Dass die Arbeitswelt einem stetigen Wandel unterliegt, steht außer Frage. Das spiegelt sich vor allem in den Bewerbungsverfahren wider. Ein gut erkennbarer Index für die wachsende Veränderung, vor allem durch die Digitalisierung, sind die Ansprüche, welche Bewerber an ihre potenziellen Arbeitgeber haben, auch die wachsenden Ansprüche, welche Unternehmen wiederum an ihre Bewerber haben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Anforderung von Bewerbern an Arbeitgeber und umgekehrt haben sich in den letzten Jahren stark verändert.
  • Gründe dafür sind vor allem technische Fortschritte, aber auch gesellschaftliche Krisensituationen sind verantwortlich für Veränderung.
  • Arbeitnehmer wollen mehr Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeiten. Burnout und mentale Probleme sind nicht mehr angesagt.
  • Unternehmen setzen vermehrt auf Softskills, anstatt Hardskills.
  • Im Bewerbungsgespräch sollten Softskills am besten subtil vermittelt werden. Nicht mit der Tür ins Haus fallen.
  • Da viele Unternehmen Fachkräftemangel haben, müssen diese attraktivere Arbeitsumgebungen schaffen. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und eine gute Work-Life-Balance sollten zum Standard gehören.

Diese Ansprüche haben junge Bewerber heutzutage an ihren Arbeitgeber

In der Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Es herrscht in vielen Bereichen akuter Fachkräftemangel und viele Unternehmen suchen verzweifelt nach Personal. Dementsprechend sitzen stellenweise sogar die Bewerber am längeren Heben. War dies noch vor einigen Jahren genau andersrum, so stellen jetzt vor allem viele junge Bewerber Anforderung an ihren zukünftigen Arbeitgeber in den Bewerbungsverfahren.

Vor allem die Generation-Z ist es, die folgende Dinge als Grundlage für einen Job ansieht:

  • Keine unbezahlten Überstunden.
  • Flexible Arbeitszeiten.
  • Möglichkeiten für Homeoffice.
  • Eine ausgewogene Work-Life-Balance.
  • Ausreichend Urlaubstage pro Jahr.
  • Eine gute Bezahlung.

Viele alteingesessenen Personaler werden jetzt womöglich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und diese Forderungen für absolut dreist und unrealistisch erklären. Doch sind wir mal ganz ehrlich. Das alles sind Dinge, die eigentlich normal sein sollten. Die Arbeitswelt entwickelt sich und nur weil vor allem junge Bewerber mehr Dinge fordern, welche für ein besseres Arbeitsumfeld beitragen sollen, heißt das nicht direkt, dass es sich dabei um „faule Nichtsnutze“ handelt. Das zumindest behaupten ja gerne viele Menschen der Generation 50+, wenn sie solche Forderungen hören. Doch schauen wir uns einmal die andere Seite an. Was fordern eigentlich Arbeitgeber zurzeit?

Ansprüche von Unternehmen an ihre Bewerber

Es sind nicht nur die Ansprüche der Bewerber, die steigen, auch die Anforderungen von Unternehmen haben sich in den letzten Jahren stark verändert.

War es vor einigen Jahren noch so, dass Personaler großen Wert auf Hardskills gelegt haben, so sind es heutzutage primär die Softskills, welche in den Bewerbungsverfahren zählen. Also Softskills werden Fähigkeiten bezeichnet, die erst einmal nicht in direkter Verbindung mit deiner ausgeführten Tätigkeit stehen. Es geht vielmehr um allgemeine Kompetenzen, wie beispielsweise:

  • Teamfähigkeit.
  • Verantwortungsbewusstsein.
  • Belastbarkeit.
  • Hohe Frustrationstoleranz.
  • Vor allem in sozialen Berufen: Einfühlungsvermögen.

Ansprüche verändern sich durch Krisenzeiten

Doch warum verändern sich die Ansprüche von Unternehmen an Bewerbern und umgedreht? Da gibt es sehr viele Gründe und Einflussfaktoren für. Ein wichtiger Faktor ist dabei jedoch eine Krisensituation, wie beispielsweise die Corona-Pandemie. Generell gab es in den vergangenen Jahren viele Dinge, welche unsere Gesellschaft sehr stark belastet haben. Egal ob eben die Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder die steigende Inflation in Deutschland. Genau das sind Faktoren, welche sich explizit auf die Anforderungen in Bewerbungsverfahren auswirken, auch wenn sie im ersten Moment nichts miteinander zu tun haben.

Denn nicht nur im gesellschaftlichen Kontext, auch im beruflichen Umfeld sind solche Auswirkungen direkt zu spüren. So sind es hier beispielsweise die veränderten Anforderungen von Unternehmen an Bewerbern, dass vermehrt Wert auf Softskills gelegt wird, bei der Auswahl eines Bewerbers.

Nehmen wir als Beispiel die Frustrationstoleranz. Krieg in Europa, Klimakrise und steigende Kosten, all das kann durchaus ziemlich frustrierend für die meisten Menschen sein. Dementsprechend sind gerade im Beruf hohe Frustrationstoleranzen wichtige Eigenschaften, die Bewerber mitbringen sollten. Denn wenn du aus Frust ein wichtiges Projekt in den Sand setzt oder einfach aufgibst und dein Team hängen lässt, kann durchaus ein großer finanzieller Schaden für das Unternehmen entstehen.

Deine Softskills richtig vermarkten

Doch wie punktest du mit deinen Softskills richtig beim Personaler? Wenn du beispielsweise im Bewerbungsgespräch für einen Programmierer-Job bist, solltest du also nicht bloß aufzählen, welche Programmiersprachen du gut beherrschst, sondern auch deine Softskills hervorheben. Dies machst du am besten auf eine indirekte Weise, anstatt die oben genannten Punkte der Liste einfach abzuhaken. Du kannst anhand von Beispielen aus deinem vorigen Job subtil zeigen, dass du beispielsweise teamfähig oder verantwortungsbewusst bist.

Erzähle beispielsweise, dass du die Leitung eines großen IT-Projekts übernommen hast, welches in einer sehr kurzen Zeit fertiggestellt werden musste und dies erfolgreich funktioniert hat. Damit zeugst du beispielsweise, dass du teamfähig, verantwortungsbewusst und auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahrst und damit auch belastbar bist.

Was Unternehmen tun können, um attraktiver zu werden

Zum Abschluss jedoch noch einmal zurück zum Thema Fachkräftemangel. Wie bereits erwähnt, haben vor allem junge Bewerber immer höhere Anforderungen an Unternehmen. Dementsprechend fehlt es an vielen Ecken und Enden an Personal. Die Frage lautet nun, was können Unternehmen tun, um attraktiver zu werden?

Die Antwort ist recht einfach. Sie sollten mit der Zeit gehen. Natürlich sollten sich Personaler von jungen Bewerbern nicht vollständig unterjochen lassen. Auf der anderen Seite sind die bereits genannten Forderungen nicht unbegründet und sollten durchaus ernst genommen werden. Eine gute Work-Life-Balance so wie die Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten, falls möglich, sollten heutzutage zu den Grundvoraussetzungen zählen. Auch die spezifische Förderung und eine angenehme Atmosphäre sind sehr wichtig.

Die Zeiten von ausgebrannten Mitarbeitern und einem Arbeitsumfeld, welches seine Mitarbeiter körperlich und mental zerstört, sind eindeutig vorbei. Eine Veränderung, die den ganz alten Hasen wahrscheinlich gar nicht passen wird, von einer rationalen und objektiven Seite aus betrachtet, jedoch eine äußerst positive Veränderung für alle Beteiligten.

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