Wer hätte das gedacht: Geistliche, Polizisten, Juristen – Psychopathen sind in diesen und weiteren Berufen besonders oft zu finden.

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Obwohl beim Wort „Psychopathie“ dunkle Assoziationen in unseren Köpfen auftauchen, Bilder von eiskalten Mördern und bizarren Gestalten, sind Psychopathen täglich unter uns, durchaus greifbarer und auf den ersten Blick scheinbar gewöhnlicher als ihr Ruf. Das macht es schwer, sie zu erkennen.

Kevin Dutton, Oxford-Professor, Autor und Psychologe mit dem Schwerpunkt Psychopathie, schildert in seinem Werk „Psychopathen – Was man von Heiligen, Anwälten und Serienmördern lernen kann“, wie sie ticken und in welchen Berufen sie arbeiten. Während einige berufliche Neigungen durchaus überraschen dürften, werden andere Tendenzen wiederum bestätigt.

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Psychopathen in der Berufswelt: Typische Merkmale

Zwar gibt es keine klassisch anerkannte Diagnose für Psychopathen, grundsätzlich aber fällt ihr Verhalten unter „dissoziale Persönlichkeitsstörung“. Der Unterschied zu Soziopathen ist, dass Psychopathen keinerlei Einfühlungsvermögen oder Schuldgewissen besitzen, sich aber wunderbar in die Gesellschaft eingliedern und damit nicht unbedingt auffallen. Sie wirken zumeist sogar charmant, können hochintelligent sein, während sie innerlich jedoch kalt sind und eigennützig handeln.

Der kanadische Psychologe Robert Hare, der auch Professor an der University of British Columbia ist, hat eine Liste entworfen, die erkennen lässt, ob Psychopathie vorliegt. Typische Merkmale von Psychopathen sind demnach unter anderem:

  • fehlende Empathie und Rücksichtslosigkeit
  • Bedürfnisbefriedigung steht im Fokus
  • ausgeprägtes Dominanz- und Machtstreben sowie Aggression
  • manipulativ und notorisch lügend
  • unberechenbar und impulsiv
  • vermindertes Bewusstsein gegenüber Verantwortung
  • fehlende Schuldgefühle und keine Scham

Kevin Dutton: Diesen Berufen gehen viele Psychopathen nach

Dass nicht alle Psychopathen über einen Kamm geschert werden können, ist selbstverständlich. In bestimmten Berufen aber sind sie Duttons Erfahrungen und Auswertungen nach häufiger als in anderen Jobs tätig. Dazu zählen die folgenden Zehn.

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1. Beamtenberufe

Der klassische Beamtenberuf, etwa in der Verwaltung, setzt ein hohes Organisationstalent, penible Genauigkeit sowie Nüchternheit voraus. Ein für Psychopathen bestens geeigneter Beruf.

Das sich hartnäckig haltende Vorurteil gegenüber Beamten, wenig Einfühlsamkeit zu zeigen, wenn diese sich im Job um die Angelegenheiten von Bürgern kümmern müssen, könnte sich damit zumindest in Bezug auf Menschen mit psychopathischen Zügen bestätigen.

2. Köche

Auch im Kochberuf soll sich der eine oder andere Psychopath besonders wohlfühlen und dort häufiger anzutreffen sein. In der Gastronomie ist ein hohes Stresslevel normal. Weil Psychopathen wenig Sensibilität zeigen und zielorientiert sowie diszipliniert sein können, tummeln sie sich in vielen Küchen herum. Arbeiten sie sich hoch, können sie Großes erreichen – zum Beispiel einen Ruf als Starkoch. Und auf Ruhm und Macht stehen Psychopathen.

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3. Geistliche

Ob als Pfarrer oder Priester, auch einige Geistliche haben es faustdick hinter den Ohren. Natürlich gilt dies auch hier nicht für alle. Dennoch: Geistliche, die anderen „Gutes“ mitteilen, ihnen die Beichte abnehmen und ihnen den Weg zeigen, befinden sich eindeutig in einer dominanten Position. Sie können ihre Autorität missbrauchen, wenn sie jemanden finden, der gutgläubig nach ihrer Pfeife tanzt. Deshalb sollen sich viele Psychopathen nicht selten für diesen Weg entscheiden – vielleicht auch, um ihre eigentlich doch „dunkle“ Seite, wie sie von der Gesellschaft wahrgenommen wird, zu verbergen.

4. Polizisten

Polizisten haben zweifelsohne einen anspruchsvollen Job zu erledigen. Sie müssen nicht nur körperlich fit sein, sondern sich auch durchsetzen, mit einer Waffe umgehen können und in Stresssituationen kühl reagieren. Als „Kontrollinstanz“ sind sie in einer Machtposition und leben damit auch ihr Bedürfnis nach Dominanz und Kontrolle aus.

Auch hier gilt: Nicht alle Polizisten sind Psychopathen. Denn die meisten von ihnen sind durchaus „normal“ und gehen ihrem Job nach.

