Firmenschließungen oder Personalabbau sind nur einige Gründe, warum sich hochqualifizierte Fachkräfte neu bewerben müssen. Auch Probleme mit dem Chef enden oft mit Frust und Kündigung.

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Doch auch die ganz jungen Überqualifizierten haben zunehmend Probleme, anschließend einen guten Job zu bekommen. Heute legen viel mehr junge Leute das Abitur ab und gehen studieren als noch vor 20 Jahren. Es wird immer noch offiziell behauptet: Wer den besseren Schulabschluss hat, hat die besseren Berufsaussichten! Dabei sind Fachleute der Meinung, dass zu viel Qualifikation jungen Leuten eher schadet.

Eine attraktive Stelle zu finden, ist aber in der heutigen Zeit auch für Überqualifizierte nicht einfach. Viele gute Fachkräfte bewerben sich auf wenige Positionen. Die gute Nachricht: Der Einfluss der inneren Einstellung zum neuen Job ist ein wichtiger Aspekt für eine erfolgreiche Jobsuche, das wurde kürzlich durch eine Studie belegt.

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Je positiver der Bewerber gestimmt ist, desto sicherer bekommt er die Stelle!

Je nach „Art“ der Überqualifikation gibt es beim Bewerbungsvorgang natürlich auch eine ganze Reihe von Hemmnissen. Hier haben wir einige Tipps zusammengefasst, wie Sie auch schwierige Hindernisse bewältigen:

Das Alter positiv darstellen

Ein Problem ist das Alter des Bewerbers. Ist er zu jung, d. h., hat er nicht bereits während seiner Ausbildung (Abitur, Studium) praktische Erfahrungen gesammelt, wird er gern als überqualifizierter „ewiger Student“ gesehen, dem es an Praxiserfahrung mangelt und der sich im Arbeitsleben nicht zurechtfinden wird. Ist er allerdings als ehemalige Fach- oder Führungskraft zu alt (und das kann er schon mit Mitte 40 sein!), befürchten Arbeitgeber oft, dass neben zu hohen Gehaltserwartungen auch ein Übermaß an Erfahrung die beim Chef vorhandenen eigenen Fähigkeiten in den Schatten stellt.

Was können Sie nun tun? Wenn Sie jung und überqualifiziert sind, so geben Sie sich vor der Bewerbungsaktion noch einige Zeit, in der Sie so viel wie möglich praktische Erfahrungen sammeln. Das ist gut investierte Zeit und allemal besser, als mit einer Reihe abgelehnter Bewerbungen umgehen zu müssen! Nötigenfalls nehmen Sie eine unbezahlte Volontärstelle oder ein Praktikum in der Branche an, in der Sie sich anschließend bewerben möchten. Besitzen Sie Praxiserfahrung, dann streichen Sie dies im Anschreiben gebührend hervor. Argumentieren Sie mit Ihrer Leistungsfähigkeit und Lernbereitschaft.

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Sind Sie hingegen schon älter, dann sprechen Sie dies ungeschminkt an und weisen Sie darauf hin, dass Ihre fachlichen und menschlichen Erfahrungen Sie zu einem wertvollen Mitarbeiter machen werden.

Sich informiert und arbeitsbereit zeigen

Überqualifizierte Arbeitssuchende sind ebenso wie jeder andere Bewerber gut beraten, wenn sie sich vor einer Bewerbung umfassend über das Unternehmen informieren. Das Internet ermöglicht Ihnen das.

Was können Sie tun? Bezüge auf Unternehmensphilosophie und Mitarbeiterziele lesen sich gut im Anschreiben. Die Auflistung der gewünschten Fähigkeiten und Arbeitsinhalte mit direktem Bezug auf Ihre Fähigkeiten wird ebenfalls positiv bewertet.

