Die Leistung der Gen Z sei laut Führungskräften enttäuschend und die Zusammenarbeit kompliziert – das ergab eine aktuelle Umfrage von ResumeBuilder.

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Führungskräfte enttäuscht: Die meisten finden Post-Millennials schwierig

Der Generationskonflikt schreitet weiter voran. Ein Großteil der Führungskräfte findet die Zusammenarbeit mit jungen Leuten besonders nervenaufreibend. Diese stehen immer wieder in der Kritik. Wegen des demografischen Wandels und aufgrund des Bewerbermarktes, welcher künftig von jüngeren Arbeitnehmern dominiert wird, genießen junge Arbeitskräfte und Nachwuchstalente jedoch eine besondere Position: Sie können sich wegen des Fachkräftemangels mit ihren Bedingungen und Anforderungen immer wieder durchsetzen.

Aber die Kritik an ihnen wird lauter. Sie seien nicht bereit, sich festzulegen, sie seien faul und sie seien auch eine verwöhnte Generation, heißt es immer wieder. Die Einschätzung bezieht sich nicht nur auf das generelle Verhalten der jungen Menschen, sondern auch auf ihre Entwicklung in der Arbeitswelt. Demnach seien Arbeitnehmer der Generation Z (Jahrgang 1995/1997 bis 2012) nicht motiviert genug und sie zeigten auch nicht genügend Engagement im Job. Das hat eine aktuelle Befragung von ResumeBuilder mit über 1.340 Führungskräften ergeben.

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In Zahlen: So schlecht steht es um Gen Z in der Arbeitswelt

Ob berechtigt oder nicht: Es ist gar die Rede davon, dass jungen Leute der Generation Z sich überlegen fühlten und dass sie „denken, sie sind besser als du“, wie eine Führungskraft des Unternehmens SGK Global Shipping Services im Bericht zitiert wird. Die Befragung zeigt, dass es zu grundlegenden Problemen zwischen Arbeitnehmern der jungen Generation Z und ihren Vorgesetzten kommt. Die Zahlen im Überblick:

  • 65 Prozent der befragten Führungskräfte haben Gen Z-ler häufiger als Angestellte anderer Generation die Kündigung ausgesprochen.
  • 36 Prozent der Befragten bemängeln die kommunikativen Skills der Gen Z.
  • 37 Prozent kritisieren die fehlende Jobmotivation.
  • 37 Prozent finden, dass Post-Millennials sich nicht genügend anstrengen.

Junge Menschen fühlen sich psychisch belastet

Die Unzufriedenheit auf Arbeitgeberseite ist nachvollziehbar. Zugleich zeigt sich, dass den jungen Arbeitnehmern und künftigen Arbeitskräften nicht unbedingt Gerechtigkeit widerfährt. Ihre Mentalität ist eine andere – und doch ist es fahrlässig, pauschal davon auszugehen, dass alle Gen Z-ler die gleiche Einstellung besitzen. Aufgrund des Generationskonfliktes werden diese immer wieder über einen Kamm geschert. Die Differenzierung fehlt. Zugleich kommt die Frage auf, weshalb ausgerechnet der Generation der Digital Natives Faulheit nachgesagt wird.

Eine Erklärung, weshalb sie oft als „faul“ bezeichnet werden: Sie sind anders als die Generationen aufgewachsen, die gelebt haben, um zu arbeiten. Sie zeigen zugleich, dass sie sich nicht totarbeiten möchten. Mit ihrer psychischen Gesundheit gehen sie offener um – oft noch offener als die Millennials (Generation Y, Jahrgang 1981 bis 1995), die zwar Work-Life-Balance fordern, aber auch als Workaholics bekannt sind.

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Wie die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ (2022/2023) zeigt, verspüren ganze 25 Prozent der Menschen zwischen 14 und 29 Jahren eine psychische Belastung. Sie seien nicht zufrieden mit ihrer mentalen Gesundheit. Dass die Arbeitsüberlastung in Deutschland generell zur Herausforderung für die psychische Gesundheit geworden ist, ist kein Geheimnis.

Jungen Menschen der Generation Z wird ihr Bewusstsein für das Setzen von Grenzen jedoch zum Verhängnis. Sie werden schneller als faul abgestempelt. Vor allem Führungskräfte der „älteren“ Schule ordnen die Abwehrhaltung als fehlende Arbeitsmoral ein. Was übersehen wird, ist, dass viele junge Menschen arbeiten möchten, aber nicht unter den Bedingungen, die Arbeitnehmer bisher krank gemacht haben.

Fehlt es der Gen Z an Belastbarkeit?

Klaus Hurrelmann, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler, benennt Probleme der Gen Z: Sie seien weniger konzentrationsfähig. Ihre Ausdauer sei eingeschränkt und dies sei unter anderem auf eine überbehütete Erziehung zurückzuführen. Worte, die in der Gesellschaft und vor allem bei älteren Generationen oft Anklang finden.

