Mit einem dicken Bankkonto sind Autos, Häuser und Prestige käuflich. Ausgerechnet Milliardär Warren Buffett misst Erfolg jedoch nicht an Geld. Sondern an Liebe.

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Niemand würde sich gegen ein gefülltes Bankkonto wehren. Dass vermögend zu sein aber nicht bedeutet, sich alles leisten zu können, vergessen viele Menschen. Vor allem (echte) Liebe ist bekanntlich nicht käuflich. Einer spricht aus Erfahrung: In der Biografie „Warren Buffett – Das Leben ist wie ein Schneeball“, welche Autorin Alice Schroeder verfasst hat, wird preisgegeben, an welchem Maßstab Milliardär Buffett Erfolg festmacht. Es ist nicht sein Bankkonto. Wenn das Lebensende in sichtbarer Nähe sei, so Selfmade-Milliardär Buffett, wären der einzig wichtige Maßstab die Menschen, die dich lieben.

Umfrage: Alleinstehende entscheiden sich eher für Geld statt Liebe

Dass das nicht jeder so sieht, wird im Wertedenken vieler Menschen deutlich. Geld ermöglicht einen gewissen Lebensstandard, löst Probleme, ermöglicht die Realisierung von Träumen. Interessante Aufschlüsse gibt eine Umfrage des Onlinemagazins Money in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut SurveyMonkey aus dem Jahr 2017: Die meisten Befragten, die getrennt lebend, geschieden oder Single sind, würden lieber für ihr ganzes restliches Leben jedes Jahr 1 Million Dollar erhalten, wenn sie die Wahl zwischen der großen Liebe und Geld hätten. „Nein“ zum Geld sagen am ehesten die Befragten, die verheiratet sind – denn sie kennen die Vorzüge der großen Liebe und setzen weniger auf Geld.

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Ganz unproblematisch ist das nicht: Es spricht nichts dagegen, auch alleine sein zu wollen und lieber auf das große Geld zu setzen – wenn man denn die Wahl hätte. Die Fähigkeit, lieben zu können und Liebe empfangen zu können, ist dennoch wichtig – gerade in einer Welt, in der das „Ich“ eine wichtige Bedeutung einnimmt und wir geprägt sind von individualistischen Lebenskonzepten, in der Verbindung, Liebe geben zu können und Selbstlosigkeit zur Nebensache werden. Denn Beziehungen werden immer kürzer, Partner wechseln häufiger, die Bedeutung von „echter Liebe“ wächst zum großen Fragezeichen heran.

Unternehmer Buffett spendet fast sein ganzes Geld

Warren Buffett selbst beschreibt, dass er viele Menschen kenne, die sich mit Geld und Errungenschaften Dinge leisten. Er gehört ebenfalls zu den Vermögenden und ist bekannt als der global erfolgreichste Anleger. Laut Forbes landet er noch vor Bill Gates auf dem 5. Platz der reichsten Menschen überhaupt (Stand 2023). Buffetts Vermögen soll demnach 106 Milliarden Dollar betragen.

Der im Jahr 1930 geborene Großinvestor möchte sein Geld lieber spenden und nicht alles davon seinen Kindern vermachen. Auch hier wird seine Einstellung zum Thema Geld deutlich. Laut CNBC-Bericht soll der Nachwuchs genug bekommen, um sich vieles leisten zu können – aber nicht so viel, dass sie nichts tun müssen.

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Erfolgsweisheit: „Liebenswürdig“ müsse man sein – und keinen Scheck ausstellen

Am Ende des Tages zähle mehr, ob du liebenswürdig sein kannst, um geliebt zu werden – auch wenn du glauben würdest, so Buffett, für alles lieber einen Scheck ausstellen zu können. Mit Liebe ginge das nicht. Es sind wichtige Worte, die eine individualistische Gesellschaft an einen bedeutenden Wert im Leben erinnern. Denn viele Menschen sehnen sich heute nach Ruhm und Ansehen, was sie mit Geld gleichsetzten, weil Geld Macht verleihen kann. Sie wollen endlich an der Spitze ankommen. Dort ist es bekanntlich aber sehr einsam. Ohne Liebe erst recht.

