Liebe am Arbeitsplatz? Viele Menschen halten das immer noch für ein echtes Tabuthema. Dabei hat bereits jeder dritte Deutsche erlebt, dass es zwischen Schreibtisch, Meetings und Kopierer funkt. Und bekanntlich ist in der Liebe und im Krieg ja alles erlaubt, oder?

Kurzfassung

  • Beziehungen am Arbeitsplatz sind Privatsache.
  • Es ist ratsam, drei bis sechs Monate zu warten, bevor du deine Beziehung öffentlich machst.
  • Beziehungen am Arbeitsplatz bergen häufig Konfliktpotenzial.
  • 10 Tipps Wie du mit deiner Liebe am Arbeitsplatz umgehst.

Sind Beziehungen am Arbeitsplatz verboten?

Auch wenn Beziehungen am Arbeitsplatz je nach Unternehmen nicht gerne gesehen sind, kann der Arbeitgeber diese nicht einfach verbieten. Eine fristlose Kündigung aufgrund einer Beziehung zu einem Kollegen ist natürlich nicht möglich. Eine entsprechende Klausel im Arbeitsvertrag ist aus rechtlicher Sicht ungültig und verletzt die Persönlichkeitsrechte des Betroffenen. Beziehungen am Arbeitsplatz sind also reine Privatsache.

Jeder Dritte ist oder war in Kollegen verliebt

Die Liebe am Arbeitsplatz gänzlich zu verbieten, wäre ohnehin so gut wie unmöglich. Jeder dritte Deutsche gab in einer Umfrage an, bereits mindestens einmal in einen Kollegen oder eine Kollegin verliebt gewesen zu sein.

Hättest du das gedacht: Vor allem Männer neigen dazu, sich am Arbeitsplatz den Kopf verdrehen zu lassen. Nicht immer wird daraus schlussendlich eine Beziehung oder eine lebenslange Partnerschaft. Wenn du einmal bedenkst, dass du nicht selten 35, 40 oder auch 45 Stunden pro Woche bei der Arbeit verbringst, ist es eigentlich kein Wunder, dass sich gerade hier häufig Beziehungen entwickeln. Das kann vom Flirt auf der Weihnachtsfeier über die Schwärmerei für eine Kollegin bis zur lebenslangen Ehe gehen. Doch ab wann solltest du deine Beziehung eigentlich öffentlich machen?

Dein Glück in die Welt hinausschreien? Nicht bei der Arbeit!

(Frisch) verliebt zu sein, ist das wohl schönste Gefühl der Welt. Du hast Schmetterlinge im Bauch, kannst gar nicht abwarten deine/n Liebste/n wiederzusehen und würdest am liebsten der ganzen Welt von deiner neuen Liebe erzählen. Das kannst du auch tun – in deinem privaten Umfeld. Bei einer Beziehung am Arbeitsplatz hingegen, ist Vorsicht geboten.

Klar, gerade zu Beginn fällt es schwer, bei der Arbeit Abstand von der neuen Flamme zu halten. Doch am Anfang sind Beziehungen noch sehr brüchig. Es ist daher ratsam, unbedingt drei bis sechs Monate zu warten, bevor du deine Beziehung öffentlich machst. So könnt ihr euch in Ruhe kennenlernen und erst einmal sehen, ob sich aus der anfänglichen Schwärmerei eine ernsthafte Beziehung entwickelt und du eine gemeinsame Zukunft planst. Sollte dies der Fall sein, kannst du dich bei der Arbeit zu deiner Beziehung bekennen.

Dass deine Beziehung nun bekannt ist, bedeutet aber natürlich immer noch nicht, dass du deinen Gefühlen bei der Arbeit freien Lauf lassen solltest.

Beziehungen können Neid, Missgunst und Lästereien hervorrufen

Leider kannst du nun, da deine Beziehung öffentlich ist, nicht zwangsweise erwarten, dass dein Glück von allen Kollegen und Kolleginnen geteilt wird. Vielleicht warst du der Schwarm deiner Tischnachbarin und diese ist nun verletzt, beginnt zu lästern oder dich sogar zu mobben? Als hübsche Frau hast du mit dem Vorgesetzten angebandelt und darfst dir nun anhören, du würdest dich „hochschlafen“?

Beziehungen am Arbeitsplatz bergen häufig Konfliktpotenzial, vor allem wenn sich die Partner auf unterschiedlichen Hierarchieebenen bewegen. Es gilt daher, mit der Beziehung im Job diskret umzugehen und Rücksicht auf die Kollegen und Kolleginnen zu nehmen. Sollte es zu Konflikten oder gar Mobbing kommen, suche frühzeitig das Gespräch, schalten einen Mediator ein oder bitte vielleicht doch um die interne Versetzung. Partnerschaften in demselben Team bergen nämlich ein höheres Konfliktrisiko als bei Liebenden in unterschiedlichen Abteilungen. Zudem kann es für die Beziehung eine echte Herausforderung sein, sich nicht nur privat, sondern dann auch noch sechs, acht oder zehn Stunden täglich bei der Arbeit zu sehen.

10 Tipps für den richtigen Umgang mit der Liebe im Job

Dass man Liebe weder verhindern noch verbieten kann, haben die meisten Unternehmen mittlerweile eingesehen. Beziehungen am Arbeitsplatz werden daher in der Regel problemlos akzeptiert, manch einmal sogar begrüßt. Angeblich soll sich dadurch das Arbeitsklima im Unternehmen verbessern. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn das Paar sich auch angemessen zu verhalten weiß und nicht ständig knutscht oder sogar streitet. Wie also gehst du um mit deiner Liebe am Arbeitsplatz?

