Schnell mal eben einen personalisierten Lebenslauf generieren lassen: ChatGPT soll es möglich machen. Alle Vorteile, aber auch gefährliche Fallstricke auf einen Blick.

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Muster für Lebensläufe finden Bewerber und Arbeitssuchende im Netz zuhauf. Zahlreiche Online-Tools helfen bereits, liefern Vorlagen oder unterstützen beim Finetuning. Selten war es jedoch so einfach, einen personalisierten Lebenslauf sekundenschnell generieren zu lassen. Denn ChatGPT läutet eine neue Ära ein: Automatische Textvorschläge, die auf Basis der Informationen des Nutzers erstellt werden, machen es möglich, sich das mühsame Abtippen von Lebensläufen und Anschreiben zu ersparen.

Die Arbeit des viel diskutierten Chatbots fundiert auf neuronalen Netzwerken, welche stets ein biologisches Vorbild, also gehirnähnliche Strukturen nachahmen. Das maschinelle Lernen führt zu komplexen Verknüpfungen, sodass die KI-Software so arbeiten kann, wie es sie heute tut. In sekundenschnelle kann ChatGPT Formulierungen erstellen, etwa auch für ein Anschreiben, die der Ausdrucksweise eines Menschen ähneln.

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Jobsuchende nutzen ChatGPT bereits

Viele Arbeitssuchende nutzen die KI-Software schon, seit sie auf dem Markt ist: Eine Studie des Unternehmens Resume Builder konnte belegen, dass 46 Prozent der Arbeitssucheden, die im Februar 2022 befragt worden sind, ChatGPT als Stütze für das Verfassen von Anschreiben und Lebensläufen ausprobierten. Rund 78 Prozent sollen eine Einladung zum Bewerbungsgespräch bekommen haben, wenn sie die Unterlagen verwendet haben, die mithilfe der Software verfasst worden sind.

Aber Achtung: Immerhin haben 11 Prozent der Studie nach eine Absage erhalten, als herauskam, dass ChatGPT im Spiel war.

Wie erstelle ich einen Lebenslauf per ChatGPT?

Wer einen Lebenslauf mit der Hilfe von ChatGPT erstellen möchte, kann nach der Registrierung mit einer simplen Frage beginnen:

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„Kannst du mir dabei helfen, einen Lebenslauf zu erstellen?“

Die KI-Software wird im Anschluss einige Informationen fordern, zu denen beispielsweise Angaben zur gesuchten Stelle sowie Daten zur eigenen Person und zur Berufserfahrung gehören. Auf Basis der Angaben wird ChatGPT innerhalb weniger Sekunden einen Vorschlag erstellen.

Wer beispielsweise angibt, bisher als Bäckereifachverkäufer gearbeitet zu haben, wird von der Software branchenspezifische „Erfahrungsvorschläge“ für den Lebenslauf erhalten – wie zum Beispiel: „Einhalten von Hygienemaßnahmen“ oder „Kundenservice/Kundenberatung“.

Dank der vorgegeben Strukturierung und den automatisch generierten Inhalten müssen Nutzer nur noch wenige Angaben ergänzen und haben so innerhalb von wenigen Minuten einen kompletten Lebenslauf.

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Lebenslauf per ChatGPT: Was sind die Vorteile?

Wer unter einer Schreibblockade leidet oder ideenlos vor dem Bildschirm sitzt, bekommt mit ChatGPT womöglich eine Inspirationshilfe. Denn die von ChatGPT generierten Vorschläge müssen nicht komplett übernommen werden, sondern dienen auch als unterstützende Bausteine. Zudem kann die Software auch helfen, wenn es etwas eilt und wir wenig Zeit haben, um einen kompletten Lebenslauf selbst zu erstellen. Heißt also: Richtig eingesetzt, kann ChatGPT vor allem denjenigen helfen, die immer wieder beim Verfassen ihrer Bewerbung an kleinen Details scheitern, Zeit sparen wollen oder neue Ideen suchen.

Wo lauern Gefahren und Fallstricke?

Nicht jedes Unternehmen unterstützt künstlich generierte Anschreiben und Lebensläufe, die von ChatGPT erstellt worden sind. Wie die Studie von Resume Builder bestätigt, wurden Bewerber sogar abgelehnt, wenn sich herausstellte, dass die KI im Spiel war. Deshalb sollte ein Ergebnis zumindest nicht blind übernommen werden, wenn ChatGPT zum Einsatz kommt und die Nutzung offensichtlich ist. Es kann helfen, hier und da etwas zu verändern, zu konkretisieren oder zu löschen.

Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die Ergebnisse teilweise stark generisch sind. Das bedeutet: Es bleibt oft oberflächlich. Für einen Lebenslauf kann dieser Punkt auch von Vorteil sein, weil die wichtigsten Informationen gebündelt dargestellt werden. Wird die Nutzung von ChatGPT eben wegen des fehlenden „Tiefgangs“ entlarvt, ist das jedoch schnell ein Nachteil.

