Fehler beim Smalltalk vermasseln den ersten Eindruck. Welche simple Methode bei beiläufigen Gesprächen hilft, verraten US-Forscher.

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Was die meisten Menschen beim Smalltalk falsch machen

Beiläufige Konversationen mit Fremden und potenziellen Businesspartnern zu meistern, das klingt nach einer lösbaren Aufgabe. Tatsächlich kann die fehlende Kunst, Gespräche ohne Tiefgang zu führen, ein Genickbruch bedeuten. Denn der erste Eindruck entscheidet, ob eine Geschäftsbeziehung oder ein engerer Kontakt entstehen kann.

Der größte Fehler beim Smalltalk: Wir sprechen über uns, unsere Erfolge, unsere Errungenschaften, unsere Qualifikationen. Einerseits vermeiden wir damit peinliches Schweigen. Andererseits wollen wir einen möglichst cleveren Eindruck beim Gesprächspartner hinterlassen. Was wir vergessen, ist, dass wir nicht mit unseren besten Freunden oder engen Bekannten sprechen und dass es sich lediglich um das erste Gespräch handelt.

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Die Flut an Informationen, die wir Fremden zumuten, gepaart mit Angeberei, kann anstrengend sein und unsympathisch wirken. Forschungsstudien belegen, dass wir einen anderen Weg wählen sollten, um Smalltalk zu führen und potenzielle Geschäftsbeziehungen, die dadurch entstehen können, nicht zu vermasseln.

Das simple Geheimnis guter Konversationen: Fragen stellen – statt zu quasseln

Eine Untersuchung von Harvard- und Wharton-Forschern lässt zum Beispiel durchblicken, dass wir klüger wirken, wenn wir zum Fragesteller werden. Wer andere um Rat bitte, etwa im beruflichen Kontext, so die Wissenschaftler, hinterlasse beim Gegenüber einen intelligenten Eindruck.

Es wird vermutet, dass man nicht nur intelligenter wirkt. Sondern auch, dass auf diese Weise Vertrauen aufgebaut werden kann, weil wir uns durch das Offenbaren unserer Wissenslücke verletzlich machen, so die Studienautoren.

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Weil häufig negative Konsequenzen befürchtet werden, scheuen sich jedoch viele Menschen davor, überhaupt um Rat zu bitten – schließlich könnte man genau das Gegenteil bewirken und einen naiven oder „doofen“ Eindruck hinterlassen, wenn man Fragen stellt, so die Angst vieler. Das Stellen von Fragen sei jedoch sowohl für Führungspersonen als auch für Mitarbeiter eine Chance. Die Wissenschaftler legen nahe, dass der Nutzen, den wir ziehen könnten, häufig größer sei als der potenzielle Schaden.

Schon gewusst?

Nicht nur Gespräche mit Tiefgang haben Bedeutung für unser psychisches Wohlbefinden. Smalltalk kann fast noch befreiender wirken. Auch wissenschaftliche Studien konnten die Wirkung belegen, weil die Verbindung zu anderen Einsamkeit vorbeugt. Obwohl die meist oberflächliche Konversation mit Menschen nur flüchtig ist, kann sie uns im hektischen Arbeitsalltag ein Lächeln ins Gesicht zaubern, aufatmen lassen und so auch eine Taktik sein, besser mit unserem Stress umzugehen. Denn die Arbeit selbst ist oft ernst genug.

Auch wichtig für Führungspersonen: Mitarbeiter ermutigen, Fragen zu stellen

Führungskräfte sollten ihre Angestellten sogar dazu ermutigen, Fragen zu stellen, und das nicht nur, um Eindruck zu machen, sondern auch, um die Angst vor dem Tabu, seine Unwissenheit offen zu zeigen, abzulegen und den Austausch zu fördern, um die Kommunikation in Teams und Unternehmen zu verbessern. Man überschätze die negativen und unterschätze hingegen die positiven Konsequenzen der Ratsuche, heißt es weiter.

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Das „Training“ im Unternehmen kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter sich auch außerhalb ihres Teams trauen, offen auf potenzielle Kunden und Geschäftspartner zuzugehen, die ihnen fremd sind, deren Gunst sie aber gewinnen möchten. Und an gutem Smalltalk führt hier oft kein Weg vorbei.

Welche konkreten Vorteile liefern Fragen im Smalltalk?

