Wenn du aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr entsprechend fokussiert deinem Beruf nachgehen kannst, brauchst du dir jedoch keine Sorgen zu machen. Hier greift die Erwerbsminderungsrente. Was genau diese für dich macht, welche Voraussetzungen du erfüllen und was du sonst noch beachten musst, erfährst du in folgendem Beitrag.

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Was die Erwerbsminderungsrente ist

Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei der EMR ebenfalls um eine Rente. Sie dient dazu, dein fehlendes Einkommen aufzufangen, welches du aufgrund von Krankheit gar nicht mehr oder nur noch zu kleinen Teilen beziehen kannst. Der elementare Unterschied zur Berufsunfähigkeitsversicherung liegt dabei in der Art des ausgeübten Berufes. Dieser ist bei der Erwerbsminderungsrente nicht von Relevanz.

Wenn du noch einige wenige Stunden am Tag arbeiten kannst, stellt die Erwerbsminderungsrente eine tolle finanzielle Ergänzung für dich dar. Hierbei gilt eine Grenze von nicht mehr als drei Stunden pro Tag, wenn du die vollständige EMR erhalten möchtest. Arbeitest du bis zu 6 Stunden pro Tag, erhältst du nur noch eine anteilige EMR.

Wie auch bei der normalen Altersgrenze hängt die Höhe der ausbezahlten EMR von deinem bisherigen Einkommen und den gesammelten Rentenpunkten ab. Wichtig ist jedoch, dass du die Regelaltersgrenze für die reguläre Altersgrenze noch nicht erreicht haben darfst. In diesem Fall erhältst du natürlich deine herkömmliche Rente.

Welche Voraussetzungen gibt es?

Bis du deine Erwerbsminderungsrente erhältst, ist es ein weiter Weg. Es gibt viele Voraussetzungen, welche du erfüllen musst, bevor du die eindeutige Zusage erhältst. Wie du bereits erfahren hast, gibt es die volle und teilweise Erwerbsminderung.

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  • Volle Erwerbsminderung: maximal drei Stunden pro Tag arbeiten.
  • Teilweise Erwerbsminderung: Mindestens drei und maximal sechs Stunden arbeiten pro Tag.

Die Deutsche Rentenversicherung erwartet von dir sogar, dass du dir eine Nebenbeschäftigung besorgst. Welcher Art diese Beschäftigung ist, spielt übrigens keine Rolle. Jedoch wird die Rentenversicherung zunächst überprüfen, ob du wirklich nicht mehr fähig bist, den Rest deines Lebens in Vollzeit zu arbeiten. Denn für die Deutsche Rentenversicherung gilt der Grundsatz: „Reha vor Rente„. Es wird also in erster Linie geprüft, ob du wieder vollständig rehabilitiert werden kannst, bevor du eine EMR erhältst.

Ansonsten solltest du folgende weitere Voraussetzungen erfüllen:

  • Fünf Jahre im Leben in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt.
  • In den fünf Jahren vor Eintritt in die EMR drei Jahre Beiträge gezahlt. Muss nicht an einem Stück passiert sein.
  • Wenn du vor dem 02.01.1961 geboren wurdest, zählen die bisher genannten Punkte nur für Berufe, welche deinen Qualifikationen entsprechen. Hier kann die Rentenversicherung also nicht einfach verlangen, dass du irgendeinen beliebigen Beruf ausführen musst, um eine teilweise Erwerbsminderung zu erhalten.
  • Auch Selbstständige haben Anspruch auf EMR. Hier solltest du jedoch darauf achten, dass du eine Mitgliedschaft in der Deutschen Rentenversicherung abschließt. Diese ist für Selbstständige nämlich nicht verpflichtend.

Erwerbsminderungsrente Höhe – so viel Geld steht dir zu

Wie bereits erwähnt, hängt die Höhe der Erwerbsminderungsrente von deinem persönlichen Rentenanspruch ab. Es zählt also, wie lange du bereits gearbeitet hast und wie hoch dein Einkommen bisher war. Das hat leider einen entscheidenden Nachteil. Für jüngere Leute würde die Erwerbsminderungsrente entsprechend gering ausfallen. Doch keine Angst. Genau aus diesem Grund und der Fairness halber wird bei Personen, welche noch nicht sehr lange in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, so getan, als wenn diese dies trotzdem getan hätten. Alle Arbeitsjahre, welche du noch vor dir hättest, werden einfach in die Berechnung mit einkalkuliert.

Dabei wurde eine Grenze von 65 Jahren und 11 Monaten festgelegt. Bis zum Jahr 2031 steigt diese Grenze jedes Jahr monatlich bis zu einem Maximalalter von 67 Jahren.

Ein weiterer wichtiger Hinweis: Die Erwerbsminderungsrente ist meistens nicht besonders hoch und würde alleine nicht für eine anständige Grundversorgung reichen. Immerhin möchte die Deutsche Rentenversicherung explizit, dass du nebenbei arbeitest, so weit dein gesundheitlicher Zustand dies zulässt. Deshalb solltest du so früh wie möglich noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen.

