Personalverantwortliche führen Tag für Tag Jobinterviews. HR-Experte und Insight Global CEO Bert Bean erklärt, welche Frage im Bewerbungsgespräch wirklich beeindruckt.

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„Haben Sie noch Fragen an uns?“

Bewerber zeigen Eigeninitiative und ihre Kommunikationsskills, wenn sie im Jobinterview nicht nur Fragen beantworten, sondern selbst welche stellen. Insight Global CEO Bert Bean ist als Personalexperte und aus eigener Erfahrung überzeugt, dass vor allem eine spezielle Frage Eindruck hinterlässt und von hoher Einsatzbereitschaft zeugt, die folgendermaßen formuliert werden kann:

„Welche drei Eigenschaften bringen ihre erfolgreichsten Mitarbeiter mit, die sie täglich unter Beweis stellen?“

Begründung: So zeigen Bewerber, dass sie lernfähig und bereit sind, sich wichtige Fähigkeiten anzutrainieren, um sich in ihrer Position hervorheben zu können. Zudem wirken sie selbstbewusst, offen und interessiert. Gute Voraussetzungen, um in einen neuen Job einzusteigen und nicht nur Teil eines Unternehmens zu werden, sondern einen wirklichen Mehrwert zu liefern. Schon eine frühere Studie untermauerte, dass Einsatzbereitschaft bei Personalverantwortlichen besonders gut ankommt: 100 Prozent der Befragten finden Eigeninitiative und die Bereitschaft, Einsatz zu zeigen, mindestens „wichtig“. Die meisten haben „sehr wichtig“ angegeben.

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CEO Bean: „Kein Unternehmen ist perfekt“

Neben der Möglichkeit, selbst zu überzeugen, gibt dir die Antwort deines potenziellen Arbeitgebers auf diese Frage ebenfalls eine Chance. Du findest heraus, ob ihr kompatibel seid, die Stelle zu dir passt und eure Erwartungen realistisch sind. Denn nicht nur Jobkandidaten bewerben sich heute bei Unternehmen – sondern auch Arbeitgeber bei Arbeitnehmern. Sind die genannten Fähigkeiten der besten Arbeitnehmer zum Beispiel überzogen und bauen Druck auf? Oder erwartet dein potenzieller Chef etwas von dir, das erlernbar ist und so entwickelt werden kann? Geht es um Soft Skills oder wird mehr Wert auf fachliche Qualifikation gelegt?

In einem Beitrag im Wirtschaftsmagazin Forbes macht Bean deutlich, dass vor allem Klarheit auf beiden Seiten helfen kann. Denn kein Unternehmen sei perfekt – und auch viele Vorgesetzte, so Bean weiter, würden ihr Bestes geben. Doch sie seien keine „Gedankenleser“, weshalb es wichtig sei, eigene Bedürfnisse zu kommunizieren. Heißt: Die konkrete Frage nach wichtigen Fähigkeiten und Eigenschaften kann auf beiden Seiten für Klarheit sorgen, indem Erwartungshaltungen offengelegt werden.

Womit kann ich außerdem überzeugen?

Es gibt kein ultimatives Geheimrezept, um potenzielle Arbeitgeber zu 100 Prozent zu überzeugen, weil Branchen, Positionen und Anforderungen sich unterscheiden. Solltest du dich jedoch auf Jobsuche befinden und einige Termine für ein Vorstellungsgespräch vereinbart haben, gibt es neben der genannten Frage einige weitere Punkte, die du beim Vorbereiten deiner Fragen und des Gesprächs berücksichtigen solltest. Hier kommen unsere Tipps für dich:

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Tipp #1: Überzeuge dein Gegenüber mit Qualität – nicht Quantität

Ein Fragenkatalog, den du dir vor dem Termin einprägst, kann zwar als Orientierungshilfe dienen. Wie bei so vielen anderen Dingen auch gilt aber hier das Prinzip: Qualität vor Quantität. Wenn du dich auf einige wenige Fragen konzentrierst, die dafür aber besonders gut, einprägsam und eindrucksvoll sind, überzeugst du am ehesten.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Frage von Bean nach den drei wichtigsten Eigenschaften der Mitarbeiter. Aber auch die Frage nach der Unternehmenskultur oder nach aktuell vorherrschenden Herausforderungen im Unternehmen eignen sich, um Interesse zu signalisieren und Bereitschaft zu zeigen, sich mit den wirklich wichtigen Dingen auseinandersetzen zu wollen.

Tipp #2: Stelle Fragen zum Führungsstil

Du sprichst mit deinem potenziellen Boss? Ergreife die Möglichkeit, konkrete Fragen zu stellen. Heute ist es keine Seltenheit mehr, dass Mitarbeiter das Unternehmen wegen ihrer Chefs verlassen, wenn sie merken, in einer toxischen Beziehung gefangen zu sein oder wenn fehlendes Vertrauen für Verunsicherung sorgt. Je eher du ausschließen kannst, dass ein Unternehmen mit festgefahrenen Führungsstilen auf dich zukommt, desto besser für dich.