1. Fragesteller wirken klug, weil sie sich wissbegierig zeigen

Ob in der Wissenschaft oder im Leben: Neue Erkenntnisse gewinnen wir erst, wenn wir uns trauen, Fragen zu stellen und Erfahrene auf ihrem Gebiet um Rat zu bitten. Kluge Menschen haben deshalb keine Scheu davor. Wer lieber schweigt, könnte nicht nur arrogant, sondern auch wenig wissbegierig wirken – und das wiederum signalisiert Desinteresse und fehlende Anstrengung, sich weiterbilden zu wollen.

2. Fragesteller wirken sympathisch, weil sie die Meinung ihres Gesprächspartners schätzen

Bitten wir unseren Gesprächspartner um Rat, zeigen wir, dass wir Wert auf die Meinung und das Wissen dieser Person legen. Wertschätzung kann Türen öffnen.

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3. Fragesteller reden nicht nur, sondern hören vor allem zu

Beim Smalltalk ist es nicht nur eine reine Frage der Höflichkeit, den anderen zu Wort kommen zu lassen, sondern auch eine Möglichkeit, Monologe zu vermeiden. Schließlich wird ein potenzieller Geschäftspartner oder Freund keinen Mehrwert in einer Beziehung sehen, die keinen echten Dialog zulässt.

Wie bitte ich den anderen im Smalltalk um Meinung oder Rat?

Mit der Tür ins Haus fallen, kann die falsche Strategie bei Smalltalk sein. Wer nicht nur locker, sondern auch strategisch vorgehen will, ohne etwas zu erzwingen, sollte sich deshalb mit dem eigenen Auftreten und der eigenen Erwartungshaltung beschäftigen.

Schritt 1: Akzeptieren, dass wir nicht alles wissen

Die wohl größte Hürde im Smalltalk stellt die Angst dar, sich tatsächlich mit seiner Wissenslücke zeigen zu müssen. Die Angst ist jedoch unbegründet, zumal wir ein Leben lang lernen. Und das auch nur, wenn wir unseren Stolz ablegen.

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Der wichtigste Schritt, um zum cleveren Fragesteller zu werden, ist deshalb, die Maske der Perfektion abzulegen. Dein Gesprächspartner wird wissen wollen, was sich hinter deiner Fassade verbirgt, denn anders ist ein Kennenlernen nicht möglich. Um diesen Schritt zu meistern, gilt es, zu akzeptieren, dass wir weniger wissen, als wir vielleicht glauben.

Schritt 2: Nähe-Distanz-Verhältnis abwägen

Bevor wir uns in einen Smalltalk stürzen, sollten wir wissen, mit wem wir es zu tun haben – und wie viel Nähe in der ersten Konversation angebracht ist. Handelt es sich um einen potenziellen Geschäftspartner, informieren wir uns idealerweise bereits im Vorfeld, um zu erfahren, auf welchem Expertengebiet dieser unterwegs ist, um gezielt Fragen stellen zu können. Erzwingen sollten wir ein enges Näheverhältnis in keiner Konversation. Druck kann sich schnell aufbauen, wenn wir unseren Gesprächspartner mit zu vielen Fragen löchern und so eher aufdringlich wirken.

Schritt 3: Zuhören

Es ist die eine Kunst, die richtigen Fragen zu stellen. Die andere ist, dem Gesprächspartner aktiv zuzuhören:

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  • Augenkontakt ist wichtig und auch eine zugewandte Körpersprache darf nicht unterschätzt werden.
  • Zudem solltest du vermeiden, deinem Smalltalk-Partner ins Wort zu fallen oder diesen zu unterbrechen.
  • Bleibe aufmerksam – auch wenn es sich „nur“ um eine Konversation ohne Tiefgang handelt und die Gedanken manchmal aufgrund der Banalität etwas abschweifen.

Schritt 4: Aktiv und höflich ein weiteres Gespräch oder Treffen anbieten

Auch die Angst davor, einen Korb zu kassieren, wenn wir nach einem weiteren Treffen fragen, hält davon ab, aus einem Smalltalk eine engere Beziehung werden zu lassen. Liegt uns das weitere Kennenlernen tatsächlich am Herzen, versuchen wir deshalb, dezent, höflich und dennoch ehrlich unser Interesse zu zeigen. Wer nicht aktiv wird und wartet, bis sich von selbst etwas tut, hofft manchmal vergeblich.

Im besten Fall wird dein Smalltalk-Partner selbst auf dich zukommen. Dann hast du alles richtig gemacht: Du beherrschst die Kunst der beiläufigen Konversation und hast einen sympathischen, klugen Eindruck hinterlassen.

Bild: Foto von Elevate/Unsplash

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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