Erwerbsminderungsrente was beachten?

Wartezeiten

Neben den entsprechenden Voraussetzungen gilt es noch einige weitere Punkte bei der EMR zu beachten. So bist du in Verbindung mit dem Begriff „Erwerbsminderungsrente“ mit Sicherheit schon mal über den Ausdruck „Wartezeit“ gestoßen. Damit wird beispielsweise der bereits genannte Zeitraum von fünf Jahren bezeichnet, in welchem du bereits in die Rentenversicherung eingezahlt haben musst. Zu dieser Wartezeit von fünf Jahren, welche du erfüllen musst, zählen aber in Ausnahmefällen auch die Bezüge von folgenden Leistungen dazu:

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  • ALG I + II.
  • Krankengeld.
  • Übergangsgeld.

Auch Berufsanfänger sind im Hinblick auf eine Erwerbsminderung bestens abgesichert. Solltest du also nach deiner Berufsausbildung oder deinem Studium innerhalb von 6 Jahren eine Erwerbsminderung bekommen und du in den letzten zwei Jahren mindestens 12 Monate Pflichtbeiträge gezahlt hast, ist deine Wartezeit ebenfalls erfüllt.

Die Antragstellung

Neben der Wartezeit ist jedoch vor allem auch die Antragsstellung bei der EMR von großer Bedeutung. Deshalb solltest du folgende Punkte auf jeden Fall beachten:

  • Die Erwerbsminderungsrente erhältst du erst ab dem siebten Monat deiner Erwerbsminderung. Im Zeitraum davor erhältst du in der Regel Krankengeld.
  • Die Bearbeitung des Antrags kann länger dauern.
  • Wenn alle Voraussetzung deinerseits erfüllt sind, empfiehlt die Deutsche Rentenversicherung, innerhalb von drei Monaten die Anträge zu stellen.

Wie bei allen wichtigen Anträgen in Deutschland ist natürlich auch der Antrag auf Erwerbsminderungsrente mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden. Folgende Unterlagen fordert zunächst die Deutsche Rentenversicherung von dir ein:

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  • Alle Namen und Anschriften deiner behandelnden Ärzte.
  • Eine detaillierte Auflistung aller Reha- und Krankenhausaufenthalte der letzten Jahre.
  • Detaillierte Beschreibung aller gesundheitlichen Beeinträchtigungen, an welchen du leidest.
  • Detaillierte Auflistung aller deiner bisherigen Beschäftigungen mit Lohn- und Gehaltsgruppe.

Wie lange erhältst du die EMR?

Wenn du deine Erwerbsminderungsrente endlich erhalten hast, dann wird diese in der Regel zunächst befristet sein. Auch das ist kein Grund zur Panik, denn diese befristeten Zeiträume sind bei der EMR völlig normal. Wenn du dich an den Grundsatz der Deutschen Rentenversicherung erinnerst: „Reha vor Rente“, dann wird dir auch schnell klar werden, warum das so ist. Die Deutsche Rentenversicherung möchte immer wieder überprüfen, ob du nicht doch wieder vollständig rehabilitiert ins Arbeitsleben zurückkehren kannst. Aus diesem Grund wird eine unbefristete Erwerbsminderungsrente auch nur in höchst seltenen Fällen ausgestellt, beispielsweise wenn zu 100 % feststeht, dass die betroffene Person nie wieder vollständig ins Berufsleben zurückkehren kann.

Aus diesem Grund solltest du dich immer rechtzeitig um den Folgeantrag für deine EMR kümmern. Wenn du deine EMR also immer wieder verlängerst, so erhältst du diese bis zu deinem Renteneintrittsalter. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt dann die normale Altersgrenze.

Hinzuverdienst zur Erwerbsminderungsgrenze

Wie du bereits erfahren hast, kannst du bis zu drei Stunden täglich arbeiten und erhältst immer noch deine vollständige Erwerbsminderungsrente. Doch wie hoch ist der Betrag, den du dazuverdienen darfst, ohne dass du Angst vor Kürzungen haben musst. Diese Hinzuverdienstgrenzen sollen jetzt jedes Jahr neu angepasst werden. Für das Jahr 2023 gibt es jedoch gute Nachrichten. Hier sollen jetzt bis zu 17.823,75 Euro im Jahr anrechnungsfrei hinzuverdient werden können und das bei voller Erwerbsminderung.

Die Nachteile einer EMR

Die Erwerbsminderungsrente klingt zunächst erst mal ganz gut. Jedoch hast du jetzt nicht nur einiges über die Vor-, sondern auch über die Nachteile erfahren. Deshalb nachfolgend noch einmal die negativen Aspekte einer EMR, kurz zusammengefasst:

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  • EMR meistens sehr gering. Reicht selten zum Bestreiten des Lebensunterhalts.
  • Muss regelmäßig neu beantragt werden. Unbefristete EMR nur in sehr seltenen Fällen.
  • Komplizierte Antragsstellung.

Bildnachwes: FG Trade Sao Paulo, Brazil/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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