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Auch wichtig: Ganz fehlerlos ist ChatGPT nicht. Es kommt immer wieder zu falschen Informationen und erst kürzlich musste der Hersteller OpenAI sich bei Usern entschuldigen. CEO Sam Altman verkündete, dass das Unternehmen sich „schrecklich fühle“, weil ein Programmfehler dazu führte, Chatverläufe offenzulegen. Auch sensible Inhalte sind deshalb nicht unbedingt geschützt.

Was muss ich beachten, wenn ich einen Lebenslauf mit ChatGPT erstelle?

#1: Ohne Misstrauen geht gar nichts – überprüfe das Ergebnis

Auch wenn es sich bei dem sprach- und textbasierten Programm um ein besonders ausgeklügeltes, fortschrittliches System handelt, kann ChatGPT die menschlichen Fähigkeiten nicht zu 100 Prozent ersetzen. Deshalb ist es für alle Arbeitssuchenden wichtig, Lebensläufe und Anschreiben zu überprüfen. Nicht selten schleichen sich Fehler ein, die wir selbst nicht sehen, die aber anderen – vor allem Personalern, die es täglich mit Bewerbungen zu tun haben – auffallen.

Ein gesundes Maß an Misstrauen sollte aus den genannten Gründen immer vorhanden sein, wenn wir mit Online-Tools und Software arbeiten. Auch wenn wir uns zum Beispiel dafür entscheiden, Texte von Rechtschreibprogrammen korrigieren zu lassen, hilft das zusätzliche manuelle Korrekturlesen.

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#2: Individualisiere deinen Lebenslauf ergänzend

Wenn ChatGPT zum neuen Standard wird, kann es passieren, dass viele Bewerber die gleichen Angaben machen, etwa zur Berufserfahrung – weil diese von der Software vorgegeben werden. HR-Spezialisten wird dieses Muster schnell auffallen. Denn so fehlt es an Originalität und Wiedererkennungswert. Umso wichtiger ist es, Lebensläufe trotz automatischer Generierung selbst etwas zu individualisieren. Oft hilft es auch schon, einzelne Sätze umzustellen, Informationen umzuformulieren oder zu allgemeine Angaben, die nichtssagend und leicht austauschbar sind, wegzulassen.

Wichtig: Achte auf branchenspezifische Anforderungen, damit dein Lebenslauf zur Bewerbung passt. Bewirbst du dich in unterschiedlichen Branchen, kann es wichtig sein, deinen Lebenslauf ebenfalls etwas zu verändern. Liegt der Fokus zum Beispiel auf Sprache und Kommunikation, sollten Angaben, die sich auf die genannten Punkte beziehen, im Fokus stehen.

#3: Lasse deinen Lebenslauf von Freunden, Bekannten oder Kollegen überprüfen

Außenstehende helfen bekanntlich oft dabei, subjektive Wahrnehmungen etwas zu entwirren. Nachdem du deinen Lebenslauf fertig hast, solltest du diesen deshalb von einem Freund/einer Freundin überprüfen lassen. Auf die Wirkung kommt es an: Macht der Lebenslauf einen künstlichen Eindruck? Ist er authentisch und passt er zu dir? Gibt es logische Fehler?

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#4: Füttere ChatGPT mit konkreten Informationen

Wenn du dir ein besonders präzises Ergebnis wünscht, braucht ChatGPT möglichst viele und konkrete Informationen von dir. Je mehr du über dich verrätst, desto detailreicher wird dein Lebenslauf am Ende werden.

Der Nachteil besteht natürlich darin, dass du der KI-Software viel Persönliches anvertraust und dir vielleicht nicht sicher bist, was in Zukunft mit den Daten passieren wird. Auch wenn ChatGPT Sicherheit in Bezug auf Nutzerdaten verspricht: In Italien wurde das Programm vorerst verboten, weil Datenschützer misstrauisch geworden sind.

Fazit

ChatGPT hilft vor allem beim Zeitsparen und der Strukturierung von Lebensläufen, wenn du Unterstützung beim Erstellen deiner Bewerbungsunterlagen benötigst. Die neue KI-Software erleichtert vielen Bewerbern und Arbeitssuchenden so den stressigen Alltag bei der Jobsuche.

Dennoch ist Vorsicht geboten: Überprüfe die automatisch erstellten Inhalte sorgfältig und widerstehe der Versuchung, Vorschläge zum Thema „Berufserfahrung“ zu übernehmen, wenn sie nicht stimmen. Im besten Fall nutzt du ChatGPT nicht blind – auch wenn OpenAI die Software in den kommenden Jahren sicherlich weiter optimieren wird. Wichtig ist, sich wegen eingeschlichener Fehler oder Falschangaben keine Jobchance zu vermasseln. Vertrauen ist, zumindest in diesem Fall, nicht besser als Kontrolle.

Bildnachweis: IMAGO / Christian Ohde

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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