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Viele überqualifizierte Bewerber machen den großen Fehler, dass sie während des Bewerbungsgesprächs oder gar bereits im Bewerbungsanschreiben mögliche Verbesserungspotenziale zum Wohle des Unternehmens aufzeigen. Ein beliebtes Spiel der Entscheider ist es, im Bewerbungsgespräch den überqualifizierten Bewerber darauf anzusprechen, was er im Unternehmen (in der betreffenden Abteilung, auf dieser Position …) verändern würde. Halten Sie sich jetzt lieber zurück! Weisen Sie darauf hin, dass Ihr Bild von außen sicherlich nur lückenhaft ist und dass Sie glauben, die Führungskräfte im Unternehmen hätten alle Möglichkeiten bedacht, um die beste Lösung zu finden. Wenn sich allerdings Probleme ergäben, seien Sie als Mitarbeiter absolut bereit, an ihrer Lösung mitzuarbeiten und Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen.

Gehaltsvorstellung des Bewerbers

Gerade gestandene Führungskräfte hatten in ihrer letzten Funktion sicherlich ein hohes Gehalt. Neueinsteiger hingegen haben oftmals keine Vorstellung, was sie fordern können. Es liegt natürlich nicht im Interesse des Unternehmens, zu viel zu bezahlen. Ihr Interesse muss sein, so viel zu bekommen, dass Sie auch auf Dauer damit zufrieden sein können. Hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Was Sie auf keinen Fall tun sollten, ist, die Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten „was sind Sie denn bereit zu bezahlen?“

Bewerber sind gut beraten, gründlich zu recherchieren – es gibt im Internet Gehaltstabellen, die regional völlig unterschiedlich ausfallen können. Für ältere Überqualifizierte ist es wichtig, dass sie sich zunächst von dem lösen, was sie gewohnt waren und analysieren, wo ihre Bedürfnisse liegen und mit welchem Gehalt sie sich ohne Frust arrangieren könnten. Vergessen Sie dabei keinesfalls die sogenannten „geldwerten Vorteile“, die ein niedrigeres Angebot schließlich doch attraktiv machen können, wie privat nutzbaren Dienstwagen, Laptop, Handy u. a.

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Warten Sie, bis das Thema von Ihrem Gegenüber angesprochen wird. Bis dahin haben Sie einen Eindruck über den bisherigen Gesprächsverlauf. Nennen Sie keine Zahl, sondern stets einen Bereich, in dem Sie sich Ihr Gehalt vorstellen können. Wenn der Personalverantwortliche Ihrer Vorstellung schnell zustimmt, lagen Sie zu tief. Hier können Sie sofort Ihre Erwartung einflechten, dass sicherlich die Gehälter im Unternehmen bei guten Leistungen von Zeit zu Zeit angepasst werden.

Nicht jede Qualifikation angeben

Ein anderes Problem sind Befürchtungen der Personalentscheider, dass Überqualifizierte sich gerne mit Tätigkeiten befassen, für die sie nicht zuständig sind und darüber ihre eigentlichen Aufgaben vernachlässigen. Je mehr Sie also im tabellarischen Lebenslauf mit der Vielzahl Ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten auftrumpfen, desto mehr Stolperstellen mag der zukünftige Chef für Ihre Tätigkeit sehen.

Konzentrieren Sie sich daher im Bewerbungsanschreiben auf diejenigen Fähigkeiten, die genau passend für dieses Unternehmen sind. Beschränken Sie sich im Lebenslauf auf die Firma und Position und beschreiben Sie im Anschreiben detailliert, wie Sie in Ihrer Funktion bei … als … genau die Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben, die hier gesucht werden.

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Wenn Sie älter und überqualifiziert sind, weisen Sie im Anschreiben nicht unbedingt auf all Ihre tollen Qualifikationen, sondern vordergründig auf Teamfähigkeit und Konzentrationsvermögen sowie die Fähigkeit hin, Prioritäten setzen und ergebnisorientiert an Ihren Zielen arbeiten zu können.

Ehrlichkeit als Vorteil nutzen

Viele Chefs fürchten, dass der Überqualifizierte eines Tages ihren eigenen Stuhl anstrebt oder sie aufgrund seiner Fähigkeiten rechts überholt. Gehen Sie mit einem solchen Thema offensiv um: Sie haben Ihre Arbeitslosigkeit nicht selbst zu verantworten, sind im Berufsleben schon mit vielen Höhen und Tiefen konfrontiert worden und werden in der neuen Position mit vollem Einsatz innerhalb der Ihnen aufgezeigten Grenzen arbeiten.

Bildnachweis: Luna Vandoorne/Shutterstock.com

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Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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