„Was wünschst du dir vom Leben?“ Psychologin Charlotte Fox Weber beschreibt, wonach sich jeder von uns im tiefsten Inneren sehnt.

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Wer Karriere macht, fühlt sich am Ende des Tages vielleicht doch leer. Wer in eine neue Stadt zieht, findet dort vielleicht nicht das, wonach gesucht wurde. Wer einen neuen Job annimmt, spürt vielleicht keine Begeisterung. Unsere Entscheidungen wollen wir auf Basis unserer tiefsten Sehnsüchte treffen. Aber was, wenn wir uns dieser Wünsche und Sehnsüchte gar nicht bewusst sind?

Ist es Geld, ist es Liebe oder ist es doch etwas ganz anderes, was zu einem erfüllten Leben führt? Die unendliche Suche nach dem, was unsere inneren Sehnsüchte, die manchmal kaum fassbar sind, stillen könnte, ist kompliziert. Das findet auch Psychologin Charlotte Fox Weber, die sich während ihrer mehrjährigen Arbeit als Therapeutin auf die Suche nach universellen Sehnsüchten gemacht hat, die jeder Mensch in sich trägt. Die Nicht-Erfüllung dieser ist nicht das Problem. Sondern oft, dass wir sie nicht einordnen, nicht spüren oder schier vernachlässigen.

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Seelische Probleme, Vereinsamung, Unzufriedenheit und Rastlosigkeit sind die Folgen.

Um herauszufinden, was wir uns vom Leben wünschen, sollten wir unsere tiefsten Wünsche kennen, um sie als Basis für bessere Entscheidungen nutzen zu können.

Und vor allem sollten wir wissen, welche Wünsche wir priorisieren, weil einige sich nicht miteinander vereinen lassen, sodass wir vor schwierigen Entscheidungen stehen. Beispiel: Sicherheit vs. Freiheit. Wer große Sehnsucht nach Sicherheit im Leben hat, muss womöglich auf einige Freiheiten verzichten, um Sicherheit zu erlangen – und umgekehrt. So kann eine Festanstellung mehr Sicherheit als die Selbstständigkeit bieten, aber nicht unbedingt mehr Entscheidungsfreiheit. Wer hingegen mehr Freiheit will, geht höhere Risiken ein, verzichtet aber auf die finanzielle Sicherheit, die eine Anstellung offeriert.

Das wünscht sich jeder Mensch – laut Psychologin Weber

Einige universelle Wünsche, die jeder von uns in sich trägt, sind besonders prägnant. Sie ziehen sich durch unser Leben wie ein Band, das uns ständig begleitet, sich mit den Jahren und Erfahrungen verändert, für einige Turbulenzen sorgt, aber auch Erfüllung bringt – wenn wir bereit sind, unsere Sehnsüchte anzuerkennen, sie aber auch zu reflektieren.

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1. Wir sehnen uns nach Zugehörigkeit

Eines der wichtigsten (emotionalen) Grundbedürfnisse ist die Sehnsucht, sich dazugehörig zu fühlen. Ob wir uns dagegen sträuben oder verzweifelt danach lechzen: Jeder möchte ein Teil von etwas sein. Ein Teil einer Familie, ein Mitglied einer Gruppe, ein Mensch, der zu anderen Menschen dazugehört.

Die Sehnsucht zu erkennen und ihr zu folgen, sind zwei verschiedene Dinge. Denn Psychologin Weber macht darauf aufmerksam, dass es auch wichtig ist, manchmal alleine sein zu können, um nicht völlig im Wunsch zu versinken, um jeden Preis dazugehören zu müssen. Gleichzeitig ist es wichtig, sich um seine sozialen Kontakte und Beziehungen zu kümmern, um sich ausgeglichen zu fühlen und diese Sehnsucht zu stillen.

2. Wir sehnen uns nach Aufmerksamkeit

Die ungeteilte Aufmerksamkeit von Freunden oder Partnern kann ein Trost in schwierigen Zeiten sein. Der Wunsch, ehrliche Aufmerksamkeit zu bekommen, ist tief in uns verankert. Wir wollen gesehen werden.

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Genauso wie wir selbst uns danach sehnen, sind es auch die Menschen in unserem Umfeld, die Aufmerksamkeit brauchen, um tiefere Bindungen und Beziehungen eingehen zu können. So kann echte Aufmerksamkeit aussehen:

  • Zuhören
  • Blickkontakt
  • Empathie zeigen
  • eine warme Umarmung verschenken
  • Hilfe anbieten
  • nach Wünschen und Bedürfnissen fragen

3. Wir sehnen uns danach, zu lieben und Liebe zu verschenken

Weil im Alltag untergeht, dass der Wunsch nach Liebe bei allen Menschen stets präsent bleibt, vergessen wir, sie zu zeigen. Ob in langjährigen Partnerschaften, in Freundschaften oder in der Familie – Weber empfiehlt, sich den „Zauber der Liebe“ unbedingt zu bewahren. Letztendlich kann sich hinter der Verletzung und Unzufriedenheit einer Person die unerfüllte Sehnsucht verbergen, endlich wieder Liebe zu spüren oder sie verschenken zu dürfen.

