Generation „Babyboomer“ hinterlässt ein großes Loch im Arbeitsmarkt: 12,9 Millionen Erwerbspersonen, so das Statistische Bundesamt (Destatis), erreichen in den kommenden Jahren das Rentenalter. Aber: Was dann?

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Deutschland befindet sich seit mehreren Jahren in der Vorbereitungsphase für die Zeit „danach“. Die Zeit, in der noch mehr Fachkräfte fehlen werden, Arbeitnehmer noch länger arbeiten müssen, bis sie sich in den Ruhestand verabschieden dürfen und die gesamte Lage am Arbeitsmarkt sich zuspitzen wird.

Die Generation der Babyboomer wird am Arbeitsmarkt fehlen. Sie sind wichtig; in den Führungsetagen und in der Arbeitswelt. Mit ihnen werden 30 Prozent der Erwerbspersonen, welche heute dem deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, bald nicht mehr verfügbar sein. Das geht aus einer Destatis-Pressemeldung hervor. Die jüngere Bevölkerung wird dann zumindest zahlenmäßig, so das Statistische Bundesamt, die ältere Generation bei weitem nicht ersetzen können.

Prognose: Akuter Fachkräftemangel sorgt für düstere Aussichten

Was wird am Arbeitsmarkt passieren, wenn noch weniger Erwerbspersonen zur Verfügung stehen? Wenn sich nicht viel ändert, ist die Prognose düster. Die geburtenstarken Jahrgänge, zu denen die Babyboomer aus den 50er- und 60er-Jahren zählen, werden mit ihrem Renteneintritt die Schieflage am Arbeitsmarkt weiter verstärken.

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Schon jetzt – und in den letzten Jahren – ringen Unternehmen um Talente und Personal, das fehlt. Ob im öffentlichen Sektor, in digitalen Berufen oder in der Pflege: Die Belastung für Erwerbstätige wird wachsen, weil Umlagen die Grundlage der deutschen Sozialversicherungssysteme bilden und die Rente stets von den aktuell erwerbstätigen Personen finanziert wird.

Stärkung des Arbeitsmarktes: Was muss passieren?

Um den deutschen Arbeitsmarkt zu kräftigen, sollten laut des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) einige Punkte berücksichtigt werden:

1. Späterer Renteneintritt von Beschäftigten

Im Bundesdurchschnitt kommt eine Frau in Deutschland laut Destatis-Daten auf 1,58 Kinder. Eine alternde Bevölkerung – jede zweite Person, so Destatis, sei älter als 45 – trifft wegen des demografischen Wandels auf zu wenig junge Menschen, die als potenzielle Beschäftigte in den Arbeitsmarkt eintreten könnten.

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Wegen des demografischen Wandels war vorauszusehen, dass Menschen noch länger arbeiten müssen und deshalb später in den Ruhestand gehen können. Damit die deutsche Wirtschaft und das Sozialsystem nicht zusammenbricht, sind künftig spätere Renteneintritte deshalb fast unabdingbar.

Wichtig: Damit so viele Arbeitskräfte wie möglich zur Verfügung stehen, ist es wichtig, Weiterbildungsmöglichkeiten und Bildungsangebote zu erschaffen, die Arbeitnehmer, welche physisch schwer arbeiten und die körperliche Arbeit im Alter nicht mehr ausüben können, eine realistische Chance für eine (anderweitige) Beschäftigung geben. Ein Ausbau technologischer Möglichkeiten, um Arbeitnehmer gezielt zu entlasten, ist ebenfalls wichtig. Nicht um den Mensch zu „ersetzen“, sondern zum Beispiel, um Arbeitsvorgänge zu erleichtern.

2. Mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen

Viele Frauen befinden sich in einem atypischen Arbeitsverhältnis: Weibliche Erwerbstätige sind in Teilzeit– und Minijobs beschäftigt, weshalb sie überproportional von prekären Arbeitsverhältnissen und Niedriglöhnen betroffen sind. Vor allem Minijobs erfüllen die Voraussetzungen für eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nicht. Die Möglichkeiten für Frauen müssen ausgeweitet werden und hier muss sich etwas ändern, um den Arbeitsmarkt zu stärken.

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Frauen benötigen in Deutschland mehr realistische Optionen, um ihre Karriereplanung vorantreiben zu können. Notwendig hierfür sind beispielsweise die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Chancengleichheit und passende Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für alle. In der Kinderbetreuung muss sich etwas tun; es bedarf an Angeboten, um Familien zu entlasten.