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Nicht nur die Antworten einer Führungskraft werden dir Aufschluss geben, sondern auch die Art, wie sie auf deine Fragen reagiert: Wird distanziert oder doch offen und vielleicht sogar mit etwas Humor geantwortet?

Beispielfragen, die du stellen kannst:

  • „Wie beschreiben Sie Ihren persönlichen Führungsstil?“
  • „Was ist Ihre größte Herausforderung in der Position als Führungskraft?“
  • „Wie gehen Sie mit Konflikten im Team um?“
  • „Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?“
  • „Wie wird mit Fehlern umgegangen?“

Lese-Tipp: Schwache Anführer: 6 Anzeichen eines fragwürdigen Führungsstils und was dagegen hilft

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Tipp #3: Stelle keine Fragen mit einfach zu recherchierender Antwort

Nur Fragen stellen, um überhaupt eine Frage zu stellen: Das ist keine gute Idee. Es gibt Basic-Informationen, die du schnell und einfach recherchieren kannst, wenn du dich über ein Unternehmen schlau machst. Wer sich nicht vorbereitet und diese einfachen Informationen nicht zur Hand hat, zeigt, dass nur wenig oder eine mangelhafte Vorbereitung erfolgt ist. Fragen über offensichtliche Dienstleistungen eines Unternehmens gehören beispielsweise nicht in ein Vorstellungsgespräch – denn so hinterlässt du einen schlechten ersten Eindruck.

Tipp #4: Lass dich vom Onlineauftritt inspirieren

Das Unternehmen betont im Web, ein besonders moderner, familienfreundlicher oder außergewöhnlicher Arbeitgeber zu sein? Die Arbeitgebermarke ist für Bewerber besonders wichtig. Wenn der Onlineauftritt des Unternehmens Fragezeichen bei dir aufwirft, solltest du selbstbewusst genug auftreten, um aufkommende Fragen zu deiner Zufriedenheit klären zu können. Ein mutiger Auftritt kommt ebenfalls gut an, sodass du nicht nur Antworten bekommst, sondern auch punktest.

Beispiel:

„Im Stelleninserat habe ich gelesen, dass sie sich als modernen Arbeitgeber beschreiben. Haben Sie konkrete Beispiele aus Ihrem Arbeitsalltag, damit ich mir besser vorstellen kann, wie Arbeitnehmer davon profitieren?“

Denke daran: Nicht nur du musst überzeugen – sondern ein Arbeitgeber auch dich. Wenn es klappt, wirst du schließlich einen Vertrag eingehen, der bindend ist.

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Zusatztipp vom Personalexperten Bert Bean

Eigeninitiative und das Talent, sich und seine Argumente gut zu verkaufen, können Bewerber auch am Ende des Gesprächs kurz und knackig zeigen. Bean empfiehlt hier einen 30-sekündigen Elevator Pitch, um noch einmal für sich zu werben. Sollte dein Gegenüber dich zum Schluss fragen, ob du noch Fragen hast, kannst du antworten, indem du höflich verneinst – aber kurz mitteilst, warum du davon überzeugt bist, der beste Jobkandidat für die Stelle zu sein.

Beispiel:

„Weitere Fragen habe ich keine, vielen Dank. Ich möchte gerne kurz zusammenfassen, aus welchen Gründen Sie mich für den Job engagieren sollten.“

Tipp: Hole nicht zu weit aus. Beschränke dich lieber auf deine Kernfähigkeiten und Stärken, sodass dein Gegenüber erfährt, welchen Mehrwert du bietest und bei welchen konkreten Aufgaben und Herausforderungen du das Team ergänzen kannst. Zum Schluss geht es nicht darum, lange Reden zu schwingen – sondern den „letzten Eindruck“ positiv zu gestalten, bevor du den Raum verlässt.

Fazit

Indem du konkret nach spezifischen Eigenschaften von guten Mitarbeitern fragst, die das Unternehmen auf bedeutende Weise mittragen, findest du heraus, welche Erwartungen an dich gestellt werden. Du zeigst dich motiviert, interessiert und aufgeweckt. Zudem weißt du am Ende des Gesprächs, ob dein potenzieller Arbeitgeber zu dir passt – oder eure Erwartungen einfach nicht zueinander passen.

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Eine gute Vorbereitung deiner eigenen Rückfragen für das Bewerbungsgespräch hilft dir dabei, Jobinterviews so effektiv und aufschlussreich wie möglich zu gestalten. Erspare dir auf diese Weise die endlose Suche nach dem passenden Arbeitgeber – und hinterlasse gleichzeitig einen guten, authentischen Eindruck.

Bildnachweis: sturti/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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