4. Wir sehnen uns nach Macht

Dieser Wunsch kann nicht immer, aber manchmal bessere Menschen aus uns machen, wenn wir Verantwortung für uns und andere übernehmen, oder destruktiv enden, wenn wir uns nach Macht sehnen, um eine tiefe Verletzung zu kompensieren.

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Der tiefe Wunsch nach Macht hat, auch wenn wir uns das nicht immer eingestehen möchten, seine Daseinsberechtigung. Menschen, die nach Macht streben, dann aber Schuldgefühle bekommen, führen einen inneren Konflikt. Umso befreiender kann die Erkenntnis sein: „Ja, ich möchte mächtig sein.“ Denn Macht kann vieles bedeuten:

  • die mentale Macht, seine Gedanken und Entscheidungen frei steuern zu können
  • die finanzielle Macht, frei über Geld verfügen zu können
  • die berufliche Macht, flexibel arbeiten zu können
  • die soziale Macht, Menschen inspirieren und lenken zu können

Psychologin Weber warnt, die Machtsehnsucht genau zu hinterfragen. Schädlich kann Macht ausgelegt werden, wenn wir zum Beispiel versuchen, Partner, Mitarbeiter, Freunde oder andere Menschen zu kontrollieren. Dann geht es um die Macht über andere – und das kann zum Problem werden.

5. Wir sehnen uns nach Sicherheit

Der Wunsch nach Sicherheit ist weitverbreitet und man könnte sagen: Jeder sehnt sich danach. Nach sicheren Beziehungen, nach einem sicheren Job vielleicht, nach einem sicheren Leben in einem freien Staat, nach Sicherheit auf dem Bankkonto.

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Ein ausgeprägter Wunsch nach Sicherheit kostet uns aber etwas: Er verhindert, dass wir mutig sind und auch mal Entscheidungen treffen, die uns aus unserer Komfortzone hinauskatapultieren.

Und doch fühlt sich Sicherheit essenziell an, um die Kontrolle über das eigene Leben behalten zu können. Wer Sicherheit priorisiert, kann oft besser planen, obwohl der Alltag nicht geradlinig verläuft. Um Sicherheit zu haben und dennoch den Mut nicht zu verlieren, um auch mal Kontrolle abgeben zu können, kann es hilfreich sein, seine eigenen Wünsche dann und wann zu hinterfragen.

6. Wir sehnen uns danach, Sieger zu sein

Menschen möchten gewinnen. Auch das ist ein tiefer Wunsch, denn dahinter verbirgt sich oft das emotionale Bedürfnis, anerkannt zu werden und den Selbstwert zu erhöhen. Deshalb ist es wichtig, nicht nur nach Großem zu streben, sondern auch seine täglichen Erfolge zu feiern, so winzig sie uns auch erscheinen mögen. Auch hier erinnert Psychologin Weber an die Interpretationsmöglichkeiten und an die Auslegung des Begriffs „Gewinnen“. Wollen wir zum Beispiel gewinnen, um es anderen heimzuzahlen oder möchten wir selbstzufriedener sein? Intrinsisch motivierter Antrieb, wie es bei Letzterem der Fall ist, verhilft häufig langfristig zu innerer Zufriedenheit, während das Motiv Rache nicht unbedingt nachhaltig ist.

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7. Wir sehnen uns nach Freiheit

Wer Einschränkungen erlebt, strebt innerlich nach der größtmöglichen Freiheit für sich. Doch der Wunsch nach Freiheit resultiert nicht nur aus negativen Erfahrungen, sondern ist grundsätzlich vorhanden, auch wenn er unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Freiheit kann sich unter anderem beziehen auf:

  • den Beruf
  • die Finanzen
  • gesellschaftliche Regeln und Normen
  • die Beziehung

Oft erfordert die Erfüllung des Wunsches, Freiheit auszuleben, dass wir auf einen Teil Verbindlichkeit, Sicherheit oder Harmonie verzichten. Doch persönliche, gedankliche und finanzielle Freiheit hat viele Facetten. In jedem Fall ist es wichtig, sich seiner Freiheitssehnsucht bewusst zu werden. Um zu entscheiden, was wir bereit sind für sie zu geben, um ein erfüllteres Leben führen zu können.

Bild: Foto von Anastasia Shuraev/Pexels.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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