Ab jetzt nur noch Dienst nach Vorschrift verrichten: Das ist der Kern des Trends Quiet Quitting. Folgende fünf Maßnahmen können Arbeitgeber ergreifen, um Arbeitnehmer zu motivieren.

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Die Hustle-Kultur, in der Arbeitnehmer heute ihren Jobs nachgehen, kennzeichnet sich durch Überstunden, Arbeiten bis in die Nacht sowie Leistungsdruck und die Vermischung von Beruf und Privatleben. Eine Gegenbewegung, die von Beschäftigten ausgeht, wird als „Quiet Quitting“ (stiller Ausstieg) bezeichnet: Arbeitnehmer gehen pünktlich nach Hause, leisten keine Mehrarbeit, lesen und beantworten E-Mails nicht außerhalb der Arbeitszeit. Sie erledigen ihren Job, machen aber nur noch das, was notwendig ist.

„Adieu, Überbelastung!“

Hinter diesem Trend verbirgt sich die Bestrebung nach einer gesunden Work-Life-Balance. Die Arbeit soll nicht mehr Mittelpunkt des Lebens sein. Vor allem Millennials und Gen Z zeigen, welche Bedeutung ihrem Privatleben, ihren Familien und der mentalen Gesundheit zukommt – denn das alles hat Priorität. Es ist nicht mehr wie früher, als Arbeiten bedeutete, den Job bis zum Umfallen auszuführen und die eigene körperliche und psychische Gesundheit zu vernachlässigen.

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Was kann ich als Arbeitgeber jetzt unternehmen?

Obwohl Beschäftigte „nur“ Arbeit nach Vorschrift machen, ist das für Unternehmen kein Zuckerschlecken. Für Arbeitgeber ist der Trend besorgniserregend, weil eine Distanzierung von der Arbeitsstelle stattfindet. Sie müssen befürchten, Personal und wichtige Fachkräfte zu verlieren, wenn diese mit den jetzigen Arbeitsbedingungen nicht einverstanden sind. An jeder Ecke lauert die Konkurrenz: Unternehmen mit modernen Arbeitszeitmodellen, attraktiven Benefits und familienfreundlichen Strukturen.

Folgende Punkte können helfen, um Quiet Quitting erfolgreich einzudämmen:

#1: Arbeitgeber ermöglichen eine gesunde Kompensation von Stress

Arbeitsstress ist oft der wichtigste Grund für das Quiet Quitting. Kann dieser nicht auf gesunde Weise ausgeglichen werden, sinkt die Bereitschaft von Arbeitnehmern, sich weiterhin zu bemühen. Umso wichtiger ist es, dass Arbeitgeber Stressfaktoren am Arbeitsplatz identifizieren und entsprechend reagieren.

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Mögliche Stressfaktoren für Arbeitnehmer:

  • harte Deadlines bei einem hohen Arbeitspensum
  • angespannte Arbeitsatmosphäre im Team
  • veraltete Technik
  • wenig Mitspracherecht; kaum Entscheidungsfreiraum

Neben der Identifikation von Stressfaktoren sollten Arbeitgeber bereit sein, Kompensations- und Präventionsmöglichkeiten anzubieten. Zu diesen gehören die Etablierung einer gesunden Pausenkultur, einladende Arbeits- und Pausenräume, Gesundheitscoachings, gemeinsame Aktivitäten zum Entspannen sowie regelmäßige Gespräche im Team, um neue Möglichkeiten auszuloten, den Stress zu reduzieren.

#2: Arbeitgeber lernen, Arbeitnehmern zuzuhören

Moderne Führung, welche dem Quiet Quitting entgegenwirkt, bedeutet, Platz für die Bedürfnisse der Arbeitnehmer einzuräumen. Aufmerksam zuhören. Feedback annehmen. Und herausfinden, was die einzelnen Teammitglieder wirklich beschäftigt. Es gilt, eine Arbeitsatmosphäre zu erschaffen, welche die Botschaft vermittelt: „Ich höre dir zu.“ Nur so ist es für Arbeitgeber möglich, die Töne des „stillen Ausstiegs“ in einer lauten Arbeitswelt wirklich zu hören und zu verstehen.

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Im Fokus steht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von Arbeitszeit und arbeitsfreier Zeit. Besonders der jungen Generation arbeitender Menschen sind flexible und faire Arbeitszeiten besonders wichtig. Doch nicht alle Arbeitgeber sind bereit, diesem Bedürfnis genügend Aufmerksamkeit zu schenken, weshalb der Trend des Quiet Quittings nicht überraschend kommt. So haben laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 4,5 Millionen Beschäftigte im Jahr 2021 Mehrarbeit geleistet und die Zahl derer, die aufgrund von psychischen Belastungen fehlen, steigt stetig an.

#3: Arbeitgeber schätzen die Zeit ihrer Arbeitnehmer – denn sie ist kostbar

Quiet Quitting vermittelt die Botschaft, dass die Ressourcen der Arbeitnehmer überstrapaziert werden und es Zeit für eine Veränderung ist. „Zeit“ ist auch das Stichwort. Denn sie ist eines dieser wertvollen und knappen Ressourcen von Beschäftigten.