  • Tipp 1: Zuneigung gehört nach Hause und nicht ins Büro. Händchenhalten, Küssen und Kuscheln sowie ständiges Flirten und Kichern sind bei der Arbeit nicht angebracht. Versuche dich im Büro so normal wie möglich zu verhalten, ansonsten gerätst du schnell ins Kreuzfeuer vom aktuellen Klatsch und Tratsch der Kollegen.
  • Tipp 2: Ziehe dich auf keinen Fall zurück, sondern verbringe die Pausen wie gewohnt mit deinen Kollegen und Kolleginnen. Du und dein/e Partner/in dürfen nicht zu einer Einheit verschmelzen. Sonst stehst du am Ende vielleicht alleine da, wenn die Beziehung irgendwann scheitern sollte. Werde also nicht zum Außenseiter!
  • Tipp 3: Privates muss privat bleiben. Du solltest daher selbst bei befreundeten Kollegen und Kolleginnen stets genauestens überlegen, welche Beziehungsdetails du preisgeben möchtest und welche nicht. Vor allem bei Personen, die in direktem beruflichen Kontakt zu deinem/r Liebsten stehen, behalte private Informationen lieber für dich. Erzähle dann doch eher deinem besten Freund aus Schulzeiten oder der Freundin aus dem Fitnessstudio von den Beziehungsproblemen oder der aufregenden Liebesnacht.
  • Tipp 4: Professionalität ist das A und O, auch wenn das nicht immer einfach sein mag: Egal, ob du gerade Streit hast oder noch sauer auf ihn/sie sind – im Büro verhältst du dich stets professionell. Du musst sachlich zusammenarbeiten können, ohne unterschwellige Konflikte dann bei der Arbeit austragen zu wollen. Funktioniert das nicht, ist eine interne Versetzung vielleicht die bessere Möglichkeit.
  • Tipp 5: Unterlasse Kosenamen, denn „Schatzi“, „Hasi“ und „Mausi“ machen dich schnell zum Gespött der Kollegen. Sei ehrlich: Würdest du deinen Chef noch ernst nehmen, wenn seine Freundin ihn im Büro ständig „Kuschelbär“ nennt?
  • Tipp 6: Sachliche Kritik muss manchmal sein, selbst wenn du mit dem betroffenen Kollegen beziehungsweise der Kollegin eine Beziehung führen. Wichtig ist, dass du dann zwischen Privatem und Beruflichem trennst und die Kritik auch professionell annehmen kannst. Leider sind nicht alle Menschen kritikfähig. In diesem Fall solltest du im Voraus unter vier Augen über die Situation sprechen oder ebenfalls über eine interne Versetzung nachdenken.
  • Tipp 7: Bevorzugung ist ein absolutes Tabu, das sollte beiden Partnern bewusst sein. Dieser Punkt kommt vor allem dann ins Spiel, wenn du eine Beziehung über verschiedene Hierarchieebenen hinweg führst. Beide Partner müssen sich dann darüber im Klaren sein, dass die Beziehung keinen Einfluss auf den Karriereweg haben wird und darf. Das bedeutet: Als Höhergestellte/r musst du bei der Vergabe von Projekten, der Leistungsbeurteilung oder gar der Beförderung immer noch objektiv bleiben. Als Partner/in auf der niedrigeren Hierarchieebene hast du aufgrund deiner Beziehung keinen Anspruch auf Bevorzugung. Du darfst also keine falschen Erwartungen hegen.
  • Tipp 8: Geheimhaltungspflichten gelten auch für Liebende. Erzähle daher auch deinem/r Partner/in nicht von geplanten Beförderungen, Änderungen in der Geschäftsstrategie, bevorstehenden Unternehmenszusammenschlüssen oder sonstigen geheimen Betriebsinterna. Auch wenn du in deiner Beziehung absolut ehrlich sein möchtest: Das ist im Sinne der Fairness gegenüber den anderen Mitarbeitern unerlässlich und sorgt ansonsten nur für ein schlechtes Betriebsklima, Konflikte und Neid.
  • Tipp 9: Rede offen und ehrlich über die Situation. Wird deine Beziehung durch einen Vorfall bei der Arbeit belastet? Fühlst du dich unwohl damit, direkt mit deinem/r Partner/in zusammen zu arbeiten? Hast du Zweifel an der Beziehung? Natürlich solltest du in jeder Partnerschaft offen miteinander kommunizieren, bei der Herausforderung „Liebe im Büro“ ist das aber besonders wichtig. Allerdings gehören solche Gespräche und Diskussionen natürlich in den Feierabend. Für viele Paare stellt die Zusammenarbeit auf Dauer eine Belastung dar. Findet daher gemeinsam die für dich beste Lösung. Manch einmal ist das die interne Versetzung, manchmal der Unternehmenswechsel und ein anderes Mal auch einfach die Familiengründung und Elternzeit. Finde daher für dich heraus, mit welchem individuellen Beziehungs- und Arbeitsmodell du dich am wohlsten fühlst.
  • Tipp 10: Wenn es dann doch zur Trennung kommt, solltest du ebenfalls erst einmal abwarten und sichergehen, dass es endgültig aus ist. On-Off-Beziehungen machen dich nämlich schnell zum Gespött der Abteilung. Ist es wirklich vorbei, kannst du deinen engsten Kollegen und Vorgesetzten kurz und sachlich erklären, dass du dich getrennt hast. Details zu den Gründen behalte für dich. Du solltest zudem weiterhin professionell zusammenarbeiten können. Ist das nicht möglich, gilt es eine individuelle Lösung zu finden. Auch hier kann die interne Versetzung wieder infrage kommen.

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