3. Ausländische Fachkräfte und Integration vorhandener Erwerbspersonen

Ausländische Arbeitskräfte sind ein besonders stark diskutiertes Thema, wenn es um die Sicherung des deutschen Arbeitsmarktes und die Zukunft der Wirtschaft und die des Wohlstandes geht. Ein wesentliches Problem stellt dar, dass eine zu geringe Differenzierung zwischen Erwerbs- und Fluchtmigration stattfindet. Denn bei dem größeren Teil der zugewanderten Personen handelt es sich um Erwerbsmigranten.

Wegen der Problematiken, die oft mit Fluchtmigration einhergehen – es sind beispielsweise weniger Fachkräfte darunter – ist es deshalb schwierig, sich auf das eigentliche Potenzial der Zuwanderung zu konzentrieren. Detlef Scheele (Bundesagentur für Arbeit) betont: Wir bräuchten in Zukunft etwa 400.000 qualifizierte Einwanderer, die jährlich in die Bundesrepublik kommen, um den Mangel kompensieren zu können.

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Abschied von Babyboomer-Generation: Was sie ausgemacht hat

Auch wenn der Wertekonflikt zwischen jungen und älteren Generationen nicht zu leugnen ist, gibt es einige Schnittpunkte, die zeigen, dass die Existenz aller für den deutschen Arbeitsmarkt wichtig ist. Was die Generation der Babyboomer, die in den 50er- und 60er-Jahren geboren sind, ausmacht? Hier kommen die wichtigsten Punkte, an die sich jeder erinnern wird:

Merkmal #1: Hohe Arbeitsmoral

Wir geben zu: Arbeiten bis zum Umfallen wollen die jungen Menschen von heute nicht mehr. Die hohe Arbeitsmoral ist dennoch nicht zu verachten. Babyboomer sind bekannt dafür, ihre Arbeit gut machen zu wollen – und dafür geben sie alles. „Workaholic“ ist bekanntlich ihr zweiter Vorname. Durch sie ist die Arbeitslosenquote in Deutschland gesunken und der Wohlstand hat ein neues Gesicht bekommen. Manchmal etwas zu viel, denn die Gesundheit sollte stets berücksichtigt werden. Jetzt wird es Zeit, in den verdienten Ruhestand zu gehen und Körper und Seele die Ruhe zu gönnen, die sie verdient haben.

Merkmal #2: Starke Frauen

Familie haben und den Wunsch danach, dennoch einem Job nachzugehen? Für die Zeit der Babyboomer-Frauen war das noch keine Selbstverständlichkeit. Und doch waren sie es, die den Weg für ihre Familien und Nachkommen geebnet haben, um eine emanzipierte, unabhängige, sichere Zukunft zu haben: Sie haben hohe Bildungsabschlüsse erworben – auch wenn sie oft dennoch nicht arbeiten konnten, wenn sie beispielsweise Mutter wurden.

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Vieles, was Frauen jetzt haben, hatten sie nicht. In einer Zeit, in der die arbeitende Frau aber noch keine Normalität war, haben sie Tapferkeit bewiesen und damit einen wichtigen Grundstein für die heutige Zeit gelegt. Früher war eine Frau im Vertrieb nicht denkbar. Heute ist das nicht ungewöhnlich – auch wenn in vielen Berufen noch immer Männer dominieren. Auch wenn wir noch immer Verbesserungsbedarf haben, hat sich in dieser Hinsicht einiges getan.

Merkmal #3: Treue gegenüber Arbeitgeber

Job-Hopping gehört heute zum New Normal. Für Babyboomer etwas, was sie sich auch in ihren kühnsten Träumen oft nicht vorstellen konnten. Denn sie blieben teilweise mehrere Jahrzehnte in einem Unternehmen. Damit hatten Arbeitgeber besonders loyale Arbeitnehmer gehabt, die zuverlässig ihrer Beschäftigung im Betrieb nachgingen. Für Kunden und Geschäftspartner im Business ist dies ein Wert, den die meisten zu schätzen wissen. Diese Art von Treue vermittelt Sicherheit und Verbindlichkeit und sollte unbedingt im Zusammenhang mit der Babyboomer-Generation erwähnt werden. Denn sie gelten aufgrund ihrer Einstellung auch als echte Teamplayer und priorisieren alles, was das Unternehmen und ihr Team weiterbringt.

Fazit: Ein Abschied, der den deutschen Arbeitsmarkt schon jetzt trifft

Der langsame Abschied von Arbeitnehmern, die sich entweder schon im Rentenalter befinden oder bald in den Ruhestand gehen werden, hinterlässt eine große Lücke, die kompensiert werden will. Erst die kommenden Jahre werden zeigen, welche Strategien helfen und wo es Probleme geben wird. Fest steht jedoch, dass es bereits jetzt einen großen Personal- und Fachkräftemangel gibt, der sich zunehmend verstärken wird – so lauten zumindest die gängigen Prognosen.

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Bildnachweis: Foto von Tatiana P/Unsplash

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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