Es gilt, die Arbeitszeit und die freie Zeit von Arbeitnehmern strikt voneinander zu trennen und sie zu respektieren. Damit Beschäftigte keine Zeit verlieren oder verschwenden, die sie für ihre Erholung nutzen könnten, ist es für Führungskräfte wichtig, Zeit sinnvoll zu managen. Ein großer Zeiträuber sind zum Beispiel große (manchmal überflüssige) Meetings, an denen das gesamte Team teilnimmt. Zum Problem wird dieses Vorgehen vor allem in größeren Unternehmen.

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Besser: Kleingruppenmeetings einberufen und Themen sowie Probleme effektiver abarbeiten. So werden nicht alle Angestellten dazu „genötigt“ an Treffen teilzunehmen, die für sie irrelevant sind. Zudem schaffen kleinere Gruppen eine intimere Gesprächsatmosphäre, sodass auch diejenigen, die sich in größeren Runden zurückhalten, endlich die Zeit und Chance bekommen, Probleme anzusprechen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Unzufriedenheit einzelner Mitarbeiter mit der Zeit wächst – und auch das Risiko, dass diese leise und frustriert ihre Kündigung einreichen.

#4: Arbeitgeber geben Arbeitnehmern die Chance, sich mit ihrem Beruf zu identifizieren

Viele Arbeitnehmer von heute sehnen sich danach, sich persönlich verwirklichen zu können und einem Beruf nachzugehen, der mit ihren Werten übereinstimmt und so einen Sinn ergibt. Für Arbeitgeber, die mit dem Quiet Quitting kämpfen, sollte das nicht ein Stolperstein sein. Es ist eine Chance, die sich ergibt, um Mitarbeiter langfristig zu binden.

Wie es funktionieren kann:

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– Wertearbeit leisten:

Sicherheit, Kreativität, Freundlichkeit, Ausdauer – welche Werte lebt das Unternehmen und wo treffen sie auf die der Arbeitnehmer? Wertearbeit im Unternehmen kann dabei helfen, diese Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und die Bindung zu den Mitarbeitern zu stärken. Stimmen die Werte überein, wächst auch die Identifikation mit dem Unternehmen.

– Karrierechancen schaffen:

Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten? Bekommen Arbeitnehmer bei euch die Möglichkeit, aufzusteigen? Findet beispielsweise auch ein Mentoring oder Coaching statt? Wer Quiet Quitting eindämmen möchte, sollte an diesen Punkten arbeiten. Denn was sich Arbeitnehmer auch wünschen, sind echte Karrierechancen und persönliche Gestaltungsspielräume, die es möglich machen, Familie und Beruf zu vereinen – ohne um den Arbeitsplatz fürchten oder sich abrackern zu müssen.

– Verantwortungsvolle, abwechslungsreiche Aufgaben anbieten:

Was kann motivierender als ein abwechslungsreicher, spannender Job sein, um Quiet Quitting einzudämmen? Damit es wieder mehr Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen und die Produktivität nicht herunterzufahren, benötigen Beschäftigte nicht „busy work“, sondern echte Arbeit mit Mehrwert. Leerläufe sollten deshalb nicht mit Aufgaben vollgestopft werden, die im Grunde überflüssig sind. Denn diese Art von Aufgaben drängen Arbeitnehmer noch mehr in Richtung „Exit“.

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#5: Arbeitgeber zeigen, wie wichtig ihre Arbeitnehmer für das Unternehmen sind

Ein simples Gespräch, ein „Danke“, eine nette Geste im hektischen Arbeitsalltag: Was manchmal untergeht und Arbeitnehmer demotiviert, ist die Mitarbeiterwertschätzung. Je weniger davon vorhanden ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit des Quiet Quittings.

Wertschätzung kann viele Formen haben:

  • Bedanke dich für die tolle Mitarbeit am letzten Projekt.
  • Frage nach dem Wohlbefinden deiner Mitarbeiter.
  • Verschicke eine persönliche Grußnachricht per E-Mail, in der du deinen Mitarbeitern mitteilst, dass sie wichtig für dich sind.
  • Zeige, dass du die Meinung deines Teams schätzt, indem du selbst auch mal nach Rat fragst.
  • Frage nach, ob es an etwas fehlt.
  • Verteile häufiger ein Lob für gute Arbeit.

Arbeitnehmer wollen „anders“ arbeiten – und nicht unbedingt weniger

Der Begriff des Quiet Quittings vermittelt manchmal den Eindruck, dass Arbeitnehmer generell weniger arbeiten wollen. Darüber lässt sich streiten. Im Kern geht es jedoch oft um die Forderung von strukturellen Veränderungen. Vor allem junge Arbeitnehmer fordern Flexibilität in Sachen Arbeitszeit und -ort. Es geht um Ausgleich, darum, die Gesundheit zu schonen, Zeit für Familie und Freunde zu haben – und zugleich einem Job nachzugehen, der erfüllend ist. Die Ansprüche sind gestiegen und damit auch die Anforderungen an Unternehmen und Arbeitgeber.

Bildnachweis: erhui1979/istockphoto.com

Anne und Fred von arbeits-abc.de
Foto: Julia Funke

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