Befördert zur Führungskraft, Karriereziel erreicht? Vorsicht: Mit dem Aufstieg beginnt die Arbeit erst. Hier sind die 9 häufigsten Stolpersteine – und wie man sie überwindet.

Anzeige

Neue Führungskräfte können scheitern. Die Gründe variieren: Sie sind der Rolle vielleicht nicht gewachsen. Oder ihre Art der Führung passt nicht zu den Unternehmenswerten. Gründe, die sich nicht immer vermeiden lassen.

Doch gängige Anfängerfehler, die sich bis heute durch die Karrieren einiger Führungskräfte ziehen, lassen sich durchaus vermeiden, wenn wir bereit sind, gnadenlos ehrlich mit uns selbst zu sein und an unserer Einstellung zu arbeiten.

Anzeige

Neun Fehler, die neue Führungskräfte begehen – und an denen sie arbeiten können

In der Hoffnung, als perfekte Führungskraft aufzutreten, verrennen sich frischgebackene Chefs oft in unrealistischen Erwartungen. Sie über- oder untertreiben es in vielerlei Hinsicht. Du willst es besser machen? Dann vermeide folgende Fehler.

Fehler #1: Fehlende Selbstreflexion und ein Fixed Mindset

Ein dynamisches Selbstbild ist essenziell, um als Führungskraft dem Veränderungsdruck der neuen Arbeitswelt begegnen zu können. Doch die Überzeugung, als Chef geboren worden zu sein und nicht mehr dazulernen zu müssen, ist ein weitverbreiteter Irrglaube, welcher der eigenen Entwicklung im Weg steht.

Führungsqualitäten und gute Leader fallen nicht vom Himmel. Menschen mit einem Fixed Mindset, die dank einer Beförderung in der Chefetage landen, begehen nicht selten den Fehler, ihre starren Überzeugungen weiterhin zu vertreten.

Anzeige

Weil die Arbeit von Führungskräften aber mit dem Innehaben des Titels nicht endet, sondern jetzt richtig beginnt, ist ein Mindset-Change unabdingbar. Dieser reicht weit über die Basiskompetenzen hinaus, die Führungskräfte mitbringen. Fragen, die du dir beantworten solltest:

  • Bin ich lernwillig?
  • Reflektiere ich meine Handlungen und Entscheidungen?
  • Nehme ich die Perspektive meiner Mitarbeiter ein?
  • Glaube ich daran, wachsen zu können?
  • Sehe ich Fehler als Lernmöglichkeit?

Fehler #2: Veränderungen sofort einleiten und durchsetzen wollen

Veränderungen brauchen Zeit und es ist ein grober Fehler, sie sofort und um jeden Preis durchsetzen zu wollen. Das Team muss sich akklimatisieren. Und du solltest dir Zeit nehmen, um anzukommen. Alles andere kann zu übereilten, impulsiven Entscheidungen führen, die Chaos stiften und für Unruhe sorgen.

Fehler #3: Überheblichkeit

Macht wirkt beflügelnd. Wer zur Führungskraft aufgestiegen ist, gehört plötzlich zur „Elite“. Zumindest theoretisch. Die Kehrseite zeigt sich bei schwachen Persönlichkeiten. Sie heben ab, weil sie ihren Selbstwert über ihren Status definieren.

Anzeige

Überheblichkeit kann dich aber die Karriere kosten. Wer den Boden unter den Füßen verliert, wird zwangsläufig stürzen. Und je höher der Aufstieg auf dem Karrieretreppchen, desto schmerzhafter der Aufprall.

Wer diesen Fehler verhindern will, sollte sich über seinen Aufstieg freuen, aber mit Bescheidenheit an seine neue Führungsaufgabe herantreten und sich erden, wenn der Erfolg zu Kopf steigt.

Fehler #4: Mitarbeiter favorisieren

Jedes Teammitglied im Unternehmen hat seine Daseinsberechtigung und trägt mit seiner täglichen Arbeit zum Erfolg bei. Frischgebackene Führungskräfte begehen jedoch den Fehler, spezielle Mitarbeiter bevorzugt zu behandeln, weil sie ihre Skills bereits gut kennen oder weil sie anderen misstrauen. Ein Fehler.

Anzeige

Gegen gesundes Misstrauen spricht nichts, aber zu viel baut Barrieren auf und hindert neue Führungskräfte daran, Mitarbeiter wirklich kennenzulernen. Dies ist jedoch Voraussetzung für eine starke Führung. Bekommen Teammitglieder nicht die Möglichkeit, sich zu beweisen, ist das zudem für Betroffene ein Grund, sich zu distanzieren – von der Führungskraft und oft auch vom Unternehmen, welches ein solch unfaires Führungsverhalten unterstützt.

Offenheit, ein Vertrauensvorschuss sowie die Bemühung, Kontrolle abgeben zu können, sind wichtige Komponenten, um diesen fatalen Fehler zu verhindern.