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Aber auf die Frage, ob junge Menschen generell weniger belastbar sind, lässt sich keine pauschale Antwort finden. Denn auch hier muss von Fall zu Fall differenziert werden. Hieße „hohe Belastbarkeit“, dass Arbeitnehmer ihre eigenen Grenzen überschreiten müssten, um für den Arbeitgeber belastbar zu sein, wäre dies ein hoher Preis, den ältere Generation definitiv zu zahlen bereit waren. Und doch darf auch von den Digital Natives ein gesundes Maß an Belastbarkeit erwartet werden – wenn sie dafür nicht ihre Gesundheit und ihren Wert aufgeben müssen.

„Vorurteile sind Altersdiskriminierung“, so ResumeBuilder-Karriereberater

Auffällig ist in diesem Kontext, dass die Post-Millennials aufgrund der sich fortschreitenden Entwicklungen in Sachen Bildung, Technologie und Wissenschaft oft besser ausgebildet sind als Vorgängergenerationen – und doch hat auch die Pandemie dazu beigetragen, ihnen einen Strich durch ihre ursprünglichen Ausbildungs- und Karrierepläne zu machen.

Leo Marty vom Unternehmen „Universum Global“ schätzt die Generation Z gar als besonders aktiv statt passiv ein: Sie wollten ihr Schicksal, so Marty, in die Hand nehmen. Anders als die Vorgängergenerationen seien sie nicht bereit, Probleme wie den Klimawandel weiter aufzuschieben. Geschäftsführer Marty findet sogar: Gen Z zeige einen starken Leistungswillen. Das Unternehmen hat sich auf Employer Branding spezialisiert und ist global tätig.

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Stacie Haller, der für ResumeBuilder als Karriereberater tätig ist, sieht das Problem auf beiden Seiten – auf der Gen-Z-Seite und auf der Seite der Kritiker. Einerseits handle es sich um Altersdiskriminierung, wenn die junge Generation aufgrund ihres Alters von gängigen Klischees überhäuft wird und mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Andererseits müsse Gen Z mehr Verständnis für die in der Berufswelt geforderten Fähigkeiten entwickeln, so Haller.

Zum Nachteil der Arbeitgeber: Gen Z ist lieber ohne Job – statt unglücklich im Job

Dass Arbeitgeber die Post-Millennials herausfordernd finden, liegt an den auseinandergehenden Vorstellungen von Arbeit. Junge Fachkräfte fordern Arbeitserleichterung und fancy klingende Sachen wie beispielsweise „Workation“, mehr Freizeit und Flexibilität. Unternehmen hingegen, die nicht auf die junge Generation vorbereitet sind, halten an ihrer bisherigen Vorstellung von Arbeit fest. Es ist nur natürlich, dass das Konfliktpotenzial größer wird.

Immer wieder zeigen aktuelle Studien vor allem eine Sache: Viele Nachwuchstalente würden tendenziell auf einen Job verzichten, wenn dieser sie unglücklich macht, weil sie stattdessen lieber ohne Job sind. Ihr persönliches Befinden und ihre mentale Gesundheit gehen vor. Eine Einstellung, die beispielsweise in der Babyboomer-Generation kaum denkbar wäre.

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Prognose: Führungskräfte und Unternehmen haben einen langen Weg vor sich

Der Generationskonflikt wird morgen nicht verschwinden. Fakt ist aber: Die Generation Z wird, auch wenn sie im Vergleich zur ausscheidenden Babyboomer-Generation weniger sind, den Bewerbermarkt dominieren. Die hohe Unzufriedenheit auf Arbeitgeberseite ist deshalb eine, die zwar nachvollziehbar ist und sein darf. Ob sie förderlich ist und die jungen Fachkräfte umstimmt, ist jedoch fraglich – es sei denn, sie kann als Antriebsmotor für Veränderung genutzt werden.

Notwendig sind Kompromisse, die für beide Seiten funktionieren und Verständnis für das, was bisher war und in Zukunft vielleicht nicht mehr sein soll. Hierzu gehört zum Beispiel die krankmachende Arbeitsüberlastung, der Arbeitnehmer ausgesetzt sind.

Die Einsicht und das Verständnis dafür, dass Arbeitnehmer der Zukunft nur noch so lange und so viel wie nötig arbeiten möchten und den Job nicht zum Lebensmittelpunkt erklären, kann die Tore zur Kompromissbereitschaft öffnen: Wer sich verstanden fühlt, ist eher bereit, etwas zu leisten, als diejenigen, die auf Unverständnis und Vorurteile stoßen.

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Bild: Unsplash+/Oladimeji Odunsi

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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