Gehaltsverhandlungen sind herausfordernd. Und das Risiko für Fettnäpfchen gigantisch. Folgende Argumente solltest du unbedingt unterlassen.

Anzeige

Geld ist ein großer Stressfaktor, zum Beispiel wenn wir nicht damit umgehen können, zu wenig davon haben oder darum feilschen wollen. Noch stressiger wird alles, wenn wir mit unserem Boss darüber sprechen möchten. Einige Arbeitnehmer trauen sich eine Gehaltsverhandlung nicht zu. Andere verpatzen sie schlichtweg mit schlechten Argumenten.

Das hat jetzt ein Ende: Wenn du eine Gehaltsverhandlung vor dir hast, es beim nächsten Mal besser machen willst oder nach guten Begründungen für eine Lohnerhöhung suchst, notierst du dir am besten folgende Argumente als No-Go – denn sie ziehen einfach nicht.

Anzeige

1. „Alles ist so teuer geworden.“

Inflation, Mieten, Lebensmittel, es stimmt: Das Leben ist in der Tat teurer geworden. Bei 10 Prozent lag die Inflationsrate im Spätsommer 2022 und einige Unternehmen sind bereits dabei, einen Inflationsausgleich zu zahlen.

Dennoch sollten deine Lebenshaltungskosten, die sich erhöht haben, nicht unbedingt dein Hauptargument für eine Gehaltserhöhung sein. Denn: Auch deine Kollegen müssen jetzt mehr bezahlen. Dein Chef auch und das Unternehmen ohnehin. Das schwächt dein Argument ab. Stattdessen lohnt es sich, Argumente vorzubereiten, die sich als Vorteil für deinen Chef und das Unternehmen zeigen, um eine Zusage wahrscheinlicher zu machen. Und das ist in erster Linie dein persönlicher Beitrag als Arbeitskraft.

Übrigens: Sollten alle Löhne aufgrund der gestiegenen Preise angepasst werden, droht zudem die sogenannte Lohn-Preis-Spirale. Das bedeutet, dass die Lohnerhöhung dazu führt, dass Unternehmen gleichzeitig ihre Preise anheben müssen – und sich damit auch die Preise für Konsumenten erhöhen. Der Teufelskreis führt schließlich zu einer höheren Inflationsrate.

Anzeige

2. „Ich möchte nicht so viel mehr Geld – lediglich eine kleine Erhöhung.“

Dieses Argument hat gleich zwei Nachteile: Möglicherweise lässt dein Chef sich darauf ein. Denn eine Lohnerhöhung um einige Cents macht ihm schließlich nichts aus. Und doch hast du dir damit selbst ins Knie geschossen. Weil du mit einer „kleinen Erhöhung“ nicht wirklich klein gemeint hast, sondern eine mindestens „normale“, faire Anpassung deines Lohns.

Der zweite Punkt: Du hinterlässt einen schlechten Eindruck, weil du nicht selbstbewusst in die Verhandlung gehst und dich unter deinem eigentlichen Wert verkaufst. Beachte, dass Vorgesetzte in manchen Fällen schon von vornherein bereit sind, die Bezahlung anzupassen, weil sie bereits wissen, dass es sich um einen leistungsstarken Mitarbeiter handelt. Die Verhandlung wäre also eine formale Sache. Und doch verpatzen wir es in dem Moment selbst, in dem wir unser Können und unsere Arbeit für das Unternehmen herunterspielen – und lediglich um einige wenige Cents oder Euros bitten.

3. „Im Unternehmen XY zahlt der Chef aber viel mehr.“

Soll das vielleicht eine kleine, leise Erpressung werden? Du denkst dir jetzt: „Nein, eigentlich nicht.“ Dein Chef sieht das aber etwas anders. Wenn du deinen Verhandlungspartner in die Ecke drängst, indem du die Benefits der Konkurrenz betonst, begründest du deinen Wunsch nach einer Gehaltserhöhung nicht mit deiner eigenen Leistung. Vielmehr beziehst du dich auf einen externen Faktor, der deinen Vorgesetzten gar nicht gut schmecken wird. Auch wenn du nicht ganz falsch liegst: Manchmal können kleine Kränkungen dafür sorgen, dass die Stimmung kippt.

Anzeige

Besser: Ermittle deinen Marktwert. Wenn du ernsthaft darüber nachdenkst, zur Konkurrenz abzuwandern, kannst du das im Nachhinein immer noch tun – sofern dein Gegenüber nicht bereit ist, das für dich zu zahlen, was alle anderen zahlen würden. Argumentiere dennoch mit deiner persönlichen Leistung und deinem aktuellen Wert, nicht aber unbedingt mit einer Erpressung. Denn die Konkurrenz mit in den Verhandlungsraum zu bringen, ist nicht immer eine gute Idee. Im besten Fall wird dein Chef vielleicht etwas angestachelt und stimmt dir zu. Im schlimmsten Fall wird es jedoch zu einer schlechten Stimmung kommen – und du wirst dich schnell zu einem neuen Arbeitgeber verabschieden wollen.

