Menschen, die im Job weit kommen wollen, können meist als sehr ehrgeizig bezeichnet werden. Sie sind auf ein bestimmtes Ziel fokussiert und arbeiten gewissenhaft darauf hin. Was allgemein als positive Eigenschaft verstanden wird, kann jedoch auch schnell umschwenken. Der Grat zwischen Ehrgeiz und Karrieregeilheit ist schmal und nicht jeder schafft es, auf ihm zu balancieren, ohne abzurutschen. In diesem Beitrag möchten wir die beiden Charaktereigenschaften Ehrgeiz und Karrieregeilheit noch etwas genauer beleuchten und klar voneinander unterscheiden.

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Ein gesunder Ehrgeiz ist unverzichtbar für die Karriere

Ehrgeizige Menschen haben stets bestimmte Ziele vor Augen, die sie mit aller Konsequenz verfolgen. Das „Phänomen“ beschränkt sich keinesfalls auf die Berufswelt. Auch im privaten und sportlichen Bereich ist Ehrgeiz weit verbreitet und ein wichtiger Faktor, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Denn nur wer ehrgeizig ist, ist auch bereit, Höchstleistungen zu erbringen und über sich hinauszuwachsen.

Kommen wir noch einmal zurück zum beruflichen Ehrgeiz. Dieser hat verschiedene Erscheinungsbilder und äußert sich bei nahezu jedem auf unterschiedliche Weise. Während die einen den Ehrgeiz besitzen, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Karriereebenen zu erklimmen, fokussieren sich andere auf eine Stufe und entwickeln auf dieser beispielsweise eine besondere Fachexpertise.

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Ganz allgemein bezieht sich beruflicher Ehrgeiz unter anderem auf die folgenden Aspekte:

Ehrgeiz als Katalysator der beruflichen Weiterentwicklung und Karriereförderung wird in aller Regel als positive Eigenschaft verstanden. Interessant ist jedoch der kleine, aber überaus feine Unterschied, der im Geschlechtervergleich erkennbar ist. Männer, die sich durch ihren Ehrgeiz auszeichnen, gelten als erfolgreich und werden gern als Überflieger bezeichnet. Außerdem haben sie eine ansprechende und attraktive Wirkung auf ihre Mitmenschen. Anders verhält es sich bei Frauen. Wenn diese ehrgeizig sind, werden sie schnell als anstrengend und teilweise auch bedrohlich wahrgenommen.

Info: Ein anderes Wort für Ehrgeiz ist Ambition. Ambitionierte Menschen gelten als besonders motiviert und aktiv.

Lese-Tipp: Leadership: Sind Führungsqualitäten eine Frage des Geschlechts?

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Ehrgeiz geht über das Berufliche hinaus

Beruflicher Erfolg wird nur durch die Präsenzzeit im Büro definiert? Falsch! Für immer mehr Head Hunter steht fest, dass Ehrgeiz keine Grenzen kennt. Finden sie beispielsweise eine Person, die sich nicht nur im Job, sondern auch im Privaten stark engagiert, weist das auf eine gute Belastbarkeit und viel Energie hin. Mit anderen Worten: Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen wertvollen Angestellten.

Übrigens: Einige Menschen und auch Untersuchungen behaupten sogar, dass ein gesunder Ehrgeiz wichtiger für den beruflichen Erfolg ist als Intelligenz. Das Sprichwort „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ unterstreicht diese Annahme.

Vorsicht vor der Verbissenheit

Wichtig ist, dass der Ehrgeiz nie seine Leichtigkeit verliert. Sobald du dich auf ein bestimmtes Karriereziel versteifst, wird die daraus entstehende Verbissenheit auch für andere erkennbar.

Ehrgeizige Menschen, die auch erfolgreich sind, zeichnen sich durch ihre Individualität aus. Sie wählen nicht zwangsläufig den Weg, den schon viele andere vor ihnen gegangen sind. Stattdessen probieren sie etwas Neues aus und nehmen auch Umwege in Kauf. Diese sind nicht nur absolut okay, sondern wecken auch das Interesse anderer.

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Info: Ähnlich schlimm wie Verbissenheit ist Ehrgeiz, der in Schleimen oder Strebersein übergeht.

Auf die richtige Dosis kommt es an

Während die einen antriebslos durch ihren Job dümpeln, wollen sich andere jeden Tag aufs Neue selbst mit ihrer erbrachten Leistung übertreffen. Wahrscheinlich ahnst du es schon: Gesunder Ehrgeiz befindet sich irgendwo zwischen diesen beiden Polen.

Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen, die einen „mittleren Ehrgeiz“ aufweisen, am leistungsstärksten und auch erfolgreichsten sind. Denn während mangelnder Ehrgeiz überhaupt keinen Fortschritt mit sich bringt, bremst übertriebener Ehrgeiz aus.