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5. Journalisten

Wenig überraschend landen Journalisten auch auf der Liste von Dutton. Denn diese müssen, vor allem, wenn sie investigativ arbeiten, eiskalt sein, um an Informationen heranzukommen, die eigentlich schwer zu bekommen sind. Es verwundert deshalb nicht, dass einige Journalisten sich auf reißerische Geschichten stürzen, als gäbe es kein Morgen – nur für einen Moment des Ruhms. Um pikante Details zu enthüllen und damit leben zu können, ist ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit deshalb sogar Voraussetzung für den Beruf.

6. Chirurgen

Blutig, nass, das Leben anderer Menschen in der Hand habend: Chirurgen haben nicht nur einen wichtigen Beruf, sondern auch einen, der über Leben und Tod bestimmen kann. Das Aufschneiden von Haut und Fleisch gehört zu ihrem Joballtag. Wer hier Berührungsängste zeigt, hat verloren. Psychopathen haben damit zumeist kein Problem. Der perfekte Job also, um aufzublühen.

Zudem ist der Beruf des Chirurgen zwar mit Stress, aber auch mit Nervenkitzel verbunden. Wer das Leben anderer wortwörtlich in der Hand hält, spürt ein großes Machtgefühl, was für „Normalos“ zur Herausforderung wird, für Psychopathen aber genau das richtige Maß an Aufregung mitbringt.

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7. Verkäufer

Überzeugungskraft und Charme müssen Verkäufer beweisen. Das manipulative Verhalten von Psychopathen muss nicht, kann aber in diesem Beruf ausgelebt werden – denn es gilt, andere um jeden Preis um den Finger zu wickeln und sie psychologisch so zu manipulieren, dass sie machen, was du von ihnen verlangst. Viele Psychopathen sind deshalb auch Verkäufer.

8. Moderatoren

Wer als Moderator arbeitet, steht im Rampenlicht und bekommt Aufmerksamkeit. Weil Psychopathen auch narzisstisch geprägt sein können, ist dies der perfekte Job, um ihrem Bedürfnis nach Anerkennung und Macht nachzukommen. Triffst du eine Moderatorin oder einen Moderator, ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass sich hinter der Fassade ein Psychopath verbirgt.

9. Anwälte

Mandanten verteidigen, sich durchsetzen und manchmal skrupellos sein, um die Schwächen der Gegenseite ausnutzen zu können, gehört zum Anwaltsdasein dazu. Anwälte leben manchmal, je nach Schwerpunkt, gefährlich, etwa wenn sie zur Zielscheibe in einem prominenten Prozess werden. Damit umgehen können sie aber gut, zumindest, wenn Psychopathie vorliegt, weil sie andere selbst zur Zielscheibe machen können. Davor schrecken sie nicht zurück.

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10. CEOs

Last but not least: In welchem Beruf gibt es mehr Macht als in einer Führungsposition? In Chefetagen, auch das überrascht eigentlich nicht, gibt es viele Psychopathen, die ihrem Bedürfnis nach Macht, Dominanz und Prestige nachkommen. Kaum eine andere Position befähigt sie so sehr dazu, dem nachzukommen, was sie sich im tiefsten ihres Herzens wünschen. Und dabei können sie eiskalt, distanziert und unberechenbar sein. Dass Psychopathen solch hohe Positionen anstreben, liegt damit gewissermaßen in ihrer Natur.

Achtung: Hausmeister

Im Film-Klassiker „Shining“ reist der Schriftsteller Jack Nicholson mit seiner Frau und seinem Sohn als Hausmeister in ein abgelegenes Hotel und verwandelt sich dort in einen Psychopathen. Auch im Film „Sleep Tight“ ist der Hausmeister ein Psychopath. Kann dies ein Hinweis darauf sein, dass der Beruf des Hausmeisters psychopathisches Potenzial birgt?

Wie gehe ich mit Psychopathen im Job um?

Ob aalglatter Vorzeigekollege oder gefühlloser Machtmensch: Psychopathen sind beides. Wer sich vor ihnen schützen möchte, muss sie zunächst durchschauen. Dieser Schritt gestaltet sich nicht ganz so einfach, ist aber Voraussetzung, um überhaupt angebracht reagieren zu können. Neben den typischen Merkmalen, die einen Psychopathen vor allem als kalt, ohne Empathie, manipulativ und skrupellos beschreiben, können sie auch Wesenszüge zeigen, die unerwartet sind – etwa Mitgefühl.

Aber Achtung: Es ist häufig nur vorgespielt. Um sich zu schützen, sollte der Kontakt auf das Nötigste beschränkt werden. Zudem hilft es, sich nicht auf emotionale Spielchen einzulassen, kritisch die Absichten hinter einem Annäherungsversuch zu hinterfragen und ruhig auf Provokationen zu reagieren.

Bild: IMAGO / Allstar

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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