Fehler #5: Zu viel oder zu wenig Fokus auf das operative Geschehen

Es stimmt zwar, dass die Aufgabe von Führungskräften ist, die Belegschaft zu führen. Wer als Führungskraft nicht erlebt hat, was Mitarbeiter täglich durchmachen, wird sie jedoch nicht verstehen. Blindes Delegieren oder wahllos Anweisungen erteilen, funktioniert auch in den besten Unternehmen nicht.

Anzeige

Eine Hands-on-Mentalität gehört deshalb vor allem in schwierigen Situationen, wenn das Personal überlastet ist, zu den wichtigen Führungsqualitäten. Wer befördert wurde und nun glaubt, sich komplett zurückziehen zu können, begeht einen groben Fehler.

Damit dies nicht geschieht, sollten neue Führungskräfte sich nicht einfach nur zurücklehnen, sondern die Ärmel hochkrempeln, wenn es sein muss und vor allem verfügbar und ansprechbar bleiben.

Umgekehrt gilt aber auch: Frischgebackene Führungskräfte sollten sich ihrer Verantwortung nicht entziehen, indem sie ihre Führungsaufgabe vor lauter Überforderung oder Versagensangst vermeiden und sich stattdessen zu sehr ins operative Geschäft einmischen. Auf ein ausgeglichenes Verhältnis kommt es an.

Anzeige

Fehler #6: Den Stil des Vorgängers krampfhaft nachahmen

Wer strebt schon danach, eine billige Kopie des Vorgängers zu werden? Richtig: Führungskräfte, die es sich leicht machen wollen oder vielleicht nicht mutig genug sind, ihren eigenen Führungsstil zu erkunden. Das ist jedoch ein Fehler.

Die Arbeit an der eigenen Denk- und Verhaltensweise kann mit schmerzhaften Erfahrungen einhergehen, weil wir uns manchmal eingestehen müssen, was unsere Schwächen sind. Vor allem in Machtpositionen entscheidet sich, wie wir mit anderen umgehen und was das über uns aussagt.

Wer erfolgreich führen will, sollte seine eigene Führungsidentität entwickeln. Inspiration – okay. Sich hier und da eine Lösung abschauen – auch das ist in Ordnung. Komplettes Nachahmen kann aber ein Schuss in den Ofen sein und ein Grund, weshalb Mitarbeiter den Respekt vor dir möglicherweise verlieren.

Fehler #7: Visionen ohne Konsens durchsetzen wollen

Wer Führungsverantwortung hat, hat auch Entscheidungsmacht und kann diese nutzen, um eigene Visionen und Ideen im Alleingang durchzusetzen. Hilfreich für gute Teamarbeit ist das Vorgehen jedoch nicht. Und doch begehen frischgebackene Führungskräfte, die eine forsche Art der Führung an den Tag legen, diesen vermeidbaren Fehler.

Auch wenn Durchsetzungsfähigkeit von Führungskräften selbstverständlich erwartet wird, bedeutet dies im New Normal nicht mehr, Entscheidungen ohne Konsens zu treffen und sich grob über die Bedürfnisse der Mitarbeiter hinwegzusetzen. Sie sind für Unternehmen die wichtigste Ressource. Größere Entscheidungen, die das ganze Team betreffen, sollten deshalb im Team diskutiert werden.

Fehler #8: Konflikte befeuern oder vermeiden

Der Umgang mit Konflikten ist ein zentrales Thema in Sachen Führung. Wer Konflikte im Team jedoch bewusst befeuert, provoziert nicht nur Mitarbeiter und spielt diese gegeneinander aus, sondern schadet auch der Atmosphäre.

Wer Konflikte hingegen bewusst vermeidet, erschafft eine Kultur des Schweigens, in der es nicht erlaubt ist, über Unangenehmes zu sprechen, ohne die Führungskraft zu verärgern. Passiv-aggressives Verhalten kommt in solchen Kulturen häufig vor.

Konflikte dürfen und müssen sein, um produktiv und erfolgreich zusammen ans Ziel zu kommen. Es kommt nur auf die Art, wie diese ausgetragen werden, an. Sachliches Feedback, einander zuhören und ausreden lassen, Argumente nachvollziehbar darstellen – das alles gehört zu einem gesunden Konfliktmanagement.

Fehler #9: Die Arbeit der Mitarbeiter nicht anerkennen

Ein weiterer Fehler von frischgebackenen Führungskräften ist ihr manchmal fehlender Blick für die Arbeit des Teams, weil sie selbst so sehr mit ihrer neuen Rolle beschäftigt sind, dass sie diese ausblenden. Oder sie geizen mit ihrer Wertschätzung, weil sie niemanden verwöhnen und sich Respekt verdienen wollen.

Beides ist verständlich. Und beides ist ein Fehler: Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber ist ein wichtiger Bestandteil moderner Führungskulturen. Denn nur ausbeuterische oder überholte Führungskulturen funktionieren ohne. Erinnere dich deshalb täglich an die Arbeit, die dein Team leistet.

Bild: Unsplash+/Getty Images