4. „Die Kollegen verdienen mehr als ich.“

Kollege XY erhält jetzt mehr Geld nach seiner Gehaltsverhandlung? Oder eine andere Kollegin verdient schon länger mehr Geld als du? Das mag zwar sein. Dennoch solltest du vorsichtig sein, wenn deine Argumentation für mehr Gehalt ausschließlich hierauf beruht.

Du musst dich im direkten Vergleich mit Kollegen nicht kleinmachen oder ducken, aber während einer Gehaltsverhandlung sollte dein Fokus mehr auf deinen eigenen Leistungen liegen. Wichtig ist in erster Linie, dass dein Boss erkennt, welchen Mehrwert du dem Unternehmen bringst, wie du herausstichst und welches Potenzial du bietest. Es geht um dich – nicht um das Konto deiner Kollegen.

Anzeige

Zudem wirkt ein häufiger Vergleich mit deinen Kollegen, wenn das dein einziges Argument ist, auch so, als würdest du jemanden anschwärzen oder die Leistung anderer klein reden wollen. Verzichte darauf, die Arbeitsweise von anderen zu analysieren – und konzentriere dich stattdessen auf deine eigene Bedeutung für deinen Arbeitgeber.

5. „Ich hatte jetzt schon länger keine Gehaltserhöhung mehr.“

Sollte das der Fall sein, dann ist dieses Argument ein großes Tabu bei einer Gehaltsverhandlung. Denn das Ausbleiben einer Gehaltserhöhung allein ist noch kein Grund für mehr Geld. Vielmehr benötigst du handfeste Nachweise, die zeigen, warum du mehr Geld verdient hast: Hast du ein angesprochenes Leistungsziel endlich erreicht und besonders gut abgeschnitten? Konntest du dem Unternehmen in den letzten Monaten in besonders schwierigen Situationen helfen und mit außergewöhnlichen Leistungen glänzen? Hast du ein Problem gelöst, das kein anderer vor dir lösen konnte?

6. „Leider hat mein Partner den Job verloren.“

Die finanzielle Belastung steigt besonders bei Familien mit Kindern an, wenn ein Partner kein Geld mehr nach Hause bringen kann. Das sitzt tief und drückt auf die Psyche. Und doch ist der Jobverlust des Partners keine gute (wirtschaftliche) Begründung für deinen Arbeitgeber, um dir mehr Geld zu zahlen.

Lese-Tipp: Jobverlust: Wie du nach der Kündigung wieder auf die Beine kommst

Anzeige

Private Gründe, die als Argument für eine Gehaltserhöhung angeführt werden, sind für viele Arbeitgeber leider ein Warnzeichen. So empathisch unsere Chefs auch wirken mögen: Müsste das Unternehmen sich jetzt nicht nur um die eigenen Mitarbeiter kümmern, sondern auch um einen finanziellen Ausgleich bei Jobverlust unseres Partners, wäre das für die meisten Unternehmen fernab jeglicher Realität. Sie bezahlen für deine Arbeitsleistung – und diese sollte als Hauptargument dienen.

7. „Wenn ich nicht mehr Geld erhalte, gehe ich.“

Kein Argument, aber eine Art Drohung. Oder: Wenn einem die Argumente tatsächlich ausgehen, bleibt eben dieser Schachzug.

Wir empfehlen: Beginne und beende deine Gehaltsverhandlung nie mit einer Drohung an deine Vorgesetzten. Während der Hinweis darauf, dass die Konkurrenz mehr Geld zahlt, noch etwas passiv wirkt, ist die Erpressung, dass du ohne Gehaltserhöhung das Unternehmen verlässt, schon viel heikler. Das schürt Misstrauen und aktiviert alle Alarmglocken bei deinem Verhandlungspartner. Nach einem solchen Gespräch verliert möglicherweise auch dein Gegenüber das Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit.

Anzeige

Bleibe deshalb sachlich und arbeite mit konkreten Fakten, wenn du deine Gehaltsverhandlung vorbereitest. Denn nichts ist schlimmer als der Versuch, den Arbeitgeber mit leeren Erpressungen in die Ecke drängen zu wollen, obwohl du eigentlich bleiben möchtest.

Tipp: Manchmal können Gehaltsverhandlungen besonders emotional werden – und wir neigen beispielsweise zu unsachlichen Diskussionen. Solltest du merken, dass dir die Argumente ausgehen, kannst du deshalb durchaus um eine Pause oder um einen neuen Termin bitten, um dich zu sortieren und um keine Red-Flag-Argumente nutzen zu müssen.

Bildnachweis: DragonImages/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

Mach mit und diskutiere mit uns in unserer Skool Community!

Egal, ob du Fragen hast, Antworten suchst oder einfach nur deine Erfahrungen zu diesem oder anderen Themen teilen möchtest, du bist herzlich willkommen. Diskutiere mit, erweitere dein Wissen und werde Teil einer inspirierenden Gemeinschaft. Zur Arbeits-ABC Community