Was aber bedeutet es, liebenswürdig zu sein? Mit der Eigenschaft der Liebenswürdigkeit geht die Definition einer freundlichen, zugewandten, aufmerksamen und wohlwollenden Art einher – etwas, was in einer Welt mit dem Grundsatz des Individualismus wenig Platz findet. Im Grunde geht es darum, nicht nur zu nehmen, sondern auch geben zu können. Denn Liebe stellt immer eine wechselseitige Beziehung dar. Menschen, die Empathie, Fürsorge und Mitgefühl in die Welt tragen, strahlen Liebe aus. Auf der anderen Seite entsteht Verbindung, Respekt, Dankbarkeit, Wertschätzung.

Geld kann Charakter verändern: Die „Geld-Empathie Lücke“

Nehmen wir an, die 1 Million Dollar pro Jahr aus der erwähnten Money-Umfrage wären plötzlich Realität. Möglicherweise verändert sich dann auch unser eigener Charakter: US-amerikanische Forscher der University of Michigan haben dieses Phänomen untersucht und in einem Bericht veröffentlicht.

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Die Ergebnisse zeigen eindeutig: Menschen, die Geld und damit eine höhere soziale Dominanz haben, neigen der Studie nach dazu, gierig, betrügerisch und eigennützig zu handeln. Die Forschungsarbeit der Wissenschaftler deutet darauf hin, dass Eigenschaften wie „Gier“ von Reichen eher positiv bewertet werden und mit Liebe deshalb weniger zu tun haben; einige Forscher, dazu gehört beispielsweise Psychologe Paul Piff, bezeichnen die fehlende Hemmschwelle als „Money-Empathy Gap“ (Geld-Empathie Lücke).

Eine gewagte, aber nicht ganz unlogische These. Das erklärt möglicherweise auch, warum Geld Ehen und Beziehungen zerstören kann, die Hemmschwelle des Fremdgehens manchmal sinkt und Charaktere ebenfalls verändert – was aber nicht bedeutet, dass Betrug und Eigennützigkeit nicht auch in anderen sozialen Schichten zu finden sind. Wird aber leichtfertiger mit beispielsweise der eigenen Liebe umgegangen, weil davon ausgegangen wird, sich mit Geld auch Liebe „erkaufen“ zu können? Wenn dem so wäre, steht eine Sache fest: Bei käuflicher Liebe handelt es sich wahrlich nicht um echte Liebe, wie wir sie kennen.

Was wir mit Geld assoziieren

Die Frage danach, ob wir Geld oder Liebe wählen würden, ist keine neue. Es existieren Fernsehshows, die genau dieses Thema behandeln und Menschen vor der Entscheidung stellen, Bares einzustecken – oder lieber mit der großen Liebe nach Hause zu gehen. Ein im Grunde „unmoralisches Angebot“, wenn wir ehrlich sind: Nehmen wir das Geld, werden wir als unsoziale, herzlose Egomanen ausgebuht und vielleicht ein Stück weit bewundert. Entscheiden wir uns für die Liebe, machen wir aus normativ-moralischer Sicht alles richtig.

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Deshalb ist Geld so ein schwieriges Thema. Es hat einen verruchten, verführerischen Reiz – vielleicht ist es etwas, was nur die wenigsten Menschen en masse besitzen werden. Zudem steht auf der einen Seite die Romantik und auf der anderen Seite der materielle Luxus. Ist das ein Widerspruch?

Dann sind da noch die positiven Seiten, die wir mit Geld assoziieren: Wer keine Geldprobleme hat und sich darüber hinaus Luxus leisten kann, lebt gut. Wir müssen uns weniger Gedanken darüber machen, ob wir uns zum Beispiel eine bestimmte gesundheitliche Behandlung leisten können oder ob der Urlaub dieses Jahr vielleicht ausfällt, weil das Bannkonto es nicht zulässt. Eine aufkommende Herausforderung, wenn wir keine Probleme mit Geld haben, sondern genug davon, ist, auf dem Boden zu bleiben. Denn wenn wir uns wirklich verändern, welchen Wert hat Geld dann für uns? Oder sind wir vielleicht sogar bereit, unsere moralischen Prinzipien zu verkaufen?

Eine Aussage von Warren Buffett, der Liebe zur Erfolgsweisheit erklärt, bleibt im Gedächtnis: Wenn du sein Alter erreichst, so der Unternehmer, und niemand gut über dich denkt, sei das Bankkonto egal – denn ein solches Leben stelle ein Desaster dar.

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Was würdest du also wählen, wenn du die Wahl hättest?

Bildnachweis: IMAGO/Icon Sportswire

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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