Wenn aus Ehrgeiz Karrieregeilheit wird

Übertriebener, kranker oder blinder Ehrgeiz – oder auch überambitioniertes Verhalten – wird häufig auch als Karrieregeilheit bezeichnet. Dieser Begriff ist aus verschiedenen Gründen negativ konnotiert.

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Zum einen schadet der übertriebe Ehrgeiz anderen. Karrieregeile Menschen haben kein Problem damit, sich in einen offenen Konkurrenzkampf zu begeben. Sie gehen sprichwörtlich über Leichen und wollen ihre Ziele ohne Rücksicht auf Verluste erreichen. Ganz allgemein können sie als extrem egoistisch und nicht teamfähig bezeichnet werden. Alles, was für einen krankhaft ehrgeizigen Menschen zählt, ist der eigene Vorteil. Dass dabei nicht nur der Teamspirit, sondern auch die Produktivität auf der Strecke bleibt, dürfte klar sein.

Zum anderen hat Karrieregeilheit nicht nur Auswirkungen auf Kollegen und andere Mitmenschen, sondern auch direkt auf die betroffene Person. Wer verbissen und kompromisslos an der eigenen, möglichst steilen Karriere arbeitet, vergisst dabei sich selbst. Viele Menschen, die als karrieregeil bezeichnet werden, ignorieren die Signale, die ihnen ihr Körper sendet. Krankheit wird als Schwäche angesehen und deswegen nicht geduldet. Nicht selten führt übertriebener Ehrgeiz beziehungsweise Karrieregeilheit zur Überarbeitung, die auch im Burnout oder einer Depression enden kann. Das Thema sollte demzufolge auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden.

So schützt du dich vor Karrieregeilheit

Ehrgeiz lebt von den Zielen, die man sich selbst setzt. Diese sollten einerseits anspornen, andererseits aber immer auch realistisch und erreichbar sein. Es bringt dir nichts, wenn du immer höher, weiter und schneller denken und dabei das Wesentliche aus den Augen verlierst.

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Um sich selbst vor Karrieregeilheit zu schützen, ist es sinnvoll, in vielen kleinen Schritten zu denken und sich hin und wieder auf den Teilerfolgen auszuruhen. Schaue dann zurück, um zu sehen, was du bereits geschafft hast und nach vorn, um zu erkennen, was noch alles auf der to do-Liste steht.

Weiterhin musst du dich mit dem Gedanken anfreunden, dass auch das Scheitern zum Karriereweg gehört. Indem du lernst, diese Möglichkeit zu akzeptieren, akzeptiere dich als Mensch, der unmöglich perfekt sein kann.

Führe dir außerdem vor Augen, dass die wenigsten Karrieren schnurgerade verlaufen. Wie weiter oben bereits erwähnt, sind Umwege nicht nur in Ordnung, sondern manchmal sogar förderlich. Mache dich selbst interessant, indem du dir auch mal Zeit nimmst, eine Pause einzulegen und/oder einen anderen möglichen Weg ausprobierst. Karrieregeilheit bedeutet, sich so sehr auf ein (vielleicht sogar unerreichbares) Ziel zu versteifen, dass alles um einen herum nicht mehr wichtig ist. Indem du genau dieses „Drumherum“ bewusst wahrnimmst, schützt du dich vor blindem Ehrgeiz und erhältst eventuell sogar völlig neue Chancen, dich beruflich weiterzuentwickeln.

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Nicht zuletzt sollte auch erwähnt werden, dass Karriere einfach nicht alles ist. Viele Menschen, die sich nur auf ihren beruflichen Erfolg fokussieren, vergessen, dass es auch andere Dinge im Leben gibt – angefangen bei der Familie über Freunde bis hin zu persönlichen Hobbys. Jeder von uns braucht seinen Ausgleich zum Job, um weiterhin Freude an diesem haben zu können, neue Kraft zu tanken und das nächste Ziel zu erreichen.

Eine erfolgreiche Karriere ohne Ehrgeiz ist schlichtweg nicht möglich. Wir alle benötigen den Antrieb, uns ständig weiterzuentwickeln, um nicht auf einer Ebene stehenzubleiben. Wichtig ist, dass du immer daran denkst, dass der Erfolg von der Dosis abhängt. Wer sich zu sehr auf etwas versteift und dadurch die Leichtigkeit seines Handelns verliert, droht, karrieregeil zu werden. Verbissenheit und Egoismus sind die Hauptfolgen. Indem du dich vor dieser Entwicklung schützt, bringst du deine Karriere auf den richtigen – den erfolgreichen – Weg.

Ehrgeiz, Konkurrenzkampf, Karrieregeilheit – alles Themen, die Aufsehen erregen und teilweise auch polarisieren. Wir freuen uns, wenn du deine Gedanken mit uns und den anderen Lesern teilst. 

Bildnachweis: kentoh/Shutterstock.com

Dieser Artikel erschien bereits im August 2022 und wurde nun erneut aktualisiert.

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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