den vergangenen ein bis zwei Jahren mehr Frauen, die als Gründerinnen durchgestartet sind (Anstieg auf 20,3 Prozent). Green Startups sind gefragter denn je. Zudem gaben laut Startup Monitor fast 90 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer an, dass sie den Bürokratieabbau als Möglichkeit sehen, Verwaltungshürden besser überwinden zu können. Gute Nachrichten, die Hoffnung machen – in nicht ganz so einfachen Zeiten für Kreativköpfe, die Lust, Kraft und Geschäftssinn haben, um mit einem Startup durchzustarten.

Bildnachweis: jacoblund/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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